Kenneth Grahame
* 8. 3. 1859 in Edinburgh / Schottland
† 6.7. 1932 in Pangbourne / England
Leben
Kenneth Grahame
Kenneth Grahame wurde in Edinburgh, Schottland geboren. Seine Mutter starb nach der Geburt des vierten Kindes. Er selbst war gerade fünf Jahre alt geworden. Weil der Vater sich nicht allein um die Kinder kümmern wollte, schickte er sie zu ihrer Großmutter, die in einem Haus am Fluss lebte. Kenneth Grahame schrieb als Erwachsener über diese Zeit, sie sei die glücklichste seines Lebens gewesen. Der Vater ging später ohne seine Kinder nach Frankreich und kam nie wieder. Grahame wuchs mit den Geschwisters in den folgenden Jahren bei Verwandten auf.
Nach der Schule wollte er gern in Oxford studieren, doch seine Pflegefamilie konnte sich die hohen Studiengebühren nicht leisten. Stattdessen arbeitete er erst einmal zwei Jahre lang als Büroangestellter in London und begann 1879 eine Ausbildung bei der Bank of England.
Ab 1888 begann er regelmäßig Kurzgeschichten für verschiedene Tageszeitungen zu schreiben. 1895 wurde Kenneth Grahames erstes Buch The Golden Age (Das goldene Zeitalter) veröffentlicht. Es wurde ein großer Erfolg und Grahame als Autor berühmt. Aber auch in seinem ursprünglichen Beruf war Kenneth Grahame erfolgreich. 1898 wurde er zum Sekretär (Direktor) der Bank of England ernannt. Seine Arbeit musste er jedoch zehn Jahre später aufgeben, weil es ihm gesundheitlich nicht mehr gut ging. Im selben Jahr, 1908, erschien Grahames bekanntestes Buch The Wind in the Willows (Der Wind in den Weiden).
Leider hatte Kenneth Grahame mit seiner Familie nicht so viel Glück. Er führte eine unglückliche Ehe und sein einziger Sohn beging mit 20 Jahren Selbstmord. Im Alter von 73 Jahren starb Kenneth Grahame in Pangbourne / England.
Werk und Bedeutung
Kenneth Grahame ist der Autor des am meisten gelesenen Kinderbuch Englands: The Wind in the Willows (Der Wind in den Weiden). Es gehört weltweit zu den Klassikern der Kinderliteratur.
Bevor Grahame Bücher schrieb, veröffentlichte er Kurzgeschichten für Erwachsene in verschiedenen Londoner Zeitungen. Einige dieser Geschichten wurden 1993 in dem Band Pagan Papers veröffentlicht. Sein erstes Kinderbuch war The Golden Age (Das goldene Zeitalter), in dem er in einzelnen, humorvollen Geschichten über glückliche Kinder eigene Kindheitserinnerungen verarbeitete.
Drei Jahre später erschien der Band Dream Days (Traumtage) mit meist sentimentalen oder gefühlvollen Geschichten, die wieder eine idyllische, also schöne und friedliche Kinderwelt darstellen und viele von Grahames eigenen Kindheitserlebnissen beinhalten. Eine Geschichte aus diesem Band ist The Reluctant Dragon (Der Drache, der nicht kämpfen wollte). In dieser fröhlich geschriebenen Geschichte über die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem friedlichen Drachen geht es gleichzeitig auch um ernste Themen wie Vorurteile und Lügen. Der Drache soll getötet werden, weil Drachen ja eigentlich eine Gefahr darstellen, doch er weigert sich einfach zu kämpfen. Die Dorfbewohner können schließlich von der Harmlosigkeit des Drachens überzeugt werden und er bleibt am Leben. 1941 machte Walt Disney aus dem Stoff einen Zeichentrickfilm.
Während diese ersten Bücher weitgehend in Vergessenheit geraten sind, wird Kenneth Grahames Buch The Wind in the Willows (Der Wind in den Weiden), mit dem er weltberühmt wurde, heute noch gelesen und von Verlagen immer wieder aufgelegt. Die Gutenachtgeschichten, die Kenneth Grahame seinem kleinen Sohn Alastair jeden Abend erzählte, waren später die Vorlage zu diesem Buch, dass großen Einfluss auf die englische fantastische Kinderliteratur hatte. Der Stoff diente als Vorlage für Theater- und Musikstücke, Zeichentrickfilme und sogar für einen Spielfilm.
In The Wind in the Willows geht es vor allem um die treue Freundschaft zwischen einem neugierigen Maulwurf, einer unternehmungslustigen, dichtenden Wasserratte, einem angeberischen Kröterich und einem scheuen Dachs. Zusätzlich geht es aber auch um drei Welten, die in dem Buch aufeinandertreffen: der rastlose Fluss, der wilde Wald und die weite Welt – und um die Vorurteile, die darüber transportiert werden. Am Fluss leben Tiere, die sehr großzügig, hilfsbereit und wissend sind. Im Wald dagegen leben die weiniger intelligenten und teilweise hinterlistigen Tiere, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Und die weite Welt symbolisiert Gefahren, Ungewissheit und Selbstüberschätzung.
Zwar ist die Handlung im Tierreich angesiedelt, doch die Figuren wirken sehr menschlich. Das liegt auch daran, dass der Autor die Charaktere einiger seiner Freunde mit einfließen ließ. Eigene Erfahrungen und Überzeugungen Grahames spielten beim Schreiben des Buchs auch eine große Rolle, wie die Leidenschaft für die Natur.
The Wind in the Willows ist einerseits eine idyllische Geschichte, die vom Zusammenleben der Tiere handelt, aber gleichzeitig ist sie auch eine humorvolle, ironische und satirische Darstellung der zeitgenössischen englischen Gesellschaft: Die vier Freunde benehmen sich wie Vertreter des Adels, die nicht arbeiten müssen und den ganzen Tag machen können, wozu sie gerade Lust haben. Für sie sind die Waldbewohner Proletarier (einfaches Arbeitervolk), denen sie nicht vertrauen, weil sie Angst vor einer „Revolution“ haben.
Titelauswahl
Pagan Papers / Grahame, Kenneth (Text) - Kessinger Publishing 1893. Buchvorstellungen: () | |
Das goldene Zeitalter - The Golden Age / Grahame, Kenneth (Text); Shephard, Ernest H. (Illu.) - John Lane 1895. Buchvorstellungen: () | |
Traumtage inkl. Der Drache, der nicht kämpfen wollte - Dream Days incl. The Reluctant Dragon / Grahame, Kenneth (Text); Shephard, Ernest H. (Illu.) - John Lane 1898. Buchvorstellungen: () | |
The Headswoman / Grahame, Kenneth (Text) - John Lane 1898. Buchvorstellungen: () | |
Der Wind in den Weiden - The Wind in the Willows / Grahame, Kenneth (Text); Shephard, Ernest H. (Illu.) - Charles Schribner & Sons 1908. Buchvorstellungen: () |
Links
http://www.lilipuz.de/wissen/zeitkreisel/details/artikel/08031859-geburt...
http://www.labbe.de/lesekorb/index.asp?themakatid=13&themaid=136&titelid...
Quellenangabe
Willst du diesen Lexikonartikel in einer schriftlichen Arbeit zitieren? Dann kannst du diese Quellenangabe verwenden:
-
Kriegel, Kirsti: Kenneth Grahame. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/autoren/grahame_kenneth.html; Stand: 13.06.2012.
- Autoren
- Abedi, Isabel
- Baltscheit, Martin
- Barrie, James Matthew
- Baum, L. Frank
- Bichsel, Peter
- Blyton, Enid
- Boie, Kirsten
- Carroll, Lewis *
- Chidolue, Dagmar
- Colfer, Eoin
- Collodi, Carlo
- Dahl, Roald
- DiCamillo, Kate
- Donaldson, Julia
- Drvenkar, Zoran *
- Ende, Michael
- Funke, Cornelia
- Grahame, Kenneth
- Guggenmos, Josef
- Hacks, Peter *
- Härtling, Peter
- Hennig von Lange, Alexa *
- Holtz-Baumert, Gerhard
- Janisch, Heinz
- Jansson, Tove
- Kästner, Erich
- KNISTER
- Kordon, Klaus
- Krüss, James
- Kruse, Max
- Kuijer, Guus
- Lewis, Clive Staples
- Lindgren, Astrid
- Maar, Paul *
- Meyer, Kai
- Milne, A. A.
- Nöstlinger, Christine
- Pausewang, Gudrun
- Pludra, Benno
- Pressler, Mirjam
- Preußler, Otfried
- Rathenow, Lutz
- Rhoden, Emmy von
- Richter, Jutta
- Rodrian, Fred
- Rowling, Joanne K.
- Schlüter, Andreas
- Schubiger, Jürg
- Spyri, Johanna
- Steinhöfel, Andreas
- Tetzner, Lisa
- Tolkien, J.R.R.
- Wedding, Alex
- Wölfel, Ursula
- Wolkow, Alexander Melentjewitsch
- * Hinweis