Kate DiCamillo
* 25.03.1964 in Philadelphia (USA)
Leben
Kate DiCamillo © privat
Katrina Elizabeth DiCamillo wurde am 25. März 1964 in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania in den USA geboren. Ihre Mutter war Lehrerin und ihr Vater Kieferorthopäde. Sie hat einen älteren Bruder, Curt.
Weil Kate als Kind unter einer chronischen Lungenentzündung litt, musste ihre Familie in ein wärmeres Klima umziehen. Als Kate fünf Jahre alt war zogen sie, ihre Mutter und ihre Bruder deshalb nach Florida. Ihr Vater sollte zunächst in Philadelphia zurückbleiben, um seine kieferorthopädische Praxis an einen Nachfolger zu verkaufen und zu übergeben. Er folgte der Familie jedoch nie nach Florida.
Kate DiCamillo studierte nach der Schule Anglistik an der Florida-Universität.
Nach dem Studium arbeitete Kate DiCamillo in einem Buchladen. Der tägliche Umgang mit Büchern inspirierte und motivierte sie, eigene Kinderbücher zu schreiben. Im Buchladen konnte sie außerdem Kontakte zu Mitarbeitern verschiedener Verlage knüpfen.
Ihr erstes Buch Winn-Dixie, das im Jahr 2000 veröffentlicht wurde, war gleich ein voller Erfolg.
Das bestärkte DiCamillo in ihrem langgehegten Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Also schrieb sie weiter. In der Folge wurden ihre Bücher verfilmt, wodurch ihre Geschichten ein breites internationales Publikum erreichten. Außerdem erhielt sie viele Auszeichnungen und Preise für ihre Werke.
Heute arbeitet Kate DiCamillo ausschließlich als Kinderbuchautorin. Sie lebt mit ihrem Hund in Minneapolis in Minnesota, einem Bundesstaat der USA.
Werk und Bedeutung
Kate DiCamillo ist eine amerikanische Kinderbuchautorin, die vor allem in ihrer Heimat, aber auch international vielfach für ihre Bücher ausgezeichnet wurde. Besonders bekannt ist die Autorin durch die Verfilmungen ihrer Bücher geworden. Winn-Dixie mein zotteliger Freund wurde von Wayne Wang verfilmt und kam 2005 in die US-amerikanischen Kinos. Die Geschichte um den mutigen Mäuserich Despereaux wurde von Universal Pictures zu einem Animationsfilm verarbeitet, der 2008 Premiere hatte. In Deutschland sind vor allem ihre fantastischen Bücher um Mercy Watson Wunderschwein und die Verfilmung ihres Buchs Despereaux bekannt. Winn Dixie wurde 2002 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
In den meisten ihrer Büchern spielen Tiere eine wesentliche Rolle oder sind sogar Hauptfigur der Geschichte. Die Tiere können Vermittler zwischen Menschen sein oder, vor allem in ihren märchenhaften Geschichten, auch menschliche Gefühle und Gedanken verkörpern. Auf jeden Fall sind die Tiere aber Auslöser vieler turbulenter, manchmal witziger, manchmal auch trauriger und sehr oft märchenhafter Abenteuer.
Winn Dixie ist das erste Buch von Kate DiCamillo. In Winn-Dixie geht die zehnjährige India Opal in den Supermarkt, um Mittagessen einzukaufen. Dort trifft sie einen herrenlosen Hund, den sie kurz entschlossen mit nach Hause nimmt und nach dem Supermarkt Winn Dixie nennt. Dieser Hund, der lächeln kann und sich stumm mit Menschen zu unterhalten scheint, wird schnell Indias bester Freund. Er hilft ihr, zu anderen Menschen Beziehungen aufzubauen, Freundschaften zu erleben, Vorurteile aufzugeben und etwas über ihre Vergangenheit in Erfahrung zu bringen.
Das Besondere an dem Erstlingswerk von DiCamillo ist die Einfühlsamkeit, mit der die Autorin das Leben des Mädchens beschreibt. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von India geschrieben. So kommen die Leser dem Mädchen besonders nah. Sie können an ihren Gefühlen teilhaben und ihre Perspektive auf die Dinge um sie herum kennen lernen.
Das Buch behandelt traurige Themen, es befasst sich mit den Verlusten und der Einsamkeit Indias und der Menschen um sie herum. Doch es ist der lächelnde Hund, der den Figuren des Buches Freude schenkt und sie zueinander führt und der auch den Leser über die teilweise traurige Nachdenklichkeit des Buchs schmunzeln lässt.
Während die Geschichte um Winn Dixe eine Geschichte ist, wie sie auch im alltäglichen Leben stattfinden könnte, haben viele der darauf folgenden Bücher DiCamillos märchenhafte Züge. So zum Beispiel die Geschichte von Despereaux, einer kleinen Maus, die – wie der Titel schon sagt – loszieht um „das Fürchten zu verlernen“. Despereaux lebt mit den anderen Mäusen in den Mauern eines riesigen Schlosses mit langen Gängen und buntem Fensterglas. Doch Despereaux ist anders als alle Mäuse. Der Mäuserich ist kleiner als die anderen, hat dafür aber größere Ohren. Außerdem hat er zu wenig Angst und einen zu kleinen Appetit. Er liest die Seiten der Bücher, anstatt sie anzuknabbern. Sein größter Makel aber ist, dass er die menschliche Prinzessin und damit ein mäusefeindliches Wesen liebt. Vor allem aus diesem Grund wird er vom Mäuserat und den anderen Mäusen für abartig und allgemeingefährlich gehalten. Als Maus, die eine Gefahr für die anderen Mäuse darstellt, wird er verurteilt und bekommt das gefürchtete rote Garn um den Hals. Dieses Garn kennzeichnet ihn als zum Tode Verurteilten, der im Verlies bei den riesigen Ratten sein Leben lassen muss.
Doch es kommt anders als die die anderen Mäuse denken. Despereaux wird nicht gefressen. Statt dessen lernt er im Verlies die Welt aus einer anderen Perspektive kennen. Und zwar aus der Perspektive der Entrechteten, Ungebildeten, vom Schicksal benachteiligten und durch ihr Unglück meist gemein gewordener Figuren. Eine dieser Unglücklichen ist die siebenjährige Miggery Sow, die nach dem Tod ihrer Eltern von einem boshaften Bauern gekauft und von ihm so oft geohrfeigt wurde, dass ihre Ohren schließlich wie Blumenkohlröschen aussehen. Doch obwohl auch Despereauxs Schicksal durch die Verurteilung eine klägliche Wendung bekommen hat, entscheidet er sich nicht für den Weg der Rache und der Dunkelheit, sondern für den des Lichts. Als er im Verlies erfährt, dass das Leben der Prinzessin in Gefahr ist, setzt er deshalb alles daran, sie zu retten.
Die wundersame Reise von Edward Tulane hingegen beschreibt das Leben eines verwöhnten Porzellanhasen mit eleganter Gardarobe und goldener Taschenuhr. Edward Tulanes Sinn besteht am Anfang des Buchs nur darin, sich selbst zu bewundern und darauf zu warten, dass seine Besitzerin Abilene aus der Schule kommt, um ihn auch bewundern und verwöhnen zu können.
Doch dann fällt der Hase bei einer Kreuzfahrt mit Abilane ins Meer, und er muss sich seiner plötzlich völlig unwichtig gewordenen Rolle stellen.
Auf seiner Reise lernt er unterschiedliche Menschen kennen, wie zum Beispiel einen Fischer, in dessen Netz er gerät und dessen Frau ihn zur Häsin umdeutet. Oder einen verlorenen Landstreicher mit seinem Hund, oder das schwerkranke, arme Mädchen Sarah Ruth.
Mit jeder Begegnung erwärmt sich das kalte Herz des Hasen ein wenig mehr, und so wird aus dem eingebildeten und egoistischen Hasen schließlich ein Wesen, das sogar mit anderen mitfühlen und weinen kann.
Kate DiCamillo schreibt einzigartige Geschichten, voller märchenhaftem Zauber und Abenteuer.
Besonders an ihrer Schreibweise ist, dass sie mit wenigen Worten vielschichtige Charaktere und Welten zeichnet. Das gelingt ihr zum einen dadurch, dass sie einzelnen Worten oder Sätzen eine große Bedeutung verleiht. In Despereaux wird beispielsweise das Wort „Verlies“ so oft wiederholt, dass jedem klar wird, dass sich dahinter etwas Schreckliches verbergen muss.
Zum anderen entwickelt DiCamillo eigene Bilder und Symbole, die jeder versteht, die aber weit über das eigentliche Wort hinaus reichen. So steckt in dem Bild „Blumenkohlohren“ das ganze Elend der kleinen Miggery Sow. Oder Edward Tulanes goldene Taschenuhr ist ein vielschichtiges Sinnbild seines verwöhnten, aber auch sehr steifen, ritualisierten, vom Ticken der Uhr bestimmten Lebens. Oder der rote Faden um Despereauxs Hals bedeutet Stigmatisierung, Verurteilung und Verlust des Lebens. Durch diese vielsagende Bildsprache kann sich DiCamillo in ihren Geschichten ganz auf das Wesentliche konzentrieren und von spannender Szene zu spannender Szene gehen, ohne von langatmigen Erklärungen abgehalten zu werden. Außerdem rührt sie durch diese Bilder die bewussten wie unbewussten Gefühle des Lesers an.
Die meisten Werke DiCamillos sind nicht einfach fröhlich und bunt, sondern befassen sich auch mit den düsteren und traurigen Seiten des Lebens. Dabei schauen sie auf die Schatten von Persönlichkeiten und tauchen sie aber bei genauerer Betrachtung oft in ein neues Licht.
Häufige Themen von DiCamillo sind Verlust, Tod und Angst – vor allem vor der Einsamkeit – aber auch immer die Liebe und ihre positive, verändernde Kraft. Gleichzeitig vermittelt DiCamillo Werte wie Solidarität, Dialogbereitschaft und den Mut, auch auf Fremde zuzugehen.
Preise und Auszeichnungen
1998 McKnight Künstler Stipendium für Schriftsteller
2000 Josette Frank Preis für Winn Dixie
2002 Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis für Winn-Dixie
2004 Newbery Medal für Desperaux
2006 Boston Globe – Horn Book Award für Die wundersame Reise von Edward Tulane
2007 Theodor Seuss Geisel Award für Mercy Watson
2011 Theodor Seuss Geisel Award für Bink und Gollie
Titelauswahl
Winn-Dixie / DiCamillo, Kate (Text) - Dressler 2001. Buchvorstellungen: () | |
Kentucky Star / DiCamillo, Kate (Text) - Dressler 2002. Buchvorstellungen: () | |
Despereaux - Von einem, der auszog das Fürchten zu verlernen / DiCamillo, Kate (Text); Ering, Timothy Basil (Illu.) - Dressler 2004. Buchvorstellungen: (1) | |
Die wundersame Reise von Edward Tulane / DiCamillo, Kate (Text); Ibatoulline, Bagram (Illu.) - Dressler 2006. Buchvorstellungen: (1) | |
Mercy Watson - Wunderschwein / DiCamillo, Kate (Text); Dusen van, Chris (Illu.) - Dressler 2007. Buchvorstellungen: () | |
Der Elefant des Magiers / DiCamillo, Kate (Text); Tanaka, Yoko (Illu.) - dtv 2010. Buchvorstellungen: () | |
Bink und Gollie unzertrennlich / DiCamillo, Kate (Text); Fucile, Tony (Illu.) - dtv 2010. Buchvorstellungen: () | |
Eine große Freude / DiCamillo, Kate (Text); Ibatoulline, Bagram (Illu.) - Jacoby & Stuart 2010. Buchvorstellungen: () |
Links
http://www.katedicamillo.com/ (englisch)
http://www.dtv-kinderbuch.de/special_katedicamillo/
http://www.kinderbuch-couch.de/kate-dicamillo.html
Quellenangabe
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Smidt, Miriam: Kate DiCamillo. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/autoren/dicamillo_kate.html; Stand: 20.07.2012.
- Autoren
- Abedi, Isabel
- Baltscheit, Martin
- Barrie, James Matthew
- Baum, L. Frank
- Bichsel, Peter
- Blyton, Enid
- Boie, Kirsten
- Carroll, Lewis *
- Chidolue, Dagmar
- Colfer, Eoin
- Collodi, Carlo
- Dahl, Roald
- DiCamillo, Kate
- Donaldson, Julia
- Drvenkar, Zoran *
- Ende, Michael
- Funke, Cornelia
- Grahame, Kenneth
- Guggenmos, Josef
- Hacks, Peter *
- Härtling, Peter
- Hennig von Lange, Alexa *
- Holtz-Baumert, Gerhard
- Janisch, Heinz
- Jansson, Tove
- Kästner, Erich
- KNISTER
- Kordon, Klaus
- Krüss, James
- Kruse, Max
- Kuijer, Guus
- Lewis, Clive Staples
- Lindgren, Astrid
- Maar, Paul *
- Meyer, Kai
- Milne, A. A.
- Nöstlinger, Christine
- Pausewang, Gudrun
- Pludra, Benno
- Pressler, Mirjam
- Preußler, Otfried
- Rathenow, Lutz
- Rhoden, Emmy von
- Richter, Jutta
- Rodrian, Fred
- Rowling, Joanne K.
- Schlüter, Andreas
- Schubiger, Jürg
- Spyri, Johanna
- Steinhöfel, Andreas
- Tetzner, Lisa
- Tolkien, J.R.R.
- Wedding, Alex
- Wölfel, Ursula
- Wolkow, Alexander Melentjewitsch
- * Hinweis