Belletristik
Das Wort Belletristik wurde im 18. Jahrhundert vom französischen Begriff „belles lettres" abgeleitet, was soviel bedeutet wie „schöne Wissenschaften". |
Bedeutung
Belletristik ist ein relativ neuer Begriff. Ursprünglich wurde er in Frankreich dazu gebraucht, die schönen Wissenschaften („belles lettres“) wie Musik, Malerei und Literatur von den Schulwissenschaften („lettres humaines“) abzugrenzen.
Innerhalb der Literatur wurde der Begriff dann im 18. Jahrhundert eingeengt und für all diejenige Literatur angewendet, die im Gegensatz zur wissenschaftlichen Literatur oder zu Sachbüchern einfach schön (belle = schön) zu lesen sind.
Illustration: Katja Spitzer
Während das Lesen wissenschaftlicher Texte oft anstrengend ist, man einige Stellen mehrmals lesen muss und man insgesamt viel länger braucht, um den Text zu verstehen (intensives Lesen), sind belletristische Texte vor allem unterhaltsam. Man kann sich dem Lesegenuss hingeben und in relativ kurzer Zeit dicke Schmöker lesen (extensives Lesen).
Dieser extensive oder ausschweifende Lesegenuss war in Deutschland allerdings schnell verpönt. Literatur sollte nicht nur schön und unterhaltsam sein, sondern den Leser auch bilden und erziehen. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe war einer der ersten, der fand, dass unterhaltsame Literatur nicht gleichzeitig poetische, hohe Literatur sein könne.
Diese abwertende Beurteilung von Belletristik als rein unterhaltsamer und niederer Unterhaltungsliteratur hat in Deutschland schnell und nachhaltig Karriere gemacht. Noch heute teilen viele Literaturkritiker Literatur in U- für Unterhaltungsliteratur und E-Literatur für ernsthafte Literatur ein. Mit U-Literatur meinen sie dabei Literatur, die vor allem Spaß macht, zu lesen und die die Massen begeistert. Ernsthafte Bücher sind ihrer Meinung nach dagegen literarische Texte mit hohem künstlerischen Anspruch.
Der Begriff Belletristik als unterhaltsame Literatur wurde durch diese Einteilung insgesamt abgewertet und bewegt sich heute in der Grauzone zwischen U- und E-Literatur.
In der Literaturwissenschaft wird der schwer greifbare Begriff deshalb nicht gerne verwendet.
Eine Möglichkeit, die Grauzone zwischen U- und E-Literatur zu umgehen, ist, die englische Begrifflichkeit zu verwenden. Im englischsprachigen Raum wird die Literatur seit jeher einfach nur in „fiction“ und „non fiction“, also in fiktive, erfundene Geschichten und in nicht fiktive, nicht erfundene Geschichten eingeteilt. Eine Wertung in „hoch“ und „nieder“ gibt es insofern nicht.
Für Buchhändler und Verleger ist die Debatte über die Qualität von Texten und ihre Einteilung in unterhaltsame oder ernsthafte Literatur vor allem in Bezug ihrer Verkäuflichkeit interessant. Da sich unterhaltsame Bücher in der Regel besser verkaufen als besonders kunstfertige Bücher, verwenden sie lieber für alle literarischen Texte gleichermaßen den Begriff Belletristik. Aus dem Grund kann man im Buchhandel unter Belletristik so unterschiedliche Genres wie Romane, Krimis, Science Fiction, Fantasy, Märchen, Sagen, Legenden, Fabeln, Lyrik, Drama, Essays, Briefe, Tagebücher, Biografien, fremdsprachige Literatur, Humor, Comics, Satire und sogar Geschenkbücher finden.
Als wichtiges Marktsegment nimmt Belletristik derzeit im Buchhandel die oberste Warenstelle, nämlich die Warengruppe 1 ein. Sie macht mittlerweile über 30 Prozent der verkauften Bücher aus.
Kinder- und Jugendbücher gehören übrigens zur Warengruppe 2. Dass Kinder- und Jugendbücher im Buchhandel nicht als belletristische Texte zählen, ist insofern bemerkenswert, weil für sie alle Merkmale der Warengruppe 1 gelten: Sie sind unterhaltsam, kommen in den unterschiedlichen Genres vor und eignen sich zudem sehr gut als Geschenkbuch!
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Quellenangabe
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Kautt, Annette: Belletristik. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/sachbegriffe/belletristik.html; Stand: 18.10.2011.
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