Science-Fiction
Science-Fiction ist ein Genre der Literatur, des Films und auch der bildenden Kunst. In der Literatur ist Science-Fiction ein Zweig der fantastischen Literatur, die wissenschaftliche oder technische Entwicklungen in einer anderen Zeit erfindet. Meistens spielt Science-Fiction in der Zukunft, manchmal aber auch in einer anders entwickelten Vergangenheit. Inhalte von Science-Fiction sind häufig Weltraumfahrten und Reisen in fremde Zeiten, die die Entdeckung von fremden Orten oder Welten oder umgekehrt das Eindringen Außerirdischer auf der Erde beschreiben. Dabei geht es häufig um einen Kampf zwischen den unterschiedlichen Kulturen und das Bestehen von Gefahren in einer fremden Umwelt. Im Unterschied zu Fantasy ist in Science-Fiction der Glaube an unerklärlichen Kräfte oder Magie verpönt. Stattdessen werden wissenschaftliche Erkenntnisse genutzt und weitergedacht, um fantastische Momente oder Welten zu schaffen. Das Genre Science-Fiction ist unter anderem mit dem phantastischen Reiseroman, mit der Abenteuer-, Fantasy- und Horrorliteratur und mit der Utopie verwandt. |
Merkmale von Science-Fiction
Illustration zu H.G. Wells Roman
„Krieg der Welten”
Der Begriff Science-Fiction kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt Wissenschafts-Dichtung, wobei science für Wissenschaft und fiction für Dichtung oder fiktive, also erdachte Literatur steht.
Ist Science Fiction also Dichtung oder fiktive Literatur, bei der sich alles um Wissenschaft und Technik dreht? Sicherlich ist dies ein Aspekt, der die Science-Fiction Literatur verbindet. Doch das Besondere an Science-Fiction ist, dass es nicht nur Geschichten über Wissenschaft und Technik sind, sondern Texte, in denen technische oder wissenschaftliche Dinge erfunden werden, die es so in unserer Umwelt gar nicht gibt.
Erfunden werden beispielsweise neuartige Waffen wie Laserschwerter, Geräte mit denen man jede Sprache verstehen oder U-Boote, mit denen man zum Kern der Erde vordringen kann.
Eine der wichtigsten Erfindungen der Science-Fiction Literatur ist die Überwindung von Raum und Zeit durch futuristische Transportmittel und die Erschaffung künstlicher Menschen oder künstlicher Intelligenz wie Avatare, Androide oder Roboter.
Darüber hinaus erfindet Science-Fiction allerdings nicht nur neue technische Dinge, sondern stellt diese technische Erneuerungen auch in einen gesellschaftlichen Zusammenhang. Den technischen Neuerfindungen werden also andersartige Kulturen und Wesen zur Seite gestellt.
Dadurch macht Science-Fiction Literatur darauf aufmerksam, dass andere technische Entwicklungen, die bei Science-Fiction ja meistens Weitentwicklungen sind, immer auch gesellschaftliche Konsequenzen haben. Sei es, dass man plötzlich mit außerirdischen Wesen mit spitzen Ohren oder madenförmigen Köpfen kommunizieren muss, sei es, dass man in einem hochentwickelten Apparat mit seinem Avatar immer mehr in eine andere Welt hinüber gleitet.
Science-Fiction Literatur entwickelt deshalb oft positive oder negativen Utopien, die sich mit der gesellschaftlichen Veränderung unserer Welt durch technischen und wissenschaftlichen Fortschritt beschäftigen.
Der Schauplatz der Science-Fiction Geschichten ist dabei sehr oft in der Zukunft angesiedelt. Zum Beispiel im Weltraum, auf anderen Planeten, in einer anderen Dimension oder auch in einem ganz anderen Universum. Es gibt aber auch Science-Fiction Romane, die in einer anderen Vergangenheit oder in einer Parallelwelt spielen.
So schildert der Autor Robert Harris in seinem Roman Vaterland die 1960er Jahre, in der die Nazis den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben, und Robert Curz Smit zeigt uns in seinem Roman The Indians Won eine faszinierende Welt, in der die Indianer die eingewanderten Europäer besiegen und eine unabhängige indianische Nation bilden.
Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, weshalb Science- Fiction ein sehr offenes und freies Genre mit vielen Facetten und Subgenres ist. Die Kreativität des Autors ist im Science-Fiction nicht mehr an das Hier und Jetzt und die technischen Möglichkeiten der Gegenwart gebunden.
Die Pioniere der Science-Fiction
Illustration zu Jules Vernes Roman
„Kapitän Nemo.
20.000 Meilen unter dem Meer”
Heute geht man davon aus, dass die Science-Fiction Literatur auf die phantastische Reiseliteratur und damit schon auf antike Vorbilder wie Homers Odyssee zurück geht.
Als Pioniere des Science-Fiction als Genre gelten jedoch die Autoren H.G. Wells, der erstmals Geschichten über Raumschiffe schrieb, als es diese noch nicht gab, Jules Verne, der vor der Erfindung des U-Bootes bereits Kapitän Nemo in seinem sagenhaften Unterseeboot die Meere erforschen ließ, und Mary Shelley, die uns in ihrem Roman Frankenstein zeigt, welch düstere Folgen medizinischer Fortschritt ohne Gewissen und Moral haben kann.
Diese drei Autoren erschufen mit ihren Geschichten diverse Prototypen des Science-Fiction. Jules Verne schilderte als Visionär technische Neuerungen, die in der Zukunft durchaus denkbar sind, und lässt uns in vielen seiner Romane fremde Welten entdecken.
H.G. Wells Roman Krieg der Welten beschäftigt sich mit einer Invasion der Erde durch außerirdische Lebensformen und erfindet erstmals Roboter und Raumschiffe.
Mary Shelley lässt den Arzt Viktor Frankenstein künstliches Leben erschaffen und zeigt uns, dass manche zunächst als positiv empfundene Ideen und Erfindungen üble Folgen haben können.
Seriöser Science-Fiction
Illustration zu H.G. Wells Roman
„Krieg der Welten”
Seit der Erfindung des Science-Fiction beeindrucken uns unzählige Autoren mit ihren Werken.
Unter all den Autoren, die Science-Fiction bekannt und beliebt machten, waren jedoch einige, deren Werke vor allem durch ihren literarischen Anspruch hervorstachen.
George Orwell, Aldous Huxley, Margaret Atwood, Ray Bradbury waren nicht ausschließlich Science-Fiction Autoren; sie benutzten das Genre jedoch, um großartige Klassiker der Weltliteratur zu erschaffen.
In George Orwells Roman 1984, der 1949 herauskam, stellt er einen totalitären Überwachungsstaat dar, dessen Ziel die komplette Überwachung und Kontrolle der Menschen ist . Die Hauptfigur des Romans gerät in einen Konflikt mit diesem System und wird aus diesem Grund sogar einer Gehirnwäsche unterzogen.
Margeret Atwood schildert im Report der Magd einen fiktiven Staat im Jahr 2195 im heutigen Nordamerika. Religiöse Fundamentalisten errichten hier nach einer atomaren Verseuchung, die den größten Teil der weiblichen Bevölkerung unfruchtbar gemacht hat, die totalitäre Republik Gilead. Frauen werden entmündigt und fortpflanzungsfähige Frauen werden als Gebärmaschinen missbraucht. Desfred, die Hauptfigur des Romans, ist eine dieser entmündigten Frauen, die einem Offiziersehepaar ein Kind gebären soll und ihnen als sogenannte Magd dienen muss.
Aldous Huxleys beschreibt in seiner beklemmenden negativen Utopie Schöne neue Welt eine Gesellschaft, in der angeblich Frieden, Freiheit und Stabilität herrschen. Dieser Friede und die Stabilität werden gewährleistet, indem die Menschen bereits als Embryonen körperlich verändert und in Kasten eingeteilt werden, zu denen sie ein Leben lang gehören müssen. Im Gegensatz zu George Orwells Roman 1984 werden in Huxleys Roman die Menschen aber durch Konsum und Drogen und nicht durch Gewalt gefügig gemacht.
In Ray Bradburys Roman Fahrenheit 451 wird eine Gesellschaft gezeigt, in der das Lesen verboten ist. Der Besitz von Büchern ist Illegal, und Feuerwehrmänner sind nicht mehr dazu da, Brände zu löschen, sondern sie verbrennen die letzten existierenden Bücher. Anstatt zu lesen, lassen sich die Menschen von wandgroßen Bildschirmen mit stupiden Serien berieseln. Erstaunlich ist hier, dass der Roman 1953 herauskam, also zu einer Zeit, in der die Bildschirme noch sehr klein waren und das Fernsehen noch nicht selbstverständlich war, denn bei weitem nicht jeder Haushalt besaß damals ein eigene Gerät.
Der Wettlauf ins All
Illustration zu Jules Vernes Geschichte
„Von der Erde zum Mond”
In den 1960er Jahren kam es zum sogenannten Wettlauf ins All, bei dem Amerika und Russland versuchten, jeweils als erste in den Weltraum und auf den Mond zu kommen; dadurch erlebte Science-Fiction nochmals einen besonderen Schub.
Gerade durch Ereignisse wie Laika im Sputnik, dem ersten Hund im Weltall, und die Mondlandung der Amerikaner, interessierten sich die Menschen plötzlich für alles, was mit dem Weltraum zu tun hatte.
Die ersten Science-Fiction Kinofilme entstanden, und bald schon wurden Fernsehserien wie Star-Trek und Doktor Who produziert. Während Star Trek eine Reise durchs All mit der Darstellung unterschiedlicher fremder, planetarischer Kulturen und ihren kriegerischen Auseinandersetzungen ist, reist Doktor Who als neunhundert Jahre alter Außerirdischer mit oder ohne Begleitung durch Raum und Zeit und erlebt so viele Abenteuer.
Heute gibt es unzählige Science-Fiction Bücher, Filme und Serien. In letzter Zeit beeindruckten uns vor allem Filme wie Avatar oder die Verfilmung des bekannten philosophisch humorvollen Romans Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams .
Science-Fiction hat bis heute nichts an Anziehungskraft verloren. Immer neue Autoren erfinden Geschichten, die uns nicht nur in phantastische Welten entführen, sondern uns ab und zu sogar einen wirklichen Blick in die Zukunft ermöglichen.
Links
http://www.blinde-kuh.de/ufos/
http://www.helles-koepfchen.de/artikel/3089.html
http://www.space-agents.de/modules.php?name=MenuContent&cid=16&pid=70
Quellenangabe
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Uppendahl, Annika: Science-Fiction. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/genres/science_fiction.html; Stand: 13.06.2012.