F. K. Waechter
* 1937 in Danzig
† 2005 in Frankfurt am Main
Leben
Friedrich Karl Waechter
Foto: © Horst Eigen
Am 3.11.1937 wird Friedrich Karl Waechter in Danzig geboren. Danzig, das heute in Polen liegt, gehörte bis zum Zweiten Weltkrieg zu Deutschland. In den letzten Kriegstagen flohen tausende Menschen von dort in Richtung Westen, so auch Waechters Familie.
Viele Jahre später finden seine Erlebnisse Niederschlag im Bilderbuch Der rote Wolf. Darin erzählt er die Geschichte eines kleinen Terriers, der auf der Flucht verloren geht und von einem Wolfsrudel aufgenommen wird.
Waechters Familie lebt nach der Flucht in Schleswig-Holstein. Später studiert Waechter in Hamburg Gebrauchsgrafik und arbeitet als Werbezeichner, Illustrator und Layouter. Er zieht nach Frankfurt am Main und gehört zusammen mit Robert Gernhardt, F. W. Bernstein und anderen zur Neuen Frankfurter Schule, eine Satirikergruppe.
Mit seinen satirisch-kritischen Bildergeschichten, Cartoons und Karikaturen ist er bald vielen Erwachsenen bekannt. Nachdem er drei Söhne, Moritz, Robert und Philip (der heutigen Illustrator Philip Waechter) bekommen hat, beginnt er, Bücher für Kinder zu machen.
Sein erstes Kinderbuch ist der Anti-Struwwelpeter, eine Parodie auf den alten Bilderbuchklassiker. Weitere Kinderbücher folgen, wie Die Kronenklauer oder Opa Huckes Mitmach Kabinett - ein Spielbuch, das Kinder ausdrücklich auffordert, es zu bemalen, zu beschreiben und auseinander zu nehmen.
Für Wir können noch viel zusammen machen erhielt er 1975 den Deutschen Jugendbuchpreis. Hier entdecken Kinder, die sich gegen die Vorstellungen der Erwachsenen zusammen schließen, was sie miteinander erleben können. Auch in diesem Buch sind am Ende Ausschneidebögen und Spielideen zu finden.
Danach folgt eine längere Pause als Zeichner, in der sich Waechter dem Theater zuwendet. Dort wird er als Autor, Regisseur, Ausstatter und Bühnenbildner tätig. Seine Theaterstücke Schule mit Clowns und Kiebich und Dutz werden weltweit aufgeführt und gefeiert.
Erst 1997 erscheint mit Da bin ich wieder ein Bilderbuch, dem bis 2005 weitere folgen. Über sechs seiner späten Bücher - Da bin ich, Der kleine im Glaspott, Die Schöpfung, Vollmond und Prinz Hamlet - schreibt der Journalist Andreas Platthaus , dass sie „in ihrer Intensität und Qualität in der deutschen Literaturgeschichte keine Parallele“ haben. Für Der rote Wolf erhält er 1999 noch einmal den Deutschen Jugendliteraturpreis. 2005 ist F. K. Waechter in Frankfurt am Main verstorben.
Werk und Stil
Waechter sei „einer der ganz Großen, die wir haben,“ sagt der Illustrator Nikolaus Heidelbach im Rossipotti-Interview. Schaut man sich das Werk Waechters an, kommt man wahrlich ins Staunen. Nicht nur sind die Geschichten, die er erzählt, stets eigenwillig, fröhlich und frech. Er ist einfach ein meisterhafter Zeichner!
„In vielen Zeichenstilen" sei er „zu Hause“, sagte er einmal in einem Interview. So lassen sich in den Bilderbüchern, die er in den 1970er Jahren schafft, vor allem ausführlich schraffierte Federzeichnungen finden.
Das Buchcover von Wir können noch viel zusammen machen zeigt das. Hier kann man gut beobachten, wie viel Mühe sich Waechter gegeben hat, um die kleinen Wellen auf dem Wasser zu zeichnen. Davon hebt sich deutlich die Uferböschung im Hintergrund ab, für die der Zeichner fast jedes einzelne Blatt einzeichnet. Außerdem wird deutlich sichtbar, wie leicht es Waechter gelingt, seinen Tierfiguren eine menschliche Mimik zu verleihen. Das Schwein, der Fisch und der Vogel lächeln so glücklich, dass man gleich mitlächelt. Waechter verwendet hier nur wenig unterschiedliche und meist ganz dünne Wasserfarben, um sein Bild zu kolorieren. Im Buch entdeckt man, dass Waechter oft mehrere seiner Bilder auf eine Seite anordnet, wie man das von Bilderreihen in Comics kennt. Unter den Bildern steht kein erzählender Text, sondern Sätze, die das Gespräch der Tiere wiedergeben. Welches Tier welchen Satz spricht, erkennt man, weil Waechter das Tier jeweils klein vor den Satz gezeichnet hat. Auch das erinnert ein bisschen an die Sprechblasen im Comic. In den 1970er Jahren haben Bilderbuchillustratoren angefangen, Comicelemente für Bilderbücher zu verwenden. So zum Beispiel das Anordnen von Bilderreihen auf einer Seite, Sprechblasen und Speedlines (also Bewegungslinien, wie zum Beispiel die mit Strichen angedeutete Flugbahn des Fisches). F.K. Waechter war einer der ersten, der diese Elemente übernommen hat. Das war damals revolutionär, denn Comic-Hefte galten bei vielen Erwachsenen als der weniger gute Lesestoff für Kinder. Gegen solche altmodischen und spießigen Wertvorstellungen hat Waechter angezeichnet, in seinen Cartoons für Erwachsene und in seinen Kinderbüchern. So spielen in seinen Geschichten die fröhlichen, fantasievollen und frechen Kinder die doofen Erwachsenen einfach an die Wand und behaupten sich.
F.K. Waechter: Skizze für „Der rote Wolf“ © Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst - Wilhelm Busch |
F.K. Waechter: Skizze für „Der rote Wolf“ © F.K. Waechter |
Für die Federzeichnungen seiner späten Phase gebraucht er nicht mehr so vielen Schraffuren und Linien wie in seinen frühen Bilderbücher. Aus wenigen Linien, die wirken, als habe er sie mit lockerer Hand schnell auf das Papier geworfen, zeichnet er ausdrucksstarke Bilder. Eines seiner Bilderbücher nach der langen Theaterpause ist Da bin ich. Es ist die Geschichte von einem Katzenjungen, das mit seinen Geschwistern ertränkt werden soll, aber als einziges überlebt. Auf abenteuerliche Weise schlägt es sich bis zu seinem neuen Besitzer durch: dem Leser des Buches! Dem blickt es am Ende direkt aus dem Buch entgegen und sagt: „Du machst mir auf. Wie schön. Da bin ich.“ Für die Zeichnungen in diesem Buch hat Waechter mit dem Pinsel und der Rohrfeder gezeichnet und wenige warme Tuschefarben zum Kolorierten eingesetzt.
Mit feineren Linien und noch weniger Farben erzählt Waechter in Der rote Wolf. Bei einer Ausstellung zu Waechters 65. Geburtstag im Bilderbuchmuseum in Troisdorf wurden zwei Originalzeichnungen präsentiert, die beide die gleiche Szene zeigen (siehe oben). Waechter hatte einzelne Bilder unterschiedlich koloriert, um zu sehen, welche Farben am besten passen. Vergleicht man die beiden Originale, findet man kaum Unterschiede, obwohl beide jede für sich mit der Hand gezeichnet wurden. Das kann nicht jeder!
Wer sich Die Schöpfung und Prinz Hamlet genau anschaut - beides Bücher, in denen die Bilder collagiert sind - wird auch hier den typischen Schwung von Waechters Zeichenfeder erkennen. Und obwohl er in Prinz Hamlet ein trauriges Theaterstück von Shakespeare nacherzählt, gibt es eine komische Seite im Buch. Denn das Drama wird aus der Sicht des Teddybären und der Kasperlepuppe des Prinzen erzählt.
Wie gut man mit F.K. Waechters Büchern spielen kann, zeigen euch hier Emma und Tom.
Auszeichnungen
Auswahl:
1975 Deutscher Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbuch für Wir können noch viel zusammen machen
1995 e.o. Plauen-Preis
1999 Deutscher Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbuch für Der rote Wolf
Titelauswahl
Der Anti-Struwwelpeter / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - J. Melzer 1970. Buchvorstellungen: () | |
Die Kronenklauer / Eilert, Bernd (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Rowohlt 1972. Buchvorstellungen: () | |
Wir können noch viel zusammen machen / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Parabel 1973. Buchvorstellungen: () | |
Opa Huckes Mitmach-Kabinett / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Beltz & Gelberg 1979. Buchvorstellungen: () | |
Die Reise - Eine schrecklich schöne Bildergeschichte / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Diogenes 1980. Buchvorstellungen: () | |
Da bin ich / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Diogenes 1997. Buchvorstellungen: () | |
Der rote Wolf / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Diogenes 1998. Buchvorstellungen: () | |
Der Kleine im Glaspott / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Diogenes 1999. Buchvorstellungen: () | |
Die Schöpfung / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Diogenes 2002. Buchvorstellungen: () | |
Vollmond / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Diogenes 2005. Buchvorstellungen: () | |
Prinz Hamlet / Waechter, F. K. (Text); Waechter, F. K. (Illu.) - Diogenes 2005. Buchvorstellungen: () |
Links
http://www.wilhelm-busch-museum.de/531_Der_Zeichner_Friedrich_Karl_Waech...
http://www.planet-wissen.de/kultur_medien/literatur/kinderliteratur/stru...
Quellenangabe
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Wildeisen, Sarah: F. K. Waechter. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/illustratoren/waechter_f_k.html; Stand: 07.07.2010.
- Illustratoren
- Bauer, Jutta
- Berner, Rotraut Susanne
- Blake, Quentin
- Blau, Aljoscha
- Bofinger, Manfred
- Browne, Anthony
- Bruna, Dick
- Buchholz, Quint
- Budde, Nadia
- Busch, Wilhelm
- Carle, Eric
- Child, Lauren
- Couprie, Katy / Louchard, Antonin *
- Cousins, Lucy
- Ensikat, Klaus
- Erlbruch, Wolf
- Gleich, Jacky
- Hegen, Hannes
- Heidelbach, Nikolaus
- Hein, Sybille
- Heine, Helme *
- Herfurth, Egbert
- Janosch
- Junge, Norman
- Klemke, Werner
- Knorr, Ruth
- Könnecke, Ole
- Lionni, Leo
- Mitgutsch, Ali
- Müller, Jörg
- Nordqvist, Sven
- Ohser, Erich
- Pfüller, Volker
- Pin, Isabel
- Rubin, Eva Johanna *
- Scheffler, Axel
- Schössow, Peter
- Sendak, Maurice
- Shaw, Elizabeth
- Sís, Peter
- Sowa, Michael
- Spohn, Jürgen
- Stich, Lisl
- Tan, Shaun
- Tezuka, Osamu
- Thé Tjong-Khing
- Ticha, Hans
- Toriyama, Akira *
- Trier, Walter
- Tripp, F. J.
- Ungerer, Tomi *
- Waechter, F. K.
- Waechter, Philip
- Wikland, Ilon
- * Hinweis