Michael Sowa

* 1. Juli 1945 in Berlin


Leben

In Berlin geboren und aufgewachsen, studierte Michael Sowa Kunstpädagogik an der Berliner Hochschule der Künste. Als Kunstlehrer arbeitete er aber nur ein halbes Jahr. Dann beschloss er, sich als freischaffender Künstler selbstständig zu machen.
Der Satiriker Robert Gernhardt, der damals für die Satirezeitschrift Titanic arbeitete, entdeckte Sowas Kunst in Mitte der 1980er Jahre. So wurde aus dem freien Künstler und Gelegenheitsgrafiker der Illustrator. Seitdem hat Sowa zahlreiche Buchcover und Titelblätter von Zeitschriften gestaltet und Erwachsenen- und Kinderbücher illustriert.
Als er für den Film Die fabelhafte Welt der Amelie Bilder und Objekte schuf, wurde man weltweit auf ihn aufmerksam. Für den Knetmännchengestalter Nick Park kreiierte er die Landschaften und Spielorte für Wallace und Gromit.
2009 fanden in Japan Einzelausstellungen seiner Bilder in Tokio, Kyoto und Yokohama statt.
Michael Sowa hat einen Sohn und arbeitet in Berlin.

Werk und Stil

Mit seinem Malstil übernimmt Michael Sowa die akkurate, realistische Malweise alter Meister. So wirken seine Bilder auf den ersten Blick wie Ölgemälde aus Museen. Schaut man aber genauer hin, entdeckt man eigentümliche Szenen in ihnen.
Eines seiner bekanntesten Bilder heißt Das Suppenschwein. Es zeigt einen gedeckten Tisch, von dem nur eine Ecke zu sehen ist. Auf einer Tischdecke sind Teller, Löffel, Serviette und Glas vornehm angeordnet. Bei genauem Hinsehen werden auf der weißen Tischdecke braune Spritzer deutlich, bis man im Suppenteller ein kleines, frech grinsendes Schwein erdeckt. Es scheint sich in der Suppe zu suhlen wie im Matsch. Dabei stehen die feinsäuberlich ausgeführten Ölmalerei ebenso im Kontrast zu der absurden Szene, wie das streng angeordnete Tischgedeck zu dem lebensfrohen Schwein. Am irritierendsten sind jedoch die Größenverhältnisse: Das Schwein ist klein genug, um in einem Suppenteller Platz zu finden.
In vielen Bildern von Sowa findet man Schweine, weshalb er oft der „Schweinemaler“ genannt wird.
Die Schweine gebärden sich auf seinen Bildern sonderbar: Sie sitzen auf Drähten von Hochspannungsmasten, springen im Schweinsgalopp eine Autostraße entlang oder springen mit Anlauf in einen See, wie im Bild mit dem Titel Köhlers Schwein. Oft befindet sich im Bild noch ein weiteres Tier, das das andere Tier betrachtet und wie ein zusätzlicher Kommentar wirkt. So steht in Köhlers Schwein eine bademanteltragende Ente, die auf einem kleinen Badehandtuch steht.
Immer wieder stellt Sowa Tiere dar, die sich entweder in „falschen“, weil den Menschen vorbehaltenen Räumen befinden oder aber sich menschlich aufführen. Dann wirken die Tiere zwar wie Menschen sind aber trotzdem nicht einfach vermenschlichte Tiere, wie in manchen Bilderbüchern oder Comics, sondern leben ein anderes Leben in unserer Welt.
Wie in dem Buch Esterhazy. Eine Hasengeschichte von Irene Dische und Hans Magnus Enzensberger, die Miachel Sowa illustrierte. In dem Buch wird erzählt wird, wie der junge Hase Esterhazy nach Berlin reist, um sich eine Hasenfrau zu suchen. Auf den Bildern sitzt der Hase winzig – angezogen wie ein Mensch – in einem riesigen Sessel im Zugabteil. Trotzdem spielen „richtige“ Menschen in dieser Welt mit. Es scheint, als führten die Tiere ein menschenähnliches Parallelleben, von dem die Menschen selber nichts ahnen.

Um bestimmte Eigenschaften der Tiere, die eigentlich den Menschen vorbehalten sind, geht es in dem Buch Hackes Tierleben. Der Autor Axel Hacke, mit dem Michael Sowa häufig zusammen arbeitet, beschreibt in kurzen, witzigen Texten die Eigenschaften einiger Tiere, die Sowa in witzig skurrile Bildern überträgt. Aus dem Zusammenspiel von Bild und Text entsteht dabei eine ganz besondere Komik. In der Illustration zum Text Der Kuckuck schiebt eine menschlich gekleidete Vogeldame einen Kinderwagen vor sich her. In dem Kinderwagen ist ein Kuckuck, der jetzt schon viel größer ist, als seine Ziehmutter. Ein anderer Vogel, der einen Anzug trägt, betrachtet das Geschehen verwundert.
Der Betrachter wird von solchen, sogenannten Verfremdungseffekten irritiert. Der an der Natur und Wirklichkeit orientierte Malstil weckt die Erwartung, man bekomme Wirkliches gezeigt. Zu sehen sind dann aber ulkige Szenen mit Tieren oder dämlich guckenden Menschen.

In seiner ersten Schaffenszeit zwischen 1975 bis Ende der 1980er Jahre malte Sowa auf großformatiger Presspappe mit Gouchefarben und Lack. Seit den 1990er Jahren malt er kleinformatig und auf einem besonderen Papier mit Acrylfarben und Firnis. Acrylfarben haben den Vorteil, schnell zu trocknen, so dass Sowa die Bilder immer wieder übermalen kann. Dabei trägt er neue Farbschichten übereinander auf, wobei er jede Farbschicht mit Klarlack bestreicht. Dadurch erreicht er eine besondere, farbliche Tiefe wie in der altmeisterlichen Malerei üblich. Oft braucht er Monate, manchmal Jahre, um ein Bild fertig zu stellen.
Inhaltlich malt er Szenen, wie man sie eigentlich in satirischen Cartoons findet, die üblicherweise eher mit schnellen Tuschestrichen gezeichnet werden. Das Bild Der Wellensittich ist dafür ein gutes Beispiel. Auf diesem Bild sieht man einen Käfig mit einem Wellensittich vor einer Toilette. In einer gemalten Sprechblase, die zu, Wellensittich führt steht das Wort „Pup“. Eine vornehmgekleidete, dickliche Dame schaut den Wellensittich verwirrt an.
Das ist ein Witz, der einen sofort schmunzeln lässt, über den man aber doch länger nachdenken kann.

Auszeichnungen (Auswahl)

1995 Olaf-Gulbrannson-Preis
2004 Berliner Buchpreis für Prinz Tamino

Titelauswahl

Esterhazy. - Eine Hasengeschichte / Dische, Irene; Enzensberger, Hans Magnus (Text); Sowa, Michael (Illu.) - Sauerländer 1994. Buchvorstellungen: ()
Am Südpol, denkt man, ist es heiß / Heidenreich, Elke (Text); Sowa, Michael (Illu.) - Hanser 1998. Buchvorstellungen: ()
Prinz Tamino - Märchen und Papiertheater nach Mozarts Zauberflöte / Sowa, Michael (Text); Sowa, Michael (Illu.) - Aufbau Verlag 2000. Buchvorstellungen: ()
Ein Bär namens Sonntag / Hacke, Axel (Text); Sowa, Michael (Illu.) - Kunstmann 2001. Buchvorstellungen: ()
Nurejews Hund / Heidenreich, Elke (Text); Sowa, Michael (Illu.) - Sanssouci Verlag 2004. Buchvorstellungen: ()
Schauderhafte Wunderkinder / Quilt, Linda (Text); Sowa, Michael (Illu.) - Hanser 2006. Buchvorstellungen: ()
Iwein Löwenritter / Hoppe, Felicitas (Text); Sowa, Michael (Illu.) - Fischer 2008. Buchvorstellungen: ()

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