Martin Baltscheit
* 1965 Düsseldorf
Leben
Martin Baltscheit
© C. Schwarz
Martin Baltscheit wurde 1965 in Düsseldorf geboren. Wie er selbst schreibt, fing er mit fünf Jahren an, alle Gegenstände, die ihm in und unter die Finger kamen, voll zu zeichnen. So zum Beispiel Tapeten, Bademäntel, Lampenschirme oder Schuhsohlen. Das machte er nicht nur, weil er gerne malte, sondern auch, um seine Ängste zu besiegen. Denn für jedes Monster, vor dem er sich fürchtete, zeichnete er ein unheimlicheres Monster, um es zu verjagen. Da die Welt voller Ungeheuer ist, die man mit dem Stift bezwingen kann, will er mit dem Zeichnen auch nicht mehr aufhören.
Nachdem er an der Folkwangschule Essen Kommunikationsdesign studiert hatte, machte er deshalb seine Leidenschaft zum Beruf. Er wurde Künstler, Illustrator und Comiczeichner. Außerdem spielte er von 1986 bis 1992 Theater im Jungen Ensemble Düsseldorf.
Bald begann er jedoch Geschichten nicht nur durch Bilder zu erzählen, sondern auch eigene Texte zu verfassen, die er dann zum Teil auch von anderen Illustratoren bebildern ließ. Inzwischen hat er schon einige Kinder- und Jugendbücher, Hörspiele für die WDR Bärenbude, Theaterstücke und Bildbücher, die er zum Teil selbst illustriert hat, geschrieben. Auch einen Roman für Erwachsene hat er geschrieben. Außerdem arbeitet Baltscheit als Sprecher für Hörspiele und manchmal auch als Moderator.
Für seine unterschiedlichen Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Martin Baltscheit hat eine Tochter und lebt in Düsseldorf.
Werk und Bedeutung
Martin Baltscheit ist gegenwärtig auf dem Funk-, Tonträger- und Buchmarkt in Deutschland ziemlich präsent. Da er mehrere Talente hat, kann man ihn als Sprecher von Hörgeschichten, als Texter für Radiogeschichten, als Buchautor für Kinder, Jugendliche und manchmal auch Erwachsene und natürlich auch als Illustrator eigener und fremder Texte erleben. Außerdem war er bei mehreren Trickfilmen fürs Fernsehen beteiligt.
Als Buchautor schreibt Baltscheit vor allem Geschichten über menschliche Schwächen oder Eigenarten, Sehnsüchte, Ängste, aber auch Glücksmomente. Er verpackt sie in fabelartige Tiergeschichten (Es waren einmal zwei wirklich dumme Gänse, Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor), in philosophische Parabeln (Die Elefantenwahrheit) oder Geschichten mit phantastischen Bilder oder Metaphern (Der Winterzirkus, Der kleine Herr Paul). Seine Bücher sind unterhaltsam, machen nachdenklich und man kann meistens etwas aus ihnen lernen. Zum Beispiel über sich selbst, über Ängste und Mut, über Vorurteile oder vorgefasste Meinungen aber auch über ganz andere Dinge, wie zum Beispiel über Naturgesetze oder Politik.
Dennoch sind weder seine Bilder noch seine Texte belehrend. Denn Baltscheit schafft es, auch nachdenkliche oder nicht ganz einfache Themen in witzig und ironischem oder augenzwinkerndem Ton zu erzählen und bebildern.
Im Bilderbuch Paul trennt sich beschreibt Baltscheit, wie es sich für Kinder anfühlt, wenn sich die Eltern nach viel Streit trennen. Eines Tages ist Pauls Vater plötzlich fort. Paul ist mit der Trennung natürlich nicht einverstanden und will seinen Vater auch nicht gegen den neuen Freund seiner Mutter eintauschen. Aus dem Grund denkt er sich einiges aus, mit dem er seine Eltern vielleicht wieder zusammen bringen kann. Für Martin Baltscheit selbst ist dies eines der wichtigsten Bücher, die er geschrieben hat.
Ich bin für mich - Der Wahlkampf der Tiere erzählt vom König dem Löwen, der seine helle Freude daran hat, dass er bei jeder Wahl wiedergewählt wird. Das geht aber nur so lange gut, bis sich die ersten Gegenkandidaten zur Wahl stellen ...
Es waren einmal zwei wirklich dumme Gänse handelt von zwei Gänsen, die dümmer sind als die Feuerwehr erlaubt: Erst setzen sie ihre Hütte in Flammen und dann sind sie sich zu fein um sich retten zu lassen, weil ihnen die Retter nicht gut genug sind. Das Buch führt vor Augen, dass Vorurteile Chancen kaputtmachen und zu ernsten Problemen führen können.
Der Winterzirkus handelt von Anna, die im Gegensatz zu ihrem jüngeren Bruder nicht mehr an phantastische, übersinnliche Wesen glaubt. Also weder an Feen, Elfen noch an Osterhasen. Und an den Weihnachtsmann glaubt sie schon gar nicht! Aber obwohl sie sich schon so erwachsen fühlt, gerät ihr Weltbild doch plötzlich ins Wanken, als sie einem Akkordeon spielenden Hunden und sprechenden Raben begegnet. Von ihnen erfährt sie vom Winterzirkus für Tiere, der ihr helfen wird einige ihrer Überzeugungen, aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Auch Die Elefantenwahrheit handelt vom Glauben und Unglauben, von der Frage nach der Wahrheit und von Perspektivenwechseln und davon, dass jeder die Welt immer nur mit seiner eigenen, subjektiven Wahrnehmung beurteilt. In dem Bilderbuch versuchen fünf blinde Wissenschaftler heraus zu bekommen, was für ein merkwürdiges Wesen vor ihnen steht. Während der eine nur den Schwanz abtastet und das Wesen deshalb für eine Klobürste hält, nimmt ein anderer nur den Rüssel wahr und glaubt darum, es mit einem Feuerwehrschlauch zu tun zu haben. Wenn man die einzelnen Wahrnehmungen der fünf Professoren zusammen nimmt, kommt am Ende ein seltsames Wesen heraus, das nichts mehr mit dem echten Wesen, einem Elefanten zu tun hat.
Der kleine Herr Paul ist nicht der Größte. Er ist kleiner als Tische, kleiner als Stühle, Bänke und Schränke. Er ist nicht der Mutigste und der Stärkste ist er auch nicht. Und obwohl der kleine Herr Paul oft gerne ein bisschen anders wäre, als er ist, weiß er, dass es darauf nicht wirklich ankommt im Leben. Die vier Bände vom Kleinen Herr Paul die von Ulf K. comichaft illustriert wurden, erzählen zarte, philosophische Geschichten in kurzen, einprägsamen Sätzen, in denen sich Herr Paul viele Fragen stellt und selbst erstaunliche Schlüsse zieht. Zum Beispiel, dass man wahre Größe nicht in Zentimetern messen kann. Daneben erlebt er auch lustige oder sonderbare Abenteuer, wie das in dem Kapitel „Der Talentetauscher“ in dem Buch Der kleine Herr Paul macht Ferien. Der kleine Herr Paul ist wieder mal nicht mit sich zufrieden und fühlt sich alt. Da begegnet er auf einem Spaziergang einem Talentetauscher, der altes Talent gegen ein neues Talent tauscht. Nach einigem Überlegen findet auch Herr Paul, was er tauschen könnte: Einen guten Witz gegen ein ansteckendes Lächeln.
Baltscheits Buch Die Belagerung orientiert sich an einer wahren Geschichte. Es erzählt von Michail und seiner Familie, vom grausamen Winter 1927 in Sibirien und vom Hunger, der Michails Sohn Milan dazu bringt, den Weg durch den Schnee ins Nachbardorf anzutreten. Milan kommt nicht zurück. Stattdessen kommen hungrige Wölfe ins Dorf. Durch ihre große Not kommen in der Dorfbevölkerung wieder abergläubische Vorstellungen hoch, alte Vorurteile flackern auf und das Zusammenleben der Menschen wird insgesamt auf eine harte Probe gestellt.
Jasmin Behringer: Ich und die Kanzlerin erzählt von Jasmin. Jasmin will Bundeskanzlerin werden und um herauszufinden, wie das geht, macht sie ein Praktikum im Kanzleramt. Sie lernt dabei einiges und hält es in ihrem Tagebuch fest.
Zarah: Du hast doch keine Angst, oder? hat Martin Baltscheit gemeinsam mit Zoran Drvenkar entwickelt. Drvenkar hat geschrieben und Baltscheit gezeichnet. In dem Buch geht es um Angst, um Freundschaft und um einem Wald. In diesen Wald zieht es Zarah und ihre vier Freundinnen Anke, Berit, Cordula und Dorothea. Doch hier wimmelt es von Ungeheuern. Zum Beispiel der Schlammfresser Feggel, der fünfköpfige Lindwurm Raskopf, Lappowick, der Erdteufel, sowie der Baumtroll Ogill und die Vampirdame Kattinka. Außerdem ist da noch der Räuberhauptmann Raddek über den jede Menge Gerüchte im Wald kursieren. Während alle Angst haben, hat ausgerechnet die kleine Zarah keine Angst!
Auszeichnungen (Auswahl)
2002 Kinderbuchpreis NRW mit Zoran Drvenkar für Der einzige Vogel...
2003 Kaas & Kappes Kinder-und Jugenddramatikerpreis für Die Überredung
2005 Kaas & Kappes Kinder- und Jugenddramatikerpreis für Der Winterzirkus
2008 Rattenfänger Literaturpreis mit Zoran Drvenka für Zarah: Du hast doch keine Angst, oder?
2009 Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfahlen für Felline, Professor Paul und der Chemiebaukasten
2010 Deutscher Jugendtheaterpreis für Die besseren Wälder
Titelauswahl
Paul trennt sich / Baltscheit, Martin (Text); Baltscheit, Martin (Illu.) - Alibaba 1996. Buchvorstellungen: (1) | |
Der kleine Herr Paul / Baltscheit, Martin (Text); K., Ulf (Illu.) - Altberliner 2004. Buchvorstellungen: (1) | |
Die Belagerung / Baltscheit, Martin (Text); Blau, Aljoscha (Illu.) - Bajazzo 2005. Buchvorstellungen: (1) | |
Ich bin für mich - Der Wahlkampf der Tiere / Baltscheit, Martin (Text) - Bajazzo 2005. Buchvorstellungen: (1) | |
Die Elefantenwahrheit / Baltscheit, Martin (Text) - Kinderbuchverlag Wolff 2006. Buchvorstellungen: (1) | |
Der Winterzirkus / Baltscheit, Martin (Text); Blau, Aljoscha (Illu.) - Fischer Verlag 2007. Buchvorstellungen: (1) | |
Zarah: Du hast doch keine Angst, oder? / Baltscheit, Martin und Drvenkar, Zoran (Text) - Bloomsburry 2007. Buchvorstellungen: (1) | |
Hauptsache, es wird kein Hund / Baltscheit, Martin (Text); Kamm, Katja (Illu.) - Bajazzo 2007. Buchvorstellungen: () | |
Felline, Professor Paul und der Chemiebaukasten / Baltscheit, Martin (Text) - Tulipan 2007. Buchvorstellungen: () | |
Frankie unsichtbar / Baltscheit, Martin (Text) - Tulipan 2008. Buchvorstellungen: () | |
Jasmin Behringer: Ich und die Kanzlerin / Baltscheit, Martin (Text) - Boje 2009. Buchvorstellungen: (1) | |
Es waren einmal zwei wirklich dumme Gänse in einem brennenden Haus / Baltscheit, Martin (Text) - Tulipan 2010. Buchvorstellungen: (1) | |
Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor / Baltscheit, Martin (Text) - Bloomsburry 2010. Buchvorstellungen: () |
Links
http://www.baltscheit.de/
http://vimeo.com/12550857
http://www.youtube.com/watch?v=QZQLEruSBmQ
Quellenangabe
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Smidt, Miriam: Martin Baltscheit. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/autoren/baltscheit_martin.html; Stand: 28.02.2011.
- Autoren
- Abedi, Isabel
- Baltscheit, Martin
- Barrie, James Matthew
- Baum, L. Frank
- Bichsel, Peter
- Blyton, Enid
- Boie, Kirsten
- Carroll, Lewis *
- Chidolue, Dagmar
- Colfer, Eoin
- Collodi, Carlo
- Dahl, Roald
- DiCamillo, Kate
- Donaldson, Julia
- Drvenkar, Zoran *
- Ende, Michael
- Funke, Cornelia
- Grahame, Kenneth
- Guggenmos, Josef
- Hacks, Peter *
- Härtling, Peter
- Hennig von Lange, Alexa *
- Holtz-Baumert, Gerhard
- Janisch, Heinz
- Jansson, Tove
- Kästner, Erich
- KNISTER
- Kordon, Klaus
- Krüss, James
- Kruse, Max
- Kuijer, Guus
- Lewis, Clive Staples
- Lindgren, Astrid
- Maar, Paul *
- Meyer, Kai
- Milne, A. A.
- Nöstlinger, Christine
- Pausewang, Gudrun
- Pludra, Benno
- Pressler, Mirjam
- Preußler, Otfried
- Rathenow, Lutz
- Rhoden, Emmy von
- Richter, Jutta
- Rodrian, Fred
- Rowling, Joanne K.
- Schlüter, Andreas
- Schubiger, Jürg
- Spyri, Johanna
- Steinhöfel, Andreas
- Tetzner, Lisa
- Tolkien, J.R.R.
- Wedding, Alex
- Wölfel, Ursula
- Wolkow, Alexander Melentjewitsch
- * Hinweis