Rezension
Eine Rezension ist die kritische Besprechung eines wissenschaftlichen oder künstlerischen Werkes. Rezensionen erscheinen in verschiedenen Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen, Radio und Internet. Der Verfasser einer Rezension heißt Rezensent. |
Bedeutung
Das Wort Rezension geht auf das Lateinische recensere zurück und heißt sorgfältig prüfen. Eine Rezension ist also eine sorgfältige Prüfung.
Geprüft werden künstlerische und wissenschaftliche Werke wie Bücher, Theater-, Film- und Fernsehaufführungen, aber auch Konzerte oder Opernveranstaltungen.
Konkret sieht das so aus, dass ein Journalist, Autor oder auch Wissenschaftler sich einen Text oder eine Aufführung genau durchliest, anhört oder ansieht und anschließend mit Worten, also der geschriebenen Rezension, kritisch bespricht.
Illustration: Tine Neubert
Der Rezensent von wissenschaftlichen Texten überprüft dabei, ob die Aussagen des Autors logisch und nachvollziehbar aufeinander aufgebaut sind und die Ergebnisse wohl stimmen. Außerdem überlegt er sich, inwieweit die Ergebnisse für andere Wissenschaftler und auch für die Gesellschaft wichtig sind.
Der Rezensent von künstlerischen Werken, interessiert sich weniger dafür, ob die Aussage des Werks richtig oder falsch ist, als vielmehr dafür, wie gut das Werk auf den Betrachter, Hörer oder Leser wirkt. Um das heraus zu bekommen, nimmt er zuerst das Werk auseinander, besieht sich seinen Aufbau oder seine Komposition, seine Motive, seine Funktion und Aussagekraft. Anschließend erläutert er, aus welchen Gründen er das Werk für gelungen hält oder nicht. Seine fertige, aufgeschriebene Prüfung oder kritische Besprechung des Werkes schickt er dann an eine Zeitung, Zeitschrift oder an ein anderes Medium, wo es für ein größeres Publikum veröffentlicht wird.
Ein Sonderfall der Rezension gibt es innerhalb der philologischen (sprach- und literaturwissenschaftlichen) Disziplin der Textkritik. Hier ist die Rezension selbst ein wissenschaftlicher Text, der alte Texte kritisch begutachtet oder durchsieht. Dazu werden oft mehrmals überlieferte Handschriften und Lesarten eines Textes miteinander verglichen. Auf diese Weise kann man beispielsweise heraus bekommen, ob ein alter Text wirklich vom bisher angenommenen Autor stammt, ob der Autor verschiedene Versionen eines Textes geschrieben hat und ob die jüngste Version auch wirklich die jüngste ist.
Funktion der Rezension
Warum muss ein Werk überhaupt von einem Rezensent geprüft werden? Oder anders gefragt: Welche Nutzen oder welche Funktion hat eine Rezension?
Bei wissenschaftlichen Texten liegt die Funktion nahe. Denn wissenschaftliche Texte behaupten ja, richtige Aussagen zu treffen. Insofern macht es durchaus Sinn, wenn ein Rezensent diese Aussagen überprüft. Das Gleiche gilt auch für Rezensionen der Textkritik, die bespricht, wann, wie und ob ein alter Text wirklich von diesem oder jenem Autor geschrieben wurde.
Aber bei künstlerischen Werken ist die Funktion der Rezension nicht so eindeutig. Denn künstlerische Werke wollen vor allem gefallen, beeindrucken oder zum Nachdenken anregen. Ob ihnen das gelingt, hängt weniger von allgemein nachprüfbaren Urteilen als vom jeweiligen Geschmack des Betrachters ab. Ein Rezensent mag zwar einigermaßen objektive Gründe für eine gute oder schlechte Qualität des künstlerischen Werkes finden, zum Beispiel seine handwerklich gute oder schlechte Machart, sein gelungener oder unlogischer Aufbau, seine vorhandenen oder fehlenden Spannungsmomente und Experimentierfreudigkeit.
Aber letztendlich hängt die Wirkung eines künstlerischen Werkes vom Geschmacksurteil jedes einzelnen ab. Aus dem Grund ärgern sich auch viele Künstler über die Rezensionen ihrer Werke. Sie fühlen sich vom Rezensenten missverstanden, über- oder unterinterpretiert oder ihr Werk schlecht geredet.
Trotzdem ist die Rezension für den Künstler und den Kunstbetrieb interessant, weil es das jeweilige Werk als erstes öffentlich einschätzt, es in einen Zusammenhang mit anderen Werken stellt, seine Bedeutung bespricht und die Richtung vorgibt, in der es vielleicht in Zukunft interpretiert werden wird. Rezensionen sind somit die ersten Interpretationen eines neu erschienenen Werkes. Das, was bei älteren Werken wissenschaftliche Sekundärliteratur ist, liefert die Rezension also bei aktuellen Werken.
Unabhängig davon hat die Rezension künstlerischer Werke auch noch zwei andere wichtige Funktionen. Zum einen trifft sie im Meer der vielen, vielen Kunstwerke eine Vorauswahl für mögliche Hörer, Betrachter oder Leser des Werks. Zum anderen macht sie Werbung für das Werk und damit auch Werbung für den Künstler und denjenigen, der das Werk verbreitet und verkauft. Denn Rezensenten besprechen natürlich längst nicht alle künstlerische Werke, sondern nur die, die ihnen aus irgendeinem Grund wichtig erscheinen. Da in der riesigen Menge an Medien wie Filmen, Konzerten, Büchern viele Werke untergehen, ist selbst eine Besprechung, die das Werk verreißt, besser als gar keine Besprechung.
Abgesehen davon, sind viele Rezensionen weit weniger kritisch als sie theoretisch sein sollten. Viele Rezensenten wollen weder den Künstlern, noch deren Verlegern, Labels, Agenten oder Galeristen vor den Kopf stoßen und reden die Werke deshalb oft besser als sie sind. Oder sie sind so beeindruckt vom Erfolg des Künstlers, dass sie sich selbst kein kritisches Urteil mehr erlauben. So eine „Jubelberichterstattung“ ist für den möglichen Käufer oder Betrachter des Mediums allerdings etwas störend. Denn wenn sich die Rezension zu weit vom wirklichen Werk entfernt und sie ungerechtfertigter Weise über den Klee lobt, hat man sich den Film, das Buch oder die Kunstausstellung umsonst gekauft oder angesehen.
Links
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http://www.jff.de/5Projekte/index.php?id=156
Quellenangabe
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Kautt, Annette: Rezension. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/sachbegriffe/rezension.html; Stand: 17.06.2012.
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