Quint Buchholz
* 28.7.1957 in Stolberg bei Aachen
Leben
Quint Buchholz
© Christiane Thielmann
Quint Buchholz wuchs in Stuttgart auf und studierte Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Anschließend war er als Illustrator für verschiedene Zeitschriften tätig. Danach studierte er Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München, machte jedoch keinen Abschluss, weil ihm ein Maler-Diplom lächerlich erschien.
Buchholz ist ein sehr produktiver Künstler, der über 30 illustrierte Bücher und über 100 Buchumschläge gestaltet hat. Darunter befinden sich viele berühmte Bilder wie zum Beispiel der Buchumschlag zu Jostein Gaarders Sofies Welt.
Er illustriert nicht nur die Texte anderer, sondern auch seine eigenen Texte. Er hat auch Bühnenbilder für Theaterproduktionen, Leinwandbilder und Objektkästen gestaltet.
Buchholz hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen in Deutschland und im Ausland gewonnen. Seine Bücher sind in zwanzig verschiedene Sprachen übersetzt worden. Es gab über 70 Ausstellungen seiner Arbeiten im In- und Ausland.
Quint Buchholz ist verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt in Ottobrunn bei München.
Werk und Stil
Quint Buchholz' Art zu malen lässt sich in zwei Phasen unterteilen:
Bis 2002 entstehen seine Illustrationen und Buchumschläge (Cover) mit Hilfe eines von ihm erfundenen Verfahrens, das sehr zeitaufwändig ist. Dabei trägt er auf eine mit Tusche und Feder verstärkten Bleistiftzeichnung Farbe mit einem Fixativbestäuber auf. Die Flächen, die diese Farbe nicht abbekommen sollen, deckt er davor ab. Fixativbestäuber benutzt man eigentlich, um eine Zeichnung, die nicht verwischen soll – etwa eine Kreide- oder Kohlezeichnung – zu fixieren. Buchholz benutzte diesen Bestäuber nun nicht nur zum Fixieren, sondern auch, um mit ihm eine gleichmäßig dünne Schicht Farbe aufzutragen. Nachdem Buchholz alle Farbeflächen auf diese Weise aufgetragen hat, arbeitet er mit einer ganz feinen Zeichenfeder die Schattierungen Pünktchen für Pünktchen heraus, schabt hellere Teile ab, glättet die Oberfläche und am Ende fixiert er alles mit einem Fixativbestäuber, in dem dann wirklich Fixierflüssigkeit und keine Farbe enthalten ist. In dieser Technik sind beispielswiese die Illustrationen zu Sams Wal entstanden. Katherine Scholes erzählt darin von einem gestrandeten Wal, den ein Junge am Strand findet und ihm zurück ins Meer hilft.
Auch Buchholz' erste beiden, selbst geschriebene Bilderbücher Schlaf gut, kleiner Bär und Der Sammler der Augenblicke sind mit der Fixativbestäubertechnik illustriert. Beide Bücher haben Buchholz berühmt gemacht.
Schlaf gut, kleiner Bär erzählt von einem Teddybären, der über das, was er am Tag mit dem Jungen, dem er gehört, erlebt hat, und das, was er am nächsten Tag vielleicht erleben wird, nachdenkt. In großen Bildern und abgetönten Farben wird hier eine abendliche, nachdenkliche und auch friedliche Stimmung erzeugt.
Ähnlich in seinem zweiten Bilderbuch, das sich an Erwachsene wendet und eine ganze Serie von farbigen Bildern enthält, die surreale Situationen zeigen. Surreal heißt hier, dass in realistischer Malweise Dinge gezeigt werden, die so in der Realität nicht vorkommen können. So sieht man etwa eine alltägliche Staßensituation mit zwei sich unterhaltende Männern im Vordergrund und zwei Häusern im Hintergrund, während der Schnee fällt. Im weiß-grauen Gestöber zwischen den Häusern lässt sich schemenhaft eine Elefantenfamilie ausmachen, die vorbeispaziert.
Illustration: Quint Buchholz „Der Sammler der Augenblicke“ © Hanser Verlag
Die Buchumschläge und Buchillustrationen aus dieser Malphase wurden weltberühmt, so etwa die Bücher mit Texten von Elke Heidenreich, Nero Corleone, und Am Südpol denkt man ist es heiß, sowie der Umschlag zu Jostein Gaarders Sofies Welt.
Seit 2002 malt Buchholz mit dem Pinsel. Seitdem entstehen großflächigere Bilder, die wirken, als sähe man durch einen nebligen Schleier. Das passt gut zu Buchholz' Aufforderung an den Betrachter, nach einer Wahrheit hinter den Dingen zu suchen.
Seine Bilder sind nach wie vor sehr realistisch, doch strahlen sie nun eine andere Art der Ruhe aus. Buchholz findet, dass der Sinn eines Bildes unabhängig von der Maltechnik ist. Trotzdem ist die Maltechnik wichtig, denn durch eine Art zu Malen entsteht eine ganz bestimmte Atmosphäre und ein ganz bestimmter Blick auf die Wirklichkeit.
Auf den ersten Blick wirken die Bilder von Buchholz oft merkwürdig leer. Die Flächen, die er darstellt, haben eine sehr große, farbliche Dichte. Die Weite der Landschaften und die Personen, die darin häufig mit dem Rücken zum Betrachter zu sehen sind, vermitteln Sehnsucht und Fernweh. Die Betrachter schweifen mit den Gedanken in die Ferne. Dieser Eindruck wird noch durch eine zurück genommene farbige Gestaltung der Bilder verstärkt. Buchholz malt nicht in knalligen Farben, sondern in abgetönten Farben oder Pastelltönen. Die träumerische Stimmung wird durch die pointilistische Malweise verstärkt, eine Malweise, bei der alles wie aus ganz dicht nebeneinanderliegenden Punkten (points) zu bestehen scheint. Das Auge fügt diese Einzelpunkte zu einem Gesamtbild zusammen. So gibt es aber keine klaren oder dicken Umrisslinen. Für Buchholz scheinen die Vorstellungswelt und die Kraft der Gedanken die Grundlage für seine Bilder zu sein, sie sind wie Ideen oder Träume.
In Buchholz' Bildern kehren einige Motive immer wieder. So sind zum Beispiel das Meer, der Mond, einsame Boote auf dem Meer und einsame Männer mit Koffern und Hüten Elemente, die schon früh in Buchholz’ Werk angelegt sind und immer wieder auftauchen. Auch Pinguine, Nacht, Sternenhimmel, draußen tanzende oder musizierende Menschen und die Darstellung von Tieren in seltsamen Situationen lassen Buchholz nicht los – er verwendet sie immer wieder.
In Der Fisch aus dem Jahr 2000 sind einige dieser Elemente auch zu finden. Wir sehen einen Mann mit Koffer und Hut von hinten, der vor einem Bootshaus an der Küste steht. Neben dem Bootshaus liegen einige Boote. Doch in dem kleinen Holzverschlag befindet sich ein überdimensional großer Fisch, der den Mann anschaut. Ein überraschend witziger Einfall, der den Betrachter jedoch ins Grübel bringt: Was hat das zu bedeuten?
Dazu sagt Buchholz:
„Wenn sie funktionieren, sind meine Bilder offene Geschichten, ohne Anfang und ohne Ende. Und sie brauchen den Betrachter, der Lust bekommt, sie als seine eigenen weiter zu erzählen. Der sich auf seine Weise in den Räumen der Bilder bewegt.“
Ein besonders Projekt ist sein BilderBuchBilder-Projekt, bei dem er die übliche Reihenfolge umkehrte. Illustriert sonst der Künstler Texte von Autoren, so galt hier die Aufforderung an Autoren sich Geschichten zu seinen Bildern einfallen zu lassen. Daraus ist ein sehr interessantes Buch entstanden mit Bildern zu denen man sich selber auch eigene Geschichten ausdenken möchte.
Auszeichnungen (Auswahl)
1994 A New York Times „Outstanding Book of the Year“ (Herrausragendes Buch des Jahres) für Schlaf gut, kleiner Bär.
1997 Vlag en Wilmpels für Nero Corleone (holländische Auszeichnung für das schönste Kinderbuch des Jahres für Kinder über 6 Jahre).
2006 Kröte des Monats für Wer liest, ist.
2000 Mildred Batchelder Award (amerikanischer Ehren-Preis für das beste ausländische Buch) für Der Sammler der Augenblicke.
Titelauswahl
Sam's Wal / Scholes, Katherine (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Ravensburger 1990. Buchvorstellungen: () | |
Schlaf gut, kleiner Bär / Buchholz, Quint (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Hanser 1993. Buchvorstellungen: () | |
Sofies Welt / Gaarder, Jostein (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Hanser 1993. Buchvorstellungen: () | |
Nero Corleone - Eine Katzengeschichte / Heidenreich, Elke (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Hanser 1995. Buchvorstellungen: () | |
Der Sammler der Augenblicke / Buchholz, Quint (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Hanser 1997. Buchvorstellungen: () | |
Am Südpol denkt man ist es heiß / Heidenreich, Elke (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Hanser 1998. Buchvorstellungen: () | |
Wer das Mondlicht fängt - Bilder und Gedichte / Buchholz, Quint; Krüger, Michael (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Sanssouci im Carl Hanser Verlag 2001. Buchvorstellungen: () | |
Hechtsommer / Richter, Jutta (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Hanser Verlag 2004. Buchvorstellungen: () | |
BuchBilderBuch - Geschichten zu Bildern / Gaarder, Jostein; Müller, Herta; Lettau, Reinhard; u.a. (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Sanssouci im Carl Hanser Verlag 2004. Buchvorstellungen: () | |
Wer liest, ist / Blume, Bruno (Text); Ballhaus, Verena, Buchholz, Quint, Budde, Nadia, Gleich, Jacky, Janssen, Susanne (Illu.) - Hinstorff Verlag 2006. Buchvorstellungen: () | |
Die Bibel in Bildern / - (Text); Buchholz, Quint (Illu.) - Gütersloher Verlagshaus 2010. Buchvorstellungen: () |
Links
Quellenangabe
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Wildeisen, Sarah: Quint Buchholz. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/illustratoren/buchholz_quint.html; Stand: 30.08.2011.
- Illustratoren
- Bauer, Jutta
- Berner, Rotraut Susanne
- Blake, Quentin
- Blau, Aljoscha
- Bofinger, Manfred
- Browne, Anthony
- Bruna, Dick
- Buchholz, Quint
- Budde, Nadia
- Busch, Wilhelm
- Carle, Eric
- Child, Lauren
- Couprie, Katy / Louchard, Antonin *
- Cousins, Lucy
- Ensikat, Klaus
- Erlbruch, Wolf
- Gleich, Jacky
- Hegen, Hannes
- Heidelbach, Nikolaus
- Hein, Sybille
- Heine, Helme *
- Herfurth, Egbert
- Janosch
- Junge, Norman
- Klemke, Werner
- Knorr, Ruth
- Könnecke, Ole
- Lionni, Leo
- Mitgutsch, Ali
- Müller, Jörg
- Nordqvist, Sven
- Ohser, Erich
- Pfüller, Volker
- Pin, Isabel
- Rubin, Eva Johanna *
- Scheffler, Axel
- Schössow, Peter
- Sendak, Maurice
- Shaw, Elizabeth
- Sís, Peter
- Sowa, Michael
- Spohn, Jürgen
- Stich, Lisl
- Tan, Shaun
- Tezuka, Osamu
- Thé Tjong-Khing
- Ticha, Hans
- Toriyama, Akira *
- Trier, Walter
- Tripp, F. J.
- Ungerer, Tomi *
- Waechter, F. K.
- Waechter, Philip
- Wikland, Ilon
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