Volker Pfüller

* 1939 in Leipzig
† 23.10.2020 in Rudolstadt


Leben


Volker Pfüller © Erdel Verlag

Volker Pfüller wollte schon als Kind mit Malen sein Geld verdienen und Kunstmaler werden. Von 1958 bis 1965 studierte er in Berlin Grafik. Nach dem Studium begann er 1965 als Illustrator, Plakatgestalter und als Bühnenbildner zu arbeiten.
Pfüllers Bühnenbilder und seine Plakate für das Deutsche Theater Berlin machten ihn in der DDR und im Ausland bekannt. Er unterschrieb seine Plakate mit dem Kürzel „V.P.“. An dieser Signatur erkennt man ein echtes Pfüllerplakat!
Von 1997-2005 unterrichtete Volker Pfüller das Fach Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Einige seiner Schüler sind heute selbst Professoren an deutschen Hochschulen: Henning Wagenbreth lehrt in Berlin und Anke Feuchtenberger ist Professorin in Hamburg.
Für seine Plakate, Bücher und Bühnenbilder erhielt Pfüller etliche Auszeichnungen. Mehrfach wurde er bei den Besten Plakaten der DDR und Schönsten Büchern der DDR ausgezeichnet. Für seine Bühnenbilder erhielt er u.a. 1981 und 1983 den Kritikerpreis der Berliner Zeitung.
In letzter Zeit sind drei Holzschnittbücher zu den Themen „Köpfe“, „Stilleben“ und „Tierlein“ von ihm erschienen.
Volker Pfüller lebt in Berlin und in der Uckermark.

Werk und Stil

Volker Pfüller gehört zu den wichtigsten ostdeutschen Illustratoren. Obwohl er in der damaligen DDR lebte, durfte er schon in den 80er Jahren für die Münchner Kammerspiele arbeiten. Nach der Wiedervereinigung 1989 arbeitete er für Theater auf der ganzen Welt. Zum Beispiel an der New Israeli Opera Tel Aviv (Israel) und beim Maggio Musicale Fiorentino (Italien).
Als Illustrator schuf Volker Pfüller zahlreiche Bücher für Kinder und Erwachsene. Zum Beispiel illustrierte er das Buch Im Delikatessenladen. Das ist ein Gedichtbuch für Kinder und Erwachsene von Ernst Jandl. Für den Vampirklassiker Dracula von Bram Stoker fertigte er schaurig schöne Bilder.
Für einige seiner Bilderbücher hat er selbst die Texte geschrieben. Zum Beispiel für das Buch Esel Eisbär Mensch, Milchreis und Hut.


Illustration von Volker Pfüller
aus dem Buch „Tierlein“,
Lubok 2009

Volker Pfüllers Menschen und Tiere erinnern an Karikaturen. Er übertreibt hier und da ein bisschen. Mal sind Arme und Beine zu lang und dünn oder biegen sich in ungesunde Winkel. Die Köpfe sind manchmal zu schmal, zu dick oder zu groß. Ob eine Figur schlau ist oder dumm, eitel, einfältig oder schüchtern, sieht man ihr auf den ersten Blick an. Der Gesichtsausdruck und die Körperhaltung verraten es. Volker Pfüller ist ein fabelhafter Porträtzeichner.
Auch Tieren verleiht er häufig menschliche Eigenschaften. Schlaue Mäuse und Hunde heben den rechten Zeigefinger in die Höhe und tragen Zwickelbrillen. Ein Hase schmollt. Ein einfältiger Mops streckt den Lesern seinen Po samt Ringelschwanz und Poloch entgegegen.
In Volker Pfüllers Bilderwelt ist kein Platz für langweilige Charaktere. Einigen Figuren wie Mäuserich, lesender Ziegenbock, Mops und Tod begegnet man in mehreren seiner Bücher.
Fragt man Volker Pfüller nach seinem Lieblingstier, antwortet er: „Mein Lieblingstier ist der Kater, ich hatte selbst oft welche, und bin selber einer.“

Ein guter Illustrator setzt eine Geschichte nicht eins zu eins um. Volker Pfüllers Bilder liefern zusätzliche Informationen, von denen im Text nichts zu lesen ist.
Zum Beispiel in dem Bilderbuch Der kluge Ziegenbock. Der Ziegenbock wird vom Autor Angel Karalijtschew als klug beschrieben. Volker Pfüller zeichnet einen Ziegenbock, der auf zwei Beinen geht, wie ein Mensch. Er trägt einen bunten Frack und hält zum Beweis seiner Schläue ein Buch in der Vorderpfote.
Ein Fuchs und ein Hase tauchen auch noch auf. Auch diese beiden gehen aufrecht und erscheinen vermenschlicht. Der Fuchs trägt Jägerkleidung und der Hase einen Sportanzug.
Volker Pfüller arbeitet oft mit Feder und Tusche. Auch wenn manche Zeichnung aussieht wie eine Skizze, sitzt jeder Strich, wo er sitzen soll. Die locker gestrichelte Kontur läßt die Figuren sehr lebendig wirken.


Illustration von Volker Pfüller
aus dem Buch „Tierlein“,
Lubok 2009

Viele seiner Bücher sind in leuchtend reinen Farben illustriert. Wegen dieser fröhlichen Farbigkeit merkt man gar nicht, dass einige Figuren ganz schön gruselig aussehen.
Erst wenn Pfüller gedecktere Farben wählt, wie im Buch Dracula sieht man das. Hier arbeitete er in verschiedenen Techniken. Jedes Kapitel beginnt mit einer gruseligen Vignette. Mit einer Fledermaus oder einer Spinne zum Beispiel. Von den Hauptpersonen der Geschichte hat Pfüller Porträts mit farbiger Kreide gezeichnet. Als Untergrund verwendete er Papier in beigen Farben. Dadurch wird die düstere Stimmung des Buches unterstrichen. Von einzelnen Szenen gibt es locker gestrichelte schwarz-weiß Federzeichnungen.

Einige seiner Bilderbücher hat Volker Pfüller selbst geschrieben. Er denkt sich lustige und hintersinnige Verse aus wie:
„Mäuserich Atze aß immer Quark, da wurde er stark. Nun grüßt ihn sogar die Katze“. Die Zeichnung dazu zeigt wiederum Tiere mit menschlichen Zügen. Der Mäuserich hat die Statur eines Muskelmannes und schaut stumpf geradeaus. Im Hintergrund zieht die Katze den Hut zum Gruß. Sie hat ein falsches Grinsen im Gesicht. Der Vers stammt auch aus dem Buch Ziegenbock im Bratenrock.
Über seine Arbeit sagte Volker Pfüller einmal: „Das Hineinversetzen in die Leserschaft von Kinderbüchern ist für mich nicht wichtig. Ich glaube, ich habe sowieso ein kindliches Gemüt.“ Das Spielerische und den Spaß an der Zeichnung sieht man seinen Büchern an.

Auszeichnungen (Auswahl)

mehrfach: „Beste Plakate der DDR“
mehrfach: „Schönste Bücher der DDR“
1981/1983 Kritikerpreis der Berliner Zeitung als Bühnenbildner
1983 Silbermedaille als Kostümbildner auf der internationalen Quadriennale für Bühnenbild in Prag
1986 Sonderpreis des Verbandes der Theaterschaffenden der DDR
1987 Silbermedaille auf der Plakatbiennale in Lahti, Finnland

Titelauswahl

Die Haselmaus ist nicht zu Haus / Buschmann, Wolfgang (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1984. Buchvorstellungen: ()
Der kluge Ziegenbock / Karalijtschew, Angel (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1986. Buchvorstellungen: ()
Im Delikatessenladen / Jandl, Ernst (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1988. Buchvorstellungen: ()
Ausflug mit der Eisenbahn / Morgenstern, Christian (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - VEB Postreiter Verlag 1989. Buchvorstellungen: ()
Dracula / Stoker, Bram (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Das Neue Berlin 1989. Buchvorstellungen: ()
Vater bekommt eine Eins / Aderhold, Egon (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1990. Buchvorstellungen: ()
Kasperlpuppen / Till, Wolfgang (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Münchner Puppentheatermuseum 1990. Buchvorstellungen: ()
König Edmund der Gefürchtete / Petri, Walter (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Altberliner Verlag 1991. Buchvorstellungen: ()
Skizzen und Fratzenbuch / Abmeier, Armin (Hg.) (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Maroverlag 1996. Buchvorstellungen: ()
Ziegenbock im Bratenrock - 15 Verse von Volker Pfüller mit Bildern von V.P. / Pfüller, Volker (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Aufbau Verlag 2000. Buchvorstellungen: ()
Esel, Eisbär, Mensch, Milchreis und Hut - 23 Verse von Volker Pfüller mit Bildern von Volker Pfüller / Pfüller, Volker (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Institut für Buchkunst 2002. Buchvorstellungen: ()
Schachnovelle / Zweig, Stefan (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Büchergilde Gutenberg 2002. Buchvorstellungen: ()
Tierlein / Pfüller, Volker (Text); Pfüller, Volker (Illu.) - Lubok, Leipzig 2009. Buchvorstellungen: ()

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