Theater
Im antiken Griechenland war das théatron der Schauplatz, an dem eine Schauspielgruppe einem Publikum eine künstlerische Vorstellung gab. Heute meint man mit dem Begriff nicht nur das Theatergebäude, die Bühne und den Zuschauerraum, sondern auch die Aufführung selbst. |
Schauplätze
Die erste Bühne Europas war wahrscheinlich der Marktplatz in Athen. Das erste, uns bekannte Theater mit eigenem Zuschauerbereich war das griechische Dionysos-Theater, das ebenfalls in Athen war. Es wurde mehr als fünfhundert Jahre vor Christi Geburt gebaut und entsprach mit seinen etwa 40 000 treppenartigen Plätzen mehr unseren heutigen Olympia-Stadien als unseren Theatern.
Über tausend Jahre später, im Mittelalter, spielte man nicht mehr an einem bestimmten Theaterort, sondern auf verschiedenen öffentlichen Plätzen. Dabei entstanden unterschiedliche Bühnenformen. Zum Beispiel die Wagenbühne, die auf einem oder mehreren Wägen aufgebaut wurde. Oder die Simultan-Bühnen, die meist nebeneinander lagen und zwischen denen die Zuschauer während eines Stücks hin- und herschauten oder gingen.
In der Renaissance ist man darauf zurück gekommen, an einem Ort zu spielen. Weil die Einortbühne nicht ständig auf- und abgebaut werden musste, fing man an, sie mit wechselnden Kulissen und dreidimensionalen Raum- und Landschaftsgemälden zu schmücken. Gleichzeitig entwickelte sich im 17. Jahrhundert auch die Guckkastenbühne, bei der die Zuschauer durch Rahmen und Vorhang räumlich von der Bühne getrennt sind. Viele unserer heutigen Bühnen sind Guckkastenbühnen.
Neben den Einortbühnen gab es vor allem in England und Deutschland auch Wanderbühnen, die ohne eigenes Haus spielten, und heute im Straßentheater immer noch Nachfolger haben. Als Mischform zwischen Wanderbühne und Guckkastenbühne kann man das Kasperltheater ansehen, das kleine, transportable Guckkastenbühnen als Spielort verwendet.
Illustration: Tine Neubert
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Theaterbau
Es gibt riesige Theatergebäude mit unzähligen Probe-, Umkleide-, Aufenthalts–, Verwaltungs-, und Garderoberäumen, Werkstätten, dem Fundus, wo Kostüme aufbewahrt werden, oder der Kantine für die Mitarbeiter. Und es gibt ganz kleine Theater, die nur aus ein paar Stuhlreihen und einem kleine Platz für die Schauspieler bestehen.
Das, was ein Theater zum Theater macht, ist also nicht seine Größe, sondern das Vorhandensein einer Bühne und eines Zuschauerraums. Wenn man Glück hat, sind die Zuschauerplätze treppenartig erhöht und man hat eine bessere Sicht auf die Schauspieler.
Ein Theater mittlerer Größe wird unterteilt in Bühnenhaus und Zuschauerhaus.
Zum Zuschauerhaus gehört neben dem Zuschauerraum die Eingangshalle, die Kasse, die Garderoben, Toiletten und häufig Galerieflure, in denen man sich während der Pause aufhalten kann. Der Zuschauerraum ist oft durch eine Art Balkon oder Galeriegeschoss zweigeteilt. Der Raum unter dem Balkon heißt Parkett, der Raum darüber Rang oder Loge. Manche Theater haben gleich mehrere Ränge übereinander.
Früher saßen in den Logenplätzen wichtige Personen, die sich nicht unter das Volk im Parkett mischen wollten. Heute sind die Parkettplätze beliebter, weil dort die Sicht und Akustik oft besser sind.
In Theaterhäusern, wo Opern oder Musicals gespielt werden, gibt es vor der ersten Reihe im Parkett einen, meist im Boden versenkbaren Orchestergraben, wo ein Orchester live spielt. Manchmal werden auch Theaterstücke mit Live-Musik begeleitet.
Zum Bühnenhaus gehört neben der sichtbaren Spielfläche auch die ganze Maschinerie, die nötig ist, um Kulissen zu verschieben, die Bühne zu drehen oder zu senken, die Scheinwerfer zu bewegen oder den Vorhang zuzuziehen. Zwischen Bühne und Zuschauerraum muss man heute einen Vorhang aus Eisen, den Eisernen Vorhang, einbauen, die bei einem Brand das Bühnenhaus schnell vom Zuschauerhaus trennt.
Theateraufführung
Theateraufführungen gibt es schon ganz lange. Das europäische Theater geht auf Feste im antiken Griechenland zurück, die zu Ehren des Gottes Dionysos veranstaltet wurden. Man geht davon aus, dass sich aus den ausgelassenen Tänzen, Gesprächen und Liedern auf den Festen Komödien und Tragödien entwickelten.
In den ersten Theaterszenen stand ein Schauspieler einem Chor gegenüber. Der Chor erklärte oder beurteilte die Taten des Schauspielers mit Sprechgesang und Tanz. Das griechische Theater kam übrigens fast ohne Kulissen aus. Es gab nur farbig angemalte Holzklötze, die je nach Bedarf umgestellt wurden. Allerdings trugen die Schauspieler Masken und üppige Kostüme.
Früher wurde in den Aufführungen also sowohl gesprochen, als auch getanzt und gesungen. Erst mit der Entstehung der Oper Anfang des 17. Jahrhunderts trennte sich das Theater in Worttheater und musikalisches Theater. Heute gibt es die drei Hauptformen, Sprechtheater (Schauspiel), körpersprachliches Theater (Tanztheater, Ballett, Pantomime) und Musiktheater (Oper, Operette, Musical). Die meisten Theaterstücke werden von Schauspielern gespielt. Gerade im Kindertheater werden neben Schauspielern aber auch häufig Figuren wie Marionetten, Hand- oder Stabpuppen eingesetzt.
Eine Theateraufführung ist fast immer ein Gemeinschaftsprojekt. Selbst bei einem Ein-Mann-Theater sind meistens mehrere Leute beteiligt. Bei großen Aufführungen können an einer Theaterproduktion sogar mehrere hundert Menschen mitwirken.
Neben den Schauspielern, die auf der Bühne das Stück spielen und für die Zuschauer sichtbar sind, sind im Hintergrund viele Menschen dafür verantwortlich, dass das Stück so auf der Bühne erscheint wie es das Publikum sieht. Im Normalfall gibt es zuerst den Text eines Autors. Dieser Text wird oft von einem Dramaturg für das Theater bearbeitet oder umgeschrieben. Der Regisseur ist derjenige, der den Text inszeniert. Das heißt, er muss den Text mit Schauspielern, Bühnenbild und Musik lebendig werden lassen. Durch seine Inszenierung interpretiert er den Text gleichzeitig. Ein alter Text kann dadurch in einem ganz neuen Gewand erscheinen. Da der Regisseur meistens nicht jemand ist, der alles kann, holt er sich Leute mit Spezialwissen. Der Bühnenbildner hilft dem Regisseur zum Beispiel beim Bühnenbild, der Maskenbildner beim Schminken und Frisieren, der Kostümbildner beim Entwurf der Kleider und der Lichttechniker beim Einstellen der Scheinwerfer. Daneben gibt es noch viele andere Mitarbeiter, zum Beispiel diejenigen, die sich um Organisation der Zuschauer kümmern.
Bei so vielen unterschiedlichen Berufen und Tätigkeiten unter einem Dach braucht ein Theater jemanden, der das ganze Haus organisiert und leitet. Dieser Leiter heißt Intendant. Der Intendant entscheidet zum Beispiel über das Theaterprogramm, macht Verträge mit den Mitarbeitern oder kümmert sich um die Finanzierung des Theaters. Wenn ihm neben seiner Leitungstätigkeit noch Zeit bleibt, kann er auch selbst Stücke inszenieren. Kleine Theater werden allerdings oft ohne einen Intendanten geleitet.
Links
http://www.rossipotti.de/ausgabe06/kulturtasche.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Theater
http://www.grips-theater.de/
Quellenangabe
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Kautt, Annette: Theater. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/sachbegriffe/theater.html; Stand: 17.06.2012.
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