Werner Klemke

* 1917 in Berlin
† 1994 in Berlin


Leben


Werner Klemke
Foto: Eva Brüggmann
© Bundesarchiv

Werner Klemke wurde 1917 als Sohn eines Tischlers in Berlin-Weißensee geboren. Schon als Kind und Jugendlicher zeichnete er viel und wusste bald, dass er Zeichenlehrer werden wollte.
Nach dem Abitur begann er ein Studium an einer Lehrerbildungsanstalt in Frankfurt/Oder. Doch bereits nach wenigen Monaten beendete er das Studium, weil es ihm zuviel Pädagogik und zuwenig Kunst bot.
Klemke kehrte nach Berlin zurück und arbeitete dort als Trickfilmzeichner. Seine Tätigkeit wurde vom Krieg unterbrochen. Als der Zweite Weltkrieg 1945 endete, begann Klemke, Bücher zu machen. Um Geld zu verdienen, arbeitete er zunächst wieder als Trickfilmzeichner und als Gebrauchsgrafiker. Er fertigte sogar Dekorationen für Schaufenster an.
1948 beauftragte ihn der Verlag Volk und Wissen, ein Buch des Schriftstellers Georg Weerth zu illustrieren. Dieser Auftrag machte den jungen Künstler so bekannt, dass er viele weitere Aufträge erhielt.
Mehr als 800 Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene hat Klemke zwischen 1949 und 1988 illustriert.
1956 wurde Klemke Professor für Buchgrafik und Typografie an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee. Er prägte ganze Generationen von Illustratoren und Buchgestaltern. 1994 starb er in Berlin.

Werk und Stil

Werner Klemke war einer der produktivsten und wohl der bekannteste Buchgestalter der DDR. Seine Bücher wurden preisgekrönt und fanden internationale Anerkennung. Seine Zeichnungen zierten auch Briefmarken, Plakate, Broschüren, Schallplatten und sogar die Verpackungen von Alltagsgegenständen.
Die Erwachsenen kannten Klemke auch durch Das Magazin. Das war eine beliebte Zeitschrift, dessen Titelbilder der Künstler 35 Jahre lang zeichnete. Dort versteckte Klemke auf erfinderische Weise einen kleinen schwarzen Kater. Dieser Kater wurde zu einer Markenfigur mit Kultstatus, vergleichbar vielleicht mit dem Salamander Lurchi, in der BRD.
Werner Klemkes Kollegen beschrieben seinen Arbeitsraum als eine Art Wunderkammer: Gewaltige Bücherregale mit den schönsten und kostbarsten Büchern ragten bis zur Decke hinauf. Klemke war nicht nur Büchermacher, sondern auch ein begeisterter Bücherliebhaber und Sammler! Auf seinem Arbeitstisch türmten sich neben Büchern, Papier, Pinsel, Tusche und Farbe auch russisches Spielzeug, Rokoko Püppchen, barocke Gläser, Meißner Tassen, Schiffe in Flaschen und Zinnsoldaten. Diese Sammlung bildete einen reichen Fundus für seine Bilder.
Neben zahlreichen Klassikern wie die Ilias von Homer (1971), E.T.A. Hoffmanns Klein Zaches (1985) oder die Geschichtensammlung aus der Renaissance Das Decamerone (1958) von Giovanni Boccacio  illustrierte Klemke viele Kinderbücher und Schulbücher. Er war selbst Vater von drei Töchtern und einem Sohn. Kinder lernten mit Klemkes Fibel und seinen Schulbüchern das Lesen und Rechnen. In den Zeitschriften Frösi (Abkürzung für Fröhlich sein und Singen) und ABC Zeitung erkannten sie seine fröhlichen Zeichnungen wieder.
Viele seiner Bücher, wie Hirsch Heinrich (1960), Das Wolkenschaf (1958) und Die Schwalbenchristine (1962) (alle von Fred Rodrian geschrieben) gehören heute zu den Bilderbuchklassikern der DDR-Literatur und man konnte sie sogar im Ausland kaufen.
Betrachtet man die letzt genannten drei Bücher genauer fällt folgendes auf: sie sind auf ähnliche Weise witzig und charmant. Die Hauptfiguren sind niedlich doch dabei auch pfiffig und frech und scheinen leicht auf dem weißen Hintergrund zu schweben. Die Bilder sind in freundlichen, leuchtenden Farben gemalt.
Doch schaut man noch genauer hin, entdeckt man, dass Klemke für jedes Buch eine andere Technik verwendete!
In Hirsch Heinrich malte er mit einem elegant geschwungenen schwarzen Pinselstrich die Umrisse und füllte sie dann mit farbiger Tusche.
Für die Sommergeschichte Die Schwalbenchristine verzichtete er auf eine feste Umrandung der Figuren. Er setzte farbige Pinselstriche locker nebeneinander, ähnlich wie es die Impressionisten taten. Dadurch bekommen die Bilder eine sommerliche flüchtige Stimmung. Nur ein paar wenige dunkle Pinselstriche geben der Zeichnung Halt.
Für Das Wolkenschaf verwendete er einen hellblauen Farbstift, den er sicher mehrfach nachspitzen musste, um jeden einzelnen der wolligen Kringel exakt zu zeichnen.
Klemke beherrschte also viele künstlerische Techniken und Stile. Häufig arbeitete er in einer uralten Drucktechnik, die bereits in Vergessenheit geraten war: den Holzstich. Er erfordert viel Geduld und Körperkraft. Mit einem spitzen Messer wird die Zeichnung in hartes Birnbaumholz geritzt. Das Eingeritzte erscheint nach dem Druck weiß auf schwarzen Grund. Dadurch wirken die Illustrationen teilweise düster und ernst, wie zum Beispiel bei Onkel Toms Hütte.
Für die Grimmschen Märchen verwendete Klemke eine Technik, die einen ähnlichen Effekt wie der Holzstich erzielt, aber weniger aufwändig ist: den Schabkarton. Die Zeichnung wird in einen präparierten Karton ebenfalls eingeritzt. Den Bildern der Grimmschen Märchen verleiht diese Technik eine rätselhafte, geheimnisvolle Atmosphäre. Doch wegen der lustigen Figuren und der leuchtenden Farben wirken die Bilder nicht gruselig. Dieses Märchenbuch erschien in unzähligen Auflagen und war in beinahe jedem Haushalt der damaligen DDR zu finden.

Auszeichnungen (Auswahl)

1955 zahlreiche Auszeichnungen für das schönste Buch des Jahres
1965 Goldmedaille der Internationalen Buchkunstausstellung Leipzig
1975 Ehrenbürgerschaft der italienischen Stadt Certaldo, Geburts- und Sterbeort des Dichters Giovanni Boccaccio für die Gestaltung des Decamerone
1977 Schönster Schutzumschlag 1977

Titelauswahl:

Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben / Weerth, Georg (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Volk und Welt 1949. Buchvorstellungen: ()
Der Schimmelreiter / Storm, Theodor (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Aufbauverlag 1951. Buchvorstellungen: ()
Pinocchios Abenteuer / Collodi, Carlo (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Aufbauverlag 1953. Buchvorstellungen: ()
Till Eulenspiegel / Unbekannter Verfasser (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Eulenspiegelverlag 1955. Buchvorstellungen: ()
Das Dekameron / Boccaccio, Giovanni (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Aufbauverlag 1957. Buchvorstellungen: ()
Das Wolkenschaf / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1958. Buchvorstellungen: ()
Bootsmann auf der Scholle / Pludra, Benno (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1959. Buchvorstellungen: ()
Hirsch Heinrich / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1960. Buchvorstellungen: ()
Schatz der Erde und weißer Schnee / Wedding, Alex (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1961. Buchvorstellungen: ()
Die Schwalbenchristine / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1962. Buchvorstellungen: ()
Lütt Matten und die weiße Muschel / Pludra, Benno (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1963. Buchvorstellungen: ()
Die Rakete von Bummelsburg / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1963. Buchvorstellungen: ()
Hubert, das Flusspferd / Wedding, Alex (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1963. Buchvorstellungen: ()
Canterbury - Erzählungen / Chaucer, Geoffrey Chaucer (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Verlag Rütten & Loening 1963. Buchvorstellungen: ()
Die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm / Gebrüder Grimm (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1963. Buchvorstellungen: ()
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull / Mann, Thomas (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Aufbauverlag 1965. Buchvorstellungen: ()
Ferdinand der Stier / Leaf, Munro (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1965. Buchvorstellungen: ()
Wir haben keinen Löwen / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1969. Buchvorstellungen: ()
Die Kastanien von Zodel / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1970. Buchvorstellungen: ()
Homer / Ilias (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Aufbauverlag 1972. Buchvorstellungen: ()
Karlchen Duckdich / Wellm, Alfred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Kinderbuchverlag 1977. Buchvorstellungen: ()
Pantommel malt das Meer / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1980. Buchvorstellungen: ()
Ein Wolkentier und noch mal vier. 5 Bilderbuchgeschichten / Rodrian, Fred (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1983. Buchvorstellungen: ()
Klein Zaches / E.T.A. Hoffmann (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Verlag der Nation 1984. Buchvorstellungen: ()
Der Stern auf dem wir leben / Kaléko, Mascha (Text); Klemke, Werner (Illu.) - Rowohlt 1984. Buchvorstellungen: ()

http://www.wernerklemke.de/
http://www.grafikbrief.de/kuenstler/kuenstler.php4?num=9
http://www.j-verne.de/verne_klemke.html