Detektivgeschichte
Der Detektivroman ist eine Sonderform des Kriminalromans, allerdings nicht immer klar von ihm unterscheidbar. Beide Genres sind auf Spannung ausgelegte Geschichten und drehen sich um ein oder mehrere Verbrechen. Doch während es im Kriminalroman in erster Linie um die Darstellung des Täters, seine Verstrickungen in die Tat und die Beweggründe für sein Verbrechen geht, ist der Detektivroman vor allem an der Darstellung des Detektivs und der Aufklärung des Falls interessiert. Der Fall wird meistens vom Detektiv über verschiedene Indizien stückweise aufgeklärt und wegen Verfolgung falscher Spuren und Verdächtiger oder fehlender wichtiger Hinweise erst am Schluss vollständig gelöst. |
Was ist eine Detektivgeschichte?
Am Anfang jeder Detektivgeschichte steht ein Verbrechen, das aufgeklärt werden muss. Das kann ein raffinierter Kunstraub oder eine Kunstfälschung, eine Entführung, Erpressung und sogar auch Mord sein.
Oft sind die Umstände der Tat geheimnisvoll oder so unerklärlich, dass sie nicht von der Polizei aufgeklärt werden können und dringend ein Detektiv zu Rate gezogen werden muss.
Im Allgemeinen werden Detektive von Privatpersonen beauftragt, manchmal wendet sich jedoch auch die Polizei an den Privaten Ermittler. Häufig hat der Detektiv im Roman auffallende Eigenarten oder Gewohnheiten, die ihn als Detektiv einprägsam machen und auch von der Masse gewöhnlicher Ermittler abheben. Am bekanntesten ist wohl der Eigenbrötler Sherlock Holmes mit seiner Pfeife und dem charakteristischen Hut..
Außerdem haben die Detektive unterschiedliche Methoden, wie sie ein Verbrechen aufklären.
Detektive der „klassischen“ Geschichten wie Sherlock Holmes, Hercule Poirot oder auch Kalle Blomquist versuchen vor allem mit ihrem Verstand und strenger Logik die Hinweise oder Verdachtsmomente zu interpretieren und zu kombinieren.
Detektive des „harten“ Detektivromans wie Philip Marlowe von Raymond Chandler oder Sam Spade von Dashiell Hammett lösen das Verbrechen eher durch ihre Kenntnisse der verschiedenen, oft brutalen oder harten Milieus und ihrer psychologischen Einfühlungskraft in den Täter.
In allen Detektivgeschichten begleitet der Leser den Detektiv bei seinen Ermittlungen, hört wie er Zeugenaussagen, sammelt Hinweise zur Verbrechensaufklärung, sogenannte Indizien, und versucht die Zusammenhänge und Hintergründe des Verbrechens herauszubekommen. Oft verfolgen Detektiv und Leser falsche Spuren und Indizien oder auch falsche Verdächtige.
Meistens ist der Detektiv dem Leser allerdings eine Nasenspitze voraus und hat Dinge erfahren oder gedacht, die er dem Leser nicht preisgibt. Das erhöht die Spannung, und außerdem kann der Detektiv so den Leser am Ende mit der richtigen Rekonstruktion des Tathergangs verblüffen.
Ziel jeden Detektivs ist natürlich nicht nur, das Verbrechen aufzuklären, sondern auch den Verbrecher hinter Schloss und Riegel zu bringen.
Die meisten Detektive werden übrigens nicht nur für eine Geschichte zum Leben erweckt, sondern werden Helden ganzer Detektivreihen. Die Geschichten werden dabei jedes Mal in ähnlicher Weise um den Helden gestrickt und folgen einem relativ festen Schema.
Als sogenannter Urheber der Detektivgeschichte wird heutzutage Edgar Allen Poe angesehen. In seiner Geschichte Doppelmord in der Rue Morgue von 1841 erschuf er mit dem genialen Le Chevalier C. Auguste Dupin sozusagen den ersten richtigen Detektiv. Davor gab es zwar schon Kriminalromane, die vor allem um die Darstellung des Verbrechens und dessen gesellschaftlichen Ursachen oder um die kranken Leidenschaft des Täters kreisten. Bekannt sind Die Judenbuche von Annette von Droste Hülshoff oder E.T.A. Hoffmanns Fräulein von Scuderi. Aber Edgar Allan Poes Detektiv Dupin löste seine Fälle erstmals mit Scharfsinn und analytischem, logischem Denken, so wie wir es von einem ordentlichen Detektiv klassischer Detektivgeschichten heute erwarten
Dupin war übrigens auch das Vorbild für Conan Doyles Sherlock Holmes, der danach als Prototyp des Detektivs galt.
Heute ist die Detektivgeschichte eines der beliebtesten Genres der Literatur. Und zwar nicht nur innerhalb der Erwachsen-Literatur, sondern auch im Kinder- und Jugendbereich. Viele Kinder verschlingen Serien wie Die drei Fragezeichen oder TKKG, in denen jugendliche Detektive Kriminalfälle lösen.
Der Reiz an Detektivgeschichten ist neben spannender Unterhaltung und der Lust am Miträtseln sicher auch der jeweilige Detektiv selbst, den der Leser in den oft mehrreihigen Geschichten folgen und so auch dessen Umfeld immer besser kennen lernen kann.
Berühmte Detektive
Fast jeder hat schon einmal von den Detektiven Sherlock Holmes, Miss Marple oder Meisterdetektiv Kalle Blomquist gehört. Alle drei sind literarische Figuren, die mit Hilfe ihres wachen Verstandes ein Verbrechen aufklären. Neben ihnen gibt es natürlich noch sehr viele andere Detektive in der Literatur, aber diese drei schlauen gehören wohl mit in die Reihe der bekanntesten Detektive.
Sherlock Holmes ist auch heute noch einer der bekanntesten Detektive der Welt und ausgedacht hat ihn sich ein Mann namens Sir Arthur Conan Doyle im Jahre 1886.
Sherlock Holmes löst seine Fälle mit Hilfe seiner überragenden Intelligenz. Zusätzlich nutzt er aber auch noch eine neuartige forensische oder kriminaltechnische Arbeitsmethode. Durch detailgenaue Beobachtung und nüchterne, logische Schlussfolgerung gelingt es Holmes, unlösbare scheinende Rätsel zu lösen und den Verbrecher zu fassen. Durch diese Methode gewann er besonderes Ansehen, denn es hatte bis dato etwas Derartiges in der Literatur noch nicht gegeben.
Sogar das große Vorbild aller Detektive, C. Auguste Dupin, konnte da nicht mehr mithalten.
Sir Arthur Conan Doyle war übrigens selber von Beruf nicht Detektiv, sondern Augenarzt. Die besondere Arbeitsmethode des Sherlock Holmes hatte er sich auch nicht etwa von einem echten Detektiv abgeschaut, sondern von seinem ehemaligen Dozenten, dem Mediziner Joseph Bell.
Bell zog logische Schlussfolgerungen aus Erscheinungsbild, Körperhaltung und Beruf eines Patienten und konnte so manchmal schon die richtige Diagnose stellen, bevor der Patient überhaupt etwas gesagt hatte.
Sherlock Holmes arbeitet hier ähnlich wie ein Mediziner und löst seine Fälle mit sezierender, beinahe steril wirkender Genauigkeit.
Die ersten Sherlock Holmes Geschichten erschienen als Kurzgeschichten. Dies war sehr praktisch, denn so konnten die Geschichten in Zeitungen veröffentlicht werden.
Bücher waren damals nämlich sehr teuer und für viele Menschen nicht einfach zu bezahlen.
Auf diese Art und Weise konnten mehr Leute die spannenden Fälle des Sherlock Holmes lesen.
Zu seiner Zeit war Sherlock Holmes sogar so berühmt, dass ihm viele Menschen Briefe schrieben. So bekam der fiktive Mister Holmes häufig Post, ja sogar Aufträge an seine ebenfalls Adresse in der Baker Street 221b geschickt, zu der Adresse also, die in den Büchern und Geschichten genannt wurde.
Auch heute noch kann man Sherlock Holmes einen Brief schreiben und auf besonders gute Briefe antwortet er immer noch. Man muss sich also richtig Mühe geben, wenn man will, dass einem der große Detektiv eine Antwort schreibt.
Hier ist seine vollständige Adresse:
Mr. Sherlock Holmes
221b Baker Street,
London NW16XE
England
Auch die Schriftstellerin Agatha Christie schuf unvergleichliche Detektive in ihren Geschichten und Büchern. Zu den bekanntesten ihrer Figuren gehört wohl die kultivierte, unverheiratete alte Amateurdetektivin Miss Marple.
Die vornehme, zerbrechlich wirkende Dame mit hochgestecktem weißem Haar gehört zur oberen Mittelschicht der englischen Gesellschaft und lebt von ihrem Erbe.
Auch Miss Marples Abenteuer wurden zu Beginn in Form von Kurzgeschichten in Zeitungen abgedruckt, bevor es ihre Fälle in Romanform gab.
In den Kurzgeschichten erscheint sie zunächst als Mitglied des Tuesday Night Club, einem Club der aus mehreren Mitgliedern besteht und der sich mit der Aufklärung ungeklärter Verbrechen befasst.
Da gibt es beispielsweise den ehemaligen Kommissar Sir Henry Clithering, den Schriftsteller Raymond West und seine Verlobten Joyce Lempriere, eine Künstlerin. Oder den alten Dr. Pender, die gemütliche Mrs. Dolly Bantry und ihren Mann oder die hübsche, aber nicht sehr intelligente Schauspielerin Jane Helier.
Trotz all dieser Mitglieder ist es aber letztendlich immer Miss Marple, welche mit einer gehörigen Portion Menschenkenntnis dem Übeltäter auf die Schliche kommt.
Die Kurzgeschichten waren sehr erfolgreich, und so erschien dann 1930 der erste richtige Miss-Marple-Roman unter dem Namen Mord im Pfarrhaus.
Abgesehen von Miss Marple erdachte Christie noch den exzentrischen, belgischen Detektiv Hercule Poirot, den ungewöhnliche „Detektiv der Herzen“ Parker Pyne, das abenteuerlustige Pärchen Tommy und Tuppance Bresford und den äußerst mysteriösen Harley Quin. Agatha Christie hat diese Figuren in über 70 Detektivromane viele unterschiedliche Fälle lösen lassen. Aber Miss Marple blieb doch immer eine ihrer Lieblingsfiguren.
Neben diesen Detektivgeschichten für Erwachsene, gibt es auch viele für Kinder. Einer der bekanntesten jugendlichen Detektive ist Kalle Blomquist, der durchaus mit den erwachsenen Detektiven mithalten kann.
Mord, Entführung und mit Arsen vergiftete Schokolade, all das sind Abenteuer, denen sich Kalle stellen muss. Da würde auch der ehrenwerte Mr. Holmes nicht von „Kinderkram“ reden. Kalle und seine Freunde Anders und Eva-Lotta klären in dem kleinen verschlafenen Örtchen Kleinköping Verbrechen mit Hilfe von Verstand und Räubersprache und verteidigen als Jugendbande „Die Weißen Rosen“ nebenbei auch noch den Großmummrich, einen besonders geformten Stein, gegen die gegnerische Bande, „Die Roten Rosen.“
Der Krieg der Rosen um den Großmummerich ist aber in den drei Romanen nur das, was man in der Literatur als Rahmenhandlung bezeichnet. Die eigentliche Hauptgeschichte handelt natürlich immer davon, wie Kalle, Anders und Eva- Lotta abenteuerliche Verbrechen aufklären.
Was da alles genau passiert, wie man die geheime Räubersprache spricht und auf welche Art und Weise Kalle und seine Freunde die Verbrecher dingfest machen, könnt ihr in den drei Romanen Kalle Blomquist – Meisterdetektiv, Kalle Blomquist lebt gefährlich und Kalle Blomquist, Eva-Lotta und Rasmus nachlesen.
Animation: © Annika Uppendahl
Links
http://www.rossipotti.de/ausgabe16/titelbild.html
http://www.eduhi.at/dl/Detektivgeschichte.pdf
http://www.labbe.de/lesekorb/index.asp?themaid=124&titelid=1561
http://www.detektiv-klub.de/
http://www.kidsweb.de/quis/detektiv_quiz/detektiv_quiz.htm
Quellenangabe
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Uppendahl, Annika: Detektivgeschichte. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/genres/detektivgeschichte.html; Stand: 24.01.2021.