Nadia Budde

* 1967 in Berlin


Leben


Nadia Budde
© Astis Krause

Nadia Budde wuchs in Ostberlin und Magdeburg auf. In ihrem Buch Such Dir was aus aber beeil Dich. Kindsein in 10 Kapiteln erzählt die Illustratorin auf eine sehr einfallsreiche Art von ihrer Kindheit. Neben der Schilderung von kleinen Erlebnissen wie Nasenbluten und aufgeschlagenen Knien, bekommt man einen Eindruck davon, wie Nadia Budde ihre Kindheit in der ehemaligen DDR erlebt hat.
Da sie kein Abitur machen durfte (es gab in der DDR verschiedene Gründe, warum ein Kind trotz guter Noten kein Abitur machen durfte), lernte Nadia Budde nach der Schule Gebrauchsgrafikerin, wie in der DDR Dekorateure bezeichnet wurden. „Dieser Beruf war im Osten sehr beliebt als Übergang zu irgendeinem künstlerischen Studium", erklärt die Illustratorin in einem Interview.
An der Abendschule holte sie, nach getaner Arbeit in Kaufhalle und Delikatläden, das Abitur nach. „Tagsüber hatte man den Beruf, abends ging man zur Schule und kam um zehn, halb elf nach Hause. Das war echt anstrengend.“ Obwohl sie auch gerne Tierärztin geworden wäre - „das ging aber nicht, denn ich habe gegen alle niedlichen Tiere Allergien“ - studierte sie nach der Wiedervereinigung Grafik-Design an der Kunsthochschule in Weißensee/ Berlin, sowie am Royal College of Art in London. Für ihr erstes Bilderbuch Eins Zwei Drei Tier, das noch während ihres Studiums entstand, erhielt sie gleich den Deutschen Jugendliteraturpreis (2000). Neben Bilderbüchern und Kinderbuchillustrationen, entwarf sie das Bühnenbild und die Kostüme für eine Inszenierung von Die wunderbare Reise der kleinen Sofie, gestaltete Literaturrätsel, Trickfilme und ABC-Puzzle und arbeitete für die Werbebranche.
Nadia Budde hat einen Sohn und lebt als freischaffende Illustratorin in Berlin.

Werk und Stil

Nadia Budde ist eine der wichtigsten Illustratorinnen der Gegenwart. Sie hat mit ihrer ausgefallenen Art zu zeichnen und ihren schrägen Tierfiguren gezeigt, dass Hässliches in Bilderbüchern Spaß machen kann. Obwohl sie weder niedlich, noch brav oder „schön" zeichnet, fehlen ihre Bücher heute in keiner Buchhandlung mehr. Ulkig guckende Figuren mit krumpeligem schwarzem Strich umrandet und Reime von schrägem Witz, sind Nadia Buddes stilistische Erkennungszeichen. „Nanne Meyer, unsere Professorin in Weißensee hat viel mit Wort- und Bild-Spielereien gearbeitet. Das hat mir so einen Spaß gemacht, dass für mich feststand, dass diese Kombination von Text und Bild die geeignete Sprache für mich ist.“


Illustration aus dem Buch „Flosse, Fell und Federbett“
von Nadia Budde © Peter Hammer Verlag

Obwohl Nadia Budde auch Texte von anderen Autoren illustriert hat, empfindet sie die fünf seit 1999 entstandenen Bilderbücher, bei denen sie sowohl die Bilder als auch den Text gedichtet hat, am stärksten als ihre eigenen Werke. Kein Wunder, denn gerade das Zusammenspiel von Bild und Text machen Nadia Buddes Bücher so unvergleichlich komisch.
So reiht sie in Eins, zwei, drei, Tier unterschiedliche Tier-Figuren auf, pro Seite drei gleiche Tiere mit je verschiedenen Eigenschaften oder Requisiten und endet an vierter Stelle mit einen neuen Tier, das jeweils ein Reimwort auf die letzte Eigenschaft darstellt. Mit diesem Tier wird die Reihe fortgesetzt. Endete der letzte Reim zum Beispiel mit Maus, so sehen wir nun drei Mäuse, die eine mit Hut, die andere mit einer Maske und die letzte mit einer fiesen Fratze mit der sie zur beleidigt blickenden Katze grimassiert. Der Text dazu ist einfach: „Mit Hut, mit Maske, mit Fratze; Katze“.
Dass ein solches Buch in einer anderen Sprache ganz anders aussehen muss, erlebte Nadia Budde auf Workshops, die sie vom Goethe-Institut aus in vielen verschiedenen Ländern gegeben hat. Gemeinsam mit Jeremy Fitzkee hat sie für eine englische Übersetzung eine komplett neue Version mit dem Titel One, Two, Three, Me geschaffen.
Spaß am Sprachspiel und an Tierfiguren mit sprechender Mimik, stellen auch in Flosse, Fell und Federbett den roten Faden des Buches her. Die erste Doppelseite zeigt einen trotzig blickenden Jungen in gestreiften Schlafanzug und einen riesigen Teddybären. Beide sitzen auf der Bettkante, während sich auf der linken Seite genervte und mit Zahlenschildern versehene Schafe drängen. Dazu heißt es: „Kannst Du abends gar nicht schlafen / und die Sache mit den Schafen / funktioniert nicht mehr bei dir ... / ... dann probier ein anderes Tier!“ Auf den folgenden Seiten entfesselt Budde dann wundersamste Abenteuer, die der Junge mit verschiedenen Tieren erlebt. Da sehen wir ihn zum Beispiel „mit Hechten fechten; mit Pfauen kauen, mit Muscheln tuscheln, mit Kröten flöten, mit Forellen bellen“ und „Krokodilen zielen“. Der Gesichtsausdruck der Hummeln beim Schummeln oder Motten beim Trotten verführen dazu, ganze Geschichten zu den gezeigten Szenen zu erfinden.
Obwohl beide Bücher im Pappbilderbuch-Format erschienen sind, sprechen sie Kinder und Erwachsene jeden Alters an.

Das gilt auch für ihr ABC-Buch Trauriger Tiger toastet Tomaten. Auch hier erzeugen Reim und Bilder zusammen ein witziges Miteinander. Zu jedem Buchstaben findet man einen Vers in dem Wörter mit dem jeweils entsprechenden Anfangsbuchstaben vorkommen: „Moderne Maden mögen Musik, den Mond, das Meer und die Mathematik, Malerei, Museen, (die Marzipanfabrik) und Mode aus marineblauen Tüll ... am meisten aber muffigen Müll.“ Dass es sich hier anbietet allerlei Zubehör, Gerät oder modische Accessoires in den Bilder unterzubringen, kommt Buddes Vorliebe für Ausstattungsgegenstände entgegen.

Alle Bilder, auch die in den Büchern, in denen sie die Texte anderer illustriert hat, zeichnet Nadia Budde mit dünnem Pinsel und schwarzer Farbe. Die unregelmäßigen Umrisslinien ihrer Figuren scannt sie ein und füllt am Computer Farben in die Flächen und Formen. Die Texte schreibt Nadia Budde mit der Hand, so dass der Strich der Buchstaben und die Figurenlinien sich ähnlich sehen. Dadurch wirken Bilder und Texte zusammen gehörend, wie im Comic. Der Bildwitz entsteht zum einen durch die ausdrucksstarken und komischen Gesichter und Körperhaltung ihrer Tierfiguren. Zum anderen durch die ungewöhnlichen Dinge, die Nadia Budde in ihren Versen zusammenreimt. „Ein Uhu in übergroßer Unterhose und unterwegs am Urlaubsstrand untersuchte ein ungewöhnliches U-Boot, das er unerwartet am Ufer fand.“

Auszeichnungen

Auswahl:
2000 Deutscher Jugendliteraturpreis sowie Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis für Eins Zwei Drei Tier
2001 Troisdorfer Bilderbuchpreis für Trauriger Tiger toastet Tomaten
2007 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis gemeinsam mit Sigrid
Laube und Barbara Mungenast für das Sachbuch Wolfgang Amadé Mozart. Ein ganz normales Wunderkind .

Titelauswahl

Eins Zwei Drei Tier / Budde, Nadia (Text); Budde, Nadia (Illu.) - Peter Hammer Verlag 1999. Buchvorstellungen: ()
Trauriger Tiger toastet Tomaten - Ein ABC / Budde, Nadia (Text); Budde, Nadia (Illu.) - Peter Hammer Verlag 2000. Buchvorstellungen: ()
Kurz nach sechs kommt die Echs / Budde, Nadia (Text); Budde, Nadia (Illu.) - Peter Hammer Verlag 2002. Buchvorstellungen: ()
Selbstdenken! - 20 Praktiken der Philosophie / Soentgen, Jens (Text); Budde, Nadia (Illu.) - Peter Hammer Verlag 2003. Buchvorstellungen: ()
One Two Three Me / Budde, Nadia und Fitzkee, Jeremy (Text); Budde, Nadia (Illu.) - Peter Hammer Verlag 2003. Buchvorstellungen: ()
Flosse, Fell und Federbett / Budde, Nadia (Text); Budde, Nadia (Illu.) - Peter Hammer Verlag 2004. Buchvorstellungen: ()
Wer liest, ist / Blume, Bruno (Text); Ballhaus, Verena, Buchholz, Quint, Budde, Nadia, Gleich, Jacky, Janssen, Susanne (Illu.) - Hinstorff Verlag 2006. Buchvorstellungen: ()
Wolfgang Amadé Mozart - Ein ganz normales Wunderkind / Laube, Sigrid (Text); Budde, Nadia, Mungenast, Barbara (Illu.) - Holzhausen Verlag 2006. Buchvorstellungen: ()
Such Dir was aus aber beeil dich - Kindsein in zehn Kapiteln / Budde, Nadia (Text); Budde, Nadia (Illu.) - S. Fischer Verlag 2009. Buchvorstellungen: ()

http://www.nadiabudde.de/
http://www.fcatak.de/daten/show/12magazin/pdf/09_01.pdf
http://www.bmukk.gv.at/medienpool/15386/pu_kinderbuchpreis07.pdf