Peter Schössow
* 1953 in Hamburg
Leben
Peter Schössow © Doris Künster
Peter Schössow begann nach seiner Realschulzeit zunächst Groß- und Außenhandelskaufmann zu lernen. Seine Lehre brach er jedoch ab, um an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg zu studieren. 1975 machte er dort seinen Abschluss als Diplom-Designer. Seitdem arbeitet er als Illustrator für Kinderbuchverlage, gestaltet Umschlags- und Innenillustrationen von Büchern, schreibt und illustriert Bilderbücher und erstellt Illustrationen für Zeitschriften. Auch für die Sendung mit der Maus zeichnet und schreibt er.
Für sein Bilderbuch Gehört das so??! erhielt er 2005 den Deutschen Jugendliteraturpreis, ebenso zusammen mit Andreas Steinhöfels Kinderbuch Rico, Oscar und die Tieferschatten, für das er das Cover und die Innenillustrationen schuf. 2009 fand eine Einzelausstellung mit dem Titel „Hamburg, Hafen und Meehr!“ mit seinen Werken in Hamburg statt.
Peter Schössow lebt und arbeitet in Hamburg.
Werk und Stil
Peter Schössows eigener, an computeranimierte Filme erinnernder Stil entsteht aus dem Einsatz von Licht- und Schatteneffekten, dem Zusammenspiel seiner Figurengestaltung, verwaschenen oder pixeligen Hintergründen und seiner ironisch knappen Erzählweise. Schaut man sich an, wie Schössow Figuren zeichnet, fällt auf, dass sie von deutlichen Konturlinien bestimmt werden und trotzdem sehr plastisch wirken. Wie bei einer Karikatur können Nasen hervorspringend kantig oder rundlich, Beine bohnenstangenlang oder stark verkürzt und Bäuche vorgewölbt oder eingefallen sein. Egal welche grosteken Formen sie aufweisen, der Betrachter spürt, um was für einen Typ Mensch oder Tier es sich handelt. Den Figuren gibt Schössow eine plastische Wirkung indem er etwa auf eine Gesichtseite einen Schatten legt, während die andere Seite hell strahlt. Durch den starken Kontrast wirkt das Gesicht wie ausgeleuchtet. Besonders deutlich setzt er diesen Effekt in Gehört das so??! ein.
Illustration: Peter Schössow „Gehört das so??!“ © Hanser Verlag
Ein Mädchen rennt wütend durch einen Stadtpark eine große Handtasche mit sich schleppend und brüllt: „Gehört das so??!“ So merkwürdig wie dieses Verhalten, sind auch die Gestalten, die das Mädchen beobachten: Ein dünnes, langes Mädchen mit Jojo, ein fliegendes Männchen mit Libellenflügeln, ein Dackel, ein Teddybär, ein dicker Mann in bayerischer Tracht und ein winziges Männlein mit großem Koffer. Diese Gruppe skuriler Geschöpfe erfährt schließlich das Entsetzliche: Elvis, der Kanarienvogel ist gestorben. Einfühlsam und nicht ohne Witz zeigt Schössow nun, wie getrauert, getröstet, beerdigt, erinnert und gefeiert wird. Dabei begleiten die Szenenbilder knappe Sätze erzählender Alltagssprache. Das gesamte Geschehen bündelt sich am Ende in dem einfachen Satz: „Schön war´s“.
Stehen die Figuren auch wie auf einer Bühne im Vordergrund, so sind es vor allem die Hintergründe, die so typisch für Schössow sind. Zwar finden sich auch hier Umrisslinien, aber diese treten seltener als schwarze, starke Linien hervor, sondern sind heller und verschwommener. Überhaupt scheinen sich Teile der Hintergründe aufzulösen und nur noch als farbige Schleier über der Welt zu liegen.
Diese Effekte von Licht- und Schattengebung und verschwummerten Hintergründen erzielt Schössow seit 2001 mit dem Computer. Die bewusst eingesetzte Künstlichkeit, die dabei entsteht, ist zum Markenzeichen seiner Bildästhetik geworden. Doch schon in seinem ersten Bilderbuch für das er Text und Bild schuf, setzt Schössow auf Lichtregie und Schattenspiel und schwummrige Hintergründe. Baby Dronte erschien 1991, und hier sind die Figuren mit dem Pinsel gemalt und die Farbflächen mit der Spritzpistole aufgesprüht. Die Geschichte vom gesunkenen Schlepper Krautsand, einem gefundenen und ausgebrüteten Dronten-Ei und der geglückten Befreiung von Baby Dronte, spielt im Hamburger Hafen und auf dem indischen Ozean. Die Figuren sind vermenschlichte Tiere: Hauptperson Käpt’n Horatio Lüttich etwa ist eine Wasserratte, sein Smudje eine Kröte und sein Maschinist eine Robbe.
Illustration: Peter Schössow „Meehr!“ © Hanser Verlag
Auch in seinem Buch Meehr, das zunächst als kleines Pixi-Buch erschien (1999), zeichnet Schössow noch von Hand. Die ulkige kleine Episode, die einen Mann zeigt, der am stürmischen Meer spazieren geht, ist mit energischen Buntstiftstrichen gezeichnet. Dessen Hut wird von einer Windböe erfasst und gleitet durch die Lüfte. Der Mann läuft hinterher, wird selbst vom Wind ergriffen und segelt durch den Sturm. Ganz ohne Text erzählt Schössow diesen abenteuerlichen Sturzflug und pointiert das Ende mit dem Kommentar des Mannes: „Noch mal!“ Wie in den anderen Büchern greift Schössow auch hier auf eine reduzierte Farbskala zurück. Grüntöne dominieren die Situation in der der Mann und mit ihm viele andere Gegenstände durch die Luft wirbeln sehen. Durch die Darstellung der Figur des Mannes im Flug schafft Schössow es, den Eindruck von chaotischer, rasender, fast beängstigend turbulenter Bewegung wiederzugeben. Ein erfrischender Flug bei dem der anfangs davon geblasene Hut zur Nebensache wird.
Illustration: Peter Schössow
„Mein erstes Auto war rot“ © Hanser Verlag
Die Farbgebung und Technik seiner Illustrationen passt Schössow immer dem Thema der Geschichten an. So etwa in Mein erstes Auto war rot. Ein kleiner Junge hat von seinem Großvater eine Art Seifenkistenauto geschenkt bekommen. Nach der sorgfältigen Restaurierung und dem Verkehrsunterricht, den der Opa gleich mit liefert, beginnt eine rasante Fahrt, auf der dem Jungen und seinem kleineren Bruder eine Menge Hindernisse begegnen. Um Bewegung zu veranschaulichen, spielt Schössow mit Reihungen, spannungserzeugenden Perspektiven, mit dem leeren Raum und Momentaufnahmen. Hier ist die Farbe schon im Titel enthalten und kündigt so mit Rot als Signalfarbe die gefährlich rasante Fahrt schon an. Rot sind auch die Verkehrsschilder, die warnen oder Verbote symbolisieren. Eine Anzahl von Verkehrsschildern spielt neben Bildern und Text ein dritte Rolle in der Geschichte. Denn den einzelnen Sätzen werden stets Verkehrszeichen vorangestellt, die deren Aussagen unterstützen oder kommentieren. Dadurch entseht – zusätzlich zu den abenteurlichen Ereignissen, die die Jungs während der Seifenkistenfahrt erleben – eine komische Brechung, zum Beispiel wenn das Verkehrszeichen für „Vorsicht Steinschlag“ neben dem Satz: „Jetzt rasten wir auf die Schlucht zu!“ steht.
Schössow pflegt eine große Nähe zur wirklichkeitsgetreuen Darstellung. In Mein erstes Auto war rot wechseln sich architektonische Details, mit gekonnten Faltenwürfen und Alltagsgegenständen ab und erzeugen dabei eine nahezu fotografische Ähnlichkeit mit der Realität.
Viele seiner Bücher setzen das Meer, den Hafen oder den Wind in Szene. Ganz besonders deutlich wird diese Vorliebe in Meeres Stille und Glückliche Fahrt, einem Bilderbuch, das zwei Gedichte von Johann Wolfgang Goethe zusammenführt und bebildert. Die Bilder zeigen die wachsende Enttäuschung eines Seglers bei einer Flaute. Einsamkeit und eine trübe, neblige Umgebung vermitteln diese ganz bestimmte Atmosphäre, die das Goetheische Gedicht vermittelt in rückhaltenden am Computer erstellten Bildern. Im zweiten Gedicht wird der Seefahrer endlich erlöst, als Wind aufkommt. Der neblige Schleier verschwindet und die Farben leuchten kräftiger.
Trotz knapper Texte, jeweils auf wenige Farben reduzierte Bilder und auf das Typische verdichtete Figuren lässt sich aus Peter Schössows Geschichten eine starke Botschaft herauslesen: Es immer besser ist, ein paar Gefahren zu riskieren, als den Stillstand der Langeweile zu ertragen. Und das wichtigste: niemals den Humor verlieren.
Auszeichnungen (Auswahl)
2009 Deutscher Jugendliteraturpreis für Andreas Steinhöfels Rico, Oskar und die Tieferschatten
2006 Deutscher Jugendliteraturpreis für Gehört das so??!
1996 Troisdorfer Bilderbuchpreis
Titelauswahl
Baby Dronte / Schössow, Peter (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Wunderlich 1991. Buchvorstellungen: () | |
Popinga kauft ein / Schössow, Peter (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Hanser 2002. Buchvorstellungen: () | |
Meeres Stille und glückliche Fahrt / Goethe, Johann Wolfgang (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Hanser 2004. Buchvorstellungen: () | |
Gehört das so??! / Schössow, Peter (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Hanser 2005. Buchvorstellungen: () | |
Paula und die Leichtigkeit des Seins / Drvenkar, Zoran (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Bloomsbury 2007. Buchvorstellungen: () | |
Rico, Oskar und die Tieferschatten / Steinhöfel, Andreas (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Carlsen Verlag 2008. Buchvorstellungen: () | |
Ein Löffelchen für... / Schössow, Peter (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Tulipan 2008. Buchvorstellungen: () | |
Rico, Oskar und das Herzgebreche / Steinhöfel, Andreas (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Carlsen Verlag 2009. Buchvorstellungen: (1) | |
Mein erstes Auto war rot / Schössow, Peter (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Hanser 2010. Buchvorstellungen: () | |
Meehr! / Schössow, Peter (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Hanser 2010. Buchvorstellungen: () |
Links
Quellenangabe
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Wildeisen, Sarah: Peter Schössow. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/illustratoren/schoessow_peter.html; Stand: 28.08.2011.
- Illustratoren
- Bauer, Jutta
- Berner, Rotraut Susanne
- Blake, Quentin
- Blau, Aljoscha
- Bofinger, Manfred
- Browne, Anthony
- Bruna, Dick
- Buchholz, Quint
- Budde, Nadia
- Busch, Wilhelm
- Carle, Eric
- Child, Lauren
- Couprie, Katy / Louchard, Antonin *
- Cousins, Lucy
- Ensikat, Klaus
- Erlbruch, Wolf
- Gleich, Jacky
- Hegen, Hannes
- Heidelbach, Nikolaus
- Hein, Sybille
- Heine, Helme *
- Herfurth, Egbert
- Janosch
- Junge, Norman
- Klemke, Werner
- Knorr, Ruth
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- Lionni, Leo
- Mitgutsch, Ali
- Müller, Jörg
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- Ohser, Erich
- Pfüller, Volker
- Pin, Isabel
- Rubin, Eva Johanna *
- Scheffler, Axel
- Schössow, Peter
- Sendak, Maurice
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- Sís, Peter
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- Spohn, Jürgen
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- Tan, Shaun
- Tezuka, Osamu
- Thé Tjong-Khing
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- Tripp, F. J.
- Ungerer, Tomi *
- Waechter, F. K.
- Waechter, Philip
- Wikland, Ilon
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