Walter Trier

* 1890 Prag
† 1951 Craigleith, Kanada


Leben


Walter Trier © Oetinger

Walter Trier wuchs in Prag auf. Sein Vater war ein jüdischer Fabrikbesitzer. Er besuchte die Realschule und danach die Prager Kunstgewerbeschule. Diese musste er vorzeitig verlassen, weil er nicht so zeichnen wollte, wie es seine Lehrer wünschten. Er ging daraufhin nach München und wurde an der Münchner Akademie der bildenden Künste zum Zeichner ausgebildet. In den bekanntesten Münchner Zeitschriften wie Simplicissimus und Jugend wurden schon bald seine humoristisch-satirischen Zeichnungen veröffentlicht. Trier war erst 19 Jahre alt, als er vom Ullsteinverlag in Berlin ein gut bezahltes Angebot bekam. Seitdem zeichnete er in der Hauptstadt unter anderem für die Lustigen Blätter und die Berliner Illustrierte. Außerdem illustrierte er seine ersten Bilderbücher. 1929 erschien Erich Kästners Kinderbuch Emil und die Detektive mit Triers Illustrationen. Das Buch wurde ein Welterfolg und in mehrere Sprachen übersetzt. Seitdem konnte man sich Kästners Bücher nicht mehr ohne Walter Triers Zeichnungen vorstellen.
1933 fielen seine illustrierten Werke den Bücherverbrennungen zum Opfer. Er emigrierte 1936 mit seiner Familie nach England, weil er der weiteren Verfolgung durch die Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Herkunft entgehen wollte. Trier war ein leidenschaftlicher Spielzeugsammler. Seine Freunde berichteten, dass sein Atelier voller Spielzeug aus allen möglichen Ländern gewesen sei. Als er nach England emigrierte, nahm er nichts mit – außer seinem Spielzeug. Er hatte auch in London als Zeichner Erfolg und arbeitete dort für verschiedene Tageszeitungen und Zeitschriften. Aus den meisten seiner dort veröffentlichten Karikaturen war nun das Lächeln verschwunden. Es waren politisch-satirische Zeichnungen gegen Hitler und den Nationalsozialismus.
1947 übersiedelte Trier mit seiner Frau zu seiner Tochter nach Kanada. Auch dort arbeitete er als Werbezeichner und Illustrator für Zeitschriften und Kinderbücher. Walter Trier hat tausende von Zeichnungen veröffentlicht und fast fünfzig Bücher illustriert. 

Werk und Stil

Walter Trier war Zeichner, Karikaturist und Kinderbuchillustrator. Heute ist er vor allem als Illustrator von Erich Kästners Büchern bekannt. Walter Trier hat dessen gesamte Kinderbücher illustriert. Kästner sagte einmal über ihn, er behüte das Lächeln. Das traf vor allem in schwierigen Zeiten der wirtschaftlichen Krise zu. Vor 1914 hatten einige seiner Zeichnungen politischen Charakter. Sie waren gegen den Militarismus und den Wilhelminischen Staat. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Trier zum so genannten „zeichnenden Humoristen“. Seine Illustrationen hatten vorerst nichts Gesellschaftskritisches mehr. Triers Zeichnungen waren technisch gesehen nichts Neues. Sie stehen in der Tradition der alten Berliner Witzzeichner des 19. Jahrhunderts. Dabei wird überwiegend aus der Perspektive der "kleinen Leute" gezeichnet und ähnlich wie bei Karikaturen das Markante an Gesichtszügen und Gesten überbetont. Das Besondere an Triers Zeichnungen ist allerdings sein spezieller Witz. Trier war ein guter Beobachter der menschlichen Schwächen. Mit seinen Zeichnungen hielt er gern Erwachsenen den Spiegel vor Augen, damit sie ihre Eitelkeiten erkennen.

Seine Kinderbuchillustrationen wurden stark von seiner leidenschaftlichen Beschäftigung mit Spielzeug geprägt. Das wird vor allem in der Technik seiner Figurenzeichnung und in der Farbgebung deutlich. Für seine Zeichnungen sind die einfachen, klaren Linien, das gleichzeitig Spielzeughafte und die oft kräftigen, leuchtenden Farben charakteristisch. Seine mit leichtem Strich gemalten Figuren und die Komik der Szenerie erinnern häufig an die Bildsprache der Comics.
In Emil und die Detektive, in Das doppelte Lottchen oder auch in Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn sind einige Elemente der Illustrationen sehr reduziert gezeichnet. Die Szenen sind nur angedeutet. Dafür konzentrierte er sich eher auf die Personen. Das reichte seiner Meinung nach aus, um die Phantasie des Lesers hervorzulocken.
Das Buch Die Konferenz der Tiere ist mit über hundert Illustrationen fast schon ein Bilderbuch. Die Tiere haben darin sehr menschliche Züge: sie tragen Kleidung, können sprechen, lesen und schreiben. Das war ganz im Sinne der Geschichte: eine Tierparabel gegen die menschliche Unvernunft und für eine friedliche Welt. Die Szenen sind aus heutiger Sicht oft etwas bieder lustig dargestellt. Weil die Figuren aussehen, als kämen sie gerade aus einem Spielzeugregal, wirken sie so lieb, dass sogar Bösewichte nicht wirklich böse aussehen.
Erst ab 1936 zeichnete Walter Trier neben den Kinderbuchmotiven wieder politische Themen. Durch seine Erfahrungen im Nationalsozialismus waren seine Karikaturen und Illustrationen nun oft hart und aggressiv und hatten alles Idyllische verloren.

Titelauswahl

Der lachende Erdball. Eine lustige Reise im Witzzuge durch aller Herren Länder / Schloemp, Felix (Text); Trier, Walter (Illu.) - Georg Müller Verlag 1912. Buchvorstellungen: ()
Der Wortbruch / Slezak, Leo (Text); Trier, Walter (Illu.) - Rowohlt 1927. Buchvorstellungen: ()
Emil und die Detektive / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Williams & Co. Verlag 1928. Buchvorstellungen: (1)
Artisten / Colman, Fred A. (Text); Trier, Walter (Illu.) - Paul Aretz Verlag 1928. Buchvorstellungen: ()
Pünktchen und Anton / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Williams & Co. Verlag 1930. Buchvorstellungen: ()
Das Wunderauto / Gabrielli, O.; Striem, Hans (Text); Trier, Walter (Illu.) - Gerhard Stalling Verlag 1930. Buchvorstellungen: ()
Das verhexte Telefon. Kinderverse / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Williams & Co. Verlag 1932. Buchvorstellungen: ()
Das fliegende Klassenzimmer / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Perthes dva 1933. Buchvorstellungen: ()
Emil und die drei Zwillinge / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Atrium Verlag 1934. Buchvorstellungen: ()
Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn / Twain, Mark (Text); Trier, Walter (Illu.) - Williams & Co. 1936. Buchvorstellungen: ()
Till Eulenspiegel - Zwölf seiner Geschichten frei nacherzählt / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Atrium Verlag 1938. Buchvorstellungen: ()
Toby Twinkle / Lovell, Dorothy Ann (Text); Trier, Walter (Illu.) - Jonathan Cape Verlag 1939. Buchvorstellungen: ()
Das Eselein Dandy / Trier, Walter (Text); Trier, Walter (Illu.) - Schweizer Spiegel-Verlag 1948. Buchvorstellungen: ()
Die Konferenz der Tiere / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Europa Verlag 1949. Buchvorstellungen: ()
Das doppelte Lottchen / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Atrium-Verlag 1949. Buchvorstellungen: (1)
Muli, das Zirkuseselchen / Trier, Walter (Text); Trier, Walter (Illu.) - Nicholson & Watson 1950. Buchvorstellungen: ()
Kasper - Serie / Schlesinger, Paul (Text); Trier, Walter (Illu.) - Ullstein-Verlag seit 1923. Buchvorstellungen: ()
Fridolin - Serie / Meyer, Wilhelm (Text); Trier, Walter (Illu.) - Fridolin-Verlag seit 1926. Buchvorstellungen: ()

http://www.walter-trier.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Trier