Roald Dahl
* 13. September 1916 in Llandaff in Wales
† 28. November 1990 in Great Missenden
Leben
Roald Dahl © Rowohlt Archiv
Roald Dahl wuchs in Wales (Großbritannien) auf. Seine Eltern stammten allerdings aus Norwegen. Sie hatten aus zwei Ehen sechs Kinder. Roald Dahls ältere Schwester Astri starb, als er drei Jahre war. Kurz darauf starb auch sein Vater und seine Mutter musste die vier eigenen Kinder und zwei Stiefkinder alleine groß ziehen. Roald Dahl beschrieb seine Mutter als „Fels“, die ihm ein enormes Gefühl an Sicherheit verliehen hat. Außerdem erzählte sie viele Geschichten von Trollen und anderen geheimnisvollen Figuren. Die Großmutter in Hexen hexen hat er seiner Mutter nachempfunden.
Roald Dahl ging nicht gerne in die Schule und wechselte bald in ein Internat, nachdem der Rektor ihn wegen eines Streiches hart bestraft hatte. Aber auch dort ging er nicht gerne zur Schule. Und in der weiterführende Schule danach, war sein einziger Lichtblick, dass diese Schule wenigstens nahe an der Schokoladenfabrik Cadburys lag. Die Firma lud regelmäßig Kinder ein, ihre neuen Schokoladenvariationen zu probieren. Eine Erfahrung, die er später in dem Buch Charly und die Schokoladenfabrik einfließen ließ.
Die unglückliche Schulzeit hatte übrigens einen großen Einfluss auf seine spätere Karriere als Autor. Mit acht Jahren hat Dahl angefangen, Tagebuch zu schreiben und sich Gedanken über sich zu machen. Anders als wahrscheinlich sonst Kinder, die Tagebuch schreiben, machte er sich beim Schreiben ständig Gedanken darüber, was es bedeutete, jung zu sein.
Seine Kindheit beschrieb Dahl später in der Autobiographie Boy.
Nach der Schule machte Roald Dahl mit einer Gruppe der Public Schools Exploring Society eine Expedition nach Neufundland und danach ab 1934 eine kaufmännische Ausbildung bei der Shell Oil Company. Zwei Jahre später reiste er für seine Firma nach Tansania. Als er 23 Jahre alt war, brach der Zweite Weltkrieg aus. Roald Dahl wurde in Afrika zum Offizier ernannt. Obwohl er zwei Meter groß war, durfte er Pilot werden. Seine Kriegserlebnisse schilderte er später in dem Buch Going solo.
1942 wurde er als Luft Attaché, verwundet aber transportfähig, nach Washington gebracht. Dort beschrieb er auf Anregung des Autors C. S. Forester für die Zeitung Saturday Evening Post wie er im Krieg mit dem Flugzeug über der Wüste von Libyen abstürzte. Mit diesem Zeitungsartikel begann seine Karriere als Autor.
1953 heiratete Roald Dahl die Schauspielerin Patricia Neal und hatte mit ihr fünf Kinder, darunter Tessa Neal, die später selbst Autorin wurde. In Bettgeschichten für seine Töchter Olivia und Tessa entwickelte Roald Dahl den Roman James und der Riesenpfirsich.
Ab 1960 lebte Roald Dahl mit seiner Familie in einem kleinen Haus, Gipsy House, in Great Missenden (England). Im Garten des Hauses stand eine kleine Hütte, in der Dahl viele seiner Geschichten schrieb. Die Hütte wurde von Außenstehenden als schäbig und ärmlich beschrieben, aber er selbst empfand sie als gemütlichen Rückzugsort.
1972 lernte Dahl seine zweite Frau Felicity Crossland kennen, die er nach der Scheidung von Patricia Neal 1983 heiratete.
Roald Dahl durchlebte auch als Erwachsener viele Schicksalsschläge. Seine älteste Tochter Olivia starb nach einer Maserninfektion. Seine Frau bekam während einer Schwangerschaft mehrere Schlaganfälle, und sein Sohn Theo erlitt als vier Monate altes Baby nach einem Verkehrsunfall eine Gehirnverletzung. Roald Dahl entwickelte mit einem befreundeten Ingenieur und einem Neurologen ein Ventil, das Theo von den für ihn überlebenswichtigen Maschinen unabhängig machte. Das für Theo erfundene Dahl-Wade-Till-Ventil wurde noch lange danach für andere ähnliche Fälle in der Medizin eingesetzt.
Während seines ganzen Lebens half Dahl anderen Menschen. In den 1960er Jahren lud er beispielsweise Kinder eines Waisenhauses in sein Dorf ein.
1990 starb Roald Dahl an Leukämie.
Werk und Bedeutung
Roald Dahl schrieb die ersten zwanzig Jahre vorwiegend für Erwachsene Kurzgeschichten. Seine makaber-witzigen, überraschenden und pointierten Kurzgeschichten sind Meisterwerke schwarzen Humors. Daneben schrieb Dahl auch mehrere Drehbücher, zwei Autobiographien und einen Roman.
International bekannt wurde Roald Dahl aber vor allem mit den Geschichten, die er für Kinder geschrieben hat. Heute gehört Roald Dahl zu den beliebtesten Kinderbuchautoren weltweit und seine Bücher wurden in 34 Sprachen übersetzt. Sein erstes Kinderbuch The Gremlins erschien zwar schon 1943, die meisten anderen Romane und Erzählungen für Kinder aber erst ab 1960, als Roald Dahl seinen Töchtern Olivia und Tessa Bettgeschichten erzählte.
Sein erster Roman James und der Riesenpfirsich wurde 1961 zuerst in den USA und erst drei Jahre später in England veröffentlicht. Auch Charly in der Schokoladenfabrik, das von einem Jungen aus armen Verhältnissen handelt, der „das goldene Ticket“ in Wonkas Schokoladenfabrik ergattert und dort mit vier anderen Kindern abenteuerliche Dinge erlebt, wurde zuerst in den USA veröffentlicht. Beide Bücher wurden gleich ein großer Erfolg.
Dahls weitere Bücher wie Sophiechen und der Riese, Die Zwicks stehen Kopf oder Hexen hexen wurden einer nach dem anderen Bestseller, viele der Bücher wurden verfilmt. Matilda, die Geschichte von dem sagenhaft belesenen und hochintelligenten Mädchen, das in einer ignoranten, vom Fernsehen und Konsum verdummten Familie lebt und das in der Schule mit Witz, Mut und seiner Lehrerin Fräulein Honig die brutale Direktorin Frau Knüppelkuh vertreibt, brach nach seiner ersten Veröffentlichung in England sogar alle vorherigen Rekorde für den Verkauf eines Kinderbuchs.
Die große Popularität von Dahls Geschichten für Kindern wird immer wieder darauf zurück geführt, dass Dahl sich sehr gut in Kinder versetzen konnte. Er schrieb aus der Sicht der Kinder und wusste genau, was sie fürchten, was sie spannend und witzig finden. Er fabulierte in seinen Geschichten, ohne Sorge, an Bodenhaftung zu verlieren oder lästige pädagogische Schranken zu durchbrechen. Die meisten seiner Geschichten sind fantastisch oder haben zumindest fantastische Elemente: Pfirsiche beginnen zu fliegen, keifende Erwachsene werden weggeschrumpft und Hexen verwandeln Kinder in sprechende Mäuse.
Erwachsene werden in seinen Geschichten häufig lächerlich gemacht oder ihre schlechte Eigenschaften überzeichnet dargestellt. In Die Zwicks stehen Kopf beginnt die eigentliche Handlung erst, nachdem der Erzähler in nicht weniger als 13 Kapiteln die abstoßende Hässlichkeit und Boshaftigkeit von Herrn und Frau Zwick dargestellt hat.
Roald Dahl benützt für seine fantastischen Beschreibungen häufig plakative Bilder. So hat der eklige Bart von Herrn Zwick Sardinen, madigen Käse und Cornflakes im Haar, Frau Knüppelkuh aus Matilda schmeißt die Kinder wie einen Hammer durch die Luft und die Hexen in Hexen hexen sind eigentlich keine Frauen, sondern haben unter einer schönen Maske ein scheußlich entstelltes Gesicht.
Diese sprachlichen Bilder hat der Illustrator Quentin Blake kongenial mit Stift und Pinsel in Szene gesetzt. Und so sind die meisten Geschichten Dahls eng mit den Bildern von Quentin Blake verknüpft.
Auszeichnungen (Auswahl)
Obwohl Roald Dahl ein weltweit beliebter Autor war und ist, hat er nur relativ wenige Auszeichnungen bekommen. Darunter:
1954/1960/1980 Edgar Allan Poe Award für die Kurzgeschichten Someone Like You (1954), The Landlady (1980) und die Filmepisode Haut.
1985 Deutscher Jugendliterautpreis für Sophiechen und der Riese.
1989 Kalbacher Klapperschlange für Matilda.
Titelauswahl
(die Originalausgaben in englischer Sprache sind in Klammern angegeben.)
James und der Riesenpfirsich / Dahl, Roald (Text); Lemke, Horst; (im engl. Original:) Blake, Quentin (Illu.) - C. Bertelsmann Verlag 1968 (1961). Buchvorstellungen: () | |
Charlie und die Schokoladenfabrik / Dahl, Roald (Text); Lemke, Horst; (im engl. Original:) Blake, Quentin (Illu.) - C. Bertelsmann Verlag 1969 (1964). Buchvorstellungen: (1) | |
Charlie und der große gläserne Fahrstuhl / Dahl, Roald (Text); Lemke, Horst; (im engl. Original:) Blake, Quentin (Illu.) - C. Bertelsmann Verlag 1974 (1972). Buchvorstellungen: () | |
Der fantastische Mister Fox / Dahl, Roald (Text); (im engl. Original:) Blake, Quentin (Illu.) - Rowohlt Verlag 1979 (1970). Buchvorstellungen: () | |
Die Zwicks stehen Kopf / Dahl, Roald (Text); Blake, Quentin (Illu.) - Rowohlt Verlag 1981 (1980). Buchvorstellungen: () | |
Das Wundermittel / Dahl, Roald (Text); Blake, Quentin (Illu.) - Rowohlt Verlag 1982 (1981). Buchvorstellungen: () | |
Sophiechen und der Riese / Dahl, Roald (Text); Blake, Quentin (Illu.) - Rowohlt Verlag 1984 (1982). Buchvorstellungen: () | |
Hexen hexen / Dahl, Roald (Text); Glienke, Amelie; (im engl. Original:) Blake, Quentin (Illu.) - Rowohlt Verlag 1986 (1983). Buchvorstellungen: (1) | |
Boy - Schönes und Schreckliches aus meiner Kindheit / Dahl, Roald (Text) - Rowohlt Verlag 1986 (1984). Buchvorstellungen: () | |
Im Alleingang - Meine Erlebnisse in der Fremde / Dahl, Roald (Text) - Rowohlt Verlag 1988 (1984). Buchvorstellungen: () | |
Matilda / Dahl, Roald (Text); Blake, Quentin (Illu.) - Rowohlt Verlag 1989 (1988). Buchvorstellungen: (1) | |
Ottos Geheimnis / Dahl, Roald (Text); Blake, Quentin (Illu.) - Wunderlich Verlag 1991 (1990). Buchvorstellungen: () | |
Die Giraffe, der Peli und ich / Dahl, Roald (Text); Blake, Quentin (Illu.) - Rowohlt Verlag 1993 (1985). Buchvorstellungen: () |
Links
http://www.rossipotti.de/ausgabe13/rossipottis_leibspeise.html#dahl
http://www.roalddahl.com (englische Seite)
http://www.hanisauland.de/buchtipps/autorenlexikon/roald_dahl/
Quellenangabe
Willst du diesen Lexikonartikel in einer schriftlichen Arbeit zitieren? Dann kannst du diese Quellenangabe verwenden:
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Kautt, Annette: Roald Dahl. In: Rossipotti-Literaturlexikon; hrsg. von Annette Kautt; https://www.literaturlexikon.de/autoren/dahl_roald.html; Stand: 20.03.2011.
- Autoren
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