Isabel Pin

* 9. Januar 1975 in Versailles (Frankreich)

Leben

Isabel Pin
© Bajazzo Verlag

Isabel Pin ist die Tochter einer Deutschen und eines Franzosen und wuchs in Frankreich auf.
Mit 17 Jahren begann sie an der École Supérieure des Arts Décoratifs in Straßburg Illustration zu studieren. An der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg setzte sie ihr Illustrationsstudium fort. Seitdem lebt sie in Deutschland und arbeitet sowohl für französische als auch für deutsche Verlage. 2008 wurde Isabel Pins Bilderbuch Eine Wolke in meinem Bett mit einem Text von Heinz Janisch mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.
Ihre Illustrationen wurden auf Ausstellungen in Berlin, Paris, Bologna, Troisdorf, Graz und Freising ausgestellt.
Isabel Pin hat zwei Kinder und lebt in Berlin.

Werk und Stil

Isabel Pin gestaltet ihre Illustrationen in durchscheinende Wasserfarben-Flächen, die mit wenigen, oft kleinen Figuren und Gegenstände bestückt sind. Die Farbe, die den Bildraum bestimmt, erzeugt dabei eine atmosphärische Stimmung wie die Hintergrundmusik eines Filmes. Außerdem entsteht durch die großen Farbflächen oft eine Art Bühne, auf der die kleinen Figuren, Tiere und Gegenstände wie Spielfiguren erscheinen.
Auf dieser flächigen Farb-Bühne erzählt Isabel Pin kleine Geschichten. „Mir ist das Erzählen wichtiger als das Malen und Zeichnen. Ich bewundere jene Künstler, die mit einfachen Mitteln viel erzählen können“, sagte Isabel Pin in einem Interview.
Auch sie selbst erzählt ihre Geschichten mit einfachen Mitteln. Ihre Geschichten konzentrieren sich auf die wesentliche Aussage der Geschichte, ohne Details und unnötige Figuren. Zum Beispiel in dem Bilderbuch Ein Regentag im Zoo. In dem Buch geht Anna mit ihrem Papa in den Zoo. Weil es regnet, verstecken sich die Tiere in ihren Häusern, wobei die Häuserform sich der Form des jeweiligen Tieres anpasst. Auf dem Bild sind außer dem jeweiligen farbigen Hintergrund nur die Häuser zu sehen. Der Leser soll nun heraus bekommen, in welchem Haus sich wohl welches Tier versteckt. Um das Rätsel zu lösen, muss man die Türen der Häuser, im Buch Klappen aus Pappe, öffnen.

Ausschnitt aus dem Buch „Wenn mein Papa weg ist...“ von Isabel Pin © Bajazzo Verlag

Die auf das Wesentliche konzentrierten Bilder und die oft einfachen Texte lassen viel Raum für die eigene Fantasie. Pin erzählt ihre Geschichten dadurch nicht nur über das, was dargestellt wird, sondern auch über das, was nicht dargestellt wird und nur in der Fantasie des Lesers entsteht.
Dieses Erzählprinzip wird in dem Bilderbuch Wenn mein Papa weg ist ... gut ins Bild gebracht. Hier überlegt ein kleiner Junge, was sein tagsüber abwesender Vater wohl den ganzen Tag macht. Ist er Feuerwehrmann, Astronaut oder Weltenbummler? Als Kapitän sieht ihn der Betrachter von oben in einem weißen Ozeandampfer auf einer blauen Weltkarte entlang schippern. Die Tiere, die auf den Kontinenten und in den Ozeanen stehen und liegen, sind mit verspielten, feinen Pinselstrichen gemalt. Die Vogelperspektive und die über die Doppelseite hinausweisende Bildfläche erzeugen dazu eine schwindelerregende Leichtigkeit, die einen den Boden unter den Füssen wegzieht. Nicht die Realität wird hier abgebildet, sondern die flüchtigen Gedankenbilder eines Kindes. Die durchscheinenden Farbflächen aus denen Bildraum und Figuren bestehen, erscheinen dabei so zart wie Träume.

Traumhaft geht es auch in dem Bilderbuch Eine Wolke in meinem Bett zu. Zu einem Text von Heinz Janisch erfindet Pin Bilderwelten, die so schwerelos und befremdlich sind, dass sie nur der Vorstellungskraft entsprungen sein können.
In Das Karussell, einem Gedicht von Rainer Maria Rilke, das Isabel Pin bebildert hat, wird ein sich drehendes Kinderkarussell im Jardin de Luxembourg in Paris beschrieben. Um die kreisende Bewegung sichtbar zu machen, wählt die Illustratorin sehr merkwürdige Bildausschnitte und Perspektiven. So sieht man nur ein Teil der im Gedicht beschriebenen Figur, als habe sich das Karussell schon weiter - aus dem Bild hinaus - gedreht. Damit man sich in dieser zerstückelten Bilderwelt trotzdem zurecht finden kann, hat Pin so etwas wie einen roten Faden eingebaut: Auf jedem Bild lässt sich ein schwarzer Hut entdecken. Zumindest dann, wenn man lange genug sucht.

In Bananen sind krumm, aber nicht dumm arbeitet Pin mit Collagen. In dem Text von Antonie Schneider werden verschiedenen Obstsorten bedichtet. Pin setzt diese turbulent witzigen Reime mit ulkig aneinander gewürfelten Formen, Farben und Motiven ins Bild. 

Ausschnitt aus dem Buch „Du Gruselgorilla! – Du Schmusegorilla!“ von Isabel Pin © Bajazzo Verlag

Auch Worte und Zeilen werden dabei zu Gestaltungsmitteln der Bilder. Sie biegen sich, purzeln herunter oder werden selbst Teil der Bild-Collagen. 
Auch hier bleibt wieder viel Raum, um die Situationen und Geschichten weiter zu spinnen.
Genauso wie in dem ABC-Buch Zebra, Zecke, Zauberwort zu Versen von Jürg Schubiger. Die zweizeiligen Verse kombinieren verschiedene Dinge, die mit dem gleichen Buchstaben anfangen. Pin komponiert aus den Zweizeilern Erzählbilder. Dabei verschränkt sie die benannten Dinge, so miteinander, dass ungeahnte Situationen entstehen, die zum Nachdenken oder Schmunzeln anregen.

„Die Geschichte vom kleinen Loch“ von Isabel Pin © Bajazzo Verlag

Einige der von Isabel Pin illustrierten und geschriebenen Bücher sind interaktive Pappbilderbücher. In Ein Regentag im Zoo kann man die versteckten Tiere hinter Klappen aus Pappe finden. In der Geschichte vom kleinen Loch soll man das gesuchte kleine Loch finden. Auf der Spurensuche kommt man an verschieden großen seh- und fühlbaren Löchern in den Pappdeckel-Seiten vorbei. Während die Aussparungen in den Buchseiten anfangs noch Krater in Mond und Vulkan darstellen, werden die Löcher im Verlauf des Buchs immer kleiner. Und je kleiner das Loch, umso näher ist man an des Rätsels Lösung.

Auszeichnungen

2002 Schweizer Prix Enfantaisie für Der Kern
2006 Der Luchs für Ein Regentag im Zoo
2008 Östereichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur für Eine Wolke in meinem Bett
2008 Kröte des Monats für Bananen sind krumm, aber nicht dumm

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Links

http://isabelpin.net/
http://www.lesefest.at/site/5094/default.aspx