Erich Kästner
* 1899 in Dresden
† 1974 in München
Leben
Erich Kästner © Oetinger
Erich Kästner verbrachte seine Kindheit in Dresden. Dort ging er auch in die Volksschule und besuchte danach das Lehrerseminar des Freiherrn von Fletcher. Er brach die Ausbildung zum Volksschullehrer aber kurz vor der Beendigung seiner Ausbildung ab. Kästners Vater war Sattlermeister. Seine Mutter war Dienstmädchen und Heimarbeiterin, später dann Friseurin. Die Eltern waren nicht sehr glücklich miteinander. Zu seiner Mutter hatte Kästner eine sehr enge Beziehung. In dem autobiographischen Buch Als ich ein kleiner Junge war, kann man viele Einzelheiten aus seiner Kindheit erfahren.
1917 wurde er wie viele jungen Männer in den Krieg geschickt. Nach dem Ende des Krieges machte er das Abitur. Ab 1919 studierte Kästner Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft in Leipzig. Neben seinem Studium arbeitete er wegen seiner schwierigen finanziellen Situation als Parfümverkäufer und sammelte Börsenkurse für einen Buchmacher. Später schrieb er als Journalist und Theaterkritiker für die Neue Leipziger Zeitung – auch noch nach seinem Studium. Das beendete er 1925 mit seiner Doktorarbeit über den Preußenkönig Friedrich II. 1927 zog Kästner nach Berlin. Dort schrieb er für das Berliner Tageblatt, die Vossische Zeitung und die Zeitschrift Die Weltbühne.
1928 wurde sein erstes Buch Herz auf Taille veröffentlicht. Das ist eine Sammlung von Gedichten aus seiner Zeit in Leipzig. 1929 erschien mit Emil und die Detektive Kästners erstes Kinderbuch. Es ist bis heute sein erfolgreichstes Buch und wurde allein in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft und in 59 Sprachen übersetzt.
Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verließ Erich Kästner Deutschland nicht, obwohl er auch gegen das NS-Regime war. Warum er blieb, erklärt vielleicht sein Epigramm Notwendige Antwort auf überflüssige Fragen:
Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen.
Mich läßt die Heimat nicht fort.
Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen –
wenn’s sein muss, in Deutschland verdorrt.
Kästner wurde aus politischen Gründen aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. 1933 verbrannten die Nationalsozialisten auf dem Berliner Opernplatz viele Bücher, die sie für gefährlich hielten. Kästners Werke wurden ebenfalls als „wider den deutschen Geist“ verbrannt. Danach durfte er im Deutschen Reich keine Bücher mehr veröffentlichen. In der Schweiz erschienen in dieser Zeit lediglich einige unbedeutende Unterhaltungsromane.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Kästner nach München. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller leitete er dort einige Jahre das Feuilleton der Neuen Zeitung und war Herausgeber der Kinder- und Jugendzeitschrift Pinguin. Er widmete sich in München aber auch dem literarischen Kabarett und engagierte sich politisch in der Öffentlichkeit als Kriegsgegner. Kästner hat nie geheiratet, lebte aber immer wieder sowohl in kurzen als auch in langjährigen Beziehungen. Er hatte auch einen Sohn, dessen Existenz er aber verschwieg.
Durch Bücher wie Emil und die Detektive und Das doppelte Lottchen wurde Erich Kästner in Deutschland zum bekanntesten Kinderbuchautor des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Bücher wurden und werden immer noch verfilmt – Emil und die Detektive, Pünktchen und Anton, Das fliegende Klassenzimmer und Das doppelte Lottchen sogar mehrmals. Für seine Arbeit als Schriftsteller wurde er mehrfach ausgezeichnet und einige Schulen tragen heute seinen Namen.
Werk und Bedeutung
Erich Kästner ist den meisten als Kinderbuchautor bekannt. Er schrieb aber auch Gedichte und Romane für Erwachsene. Am erfolgreichsten waren jedoch seine Kinderbücher. Seine sachliche, schnörkellose Erzählweise, die realistische Figuren in einer zeitgenössischen Umgebung zeichnete, war damals etwas Besonderes und führte einen neuen Ton in die Kinderliteratur ein, den man als Neue Sachlichkeit bezeichnet. Auch heute wirkt dieser Ton und seine sachliche Sprache auf uns noch moderner als manch andere Bücher aus dieser Zeit.
Obwohl Kästners häufig autobiographische Themen und Milieuschilderungen für uns heute nicht mehr ganz aktuell sind, werden seine Bücher von Kindern immer noch gern gelesen. Vielleicht deshalb, weil Kästner Kindern oft mehr zutraut als Erwachsenen, sie ernst nimmt und nicht für dumm hält. Deshalb ist er auch der Meinung: „Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.“
Die Kinder, die in seinen Büchern vorkommen, sind klug und beherzt. In Emil und die Detektive wird Emil Tischbein auf seiner ersten Zugfahrt nach Berlin das ganze Geld gestohlen. Auf eigene Faust verfolgt er den mutmaßlichen Dieb durch ganz Berlin. Eine Gruppe Berliner Jungs hilft ihm dabei. Mit ihnen kann Emil den Dieb am Ende zur Strecke bringen.
In Pünktchen und Anton geht es um die Freundschaft zwischen zwei Kindern die keinen Unterschied zwischen arm und reich machen. Pünktchens Eltern haben genug Geld, so dass es ihnen nie an etwas fehlt. Anton lebt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Weil sie auch noch krank ist, muss Anton neben der Schule arbeiten gehen und sich um den Haushalt kümmern. Da sich Freunde immer helfen, versucht ihn Pünktchen dabei zu unterstützen. Am Ende überführt Anton einen Dieb und seine Mutter bekommt eine Anstellung bei Pünktchens Familie.
In dem autobiographischen Buch Das fliegende Klassenzimmer befinden sich viele Einzelheiten aus Erich Kästners eigener Schulzeit. Es erzählt vom Alltag, aber vor allem von den Abenteuern im Internat.
Einen großen Anteil am Erfolg der Bücher hatten die einfachen und klaren Illustrationen von Walter Trier. Er konnte mit wenigen Linien den Charakter einer Situation sehr ausdrucksvoll wiedergeben. Aber es ist der typische „Kästner-Ton“, der seine Erzählungen so besonders macht. Erich Kästners Sprache ist klar, natürlich, lebendig und witzig. Die Geschichten sind voller lustiger Wortspiele, überraschender Wendungen aber auch spannender Ereignisse.
In seinen Büchern ist es oft nicht so wie im wirklichen Leben, sondern schlechte Dinge wenden sich zum Guten. Diebe werden zur Strecke gebracht, getrennte Zwillinge werden vereint oder Reiche helfen Armen. Kästner möchte dadurch zeigen, dass es sich auszahlt, wenn man mutig und gut handelt. In seinen Büchern ist deshalb immer auch eine moralische Botschaft enthalten. Das wird heute oft an seinen Büchern kritisiert. Die Konferenz der Tiere zum Beispiel ist eine Tierparabel für eine friedliche Welt. Die Tiere müssen eingreifen, weil die Menschen nicht aus ihren Fehlern lernen. Sie führen immer wieder Kriege, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Ihren Kindern zuliebe wollen die Tiere die Menschen zur Vernunft bringen. Die Unterzeichnung des „ewigen Friedensvertrages" soll alle Kriege in Zukunft verhindern. Aber auch das Buch Emil und die Detektive fragt mit belehrendem Ton im letzten Kapitel den Leser: „Läßt sich daraus was lernen?"
So selbstbewusst, hilfsbereit, klug und vernünftig wie seine jungen Helden handeln, hätte sich Kästner die damalige heranwachsende Generation wohl gern gewünscht. Er betonte immer wieder, dass die Menschen besser werden könnten, wenn sie nur vernünftiger werden würden. Mit seinen Büchern hoffte er zumindest, dass er etwas für die Zukunft dazu beitragen kann.
Auszeichnungen (Auswahl)
1951 Filmband in Gold für das Drehbuch Das doppelte Lottchen
1951 Vorsitzender des P.E.N - Zentrums
1956 Literaturpreis der Stadt München
1957 Georg-Büchner-Preis
1959 Großes Bundesverdienstkreuz
1960 Hans-Christian-Andersen Preis
1965 Ehrenvorsitzender des P.E.N - Zentrums
1968 Lessing-Ring
1969 Filmband in Gold für seine langjährige Mitwirkung beim deutschen Film
1970 Kultureller Ehrenpreis der Stadt München
1974 Goldene Ehrenmünze der Stadt München
1974 Errichtung des Erich Kästner Kinderdorfes
2008 Internationaler Preis der jungen Leser, Auswahlliste (Stiftung Lesen)
Titelauswahl
Emil und die Detektive / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Williams & Co. Verlag 1928. Buchvorstellungen: (1) | |
Herz auf Taille / Kästner, Erich (Text); Ohser, Erich (Illu.) - Kurt Weller 1928. Buchvorstellungen: () | |
Pünktchen und Anton / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Williams & Co. Verlag 1930. Buchvorstellungen: () | |
Ein Mann gibt Auskunft / Kästner, Erich (Text); Ohser, Erich (Illu.) - Deutsche Verlagsanstalt 1930. Buchvorstellungen: () | |
Fabian. Die Geschichte eines Moralisten / Kästner, Erich (Text) - Deutsche Verlags - Anstalt 1931. Buchvorstellungen: () | |
Das verhexte Telefon. Kinderverse / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Williams & Co. Verlag 1932. Buchvorstellungen: () | |
Gesang zwischen den Stühlen / Kästner, Erich (Text); Ohser, Erich (Illu.) - Deutsche Verlagsanstalt 1932. Buchvorstellungen: () | |
Das fliegende Klassenzimmer / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Perthes dva 1933. Buchvorstellungen: () | |
Emil und die drei Zwillinge / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Atrium Verlag 1934. Buchvorstellungen: () | |
Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke - Gedichte für den Hausbedarf der Leser / Kästner, Erich (Text) - Atrium Verlag 1936. Buchvorstellungen: () | |
Till Eulenspiegel - Zwölf seiner Geschichten frei nacherzählt / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Atrium Verlag 1938. Buchvorstellungen: () | |
Die Konferenz der Tiere / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Europa Verlag 1949. Buchvorstellungen: () | |
Das doppelte Lottchen / Kästner, Erich (Text); Trier, Walter (Illu.) - Atrium-Verlag 1949. Buchvorstellungen: (1) | |
Als ich ein kleiner Junge war / Kästner, Erich (Text) - Atrium Verlag 1957. Buchvorstellungen: () | |
Der kleine Mann / Kästner, Erich (Text) - Atrium Verlag 1963. Buchvorstellungen: () | |
Der kleine Mann und die kleine Miss / Kästner, Erich (Text) - Atrium Verlag 1967. Buchvorstellungen: () |
Links
http://www.kaestnerfuerkinder.net/index.php
http://www.erichkaestnergesellschaft.de/
http://www.erich-kaestner-bibliothek.de/
http://www.erich-kaestner-museum.de/index_a.html
Quellenangabe
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Kriegel, Kirsti: Erich Kästner. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/autoren/kaestner_erich.html; Stand: 03.05.2012.
- Autoren
- Abedi, Isabel
- Baltscheit, Martin
- Barrie, James Matthew
- Baum, L. Frank
- Bichsel, Peter
- Blyton, Enid
- Boie, Kirsten
- Carroll, Lewis *
- Chidolue, Dagmar
- Colfer, Eoin
- Collodi, Carlo
- Dahl, Roald
- DiCamillo, Kate
- Donaldson, Julia
- Drvenkar, Zoran *
- Ende, Michael
- Funke, Cornelia
- Grahame, Kenneth
- Guggenmos, Josef
- Hacks, Peter *
- Härtling, Peter
- Hennig von Lange, Alexa *
- Holtz-Baumert, Gerhard
- Janisch, Heinz
- Jansson, Tove
- Kästner, Erich
- KNISTER
- Kordon, Klaus
- Krüss, James
- Kruse, Max
- Kuijer, Guus
- Lewis, Clive Staples
- Lindgren, Astrid
- Maar, Paul *
- Meyer, Kai
- Milne, A. A.
- Nöstlinger, Christine
- Pausewang, Gudrun
- Pludra, Benno
- Pressler, Mirjam
- Preußler, Otfried
- Rathenow, Lutz
- Rhoden, Emmy von
- Richter, Jutta
- Rodrian, Fred
- Rowling, Joanne K.
- Schlüter, Andreas
- Schubiger, Jürg
- Spyri, Johanna
- Steinhöfel, Andreas
- Tetzner, Lisa
- Tolkien, J.R.R.
- Wedding, Alex
- Wölfel, Ursula
- Wolkow, Alexander Melentjewitsch
- * Hinweis