Eoin Colfer
* 14.05. 1965 in Wexford (Irland)
Leben
Eoin Colfer © Michael Paynter
Eoin Colfer wurde am 14. Mai 1965 in Wexford, an der südöstlichen Küste von Irland geboren. Hier wuchs Eoin (sprich: Owen) gemeinsam mit seinen vier Brüdern, von denen er der zweitälteste war, auf. Schon als Kind malte und schrieb Eoin und brachte so seine eigenen Geschichten zu Papier.
Nach seiner Schulzeit studierte Eoin Colfer Lehramt an der Universität in Dublin. Nach dem Studium kehrte er nach Wexford zurück, wo er an der örtlichen Grundschule unterrichtete, sich am Theater engagierte und in den Nächten Geschichten schrieb.
1991 heiratete Colfer seine Jugendliebe Jackie. Mit ihr gemeinsam verbrachte er die folgenden Jahre im Ausland: Er unterrichtete an Schulen in Saudi Arabien und Tunesien und Italien. Viele von Colfers Geschichten sind auch durch die Erfahrungen dieser Reisen inspiriert.
Seinen ersten Roman, Benny und Omar, veröffentlichte Colfer 1998. Er war direkt ein Erfolg. International berühmt wurde Colfer aber mit seiner Reihe um Artemis Fowl, deren erster Band 2001 veröffentlicht wurde. Die Romanserie ist mittlerweile international so erfolgreich, dass Band 1 bereits als Comic mit Illustrationen von Giovanni Rigano umgesetzt wurde und auch eine Verfilmung des Stoffs geplant ist. Die Artemis Fowl-Bücher führen immer wieder die Bestsellerlisten englischsprachiger Literatur an und haben schon unterschiedliche Preise gewonnen.
Mit seiner Mischung aus Fantasy und Science Fiction in Artemis Fowl ist Colfer so erfolgreich, dass er der Witwe von Douglas Adams als würdig erschien, die Fortsetzung von Douglas Adams' legendärer Per Anhalter durch die Galaxis-Reihe zu schreiben. Und übrigens noch was... heißt der 2009 erschienene Fortsetzungsband der Reihe von Eoin Colfer, in der die schrägen Figuren Adams' noch einmal aufleben dürfen.
Heute arbeitet Colfer nicht mehr als Lehrer, sondern als hauptberuflicher Schriftsteller. Er lebt mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn in seinem Geburtsort Wexford.
Werk und Bedeutung
Eoin Colfer schreibt Krimis und Detektivgeschichten, Science-Fiction, Fantasy und auch realistische Geschichten für Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Zur Zeit ist er einer der erfolgreichsten, zeitgenössischen Kinder- und Jugendbuchautoren Europas. Bekannt ist vor allem seine Reihe um den kriminellen, hochintelligenten Protagonist und Anti-Helden Artemis Fowl. Wegen seines großen, auch weltweiten Erfolgs wurde Artemis Fowl häufig mit Harry Potter verglichen. Doch außer, dass beide Reihen zur fantastische Literatur gehören, haben sie wenig gemeinsam.
Neben fantastischen Büchern wie Meg Finn und die Liste der vier Wünsche und Artemis Fowl schreibt Eoin Colfer auch Bücher, die im Alltag angesiedelt sind.
Beiden Geschichtentypen von Colfer ist allerdings gemeinsam, dass sie immer über das rein Sichtbare oder Alltägliche hinaus weisen. So entwickelt Colfer beispielsweise Figuren, die überzeichnet sind oder Dinge sehen oder erleben, die es so gar nicht gibt oder sehr unwahrscheinlich sind. Oder er gibt alltäglichen Gegenständen und Situationen einen anderen, geheimnisvollen Sinn. Dabei kann dann aus eine Bibliothekarin ein schreckliches Monster werden, und aus den Felsen im Meer werden die Zähne eines untoten Piraten.
Colfers Helden sind nie glatt oder überwiegend gut wie in vielen anderen Büchern für Kinder und Jugendliche. Sondern sie sind im Gegenteil dazu oft von schlitzohrig über durchtrieben bis kriminell. Colfer zeigt in seinen Büchern auch auf die negativen Seiten des Menschen und schafft es damit ihre Charaktere facettenreich und vielseitig darzustellen.
In seinem ersten Roman Benny und Omar beschreibt Colfer die Freundschaft zwischen zwei Jungen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Benny, der wegen der beruflichen Versetzung seines Vaters mit diesem und dem Rest der Familie von Irland nach Tunesien zieht und sich dort alles andere als wohl fühlt, und Omar, einem Waisenjungen, der sich ganz alleine durchs Leben kämpfen muss. Mit den beiden Jungen treffen völlig unterschiedliche Welten aufeinander. Doch genau das macht sie füreinander so spannend. Und so entwickelt sich bald eine tolle Freundschaft zwischen den beiden Jungen, die sie in ein rasantes Abenteuer führt.
Der Autor erzählt das Aufeinandertreffen der beiden unterschiedlicher Kulturen voller Witz und Sprachspielereien. Omar spricht beispielsweise ausschließlich in Werbefloskeln aus dem Fernsehen. Trotzdem oder gerade dadurch bekommt Benny durch ihn Einblicke in nordafrikanische Sitten und Gebräuche, die ihm ohne den Jungen in der Isolation des „weißen Ghettos“, das der Arbeitgeber seines Vaters für seine Angestellten errichtet hatte, verborgen geblieben wären.
Auch die Tim-Bücher um Tim und seine vier Brüder sind in der Realität angesiedelt und sind überzeichnete, rasante und witzig pointierte Beschreibungen von Tims Familienalltag. Anders als in Benny und Omar verzaubert hier aber die kindliche Phantasie Tims die Geschichten und schenkt ihnen so eine ganz eigene Magie. Aus eigentlich einfachen Ereignissen werden so richtige Abenteuer. So zum Beispiel die Begegnung mit Knolle Murphy, der Bibliothekarin, die ein Gewehr hat, in dessen Lauf ganze Kartoffelknollen passen und mit dem sie alles „abknollt“, was sich in ihrer Bibliothek bewegt. Oder der Campingausflug, der in Tims Kopf zum aufregenden Abenteuer mit Schurken und Geister-Piraten wird, in denen Unmögliches möglich wird.
Colfer erzählt die Geschichten um Tim in allen drei Bänden aus der Perspektive des Jungen selbst. Er beweist damit großes Einfühlungsvermögen und überrascht seine Leser mit einer kindlichen Perspektive auf das ganz normale Leben.
Besonders viel Aufmerksamkeit bekommt Colfer jedoch für seine fantastischen Geschichten um Artemis Fowl. Diese besteht mittlerweile aus sieben Romanen, und es ist noch kein Ende in Sicht. Hier verknüpft Colfer geschickt alte magische Elemente wie Zaubertränke und Fabelwesen mit hypermodernen technischen Gerätschaften.
Als Geschichte, die technische Entwicklungen erfindet, kann Artemis Fowl zur Science-Fiction Literatur gerechnet werden. Im Unterschied zu den meisten anderen Science-Fiction Romanen spielt Colfers erfundene Welt allerdings nicht in einer fernen Zukunft oder anders entwickelten Vergangenheit, sondern spielt in unserer Zeit, allerdings an einem anderen Ort: Unter der Erde. Dort leben sie in unterirdischen Städten und können sich mit Shuttles und Magmaströmen an die Erdoberfläche bewegen.
Als Geschichte, in der mythische oder märchenhaft fantastische Figuren wie Gnome, Elfen, Trolle und Zentauren mitspielen, kann die Artemis Fowl-Reihe auch zu Fantasy gerechnet werden.
Die alten, mythischen Fantasy-Figuren haben in der Welt von Artemis Fowl allerdings keinen Platz mehr auf der Erde und mussten längst den Menschen Platz machen. Deshalb haben sie sich unter der Erde ein eigenes Reich erschaffen.
Neben ihren magischen Fähigkeiten verfügen die Angehörigen des Erdvolkes über hochmoderne, filigrane Technik, wie atomar betriebene Ortungsgeräte oder solarbetriebene Flügel.
Neben dieser ungewöhnlichen Szenerie ist an der Reihe besonders, dass Colfer mit dem Jungen Artemis Fowl einen Anti-Helden entwickelt hat. Solche Antihelden sind in Kinderbüchern ziemlich selten. Als Antiheld ist Artemis gierig, gehässig und kaltherzig. Gelegentlich entwischt ihm mal ein Witz, dann aber ermahnt er sich zur Vorsicht – bloß nicht weich werden ist sein Motto! Mit zwölf Jahren ist er das jüngste Mitglied einer irischen Gangsterdynastie und einer der größten Diebe des Landes. Er bedient sich seines messerscharfen Verstandes und modernster Technik um seine hinterlistigen Pläne in die Tat umzusetzen. Dabei kommt er mit seinem Diener und Freund Butler ganz schön herum. Butler ist extra dazu ausgebildet worden, Artemis zu dienen und ihn zu beschützen. Außerdem ist er ein wandelndes Waffenarsenal. Gemeinsam erleben sie Abenteuer in der ganzen Welt – die Unterwelt mit eingeschlossen – immer auf der Suche nach neuem Diebesgut.
Trotz all dieser negativen Eigenschaften fiebert man mit Artemis Fowl mit und will irgendwie, dass er gewinnt. Das liegt zum einen vielleicht daran, dass Artemis einem leid tut, weil seine Mutter sehr krank ist und sein Vater verschwunden ist. Artemis leidet darunter und zeigt dabei unter seinem harten Panzer auch verwundbare Seiten. Zum anderen hat er aber auch durchaus sympathische Seiten. Zum Beispiel lässt er bei seinen Opfern auch immer wieder Mitgefühl durchblitzen, und er wird insgesamt von Buch zu Buch immer menschlicher und weicher.
Neben Artemis Fowl hält man aber auch immer wieder zu Fowls Gegenspielern, den Elfen, wie der sympathischen Alraune Holly Short. Colfer schafft dadurch in seiner Reihe nicht nur eine, sondern mehrere, zum Teil gegensätzliche Identifikationsfiguren für den Leser, deren Perspektive er gleichzeitig einnehmen und mit ihnen mitfühlen kann. Auch das ist eine Vorgehensweise, die in der Kinder- und Jugendliteratur durchaus nicht üblich ist.
Preise und Auszeichnungen
2001 Children's Book Award für die Artemis Fowl Serie
2004 Deutscher Bücherpreis für Artemis Fowl – der Geheimcode
2011 Indenpendent Booksellers Book Price für Artemis Fowl – Der Atlantis Komplex
Titelauswahl
(Das Erscheinungsjahr der englischen Originalausgabe ist in Klammern angegeben.)
Benny und Omar / Colfer, Eoin (Text) - Beltz & Gelberg 2001 (1998). Buchvorstellungen: () | |
Artemis Fowl / Colfer, Eoin (Text) - List 2001 (2001). Buchvorstellungen: () | |
Benny und Babe / Colfer, Eoin (Text) - Beltz & Gelberg 2002 (1999). Buchvorstellungen: () | |
Meg Finn und die Liste der vier Wünsche / Colfer, Eoin (Text) - List 2004 (2003). Buchvorstellungen: () | |
Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy / Colfer, Eoin (Text); Ross, Tony (Illu.) - Beltz & Gelberg 2005 (2004). Buchvorstellungen: () | |
Tim und das Geheimnis von Captaon Crow / Colfer, Eoin (Text); Ross, Tony (Illu.) - Beltz & Gelberg 2006 (2006). Buchvorstellungen: () | |
Fletcher Moon Privatdetektiv / Colfer, Eoin (Text) - Carlsen 2007 (2006). Buchvorstellungen: () | |
Artemis Fowl - Der Comic / Colfer, Eoin (Text); Rigano, Giovanni (Illu.) - Carlsen 2008 (2007). Buchvorstellungen: () | |
Und übrigens noch was... / Colfer, Eoin (Text) - Heyne 2009 (2009). Buchvorstellungen: () | |
Artemis Fowl - Der Atlantis Komplex / Colfer, Eoin (Text) - List 2011 (2010). Buchvorstellungen: () |
Links
http://www.eoincolfer.com
http://www.phantastik-couch.de/interview-mit-eoin-colfer.html
http://www.fowl.de
Quellenangabe
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Smidt, Miriam: Eoin Colfer. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/autoren/colfer_eoin.html; Stand: 30.08.2012.
- Autoren
- Abedi, Isabel
- Baltscheit, Martin
- Barrie, James Matthew
- Baum, L. Frank
- Bichsel, Peter
- Blyton, Enid
- Boie, Kirsten
- Carroll, Lewis *
- Chidolue, Dagmar
- Colfer, Eoin
- Collodi, Carlo
- Dahl, Roald
- DiCamillo, Kate
- Donaldson, Julia
- Drvenkar, Zoran *
- Ende, Michael
- Funke, Cornelia
- Grahame, Kenneth
- Guggenmos, Josef
- Hacks, Peter *
- Härtling, Peter
- Hennig von Lange, Alexa *
- Holtz-Baumert, Gerhard
- Janisch, Heinz
- Jansson, Tove
- Kästner, Erich
- KNISTER
- Kordon, Klaus
- Krüss, James
- Kruse, Max
- Kuijer, Guus
- Lewis, Clive Staples
- Lindgren, Astrid
- Maar, Paul *
- Meyer, Kai
- Milne, A. A.
- Nöstlinger, Christine
- Pausewang, Gudrun
- Pludra, Benno
- Pressler, Mirjam
- Preußler, Otfried
- Rathenow, Lutz
- Rhoden, Emmy von
- Richter, Jutta
- Rodrian, Fred
- Rowling, Joanne K.
- Schlüter, Andreas
- Schubiger, Jürg
- Spyri, Johanna
- Steinhöfel, Andreas
- Tetzner, Lisa
- Tolkien, J.R.R.
- Wedding, Alex
- Wölfel, Ursula
- Wolkow, Alexander Melentjewitsch
- * Hinweis