In der Zukunft mit der Zeitmaschine
Ich sehe menschenähnliche Fische, die sich gerade noch an Land fortbewegen konnten. Ihre Höhlen waren aus Kristall und der Boden ebenfalls.
Sie fliegen alle in goldenen Schuhen in der Luft und sprechen eine seltsame Sprache.
Die Kinder sind viel riesiger als ihre Eltern und bekommen in einem Teich Unterricht.
Die Verkäufer verkaufen Mais, Muscheln, Würmer und kleine Fische.
Andere schreiben in Geheimschrift etwas an eine große Steintafel und zeigen darauf. Manche sammeln Plastiktüten oder man führt ein Theaterstück vor.
Niemand hat etwas an, doch alle tragen eine große runde Brille in den unterschiedlichsten Farben.
Ich beobachte einige, die ins Wasser springen oder erst nach vielen Stunden wieder auftauchen, und sehe, dass sie im Wasser viel schneller schwimmen können als ein Gepard am Land.
Plötzlich höre ich wieder dieses Summen und renne schnell zu der Zeitmaschine zurück und reise wieder in das Jahr 2017!
Icy Angel - Prologue: Behind the endless Shadows
Wie, als würde eine winzige Glocke angeschlagen, brach seine Stimme die endlos andauernde Stille des unergründlichen Nichts. Seine Lippen formten nur ein einziges Wort:
...Ja.
Ihm war selbst nicht klar, wie er hierher gelangt war. Ihm schien es wie ein Traum, ein grausamer Traum, der ihn wie eine undurchdringliche, unsichtbare Mauer von der Realität trennte. Doch die Tatsache, dass er sich hier im Prinzip nirgendwo befand, war absolut real. Er hatte Angst. Unvorstellbare Angst. Und er konnte es nicht leugnen, auch, wenn er es sich nicht eingestehen wollte. Die dunkle Kreatur, die unter enormer Distanz vor ihm stand, leckte sich die blutbenetzten Lippen.
...So? Du oder besser gesagt, Ihr willigt also ein?
Die Augen des Wesens waren unter einer schwarzen Augenbinde verborgen und der pechschwarze Umhang, der seinen Körper beinahe vollkommen einhüllte, schien ausschließlich aus Rabenfedern zu bestehen.
Der ziemlich mitgenommen aussehende Junge senkte den Blick, um das totenbleiche Gesicht seines Gegenübers nicht länger ansehen zu müssen. Er biss sich so stark auf die Unterlippe, dass die Abdrücke seiner Schneidezähne deutlich zu erkennen waren und die Wunde, die sich dort befand, von neuem zu bluten begann.
...Wenn...Wenn ich einwillige...hat das dann...Auswirkungen auf mein späteres Leben...?
Die Kreatur zog ihre rußschwarzen Augenbrauen hoch.
...Auswirkungen?
Ich meine...wie sehr beeinflusst du mich...?
Das breite, furchteinflößende Grinsen seines Gegenübers ließ seine schneeweißen Reißzähne noch länger wirken, als sie ohnehin schon waren.
Ich beeinflusse Euch nicht, Herr.
...Das hast du...mir bereits erzählt..., flüsterte er und war nicht besonders überrascht, dass die angsteinflößende Gestalt ihn am anderen Ende des Nichts problemlos verstehen konnte...genau so wie er selbst. Ein halbvergessener Gedanke drängte sich vor sein sich stetig fortsetzendes Trauma. Die scheinbar bodenlose Panik wurde zu einem dunklen, endlosen Tunnel, als ihm dämmerte, wo er sich befand. Nur hatte er sich diesen häufig erwähnten Ort von Grund auf anders vorgestellt. In den zahlreichen Überlieferungen wurde er als Feuergrube beschrieben, in dessen mordlustigen Flammen auch Luzifer verendet war, doch hier in dieser gähnenden Leere war weit und breit nichts von alledem zu sehen. Das Nichts, oder auch die Hölle genannt, hatte nicht einmal eine erkennbare Färbung. Es war eben einfach nichts. Der Verstand des gerade einmal dreizehnjährigen Jungen schien sich schmerzhaft langsam vollends in nicht vorhandene Materie aufzulösen. Sein Kopf pochte, er blutete an allen möglichen Körp
erstellen...und doch hatte er keine Schmerzen. Wie auch...schließlich lebte er nicht mehr.
...Nun? Trefft Eure Entscheidung, junger Herr, wisperte die Gestalt. Ihre Stimme schien unwirklich; unhörbar; nicht existent, wenn man es genau nehmen wollte, und doch konnte er sie genau vernehmen.
Ein letztes Mal benutzte er das einzelne Wort:
...Ja.
So sei es!, die Stimme des Schattenhaften glich nun dem Grollen einer Kirchenglocke. Das Wesen breitete so schlagartig die Arme aus, dass der Junge zurückstolperte und beinahe ins unendliche stürzte. Wenngleich die Kreatur zehn Meter von ihm entfernt war, konnte er sie so genau erkennen, als würde sie direkt vor ihm stehen. Er konnte alles erkennen; von der missglückten Stickerei in der Augenbinde, bis hin zu den einzelnen, silbernen Schnallen der nachtschwarzen Stiefel. Es schien alles nur wie der surreale Traum eines seelisch leidenden Kindes...Obwohl kein Wind wehte, schlug das lange, schwarze Haar um das Gesicht der Kreatur, der Federumhang plusterte sich auf...Und schon nach einigen Herzschlägen konnte der hilflose Junge vor lauter Rabenfedern nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen. Hingegen seiner Erwartungen war er noch bei vollem Bewusstsein, jedoch durchzuckte ein stechender Schmerz seine Glieder. Es arbeitete sich von seinen bloßen, wunden Füßen über seinen beinahe ze
rbrechlich wirkenden Körper, der mit nichts außer einem weißen, dreck- und blutverschmierten Nachthemd bekleidet war hinauf zu seinem blonden Kopf, dessen Mittelpunkt seine smaragdgrünen Augen bildeten. Wie Gift fühlte es sich an...Tödliches Gift, dass ihm gegen seinen Willen eingeflößt wurde, obwohl er sich bewusst darauf eingelassen hatte. Das war der Preis, den er nun zahlen musste...zu einem Moment, in dem ihm vor seinen Augen alles genommen wurde. Ausnahmslos alles. Unwiderruflich. Er ertrug den Schmerz nicht lange und sank auf dem dichten, schwarzen Federteppich zusammen. Die Augen halb geöffnet, seinen starken Willen beibehaltend. Nur einen Satz in seinem Kopf:
Der Vertrag ist besiegelt.
Das letzte, was er vernahm, war ein zufriedenes, dunkles Kichern...Begleitet von einer vertrauten, rauen Stimme, die ihm die Gewissheit gab, nicht länger in diesem leeren Paralleluniversum ausharren zu müssen:
Yes, young Lord.
Schutzengel
1. Kapitel: Zerborstene Welt
Hallo!
Ich bin gerade dabei, ein Buch zu schreiben.
Ich stelle hier mal das erste Kapitel ein:
- Prolog - Stürmische Zeiten
Leila kickte missmutig einen Stein vor sich hin. Die Hände hatte sie in den Hosentaschen vergraben. Was musste es auch ausgerechnet heute so ein Mistwetter sein?
Der Wind heulte und riss an ihrem blonden Haar. Das ging jetzt schon seit Tagen so, aber das Mädchen hatte gehofft, dass das schlechte Wetter bis zu ihrem 13. Geburtstag wieder abebbte. Aber nein, genau an ihrem Geburtstag musste der Wind noch stärker heulen. Rote und Orangene Blätter stoben davon.
Die letzten Tage hatte Leila sich noch an ihrer Anmutigkeit erfreut, aber heute hatte sie auch dafür keinen Blick mehr übrig. Sie ärgerte sich zu sehr über ihre Mutter. Wenn es nur stürmen würde, das ginge ja noch. Aber eiskalt war es zudem auch noch. Und der Weg zur Bushaltestelle war weit.
'Jedenfalls, wenn man sich dabei den Hintern abfriert', dachte das Mädchen ärgerlich. 'Ist es denn zu viel verlangt, dass sich meine Mutter mal wie andere aufführt und mich bei diesem Wetter zur Schule fährt? Wenigstens an meinem Geburtstag könnte sie das mal tun. Aber sie ist ja immer so altmodisch: 'Wir mussten früher jeden Tag zur Schule laufen, selbst im Winter. Es tut dir mal ganz gut, wenn du abhärtest' Als ob ich nicht schon genug abgehärtet wäre?'
Ja, so war ihre Mutter. 'Es tut dir gut, wenn du abhärtest'. Die hatte gut reden. Sie musste ja nicht jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen und durch den kältesten Herbst seit fünfzig Jahren gehen. Jedenfalls hatte Leila das im Radio gehört. 'Wenn es bald anfangen zu schneien würde, dann würde mich das gar nicht wundern.'
Leila bog um eine Ecke. Verschwommen konnte sie schon die Bushaltestelle sehen. Sie seufzte erleichtert. Im Bus würde es warm sein und sie würde auch ihre beste Freundin Charlotte treffen. 'Charly hat es gut', seufzte Leila 'Die wohnt um die Ecke.' Das stimmte. Charlotte musste nur ans Ende der Straße gehen und um die Ecke biegen und schon war sie an der Bushaltestelle. Leila dagegen hatte einen viel weiteren Weg. Jetzt konnte sie schon einzelne Personen aus der Menge an der Haltestelle ausmachen. Charly war schon da. Sie winkte ihr zu. Leila winkte zurück und fing an zu rennen. 'Dabei wird mir wenigstens warm', frohlockte sie.
"Na Geburtstagskind, außer Puste?", scherzte Charly. "Na Löttchen, heute wohl wieder besonders gut drauf, was?", erwiderte Leila.
Charlotte kniff die Augen zusammen. Ihr gefiel der Spitzname 'Löttchen' nicht besonders. Sie sagte, das höre sich an wie ein Kleinkindname.
"Du willst es dir wohl mit mir verscherzen Lei?", zischte sie.
"Aber nein, Charly, ganz und gar nicht.", lachte sie. "Tschuldige, ja?"
"Na gut. War wohl nicht ernst gemeint, was?", fragte sie wieder gut gelaunt.
Charly war immer gut gelaunt und konnte nie lange böse sein.
"Nee. Das weißt du doch."
"Ja, weiß ich. Hier ich hab was für dich.", sagte sie und drückte Leila ein kleines Päckchen in die Hand. "Charly! Ich hab doch gesagt ich will erst ein Geschenk, wenn ich feiere.", rief Leila entrüstet. "Dann kriegst du eben dann nichts mehr.", sagte Charly trotzig. "Außerdem wissen wir beide, dass du gar nicht feiern wirst!"
Das stimmte. Leila hatte auf der höheren Schule noch nie gefeiert. Sie hatte zwar viele Freunde, aber sie mochte den ganzen Wirbel um ihren Geburtstag nicht. Einige übertrieben es wirklich, dabei war es doch gar nicht so besonders, dass man geboren worden war. Jedenfalls nicht so besonders, dass man es jedes unbedingt ganz groß Jahr feiern musste. "Jetzt mach schon auf!", drängte Charly.
Doch in diesem Moment traf der Bus ein.
"Schade", meinte Charly enttäuscht. "Steck es lieber in deine Tasche, sonst geht es kaputt."
Leila steckte das Päckchen ein und drängelte sich mit Charly in den Bus. Hier umfing sie die wohlige Wärme, die sie sich ersehnt hatte. Als sie auf dem Schulhof ankamen, standen hier schon überraschend viele Schüler. Normalerweise war der Schulhof, wenn sie ankamen, noch ziemlich leer.
"Warum sind die denn schon so früh da?", fragte Leila.
"Ach nö, Leila. Das weißt du nicht mehr? Heute ist doch das große Benefizkonzert." "
"Ach ja", stöhnte Leila.
"Was ist denn?", fragte Charly erstaunt "Es ist doch für eine gute Sache."
"Ja, schon, aber das mein ich nicht."
"Was denn?"
"Da muss ich doch singen.", stöhnte Leila.
"Wie, das fällt dir jetzt erst wieder ein? Moment mal - hast du überhaupt geübt?"
"Geübt? Ich habe noch nie geübt", erwiderte Leila. "Wieso auch?"
"Oh man", sagte Charly neidvoll. "So gut muss man sein, dass man nicht mal mehr üben muss."
"Wart mal", quatschte Leila dazwischen, ohne auf Charlottes neidvolles Nörgeln zu achten. "Sollte das nicht ein Open-Air-Konzert werden?"
"Äh, ja.", meinte Charly verständnislos.
"Es ist vielleicht ein bisschen kalt und stürmisch dafür.", erklärte sie ihr.
Jetzt begann es auch Charly zu dämmern.
"Das wird sicher drinnen stattfinden.", meinte sie. "Wo haben wir denn drinnen Platz? Unsere Aula ist doch viel zu klein für so viele Schüler. Typisch unser Schuldirektor. Plant ein Benefizkonzert im Herbst!"
Jemand stubste Leila auf die Schulter. Sie drehte sich um. Vor ihr stand ein schlankes Mädchen, das eine makellose weiße Haut hatte. Ihre Haare waren braun und dick und fielen ihr bis zur Taille. Sie grinste Leila an. In der Hand hielt sie ein Programmheft über das Benefizkonzert.
"Hi", sagte das fremde Mädchen. "Ich heiße Alaya. Bist du Leila?"
Leila nickte. "Ich freue mich schon auf deinen Auftritt. Die Lieder, die du singen wirst, sind echte Knaller." "D...danke.", stammelte Leila. Was wollte dieses Mädchen.
"Ich werde heute auch singen.", sagte das Mädchen selbstbewusst.
Ein Windstoß fuhr ihr durch das Haar und ließ sie dadurch noch selbstbewusster aussehen.
"Ich, ich hab dich hier noch nie gesehen", sagte Leila "Und bei der Planung für das Benefizkonzert warst du auch nicht. Dabei sollten sich doch alle, die teilnehmen wollten dort einfinden."
Charly nickte anerkennend. "Ich weiß, aber meines Wissens war die Planung vor zwei Wochen. Ich bin aber erst vor fünf Tagen, am Sonntag, hierher gezogen. Ich konnte das noch regeln, dass ich in der Show untergebracht werde. Ich habe mir coole Lieder ausgesucht."
Doch da ertönte eine Ansage aus den Lautsprechern: "Alle Schüler gehen bitte unverzüglich zurück in ihre Klassenräume. Das Benefizkonzert wird aufgrund der schlechten Wetterbedingungen verschoben. Der Unterricht wird wie gewöhnlich stattfinden."
Die Schüler, die sich bereits eingefunden hatten, stöhnten auf.
Leila schrie innerlich vor Wut. Sie hatte sich so gefreut! Alles ging an ihrem Geburtstag schief. Alles! "Wir haben doch keine Schulsachen mit.", erklärte gerade ein Schüler dem Direktor. Mürrisch machte sie sich mit Charlotte auf den Weg ins Innere des Schulgebäudes. Als Leila nach Hause kam, schleuderte sie ihre Schultasche in die nächstbeste Ecke. Ihre Jacke hängte sie achtlos über einen Kleiderbügel in der Garderobe. Sofort rutschte sie zu Boden. Doch Leila bemerkte es kaum. Sie schlurfte schlecht gelaunt in die Küche. Dort tanzte ihre Mutter durch die Küche. Sie schnappte sich dies und das, schnippelte es flink klein und warf es elanvoll in eine große Pfanne auf dem Herd. Dann schnappte sie sich einen Pfannenwender und begann die Zutaten durchzuwürfeln. Dabei fing sie an zu singen.
Leila ließ sich auf einen freien Stuhl fallen.
"Schlecht gelaunt, Liebling?", trällerte ihre Mutter. "Ach Gottchen. Du bekommst doch noch Geschenke. Das ist doch ein Grund zum freuen."
Als Leila nur ein Murren von sich gab, sagte sie: "Aber Leila, was ist denn passiert?"
"Ach, das Benefizkonzert ist abgesagt worden.", murrte Leila.
"Aber Leila, das ist doch nicht so schlimm. Das wird doch sicher nachgeholt, Schatz. Hier, ich habe etwas, was dich sicher freuen"
Der Anblick von Leila ließ sie verstummen. Leila war die Wut hochgeschossen.
"Mama, du hast doch gar keine Ahnung! Draußen ist es schweinekalt und stürmisch! Jeden Morgen friere ich mir doch was-weiß-ich-nicht ab. Außerdem habe ich mich auf das Benefizkonzert gefreut! Ich hätte gesungen. Heute geht doch echt alles schief."
Ein Schluchzen ließ sie abbrechen. Ihre Mutter war zusammengesackt
"Aber Schatz, das wusste ich nicht-"
"Ach ist doch auch egal.", sagte Leila und stapfte aus dem Raum.
Bevor ihre Mutter noch ein Wort sagen konnte, knallte sie die Tür hinter sich zu. Sie rannte die Treppe hoch in ihr Zimmer und warf sich aufs Bett. Wie lange sie so da gelegen hatte, konnte sie nicht sagen. Sie wusste nur, dass sie schluchzte, bis ihre Mutter ins Zimmer kam und ihr über die Haare strich. "Leila, ich weiß, es hätte dir viel bedeutet heute zu singen. Und das du jeden Morgen so frierst, tut mir echt leid. Aber jetzt komm, wir wollen endlich deine Geschenke auspacken.", sagte ihre Mutter liebevoll. "Ach Mama, das du das mit dem Frieren immer einfach abtust", sagte Leila. "Könntest du nicht mal was dagegen tun, als immer nur zu Quatschen?"
"Leila Liebling, die Geschenke warten.", sagte sie nur und achtete gar nicht mehr auf ihren Einwand. "Mama, nie hörst du mir zu! Was hab ich dir gerade noch gesagt?", rief das Mädchen aufgebracht.
"Leila würdest du nun bitte kommen?"
"Na gut", stöhnte sie.
Als sie die Küche betrat, lagen viele Päckchen auf dem Küchentisch und ihr Vater saß am Tisch.
"Papa!", rief das Mädchen erfreut und warf sich in seine Arme. Erstaunlich, dass ihr Papa hier saß. Normalerweise arbeitete er nämlich ganztags und kam nicht einmal zum Mittagessen, weil der Weg zu weit war. Abends kam er immer so spät nach Hause und Morgens stand er später als Leila auf, weil er etwas später zur Arbeit kommen durfte, damit er genug Zeit zu schlafen hatte, sodass sie ihn kaum sah. Nur am Wochenende sah sie ihn, wenn er keine Überstunden machte. Und dann war er immer mit der Gartenarbeit dran und betrieb außerdem Sport, damit er gesund blieb. Denn Leilas Eltern achteten sehr genau auf gesunde Ernährung und ausreichend Sport. Aber heute, heute an ihrem "großen Tag" hatte er sich wohl frei genommen.
"Ich find`s cool, dass du da bist!", flüsterte sie ihm ins Ohr.
"Man wir ja nicht jeden Tag dreizehn.", dröhnte ihr Vater.
"Für einige kann es sogar eine Veränderung in ihrem Leben bedeuten."
"Ja, ja, ja", murrte sie.
Ihr Vater sprach immer so in Rätseln.
"Ich fang jetzt mal an auszupacken, Dad."
Sie stand auf und nahm sich das erste Päckchen.
Julius schlich den Gang entlang, die Ohren gespitzt, auf jedes Geräusch lauschend. An der Ecke am Ende des Ganges erschien eine Hand, die winkte. Das war das Zeichen, niemand war in der Nähe. Vorsichtig ging Julius weiter. Er durfte sich durch kein Geräusch verraten. Plötzlich hörte er etwas. Er stockte. Biss sich auf die Unterlippe. Nichts. Julius ging weiter. Da war es wieder. Was war das? Er durfte nicht entdeckt werden. Er war so nah am Ziel. An der Ecke erschien ein Kopf.
" Julius, Mensch, wo bleibst du denn so lange?", flüsterte sein bester Freund Jack.
Das stimmte. Er musste sich beeilen. So schnell er konnte, aber gleichsam darauf bedacht, leise zu sein, rannte er den Gang entlang. Jack deutete auf eine große Tür. Das war sie.
"Geh du rein, ich halte hier Wache und warne dich, wenn jemand kommt. Aber mach schnell!", zischte Jack ihm ins Ohr.
Julius nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und schlüpfte durch die Tür. Hastig sah er sich im Zimmer um. Wo war der Schmuck bloß? Er rannte zur Kommode und riss die erste Schublade auf. Nichts. Nur Klamotten. So schnell er konnte, riss er eine Schublade nach der anderen auf, doch nirgends war auch nur eine Perle zu sehen. Gehetzt blickte Julius sich weiter um. Wo konnte der Schmuck noch sein? Und dann sah er eine alte Holztruhe. Er hastete durchs Zimmer und riss den Deckel hoch. Diesmal hatte er Glück. In der Truhe lag haufenweise Schmuck. Wie viel würde reichen, um den Arzt zu bezahlen? Er durfte auf keinen Fall zu wenig mitnehmen, sonst würde Riwa sterben. Von draußen kam ein Pfiff. Das war das Zeichen von Jack. Jemand kam. Er griff in die Truhe und stopfte so viel in seine Taschen, wie er auf die Schnelle erreichen konnte. Er sprang auf und rannte. Raus aus dem Zimmer, das ihm jetzt wie eine Falle vorkam. Draußen sah er Jack, der gerade um die Ecke bog. Er drehte sich kurz um und rief "Lauf!"
Von der Treppe her hörte Julius die Soldaten, die Quiyas, herbeieilen. Er bog in einen Korridor und rannte. Am Ende blieb er kurz stehen. Wohin sollte er? Er hört jemanden rufen "Hierher! Einer ist da lang gelaufen." Dann Fußpaare, die losliefen.
Er hatte keine Zeit. Schlitternd rannte er links um die Ecke und rannte weiter. Die Geräusche wurden allmählich leiser. Aus der Ferne hörte er einen Ruf. "Nein!"
Die Fußpaare hielten an. "Er ist in die andere Richtung." Eine eisige Stimme schnitt ihm das Wort ab: "Wir teilen uns auf, ihr ..."
Einige Namen, die Julius nicht verstand, wurden genannt.
"geht da lang! Ihr anderen kommt mit mir hier entlang. Macht jetzt!"
Julius hörte, wie eine Gruppe den Korridor nahm, den er zuvor entlang gerannt war. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Was, wenn die ihn erwischen würden? Was, wenn sie Jack erwischen würden? Es wäre seine Schuld, denn Jack hatte eigentlich gar nichts mit der ganzen Sache zu tun! Er wollte ihm nur helfen, und Julius könnte es sich nie verzeihen, wenn Jack dabei sterben würde. "Es sterben schon viel zu viele", schoss es ihm durch den Kopf.
Seine Frau Riwa war sterbenskrank und 'was war das?' Es hörte sich nach einem Fest an.
Ihm schoss ein genialer Gedanke durch den Kopf: Wenn dort oben ein Fest war, dann konnte er vielleicht im Gewimmel untertauchen, bis die Soldaten die Suche aufgegeben hatten. Er rannte in die Richtung, aus der die Musik kam. Vor einer prachtvollen Tür kam er schlitternd zum Stehen. Hinter dieser Tür musste die Quelle der Musik sein, denn hier konnte er sie am Deutlichsten hören und manchmal konnte Julius auch Lachen und einige Gesprächsfetzen wahrnehmen. Er presste sich die Hand in die Seite und versuchte seinen Atem zu beruhigen. Wenn er keuchend in ein Fest platzte, würde das zu auffällig sein. Dann holte er tief Luft und betrat den Raum. Im ersten Moment stockte ihm der Atem und er blieb starr stehen. Dann schob er sich schnell zwischen die Menge, denn die Leute nahe der Tür musterten ihn schon abfällig. Es war hier so prächtig, dass er eindeutig nicht hineingehörte. Die Wände waren von feinstem Holz getäfelt und mit wunderschönen Mustern vergoldet. Die Decke war mit verschiedenen Szenen bemalt. So etwas hatte Julius noch nie gesehen. Das Prächtigste aber waren die Leute: Die Frauen trugen prächtige Kleider und Perlenhandtaschen. Ihre Haare hatten sie zu kunstvollen Frisuren hochstecken lassen und sie trugen Handschuhe, die bis zum Ellenbogen reichten und an ihren zierlichen Fingern steckten Ringe mit Brillianten dran. Die Männer trugen alle feine Anzüge und passende Zylinder. Sie hatten alle schwarze Gehstöcke und auf Hochglanz polierte Schuhe. Sie alle plauderten, lachten oder tanzten vergnügt. Julius stach mit seinen Schäbigen Klamotten heraus wie ein helles Licht in finsterster Nacht. Er zog alle Blicke auf sich. Er senkte den Blick und versuchte, zu der Tür auf der anderen Seite des Raumes zu kommen. Hier war er nicht sicher. Plötzlich schlug die Tür auf und ein halbes Dutzend Soldaten platzten herein.
"Da ist einer!", schrie jemand von ihnen. "T`schuldigung? Verzeihung Mam, könnten sie mich bitte durchlassen?" "Ups, Tut mir leid?"
Immer wieder entschuldigte er sich im Vorbeigehen bei Personen, die er angerempelt hatte, während er durch die Menge hastete. Endlich erreichte er die Tür. Doch da packte ihn jemand am Arm. Julius schlug panisch um sich. Endlich lockerte sich der Griff und er hörte das Geräusch einer schweren Person die auf den Boden aufschlug. Ohne sich umzusehen rannte er durch die Tür nach rechts den Gang entlang. Hoffentlich hatten sie Jack nicht erwischt. Hoffentlich war er schlau genug, um den Wachen zu entwischen. An der Ecke bog er nach links und schlüpfte durch die erste Tür auf der rechten Seite. Er lauschte an der Tür, aber er konnte nichts mehr hören. Er atmete schwer. Doch dann hörte er mindestens fünf paar Füße den Gang entlanglaufen.
"Wo ist er hin?" rief jemand. "Durchsucht alles im Umkreis", zischte die eisige Stimme. Es war nur ein Hauch, doch trotzdem verstand Julius jedes Wort. Die Stimme stach ihm in sein Herz, machte ihn bewegungsunfähig. Doch das ging nicht, er musste weiter. Vor Panik und Hast zitterte er stark. Wo sollte er nur hin? Er rannte auf die Tür auf der anderen Seite des Raumes zu und gerade, als er durch sie hinausschlüpfte, öffnete jemand die Tür auf der anderen Seite.
" Da ist er ja!" rief dieser.
Julius rannte, flog fast den Gang entlang. Er bog nach links, rechts und wieder nach links. Hatte er seinen Verfolger schon abgehängt? Hastig sah er sich um. Er sah nichts. Keuchend ließ er sich auf der Treppe nieder. Wo war der Ausgang? Plötzlich hörte er etwas oben an der Treppe. Hatte ihm ein Wachmann den Weg abgeschnitten? Oh nein, alles war aus, er würde in den Kerker kommen oder sofort geköpft. Er drehte sich um und er hätte vor Freude am liebsten laut aufgeschrieen. Es war Jack!
"Ich bin ihnen entkommen", flüsterte Jack. "Und du?"
"Es ist mir nur einer hinterhergekommen, aber ich weiß nicht, ob ich ihn abgehängt habe!", antwortete Julius flüsternd.
"Hey Jack, wo ist der Ausgang?"
"Hier lang!"
Sie schlichen durch den Gang, immer in der Angst, dass gleich einer der Soldaten durch eine Tür platzte. Julius dachte, sie würden bis zur Abzweigung gehen, aber Jack schob einen Vorhang zur Seite, hinter dem ein enger Gang zum Vorschein kam. Jack sah seinen verdutzten Gesichtsausdruck.
"Woher weißt du"
Jack unterbrach ihn. "Ich war hier doch mal Diener. Und jetzt rein da!"
Kaum hatte er den Gang betreten, als er Soldaten um die Ecke schlittern hörte.
"Jetzt mach schon!" rief Jack. "Lauf!"
Sein Herz pochte wie wild, als sie den Gang entlang rasten. War man denn hier nie vor den Soldaten sicher? Sie platzten durch einen anderen Wandbehang.
"Nach links!" schrie Jack.
Als sie um die Ecke rasten, hörten sie die Soldaten. Und dann einen lauten Knall.
"Sie schießen auf uns!" rief Jack. "schneller!"
Sie beschleunigten noch mehr. Dann erreichten sie eine Tür, die aus dem Schloss herausführte.
"Hinter die Truhe", sagte Jack und schubste ihn hinter eine große Holztruhe, die neben der Tür stand. Während Julius sich hinter der Holztruhe zusammen kauerte, fummelte Jack am Schloss der Tür herum. "Ich bekomm sie nicht auf", flüsterte Jack.
Plötzlich kamen die Soldaten um die Ecke. Einer hatte das Gewehr geladen und richtete den Lauf mit einem fiesen Grinsen auf Jack. Jack seinen besten Freund, der keinen Ausweg hatte. Dann drückte er ab. Julius musste hilflos zusehen, wie Jack, sein bester Freund, der sich für ihn in Gefahr begeben hatte, leblos zusammen sackte. Überall war Blut. Die Soldaten lachten. Dann erschien der Mann mit der kalten Stimme.
"Ruhe!"
Dies musste der Anführer der Quiyas sein.
"Holt die Hunde! Abschaum muss man nicht bestatten."
Lachend entfernten sich alle. Julius stürzte hinter der Truhe hervor und kauerte sich neben Jack. Er durfte nicht tot sein! Das durfte er einfach nicht!
"Jack, komm! Wir müssen gehen, die Soldaten sind weg!", sagte er.
Doch tief in seinem Innern wusste er, dass es zu spät war. Es war seine Schuld! Tränen strömten ihm übers Gesicht. Es gab nichts, was er noch für ihn tun konnte. Es war zu spät. Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Doch er konnte dafür sorgen, dass Jacks Leiche nicht geschändet würde. Er würde nicht zulassen, dass die Hunde ihn fraßen. Er öffnete die Truhe. Sie war leer. Er hiefte Jack hinein.
"Es tut mir leid", flüsterte er.
Hier sollte Jack ewig ruhen. Vorsichtig schloss er die Truhe wieder. Jack hatte es doch noch geschafft, die Tür zu öffnen. Er öffnete sie, ging hindurch und schlug die Tür hinter sich zu. Und rannte, rannte in die Freiheit, mit dem Gefühl einen Teil von sich selbst im Schloss zurückgelassen zu haben und fest entschlossen, einen anderen Teil von sich selbst zu retten. Nämlich seine Frau Riwa. Er würde nicht aufgeben. Er würde den Schmuck irgendwo in Geld umtauschen lassen, oder verkaufen und dann, ja dann konnte er sie retten.
Leila war mit der Ausbeute dieses Jahr eigentlich ganz zufrieden. Sie hatte einen neuen Anorak bekommen. Er war von innen mit Pelz (natürlich keinem echten) gefüttert) und wärmte herrlich. Damit würde sie gewiss morgens nicht mehr frieren, zumal sie auch noch ein paar gestrickte Handschuhe bekommen hatte, die ebenfalls von innen gefüttert waren. Deshalb hatte ihre Mutter Leilas Vorwurf, sie würde nichts gegen ihr Frieren unternehmen, einfach ignoriert. Außerdem hatte sie die neue CD von Miranda Cosgove "Sparks Fly", den dritten Band von "Tintenherz", "Tintentod", Die erste und die zweite Staffel von "H2O Plötzlich Meerjungfrau" und ein paar neuer Ohrringe bekommen.
Sie hatte sich zwar eigentlich noch einen Fotoapparat gewünscht, aber dann hätte sie diese Dinge nicht bekommen. Also eigentlich kein Grund zum meckern. Anschließend hatten sie die Gemüsepfanne verputzt und ihre Mutter war gerade dabei, einen Geburtstagskuchen zu backen. Ihr Vater hatte sich heute den ganzen Nachmittag frei genommen, da es sich für ihn nicht lohnte, jetzt noch zur Arbeit zu fahren und er war im Garten beschäftigt. Bei dieser Kälte, brr. Aber überall im Garten war Laub, was Leilas Mutter nicht duldete. Er würde wohl stattdessen morgen, am Samstag, arbeiten müssen. Gerade saß sie im Schneidersitz auf ihrem Bett und las in "Tintentod".
Nach einiger Zeit wurde das Lesen langweilig. Es lag nicht am Buch, aber Leila hatte einfach keine Lust mehr, auf ihrem Bett zu hocken und zu lesen. Also legte sie es beiseite und überlegte, was sie jetzt tun könnte. Sie ging in das Arbeitszimmer und begann die Rücken der Ordner entlangzufahren. Und dann fand sie ihn. Einen verstaubten alten Ordner, mit der Aufschrift "Leila".
Ihre Mutter hatte ihr am Vorabend gesagt, dass sie ihn an ihrem dreizehnten Geburtstag endlich lesen dürfe. Jahrelang hatte sie darauf gebrannt, diesen Ordner endlich lesen zu dürfen. Sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, was so wichtig und geheimnisvoll war, dass sie so lange hatte warten müssen. Aber jetzt verschwendete sie keinen Augenblick mehr. Sie rief nur noch auf dem Weg in ihr Zimmer: "Mami, ich lese jetzt den Ordner" nach unten, war sich aber nicht sicher, ob ihre Mutter dies gehört hatte, da sie immer noch vor sich hin sang. Sie sprang aufs Bett und schlug den Ordner auf. Da waren Fotos. Fotos von Leila, als sie noch klein war. Fotos von Leila und ihren Eltern. Leila im Bettchen. Leila beim Baden. Leila im Arm von Dad. Leila mit ihrem Onkel Wilbert. Leila unterm Tannebaum.
Leila wusste nicht, warum sie das all die Jahre nicht hatte sehen dürfen. Was daran war denn früher nicht für sie bestimmt gewesen? Sie konnte es sich nicht erklären. Sie blätterte weiter und die Leilas auf den Fotos wurden immer größer und älter. Leila bei der Einschulung. Leila, wie sie ihrer Familie im Wohnzimmer vorsang. Leila im Krankenhaus, als ihr kleiner Cousin Thomas geboren wurde. Und da stutzte sie. Es waren keine Fotos von ihr als richtiges Baby dabei. Klar, vielleicht von ca. einem Jahr, aber nicht als sie kleiner war. Nur ein paar Tage, Wochen oder Monate alt. Nichts. Ihre Eltern hatten doch immer sorgfältig alles dokumentiert. Warum nicht von früher? Und da blätterte sie eine aktuellere Seite um und erschrak zutiefst. In großen Buchstaben stand da ADOPTIONSURKUNDE.
Das konnte nicht sein! Sie begann zu lesen: Am 4.Oktober wurde Leila Laue von den Hartlies adoptiert. Nach ca. einem Jahr im Waisenhaus, wo sie fast kurz nach ihrer Geburt abgegeben wurde. Es folgten ein weiterer Text und die Unterschrift eines Richters, der Hartlies und der Direktorin des Waisenhauses. Im ersten Moment war Leila zu geschockt, um sich zu bewegen. Zu geschockt m zu denken. Dann sprang sie vom Bett, schnappte sich ihren neuen Anorak und die Handschuhe und rannte die Treppe runter.
"Was ist, Leila-Liebling?", trällerte ihre Mutter, doch Leila antwortete nicht.
Sie rannte an ihr vorbei und zog sich dabei die Jacke und die Handschuhe an.
"Leila?", fragte ihre Mutter schockiert.
Dann fiel das Lächeln aus ihrem Gesicht. Sie begriff. "Leila, du kannst doch deswegen nicht abhauen!", schrie sie. "Komm, wir können doch darüber reden!"
"Ich will nicht reden!", schrie Leila sie an. "Ich will weg von hier, bloß weg!"
"Aber heute ist doch dein Geburtstag."
"Ich wünschte, das wär er nicht. Aber jetzt will ich nur weg!"
Sie rannte aus dem Haus, die Straße entlang. Wo sollte sie hin? "Bloß weg. Weg von meinen Eltern. Adoptiveltern", verbesserte sie sich. Sie brauchte jetzt Zeit zum Nachdenken.
Aber Zuhause hielt sie es jetzt nicht aus. Nicht mit diesem Wissen. Dann sah sie den Wald, in dem sie früher so oft gespielt hatte. Sie rannte hinein, immer weiter. Nur weg. Plötzlich hörte sie ein Knacken und Rascheln im Unterholz, das von rechts immer näher auf sie zukam. Es bewegte sich schnell. Leila blieb wie erstarrt stehen. Die Angst schnürte ihr die Brust zu. Es war leichtsinnig gewesen, einfach so in diesen Wald zu rennen, obwohl sie so wütend gewesen war. Leila wusste doch, dass hier viel Wild lebte. Sie ärgerte sich über sich selber.
Dann brach das weißeste makelloseste Pferd durch das Unterholz, das sie je gesehen hatte. Und auf seinem Rücken saß Alaya.
"Hi", grinste diese. "Jetzt können wir reden."
"Was willst du von mir", sagte Leila abweisend. "Ich habe im Moment kein Interesse daran, mich mit einem fremden Mädchen zu unterhalten."
"Aber ich bin nicht fremd, Lilaya.", sagte Alaya mit einem unentschlüsselbarem Gesichtsausdruck. "Lilaya? Was ist das denn für ein komischer Name und warum nennst du mich so?", fragte Leila, deren Interesse nun doch geweckt war.
"Weil Lilaya dein wahrer Name ist", antwortete Alaya. "Aha?", meinte Leila verständnislos.
Sie hatte keine Ahnung, was dieses Mädchen von ihr wollte. Sie hatte es noch nie gesehen, abgesehen von heute auf dem Schulhof. "Was soll das heißen, du bist nicht fremd? Und warum willst du dich mit mir unterhalten? Warte mal - bist du mir etwa gefolgt? Wie hast du das gemacht?"
" Sachte, sachte", lachte sie. "Du bist noch genau so wie ich dich in Erinnerung habe, genau so. Du warst ein sehr lebhaftes Baby. Soweit ich mich erinnern kann, ich war ja selbst fast noch eines." "Du, du hast mich als Baby gekannt?"
Leila hatte einen Kloß im Hals. Jetzt würde sie erfahren, was vor der Adoption passiert war. Warum sie bei den Menschen lebte, bei denen sie nun einmal lebte. Aber, konnte sie diesem fremden Mädchen, das behauptete, sie zu kennen, trauen? Sie zögerte. "Das sind etwas viele Fragen, meinst du nicht Lilaya?"
" Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich bitten, mich Leila zu nennen, daran bin ich gewöhnt, weißt du.", antwortete Leila.
"Nun gut, Leila", fuhr Alaya fort. "Ja, ich kenne dich, seit du ein Baby warst. Und ich erinnere mich."
"Aber, wer bist du?"
"Jetzt warte doch einmal ab, Leila. Erst die anderen Fragen. Ich will mich mit dir unterhalten, nun ja, weil wir uns zwölf Jahre nicht gesehen haben."
"Aber warum bist du dann nicht schön früher gekommen, warum auch immer du unbedingt kommen musstest"
"Ich sagte doch: warte ab. Und ja, ich bin dir gefolgt. Ich bin nicht von hier oder hierher gezogen. Ich wusste, dass das Benefizkonzert ausfällt, deswegen habe ich gelogen."
"Woher?"
"Ich- ich äh, nun ja, das Wetter.", stammelte sie unsicher. Dann versuchte sie ihre Unsicherheit zu verbergen:
"Es war doch klar, dass das Benefizkonzert bei diesem Wetter nicht stattfinden kann, oder?"
Leila glaubte Alaya kein Wort. Sie wusste zwar nicht, wie sie es sonst wissen konnte, aber es war offensichtlich, dass sie sich gerade verplappert hatte. "Jedenfalls", fuhr Alaya fort, "hab ich mich versteckt, nachdem ihr in die Klasse zurück gerufen worden seid und habe auf dich gewartet. Ich bin dir nun schon den ganzen Tag auf den Fersen und warte darauf, dass du das mit der Adoption erfährst."
Plötzlich musste Leila heftig dagegen ankämpfen, nicht loszuheulen.
"Warum?"
"Nun, damit du mir glaubst, was ich dir zu erzählen habe.", sagte Alaya ungerührt.
"Maren und Torben waren wie Eltern zu dir. Wenn du das bis jetzt nie erfahren hättest und ich dir jetzt sagen würde, du wärst adoptiert, würdest du mir glauben?"
Leila dachte nach. Bis jetzt hatte es nie Zweifel gegeben, dass Maren und Torben nicht ihre richtigen Eltern wären. Sie schüttelte den Kopf.
"Siehst du?", sagte Alaya und erzählte weiter.
"Also, als ich sah, dass du weg ranntest, dachte ich mir, dass du es herausgefunden hast - was ja auch stimmte.?"
Leila nickte.
"Also rief ich Sonnenschatten, so heißt mein Pferd, und folgte dir."
Wie zur Bestätigung stieg Sonnenschatten
"Ruhig! Also, wo war ich? Ach ja: Jetzt habe ich dich gefunden und rede mit dir, so wie ich es vorhatte." "Aber, warum?"
"Ich musste unbedingt mit dir sprechen Lilaya, ich meine Leila."
"Warum?", drängte Leila abermals.
" Weil unsere beiden Schicksale untrennbar miteinander verflochten sind."
"Hä, jetzt versteh ich gar nichts mehr", sagte Leila verwirrt.
"Ich fange am besten ganz von vorne an", meinte Alaya. "Vor vielen Jahren, ging ein angesehener König im Wald spazieren. Sein Name war Naran."
Sie schauderte. "Niemand weiß genau, was passiert ist, wahrscheinlich nicht einmal mehr er selbst. Das einzige, was wir wissen ist, dass er ohne Seele zurückkehrte. Und das Leila, ist das schlimmste, was einem passieren kann. Die Seele ist das Makelloseste, was man besitzt. Für unser Volk..."
" Euer Volk?"
"Ja Leila, mein, und auch dein Volk, aber dazu komme ich später, sind die Ewaren ..."
"Die Ewaren?"
"Solche wie ich. Wir haben makellose, weiße Haut" "Aber ich habe keine weiße Haut", jammerte Leila. "Unsere weiße Haut stammt von der Sonne", erwiderte Alaya. "Sie ist nicht so stark wie eure. Aber makellos ist deine Haut wohl. Braun, aber makellos" Leila betrachtete sich. Das stimmte. Sie war noch gebräunt, aber ihre Haut war makellos und rein. "Jedenfalls ist die Seele für die Ewaren ein Inbegriff der Tugend. Wer seine Seele verliert, verliert seine Unschuld."
"Unschuld? Was soll das denn nun wieder heißen?"
"Man verfällt ganz und gar dem Bösen. Man kann keine Liebe oder Freundschaft mehr empfinden. Man wurde dem Schönsten beraubt, was man besitzt. Deshalb gib immer auf deine Seele acht. Und darauf, dass du sie nicht zerreist."
"Meine Seele zerreißen?"
"Man zerreißt seine Seele, indem man aus purer Boshaftigkeit oder egoistischen Gründen tötet. Tötet, weil es Spaß macht. Tötet, um an die Macht zu kommen. Jedenfalls verlor Naran seine Seele. Und damit die Liebe zu seiner schwangeren Frau. Er versuchte sie zu töten, als sie noch schwanger war." "Was? Das Kind ist auch verloren?"
"Du musst genauer zuhören Leila. Ich sagte versuchte."
"Dann schaffte er es nicht?"
"Nein. Elana war stark genug, sich zu verteidigen. Naran floh und baute sein eigenes Reich auf. Die Weberinnen des Schicksals brachten genau zu diesem Zeitpunkt eine Prophezeiung heraus. Eine Königstochter und ein Mädchen aus dem Armenviertel, das zur gleichen Zeit wie sie geboren würde, allein könnten Naran und seine Quiyas aufhalten."
"Was bitte schön sind denn nun wieder Quiyas?? "Mächtige Magier. Magier, die das schwarze Feuer beherrschen, eine schreckliche Waffe."
Leila fragte nicht genau nach, was das schwarze Feuer war, aber sie wollte es auch nicht unbedingt wissen.
"Alaya, Lilaya, Quiyas - Ihr scheint ja ein Faible für den Buchstaben 'y' zu haben?", murmelte sie.
" Ich weiß nicht, was ein Faible ist, aber ja, wir benutzen den Buchstaben 'y' ziemlich oft.", erwiderte Alaya.
" Und was geschah mit der Königin, Elana?"
"Sie regierte allein und trauerte, denn sie liebte ihren Mann. Er war ein guter König, bis er, nun ja, bis er seine Seele verlor. Du bist die Königstochter, Leila. Und ich, bin das Mädchen aus dem Armenviertel. Die königliche Garde hat das Armenviertel nach einem Mädchen abgesucht, das zur gleichen Zeit, wie die Königstochter geboren wurde. Sie fanden mich und brachten mich in den Palast, um mich dort zu beschützen. Aber um dich hat sie sich wohl mehr Sorgen gemacht. Wahrscheinlich, weil du ihre Tochter bist und sie gab dich in ein Waisenhaus, in der Hoffnung, dass dich ein Paar finden würde, das dir eine Familie geben und dich schützen würde. Sie wollte nicht, das Naran dich findet und tötet. Aber mich behielt sie, weil, weil ..." sie brach ab.
Leila wusste, dass sie sich erneut verplappert hatte. Es hatte wohl auch damit zu tun, dass sie wusste, dass das Benefizkonzert?
Leila klappte der Mund auf: "Du, äh, ihr Ewaren habt nicht zufällig irgendwelche Kräfte, oder?"
"Doch, warum?"
"Du kannst in die Zukunft sehen. Du kannst in die Zukunft sehen, habe ich recht? - Ja, deswegen wusste meine Mutter auch sicher, dass mich jemand adoptieren würde. Denn wenn es stimmt, was du sagst, wär sie doch nicht einfach so ein Risiko eingegangen, oder? Sie hat dich behalten, um zu erfahren, ob mir etwas zustößt. Damit sie es verhindern kann. Und deswegen wusstest du auch, dass das Benefizkonzert abgesagt wird und du konntest dich schon mal an mich ranschmeißen, weil du wusstest, dass du gar nicht hättest singen müssen."
"Wie bist du so schnell darauf gekommen?", fragte Alaya tonlos
"Dann hab ich also recht?" fragte Leila neugierig.
" Ja, du hast recht?", sagte Alaya. "Mensch, dir kann man nicht so leicht etwas vormachen."
"Köpfchen", kicherte Leila.
"Ja, ja, Mensch, du hast echt Köpfchen. Ja also, jetzt wo du alles weißt, solltest du nach Hause gehen. Deine Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen? meine Alaya.
"Sie hat Recht", dachte Leila. Ihre "Mutter" machte sich bestimmt Sorgen. Ganz bestimmt. Sie drehte sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg nach Hause.
Gebt mir doch bitte ein Feedback oder Verbesserungsvorschläge! BITTE IRGENDWO AUF ROSSIPOTTI.DE damit ich es lesen kann. Danke!
Feedback:
Hi Helena,
ich finde die Geschichte spannend. Wie geht sie weiter?
Doreen (12 Jahre)
Di 17.08.2010
* * *
Ich finde Leila zickig. Die ist sogar zu faul, zum Bus zu laufen und meckert die ganze Zeit rum. Und so jemand soll Königin sein?
Nele (9 Jahre)
So 15.08.2010
Schutzengel
Schutzengel
Glaubt ihr an Geister oder Engel?
Ich auch nicht, jedenfalls nicht bis zu deisem Ereignis. Aber lest erstmal selbst ...
Ich fand es schrecklich, dass wir wegziehen mussten. Raus aus New York, in eine Kleinstadt namens Birchwood Village. Meine Mutter war in letzter Zeit krank gewesen, und hatte behauptet, eine Auszeit vom Leben in der Metropole zu brauchen. So hatte es uns hierher verschlagen.
Ich, Nancy, war nicht begeistert, aber was hätte ich schon tun sollen? Das erste was mir auffiel, waren die Nachbarn, oder eher gesagt: Ihr Garten. Der grüne Rasen war perfekt gemäht, kein Unkraut war zu finden, und ein weiser Kiesweg lief zu dem weiß angestrichenen Haus. Im Garten wuchs bis auf eine Trauerweide nichts, dafür standen überall weiße, steinerne Skulpturen von Engeln herum. Es gab sogar ein Vogelbecken, das von zwei Engelkindern gehalten wurde, und einen kleinen Engel-Brunnen. Dieser Garten war der schönste und gepflegteste, den ich je gesehen hatte. Die Nachbarn mussten reich sein! Am nächsten Tag backte meine Mutter einen Kirschkuchen, und wir liefen zum Nachbarshaus. Es lag fridlich in der Nachmittagssonne. Als Mutter klingelte, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Wir waren nur zu zweit, weil meine Eltern getrennt waren und ich keine Geschwister hatte. Das unwohle Gefühl verschwand aber sofort, als uns eine wunderschöne junge Frau aufmachte. Sie sah selbst aus wie ein Engel, mit ihren blonden, gelockten langen Haaren, den türkisfarbenen Augen und der blassen Haut.
" Kommen sie doch herein, sie müssen die neuen Nachbarn sein", begrüßte sie uns herzlich, wie zwei alte Bekannte. Auch das Innere des Hauses war in weiß gehalten, aber ziemlich modern. Wir setzten uns auf eine Ledercoach und aßen den Kirschkuchen - es kam mir so vor, als hätte die Nachbarin nur auf uns gewartet.
Als Mutter sie nach ihrem Namen fragte, sagte sie, der sei nicht so wichtig. Auch sonst erzählte sie nichts über sich, was mich sehr verwunderte. Doch ich machte mir nicht weiter Gedanken darüber. Am nächsten Morgen musste ich einkaufen gehen. Der Weg war noch verlassen, und Tau glänzte auf den Blättern der Bäume. Vor dem Haus der Nachbarn lief ich über die Straße, die hier eine Kurve machte. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Truck auf. Er hupte, aber ich konnte mich nicht von der Stelle rühren! Seine Räder quietschten, als er vergeblich versuchte, zu bremsen. Dann war auf einmal die Nachbarsfrau da. Sie stieß mich im letzten Moment zur Seite, und der Lastwagen verfehlte mich, traf jedoch die Frau. So dachte ich jedenfalls. Der Wagen kam zum stehen, und ich suchte die Straße nach der Frau ab, doch da war niemand.
Die seltsame Nachbarin sah ich nach diesem Ereignis nie wieder, jedoch beschäftigte es mich lange, wie sie mich retten konnte, und dabei überlebte. Und wieso schien ihr Haus leer zu stehen, weil niemand ein oder aus ging? Hätte ich sie nicht wenigstens einmal in der Stadt sehen müssen?
Die Zeit verging, aber die Frau ging mir nicht aus dem Kopf. Ich hatte natürlich noch öfters bei ihr geklingelt, um mich zu bedanken, doch es war nie jemand zu Hause. Wie zufällig traf ich kurz darauf auf ein paar alte Photoalben. Es gab in einem besonders alten Album viele Schwarzweißbilder. Bei einem stutze ich. Kam mir diese junge Frau da etwa bekannt vor? Sie sah aus wie die Nachbarin ...
Ich fragte meine Mutter, und sie erklärte mir, das das Claire, meine Urgroßmutter wäre. Sie starb kurz nachdem das Photo gemacht worden war, fügte sie hinzu. Nach langen Recherchen erfuhr ich, das sie in der Nähe von Birchwood Village umgekommen war, unsere Verwandten stammten von hier. War die Ähnlichkeit mit der Nachbarin und meiner Urgroßmutter Zufall gewesen, oder war es der Geist der Verstorbenen gewesen, die mich, ihre Urenkelin, retten wollte?
PS: Wem diese Geschichte gefallen hat, kann mir ein Feedback geben, am besten bei den Gästebucheinträgen oder anders, hauptsache, ich kann es auf Rossipotti lesen. Herzlichen Dank! Verbesserungsvorschläge sind auch erwünscht, die kann ich gut für meine Bücher (Die ich selbstverständlich nicht hier schreibe, dafür sind sie viel zu leng, über 100 seiten) gebrauchen.
Die Erde
Auf dem Planet "CHDL" ist Nacht. DHG, der berühmte Forscher, lozert (stöhnt) und betrachtet seine großen, platten Umtorpen (Hände). Umtorpen sind die Hände der Manken. Manken ist der Name für die Bewohner dieses Planeten. Sie sprechen und denken anders, und deshalb stehen in dieser Geschichte komische Wörter.
DHJG war immer noch nicht zufrieden mit dem Ergebnis, was aus seinen Händen hervortrat.
DHG hatte schon die ganze Nacht gelumpf (gearbeitet) und immer noch sahrem (sah er) kein Ergebnis.
Er sollte ein Gloster (Gerät/Maschine) erfinden, mit dem man Kontakt zu anderen Planeten, die bewohnt waren, aufnehmen konnte.
Mit seinen Erfindungen hatte man zwar schon viele Sordekatles (Sonnensysteme) erforscht, aber nur einen bewohnten Planeten gefunden. Es ist der sogenannte "PXL2", doch nach seiner Ansicht sehr langweilig. PXL2 wird von 5 Doxmilan-Käfern bewohnt. DHG gibt nicht auf und versucht, ein Gloster zu begunschi (erfinden).
Am nächsten Lime (Tag) verteilt (alle Manken bestehen aus buntem Rauch) DHG sich in den Kern des CHDL und dekrilirt (ruht aus). DHG wumbert (träumt) davon, er könnte einen Ügrael (Postbote) duchr das Umkatuela (Universum) schicken, und von jedem Planeten, der bewohnt war, einen Manken mitnehmen, mit einem Stiftl (Fotoapparat) eine Stiftung (Foto) machen und wieder zu CHDL zurück kommen.
Am lober (mittag) wachte DHG benut (erfreut) auf. Er ist zwar nicht besonders überzeugt von seinem Traum, aber einen Versuch ist es wert. Er flißt (gehen) in den Haupt-Kern der CHDL und überträgt Manken, dass er die grolt (gefährliche) Reise auf die DHDL-Hülle machen will. DIE DHDL ist ein Gasplanet, deswegen sind alle Manken auch aus Rauch. Die DHDL hat keine Atmosphäre und deshalb leben alle Manken in der DHDL.
Fortsetzung folgt so bald wie möglich.
'Irgendwo, wo es anders ist' - Eine Fantasy-Geschichte
Hallo. Ich möchte dir ein Abenteuer erzählen. Ein Abenteuer, das unvergesslich ist.
Um dieses Abenteuer überhaupt zu erleben, musste ich ziemlich weit weg.
Ach, wo habe ich denn meine Manieren verloren? Ich heiße Sabrina. Wenn man mich auf einem Bild malen müsste, dann hätte ich braune Haare, blaue Augen und ich wäre vierzehn Jahre alt.
Wie dem auch sei, willst du jetzt eine Geschichte lesen, die dir das ein oder andere Mal etwas seltsam vorkommen wird? Na schön. Dann solltest du dich jetzt irgendwo hinsetzen oder hinlegen, um meine Geschichte zu lesen?
Irgendwo, wo es anders ist
An einem Mittwochmorgen saß ich wartend auf einer Bank auf unserem Schulhof. Es waren noch fünf Minuten bis zum Schulanfang. O nein! Ich sah die schlimmsten Schüler unseres Jahrgangs auf mich zukommen. Der so genannte Anführer hieß Jack Braun. Wie das in den meisten Büchern so ist, sind Schläger nie gut in der Schule. Und genau so ist es auch hier.
Jack schreibt zwar keine guten Noten, doch am Ende des Schuljahres schafft er es gerade noch eine Klasse weiter.
Nummer zwei ist Jenny Stein. Eigentlich heißt sie Jennifer- Marianne Stein. Aber weil sie ihren Namen hasst, will sie nur Jenny genannt werden. Auch sie schafft es trotz schlechter Noten immer und immer wieder in die nächste Klasse versetzt zu werden. Und nun kommen wir zum letzten Schläger. Er heißt Dennis Sonne. Er wird aber von jedem Schüler nur schwarzer Teufel genannt. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Aber nun will ich mal weiter erzählen. Sie kamen auf mich zu, bauten sich vor mir auf und Jack sagte mit stolzem Blick: "Na du Streber? Wo ist denn dein Frühstück?"
"Ich werde es dir garantiert nicht geben!", rief ich tapfer.
Dann schnippte Jack mit den Fingern und Jenny und Dennis packten mich, der eine rechts, die andere links, an den Armen und schüttelten mich heftig hin und her. In der Zwischenzeit hatte sich Jack meinen Rucksack gegriffen und durchwühlte ihn. Alles, was ihm in den Weg kam, warf er kurzerhand aus meinem Rucksack. Als er endlich mein Brot fand, ließ er den Rucksack fallen und nickte seinen Kumpanen zu. Die ließen meine Arme los. Dennis nahm meinen bemitleidenswerten Rucksack und warf ihn in eine Mülltonne. Jenny schuppte mich, sodass ich hinfiel und mitten in einer Pfütze landete. Das gellende Lachen von Jack und Dennis ließ mir Tränen in die Augen schießen. "Wehe du sagst etwas!", drohte Jenny.
Ich hatte mich noch nie so sehr gefreut, das Klingeln der Schulglocke zuhören. Jack warf mir den Rest von meinem Brot vor die Füße und sie rannten lachend ins Schulgebäude. Ich musste meinen Rucksack aus dem Müll fischen, meine Schulbücher und Hefte einsammeln und ging mit einem traurigen Seufzer in die Schule.
In der ersten Stunde setzte ich mich an meinen Tisch, der in der zweiten Reihe stand. Neben mir saß niemand. Ich musste alleine sitzen, weil ich in dieser Klasse gehasst werde. Und zwar nur, weil ich immer die Klassenbeste bin. Die anderen Schüler haben Angst, dass sie auch als Streber und Schleimer gelten, wenn sie mit mir rumhängen. Darum bin ich das Mobbingopfer in der Klasse. Und das schlimme ist, dass ich nichts sagen kann, weil die mich dann noch mehr ärgern als je zuvor! Jedenfalls begann ich die Deutschsachen heraus zuholen und sie auch etwas zu säubern. Dann wartete ich darauf, dass sich die Tür öffnen würde und dass Frau Kleister, unsere Klassenlehrerin, in den Raum spazieren würde.
Aber alles was ich hörte, war das Geschrei der Jungen. Die Mädchen versuchten, die sich prügelnden Jungs auseinander zubringen, was allerdings vergeblich war.
Nach ein paar Minuten kam endlich Frau Kleister in den Raum. Sie ist eine große Frau mit roten Haaren und einer großen, gelben Brille. Ihr rosa Lippenstift passte zwar ganz und gar nicht zu ihrem grünen Rock und den braunen Pradastiefeln, aber so beweist sie eben, dass sie einen ganz eigenen Stil hat. Sie sah gut gelaunt aus. Alle wurden still und eilten zu ihren Plätzen, um schnell das Nötigste an Deutschsachen heraus zuholen. Frau Kleister klatschte in die Hände und alle erhoben sich.
"Guten Morgen, meine Lieben!"
"Guten Morgen, Frau Kleister!" Alle setzten sich.
Frau Kleister holte dreißig Hefte aus ihrer braunen D&G- Tasche.
"So, ich habe eure Arbeiten korrigiert. Sie sind ganz akzeptabel!", meinte Frau Kleister.
Ich muss dir kurz was zu der Arbeit erklären. Wir hatten diese Arbeit am vergangenen Freitag geschrieben. Die Arbeiten wurden von Wissenschaftlern gelesen. Und wer die beste Arbeit geschrieben hat, hat den Weltraumwettbewerb gewonnen. Der Wettbewerb war zwar nur in unserer Klasse, aber egal. Als Frau Kleister den Klassenspiegel angeschrieben hatte, teilte sie die Arbeiten aus.
"Sabrina hat wie immer die beste Arbeit geschrieben. Nehmt euch an ihr ein Beispiel! Sehr schön, Sabrina", sagte Frau Kleister.
Ich nahm meine Einsplus an mich und spürte die vernichtenden Blicke meiner Mitschüler im Rücken.
"Jack! Du musst mehr üben! Das ist ja katastrophal!"
Du solltest dich daran gewöhnen, dass meine vierzigjährige Lehrerin immer so redet. Zu Jenny bemerkte sie: "Das gleiche gilt für dich! Ich hätte wirklich mehr als eine lumpige Fünf erwartet, meine Liebe!" Und Dennis musste sich auch noch seinen Tadel abholen: "Das ist jetzt deine zweite Vierminus. So geht das nicht, Dennis!"
Fassungslos bohrten sich die Blicke der drei Schläger in mein Arbeitsheft. Ich dachte nur: Das gibt Prügel!
Frau Kleister stand nun wieder vor dem Pult. "Ich möchte jetzt den Gewinner des Wettbewerbes bekannt geben. Es ist natürlich Sabrina!"
Niemand klatschte. "Und den Preis den sie gewonnen hat, werde ich nun auch bekannt geben. Also, sie darf sich einen Klassenkamerad oder eine Klassenkameradin aussuchen. Die Beiden werden dann für eine ganze Woche ins Weltall fliegen!" verkündete Frau Kleister.
Ich schlug die Hände vor mein Gesicht und atmete tief durch. Nun hörte man das aufgeregte Getuschel der letzten Reihen. Alle redeten, schauten dann kurz zu mir und besprachen weiter, was wohl jetzt passieren würde. Ich wusste noch nicht, dass mich dieser Wettbewerb in eine große Gefahr gebracht hatte. Eine Gefahr, von der niemand etwas ahnte. "Sabrina muss sich leider schon sehr schnell entscheiden. Bis Freitag muss ich die Namen der Schüler einreichen", mahnte mich Frau Kleister.
Das war mit Abstand das Schlimmste, was mir jemals passieren kann.
In der Pause setzte ich mich erst Mal auf die Bank, auf der ich heute Morgen den Ärger hatte. Ich saß da und überlegte. Tausend Fragen schwirrten durch meinen Kopf, wie ein riesiger Bienenschwarm: Wieso ich? Wieso muss ich einen Kameraden mitnehmen? Wieso ausgerechnet ins Weltall? Und warum eine ganze Woche? Und noch viele, viele andere Fragen tauchten in meinem Gehirn auf. Doch meine Gedanken wurden schon sehr bald unterbrochen. Meine komplette Klasse, bis auf Jack, Jenny und Dennis, kamen angestürmt.
Sie fingen an, auf mich einzureden: "Nimm mich doch mit!" "Nein, mich! Ich gib dir mein ganzes Taschengeld!" Und so weiter. Manche drohten mir sogar damit, dass sie ihre Eltern anschleppen würden, wenn ich den oder die nicht mitnehmen würde. Ich allerdings saß nur da und starrte ins Leere. Doch dann hatten wir Kunst.
Unser Thema in Kunst war: Zeichne möglichst lebensecht einen Baum. Total interessant, nicht war? Doch während alle anderen noch an ihren Skizzen rumhantierten, war ich bereits fast mit dem Schraffieren des Baumes fertig. Allerdings war ich nicht so konzentriert wie sonst. Diese blöde Wettbewerbgeschichte hing mir im Kopf rum, wie ein zähes, klebriges Spinnennetz. Ich überlegte die ganze Zeit, wen ich mitnehmen sollte. Sarah? Nein, zu eingebildet! Tom? Nein, zu angeberisch! Nach fast zwanzig Minuten wurde mir klar: Niemand kam in Frage!
Ich brauchte Hilfe. Gott sei Dank hatten wir auch Frau Kleister in Kunst. Also legte ich meinen Bleistift zur Seite und ging nach vorne zum Pult, wo Frau Kleister gerade versuchte, Paul jetzt das dritte Mal zu erklären, wie er den Baum malen soll: "Ach, Paul. Wie oft denn noch? Ein Baum ist nicht glatt, sondern er hat eine Rinde. Und die sollst du malen, okay? Dann setz dich wieder hin und mach das, was ich dir gesagt habe. Oh! Sabrina, bist du schon fertig?" "Nein, es ist nur so: Ich weiß nicht, wen ich mir aussuchen soll. Alle wollen mitkommen, aber ich kann ja nur einen mitnehmen. Und da wollte ich Sie um Hilfe bitten", antwortete ich leise.
Frau Kleister schien kurz nachzudenken, doch dann zeigte sie mir durch eine Handbewegung, dass ich mich wieder hinsetzen sollte. Ich begab mich schnell zu meinem Platz und setzte mich hin. Frau Kleister klatschte, wie immer, in die Hände und rief: "Seid mal bitte alle leise und legt mal bitte den Stift aus der Hand. Zumindest erst Mal. Also, da sich Sabrina nicht entscheiden kann, wen sie mit ins Weltall nehmen soll, tun wir das jetzt gemeinsam." Ich merkte, wie mein Kopf heiß wurde. Das bedeutet, dass ich knallrot wurde. Ich kann ja auch nichts dafür, aber so was ist mir manchmal peinlich! Aus einem Schrank, der hinten im Klassenraum stand, holte Frau Kleister die so genannte DoseŽ. Die Dose war mit dunkelblauem Krepppapier umhüllt und hatte einen schwarzen Deckel.
"Einer muss gleich die Wahlzettel verteilen und einer muss auch noch mit der Dose herum gehen", bestimmte Frau Kleister.
Als endlich alle, außer mir, ihren Namen auf einen der Zettel geschrieben hatten, wurde er vier Mal gefaltet und als Paul mit der Dose rum ging, wurden sie hinein geworfen. Ich habe mal einige Schüler beobachtet, viele waren sehr nervös. Paul stellte die Dose auf das Pult. Er eilte zu seinem Platz um sich zusetzen. Dann wurde es still. Ziemlich still. Totenstill. Das einzige, was zuhören war, war erstens das Schütteln der Dose und zweitens das aufgeregte Atmen der Schüler. Als Frau Kleister fertig geschüttelt hatte, kam sie zu mir und stellte mir die Dose auf den Tisch. Sie sprach: "Die Zettel sind gut vermischt. So, Sabrina. Gutes Gelingen!" Ich betrachtete eine Weile die Dose und öffnete sie schließlich. Alle brüllten auf einmal, dass ich sie ziehen sollte.
"Seit gefälligst leise!" befahl Frau Kleister genervt.
Als es dann endlich wieder leise wurde, wollte ich meine Hand in die Dose stecken. Doch ich stockte und überlegte mir, wen ich wohl ziehen würde. Doch dann kam mir der Gedanke albern vor. Dann verschwand meine Hand in dem weißen Zettelmeer. Ich wühlte ein wenig zwischen den Papieren herum. Dann fühlte ich, und ergriff einen Zettel. Ich holte ihn heraus. Wieder ein lautes Murmeln.
"Psst!" sagte Frau Kleister gespannt. Ich schielte noch einmal in die Klasse. Alle, wirklich alle starrten mich an. In den Gesichtern konnte ich Angst, Verzweiflung und Spannung deuten. Ich atmete tief ein und begann endlich den Zettel zu entfalten. Der Name, der sich nun mit einem schwarzen Stift geschrieben auf dem Wahlzettel stand, war Dennis.
Wir hatten Schule aus. Nach der sechsten Stunde fingen mich Jack und seine Truppe vor dem Hoftor ab: "So, jetzt bist du dran!"
Jack wollte mich am Arm packen, doch da riss ich mich los und rannte, so schnell ich konnte zur Bushaltestelle. Jack, Jenny und Dennis folgten mir. Jenny hatte mich schließlich eingeholt. Wir waren kurz vor der Bushaltestelle und Jenny stieß mich so an, dass ich hin fiel. Doch keiner der vielen, fein angezogenen Geschäftsmännern hatte das bemerkt. Ich hatte mir das Knie aufgeschürft.
Jenny zerrte mich hoch und wollte mir eine Ohrfeige geben, da duckte ich mich schnell und Jenny schlug gegen die Eisenstange, an dessen Ende das Busschild hing. Jenny schrie kurz auf und hielt sich die rote Hand. Da kamen auch schon Jack und Dennis herbei. Ich hatte Glück, denn der Bus kam gerade und öffnete mit einem lauten Zischen die Türen. Ich stieg schleunigst ein. Jack rannte mir hinterher, doch da schlossen sich die Türen. Jack rannte gegen die Tür. Jack fasste sich an seine blutende Nase und ich sah noch, wie er mir mit wutverzerrtem Gesicht hinterher schrie, was ich allerdings nicht mehr verstand, weil der Bus abfuhr.
Ich setzte mich auf den einzigen freien Platz, der noch da war. Die dicke Frau neben mir ächzte und wischte sich mit einem gelblichen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Ein Kontrolleur ging durch die Reihen. Ich griff meinen Schülerausweis und mein Schokoticket. Ein Junge, der hinter mir saß, fluchte leise. Der Kontrolleur schüttelte den Kopf und mahnte ihn, bei der nächsten Haltestelle auszusteigen.
Er kam zu mir und ich zeigte ihm mein Ticket und meinen Schülerausweis. Er nickte und sah die Dicke neben mir an. Diese stöhnte mit einer tiefen Stimme: "Ja, Moment noch!"
Als die Frau endlich ihr zerknittertes Ticket herausgeholt hatte, ging der Kontrolleur weiter. Nun musste ich aussteigen. Der Junge, der hinter mir gesessen hatte, stellte sich auch an die Tür. Der Wagen hielt, wir beide stiegen aus. Der Junge ging in eine andere Richtung als ich. Gut so. Erst als ich in unsere Straße einbog, wurde mir klar, was für ein Glück ich gehabt hatte.
Zuhause angekommen: "Hallo, ich bin da!"
"Okay, Schatz. Komm doch dann in die Küche!" rief meine Mutter fröhlich. Ich lief die hässlichen, grauen Marmortreppenstufen hoch, um in mein Zimmer zukommen. Mein Zimmer war so klein, dass höchstens ein Nilpferd reinpassen würde. Ich hatte ja auch nur einen Schrank, einen Schreibtisch und ein Bett mit einem Nachttisch. Das war alles.
Ich legte meinen Rucksack neben die Tür und kramte noch die Formulare für das Weltall und meine Deutscharbeit heraus, lief dann aber wieder hinunter. Unser Haus war zwar klein, aber es war auch gemütlich. Alles war schön, nur die hässliche Treppe war doof. Als ich in der Küche ankam, nahm ich als erstes den üblen Geruch von dem so genannten Essen wahr, das auf dem Tisch stand. Es war Linsensuppe. Meine Mutter stand noch am Herd und machte mein besonderes Essen, weil ich Linsensuppe nicht anrühre. Mein Vater saß am Tisch und las Zeitung. "Was gibt es heute?" fragte ich.
Mein Vater antwortete: "Für dich gibt es Kohlrouladen mit Speck, für uns Linsensuppe."
Ich hasse Kohlrouladen. Ich hasse überhaupt das Essen, was meine Mutter zubereitet. "Oh, Sabrina! Mein Schatzi, Engelchen, was hast du denn da am Knie gemacht?" fragte meine Mutter besorgt.
Ich sage dir direkt etwas zu meiner Mutter: Sie ist so eine typische Mutter, die ihre Kinder zuhause lässt, wenn sie auch nur den Ansatz von Kopfschmerzen haben. Sie liebt die Farbe rosa und heult bei Liebesromanen. Und das schlimmste ist, dass sie ihre einzige Tochter immer mit Engelchen, Schatz oder Goldherzchen anspricht. Jedenfalls antwortete ich gelassen: "Ach, ich bin nur hingefallen."
Meine Mutter drehte sich wieder um. "Aber, ich muss dir hier was zeigen!" sagte ich und legte meine Deutscharbeit und die Papiere auf den Tisch. Ich erzählte, was geschehen war.
Meine Mutter hatte gerade alles durchgelesen, da sagte mein Vater:
"Ja, klar darfst du ins Weltall fliegen!"
Meine Mutter sagte gar nichts und stellte den heißen Topf, in welchem sich die grünbraune Pampe befand, auf den Tisch.
Mein Vater rief: "Rico, komm bitte zum Essen!"
So jetzt fragst du dich wahrscheinlich, wer Rico ist. Rico ist mein zwei Jahre älterer Bruder. Zumindest steht das in der Geburtsurkunde und meine Eltern sagen das auch.
Er hat dunkelblonde Haare und hellblaue Augen. Sein Markenzeichen: Ist immer schwarz angezogen und ständig genervt. So wie damals: "So, was gibt es denn heute wieder für einen Schweinedreck?" meckerte er.
Mein Vater schimpfte empört: "Rico! Ich will nicht, dass du so redest, klar?" "Was? Ist doch so. Und außerdem, Papa. Sei mal ein bisschen lockerer!" meinte Rico.
Ich kann nur sagen: Pubertät!
Nach dem Essen, das mal ausnahmsweise keinen Würgreiz ausgelöst hatte, ging ich raus. Heute hatten wir keine Hausaufgaben auf, also bleibt viel Zeit, das Haus zu verlassen und in unseren Vorgarten zu gehen. Unser Vorgarten war schön. Viele, bunte Blumen und große Brombeerbüsche schmückten den Anblick unseres Hauses.
Doch gerade, als ich durch unser Gartentor gehen wollte, sah ich am Ende der Straße drei Gestalten näher kommen. Ich erkannte sofort die wütenden Gesichter von Jack, Jenny und Dennis. Sie suchten anscheinend nach etwas. Besser gesagt, nach mir! Eigentlich hätte ich ins Haus zurückgehen können, aber wie das in solchen Szenen immer ist, tut man es in solchen Momenten nicht. Stattdessen versteckte ich mich hinter einem der großen Büsche in unserem Vorgarten. Ich hatte Glück, denn die drei hatten mich noch nicht gesehen. Trotzdem kamen sie durchs Tor geschritten. Die drei schauten sich um.
Da! Ein Stock knackte. Da blickte Dennis zum Busch, hinter dem ich saß. Mein Herz pochte so laut, dass ich Angst bekam, es könnte mich verraten. Doch da bewegte sich an einem anderen Busch etwas heftig. Ich nutzte die Gelegenheit, um zu fliehen. Ich sprang aus meinem Versteck und rannte aus dem Garten. Ich lief die Straße entlang, an der Bushaltestelle vorbei. Leider waren mir die drei Schläger gefolgt. Ich rannte so schnell es nur ging und kam am Marktplatz an. Ich verschwand im Getümmel. Das verschaffte mir einen kleinen Vorsprung. Ich sprang zwischen den Buden und Ständen umher, stieß gegen Leute, stolperte über Hunde und Pflastersteine. Als ich aus dem Getümmel heraus kam, ging es schnell weiter in die prunkvolle Kastanienallee. Hier waren nur große Herrenhäuser mit Pool und allem drum und dran. Von der Kastanienallee ging es weiter bis zum Wald.
Kurz vor den ersten Bäumen hielt mich jemand am Pullover fest. Es war Jack. Die anderen waren noch nicht in Sicht. Ich rannte aber weiter und Jack stolperte und schlug sich das Knie an den scharfen Steinen auf.
Ich starrte direkt in Jacks wütendes Gesicht, auf dessen Nase ein weißes Pflaster klebte. Doch nun veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Nun umklammerte Jack schmerzerfüllt sein blutendes Bein. Da kam Jenny mit Dennis angelaufen. Ich musste Jack liegen lassen.
Dafür blieb Jenny bei Jack und Dennis folgte mir. Keuchend kam ich im Wald an. Dort sprang ich über einen breiten Bach und entschwand zwischen den Bäumen. Dennis hatte mich verloren. Ich versteckte mich hinter einem dicken Baum und hörte Dennis rufen: "Scheiße!"
Als ich ihn nicht mehr fluchen hörte, rannte ich weiter. Ich fragte mich, wieso ich noch renne, aber ich wollte so schnell wie möglich zum Ziel kommen.
Endlich! Ich war da. An meinem versteckten Baumhaus. Papa hatte es einmal für mich gebaut. Rico wollte nie hier hin. Er fand schon früher so etwas albern. Aber ich fand es, bis heute noch, toll da oben. So ruhig, so friedlich. Über eine lange Leiter kam man nach oben. Das Baumhaus war relativ groß. Es hatte eine kleine Terrasse und einen kleinen Raum mit Dach. Ich kletterte vorsichtig die Leiter hoch. Ich war lange nicht mehr dort und die Leiter war schon etwas morsch. Als ich oben war ging ich als erstes hinein. Was ich alles fand: Eine alte Porzelanpuppe, mein Plastikteeservice, eine leicht rostige Liege, meinen alten Stofflöwen und noch vieles mehr. Ich trug die Liege auf den Balkon und legte mich darauf. Es knarrte zwar ein bisschen, aber es brach nicht zusammen. So lag ich da. Es war schön, dort zu liegen. Die Vögel zwitscherten und nur ein paar, dünne Sonnenstrahlen brachen durch das dichte Blätterdach hindurch. Dort oben war ich dann den ganzen Tag, um die vielen Ereignisse, deren Zeugin ich damals geworden war, zu verdauen. Erst um sechs Uhr abends trat ich den Heimweg an.
In der Nacht lag ich in meinem Bett, in meine Decke gekuschelt, und betrachtete noch ein wenig den Vollmond, de gerade aufging.
Der Tag war gekommen. Der Tag, an dem sich mein ganzes Leben für immer verändern würde. Mein Vater packte gerade die Koffer ins Auto, als ich aus der Haustür trat. Schon am Tag zuvor hatte ich mir eine Liste gemacht, was ich alles mitnehmen wollte.
Im Laufe der Zeit wirst du noch erfahren, was ich so mitgenommen habe. Aber alles zu seiner Zeit! Meine Mutter putzte sich die Nase und Rico saß schon im Auto. Ich schaute mir noch einmal unser kleines Haus an. Ich war sehr traurig, dass ich es für eine ganze Woche verlassen musste. Ich ahnte nicht, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich unser Haus in diesem Zustand sah.
Koffer ins Auto, Tür zu und los zum Flughafen. Es ging los. Nach ungefähr einer halben Stunde waren wir endlich da. Ich sage endlich, weil Rico die ganze Fahrt über nur gemeckert hat. Während ich dann aus dem Auto ausstieg, schleppten Rico und mein Vater die Koffer aus dem kleinen Kofferraum unseres Autos. Meine Mutter ging mit mir zum roten Teppich. Na ja, nicht ganz, denn der rote Teppich hatte auch noch viele, kleine, weiße Sterne darauf gedruckt. Auch dem schwarzen Teufel gebührte die Ehre, hier entlang zu laufen. An den Seiten des Teppichs waren Absperrungen, damit uns die Reporter und Journalisten nicht überrannten. Hier und da waren Blitzlichter, da und dort Kameras vom Fernsehen. Mir wurde ein kleines bisschen schwindelig von dem ganzen Licht.
Am Ende des Teppichs standen schon Dennis und seine Eltern. Und natürlich das Raumschiff. Es war eine große, dicke Rakete mit einer eisernen Tür. Die Rakete hieß Venus. Nachdem Papa und Rico mein Gepäck in die Venus gebracht hatten, war der Abschied gekommen.
"Ach Hasi, Schätzchen! Ich wünsche dir trotz der schweren Trennung doch ganz viel Spaß. Bitte Schnucki, Kleines, pass gut auf dich auf, ja?" schluchzte meine Mutter und drückte mich ganz fest an sich.
Danach war Papa dran: "So Sabrina. Denk an das was dir die Raumfahrer beigebracht haben, okay?"
"Ja, Papa", antwortete ich.
"Schön. Mach keinen Unsinn! Und wenn du mal in Not bist, dann musst du mit diesem Dennis zusammenarbeiten! In einer Notsituation musst du ihm und vor allem dir selbst vertrauen. Dann ist selbst die größte Gefahr ein Kinderspiel So, es wird Zeit. Du musst jetzt los. Machs gut, Kleines!" rief mein Vater.
Mein Vater ist echt klasse. Er nimmt alles immer total locker! Jedenfalls stieg ich die Stahltreppe hoch und bevor ich einstieg, warf ich noch mal einen letzten Blick auf meine Familie. Jetzt erst bemerkte ich, dass meine ganze Klasse da stand. Sie schauten nur zu, wie das hier ablaufen würde. Doch dann stieg ich endlich ein.
Ich setzte mich auf einen Sitz. Ich war der Hauptpilot. Dennis war nur der Handlanger. Dennis saß bereits neben mir. Ich schnallte mich an und stellte den Sitz in die richtige Position. Vorher hatten wir ein bisschen Unterricht von Raumfahrern bekommen, sodass Dennis und ich wussten, was wir hier zutun hatten. Ich sah aus dem Fenster. Ich sah meine Familie. Meine Mutter heulte immer noch und mein Vater hielt sie im Arm. Er zwinkerte mir zuversichtlich zu. Meine Mutter weinte, die Mutter von Dennis heulte und, kaum zu glauben, sogar Rico flossen ein paar ganz kleine Tränen aus den Augen. Als ich alle so heulen und schluchzen sah, war ich ebenfalls kurz davor in einen Heulkrampf auszubrechen. Ich war kurz davor zu heulen, da legte mir Dennis plötzlich seine Hand auf meine Schulter. Er sprach tröstend: "Hey, du brauchst doch nicht zuweinen. Du siehst deine Familie doch wieder, oder?"
Ich antwortete, mir die Tränen wegwischend: "Ach, du hast ja recht! Ich sehe sie wieder und deswegen brauch ich auch nicht zuheulen!"
"Ehm Sabrina? Wegen, also dass Jenny, Jack und ich dich immer ärgern, das, das tut mir leid. Es ist nur so, alle haben Angst, dass wenn sie mit dir rumhängen, dass sie dann auch die Dummen sind. So geht es eigentlich allen, ich will nur, dass du das weißt!" erklärte Dennis.
Ich nickte verständnisvoll. Er schaute erleichtert nach vorne. Ich seufzte und drückte den Startknopf. Nachdem ich das getan hatte, zog ich das Lenkrad zu mir, sodass es kurz KlickŽ machte. Nun musste Dennis einen roten Hebel nach vorne schieben und vier Knöpfe drücken. Dann holte ich tief Luft und drückte das Lenkrad nach vorne.
In Zeitlupentempo starteten wir, doch dann ging es rasend schnell nach oben. Mir drehte sich der Magen um, als wir so vor uns her flogen. Durch die riesige Windschutzscheibe sah ich, wie wir an Flugzeugen, Vögeln und Zeppelinen vorbei flogen. Doch dann waren auf einmal nur noch Wolken vor uns, die sich dann allerdings immer mehr und mehr verzogen. Alles was ich sah, war weißer Nebel. Doch nach einem heftigen Ruck, sah ich nur noch etwas Schwarzes und viele, viele weiße Punkte. Richtig, Dennis und ich waren im Weltall. Ich muss zugeben, dass mich dieses schwarze Nichts schon sehr faszinierte. Ich kann schlecht beschreiben, wieso so ich davon so fasziniert war, aber in diesem Moment klappte mir einfach der Unterkiefer herunter und ich konnte nur noch sagen: "Wow!"
Wir konnten in der Ferne die Sonne sehen und ich rief: "Dennis, sie dir das mal an!"
Dennis war aufgestanden. Er zog sich seinen Raumanzug an.
"Hey! Wir haben doch abgemacht, dass wir uns alles zusammen ansehen wollten", rief ich empört.
Dennis sagte aber nur: "Sei kein Baby, Sabrina! Also gut, beeil dich aber." Nach fünf Minuten hatte ich das unbequeme Zeug an. Sauerstoffvorrat prüfen, Helm auf, Tür aufmachen und ab geht's!
Na ja, erst später, denn zu Anfang kam ich gar nicht voran. Ich versuchte schnell und langsam zu gehen, ich versuchte es auf allen Vieren und noch vieles mehr. Als allerletzten Ausweg, der zwar total bescheuert war, sah ich nur noch eine Lösung: Schwimmen. Also, Armzug, Beinschlag, Armzug, Beinschlag, Armzug und noch mal Beinschlag.
Ich sang dazu: "Einfach Schwimmen, schwimmen, schwimmen. Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen."
Als ich in der Nähe von Dennis war, erblickte ich gerade die Erde. Begeistert wollte ich sie Dennis zeigen, doch Dennis hörte mich gar nicht! Also schwamm ich zu ihm hin. Er sah sich konzentriert den Mond an.
"Dennis? Was ist denn bitte am Mond so toll?" fragte ich entrüstet.
"Da ist eine Station! Sieh mal, da hinten." antwortete Dennis.
Ich entgegnete: "Ach Dennis! Na und? Dann ist da eben eine dumme
Station. Willst du dir nicht lieber die Erde ansehen?"
Keine Antwort. Ich verstand ehrlich nicht, was am Mond so toll sein sollte. Ich wollte gerade zu einem Satz ansetzen, da zog etwas an meinem Hals. Die Sauerstoffflaschen waren mit einem dicken Schlauch am Raumschiff befestigt. "Dennis! Hilfe!" schrie ich.
Dennis kam sofort an und hielt mich an meinem Handgelenk fest. Langsam ging mir die Luft aus. Ich wurde knallrot, wegen dem Luftmangel. Doch dann riss der Schlauch.
Jetzt war alles vorbei und die Sauerstoffflaschen lösten sich. Nun bekam ich gar keine Luft mehr. Ich griff mir an den Hals, weil der Druck immer höher wurde. Doch Dennis zog mich schnell zum Raumschiff. Langsam wurde alles pechschwarz vor meinen Augen. Ich sah nun nur noch alles verschleiert. Ich hörte, wie etwas knarrend aufgemacht wurde und ich knallte auf einen harten Metallboden.
Mitten in der Nacht wurde ich von einem kratzendem Geräusch geweckt. Mir brummte mein Schädel, als ob ein großer Hammer mir gegen die Schläfen schlagen würde. Als ich aufstand, taumelte ich. Mir war schwindelig. Nur langsam nahm ich meine Umgebung wahr. Ich war in unserem Raumschiff.
Da auf dem Sessel lag noch die Chipstüte, die Dennis kurz nach unserem Start leer gefuttert hatte. Oder? Da, schon wieder! An der Tür war jemand. Die Tür musst du dir so vorstellen, dass man sie, wie bei einer Zugbrücke, herunterlassen kann. Der kleine Unterschied ist aber, dass man sie auch noch zur Seite schieben kann und dass sie aus Eisen ist. Schon wieder kratzte und knirschte es so, dass Dennis aufwachte und aus seinem kleinen Zimmer kam. Als Dennis das Geräusch hörte, war er hellwach und kam zur Tür. Wir beide standen nun zwei Meter von der Tür entfernt. Auf einmal ging das Licht aus. Eine gruselige Dunkelheit. Selbst das Mondlicht, das zum Fenster herein schien, konnte den Raum nicht erhellen, was ich ziemlich merkwürdig fand.
Die Tür krachte auf und eine kalte, blaue Nebelschwade kam auf uns zu. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als ich ein schleimiges Geräusch hörte. Ein leises, heiseres Atmen war zuhören. Dennis stotterte: "Sabrina, wo?" Dennis Satz wurde abgehackt und der Nebel verzog sich.
Mit einem lauten Krachen fiel die Tür zu. Ich stand wie angewurzelt da. Aber nur für zwei Sekunden!
Da es immer noch stockfinster war, tastete ich ängstlich nach einem Lichtschalter. Unter meinen zitternden Fingern spürte ich einen Knopf, betätigte ihn und es wurde hell. Ich schlug mir die Hand vor die Augen, stolperte rückwärts über einen Stuhl und fiel hin. Dann saß ich da und guckte dumm aus der Wäsche. Ich rappelte mich auf und blinzelte. Nun gewöhnten sich meine Augen allmählich an das Licht. Es war zwar hell aber ich konnte Dennis nicht sehen. Wo war er nur? Zumindest nicht hier. Nach einigen Minuten begann ich meinen Raumanzug anzuziehen. Ich wusste, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Ich musste Dennis finden. Und ich wusste auch schon, wo ich ihn zuerst suchen würde. Auf dem Mond!
Ich nahm meinen Rucksack und steckte ein Taschenmesser, Taschenlampen, etwas Essen und Öl ein. Wieso ich Öl eingesteckt hatte, weiß ich bis heute noch nicht. Aber es war mir damals von sehr großem Nutzen. So ausgerüstet machte ich mich auf den Weg, das Geheimnis zu lüften. Ich öffnete die Tür und schwamm raus. Ich war schon fast da, da spürte ich eine kalte Hand auf meiner Schulter. Ich merkte, dass es nicht fünf, sondern acht Finger waren. Langsam und vorsichtig drehte ich mich um.
Ah! Aliens! Ein grünes, eklig aussehendes Alien war vor mir. Es hatte zwei Nasenlöcher, aber keine Nase. Das grüne Ding hatte acht Augen, so wie Spinnenaugen, sechs Arme, vier Beine und zwei Köpfe. Die Hand auf meiner Schulter wanderte zu meinem Hals. Dann zog es mich am Hals zum Mond. Erst zwanzig Meter davor merkte ich, dass da noch ein zweites Alien war. Allerdings sah das aus wie ein Mensch. Als wir da waren, hatte ich Probleme mit zu kommen, weil das Alien sehr schnell war. Wir gingen durch eine hohe, hohe Eisentür. Wir traten ein und nun lag ein langer Saal vor uns. Es kam mir so vor, als ob ich in einem Leichenschauhaus gelandet war. An den Wänden waren Spiegel, sodass der Saal viel größer wirkte, als er tatsächlich war. Ängstlich blickte ich mich um. Mein Blick fiel an eine Wand, an der ein Wappen hing. Ich konnte zwar nicht erkennen, was darauf abgebildet war, aber das Wort, das unter dem Wappen stand, konnte ich entziffern. Es hieß: Marsattack.
Das ist erstens ein Film und zweitens ist es Englisch und heißt so viel wie Marsattacke. Wir liefen direkt auf einen Spiegel zu. Ich dachte, wir würden dagegen knallen, doch als wir davor waren zersprang der Spiegel in Billionen und Aberbillionen Splitter. Wir kamen in einen Thronsaal. Am Ende der Halle war nämlich ein großer Thron aus Gold. Nachdem wir eingetreten waren, fügte sich der Spiegel wieder zusammen, wie bei einem Puzzle. Das grüne Schleimalien führte mich zum Thron und stoppte davor. Und was da auf dem Stuhl saß, ich will gar nicht daran denken, doch dir zuliebe erzähle ich es trotzdem. Auf dem Thron saß ein Monster von einem Alien.
Alienkönig Blue. Ich muss leider gestehen, dass ich mir diesen Namen nur ausgedacht habe. Ich kann mich entsinnen, dass niemals der Name des Aliens gefallen ist. Ich habe ihm den Namen Blue verpasst, weil ich als allererstes seine eisblauen Augen sah. Kälte und Grausamkeit strahlten diese beängstigenden Augen aus.
Neben dem Thron stand ein kleiner, schwarzer Lacktisch auf dem eine große Schale stand. Sie war gefüllt mit irgendwelchen Knochen und großen, blutigen Fleischbrocken. Der Kopf war allerdings echt heftig anzusehen! Die Schädeldecke fehlte und sein ekliges, grünes und schleimiges Gehirn guckte raus. Blue stand auf und kam auf mich zu. Als er mit seinen acht Beinen, die glatt von einer Spinne stammen könnten, über den Boden ging, hörte sich das an, als wenn ein Pinguin mit seinen Füßchen über Eis laufen würde. Patsch, patsch, patsch, patsch. Schon sah mich Blue mit seinen bösen Augen von oben an. Ich erwiderte seinen schaurigen Blick und dachte nur ärgerlich: "Ich und meine guten Noten!"
Dann fing er plötzlich an zusprechen. Auch hier muss ich sagen, dass mein durchaus ausgeprägtes Sprach- und Wortvokabular nicht ausreichte, um diesen Sätzen eine vernünftige Bedeutung zugeben. Neben mir nahm nun das zweite Alien den Helm ab. Und meine Vermutung stimmte. Das eine Alien war ein Mensch, und ich glaubte dieses Gesicht zu kennen oder wenigstens irgendwo schon mal gesehen zuhaben. Der Mensch sprach: "Sabrina Stern, Deutsch. Planet Nummer fünf, die Erde."
Ich schätze, dass der Mensch meine Personalien bekannt gab.
"Was machst du hier?" fragte Blue.
Ich hatte mich so erschrocken, dass ich einen großen Schritt nach hinten wich. Das Alien stieß mich aber wieder nach vorne. Ich antwortete kräftig: "Ich wollte mal das Weltall sehen, weil mir erzählt wurde, dass es hier schön ist."
Ich weiß, dass das gelogen war, aber ich hatte nicht die geringste Absicht, diesen Blue in meine Angelegenheiten einzuweihen. Zu meinem entsetzen schrie Blue wütend: "Du verdammte Lügnerin! Du bist hier, um meine Pläne zu durchkreuzen, stimmts?! Oh nein, so leicht kannst du mich nicht täuschen, du dummes Kind! Die Anklage, bitte!"
Anklage?! Ein Alien brachte seinem Boss die Schale mit den Fleischresten. Blue setzte sich wutentbrannt auf seinen Thron und lehnte sich zurück. Ein kleines, hässliches Alien trat vor und las etwas von einer Liste vor. Diesmal konnte ich es wieder nicht verstehen, weil es wieder auf Aliensprache war. Das dauerte. In der Zeit begann ich zu überlegen, wie ich hier am besten wegkommen könnte. Dabei fiel mein Blick auf Dennis!
Er saß in der rechten Ecke des Thronsaals und war an dem Stuhl angekettet. Er versuchte sich loszumachen. Die Kette war in der Wand befestigt und klimperte laut. Ein Alien, das dort Wache hielt, legte einen Hebel in der Wand um und die Kette wurde enger gezurrt. Dennis jaulte auf, erfüllt vom Schmerz, der durch die Kette verursacht wurde. An seinem Arm schnitt sie bereits tief ins Fleisch. Ich wand den Blick ab. Ich konnte ja nichts anderes machen und zusehen, wie er leidet wollte ich nicht. Dann ertönte neben mir die Stimme des Menschen: "Sabrina Stern. Du bist angeklagt, wegen versuchten Durchkreuzens eines Plans. Ebenfalls wirst du der Tat bezichtigt, diese Festung und deren Besetzung gesehen zuhaben. Der Rat hat dich und deinen Freund für schuldig befunden. Darum verurteilen wir dich und deinen Handlanger zum Tode. Führt sie weg!"
Mein Unterkiefer klappte nach unten. Einerseits, weil diese Anklage vollkommen daneben war und andererseits, weil ich zum Tode verurteilt wurde.
"Ach, die Hinrichtung wird in bald stattfinden", verbesserte sich der Mensch, dessen Name du gleich endlich erfahren wirst.
Die Ketten wurden gelockert und Dennis wurde grob vom Stuhl gescheucht. Der Mensch nahm mich am Arm und ein Alien führte Dennis ab. Ich betete darum, mit Dennis in eine Zelle gesteckt zu werden. Wenn ich schon sterbe, dann will ich wenigstens noch ein paar, letzte Worte mit ihm wechseln. Wir gingen in einen Raum ohne andere Türen und Fenster. Nun standen wir da. Auf einmal rumpelte etwas und dann sank die Steinplatte, auf der wir standen nach unten. Ungefähr wie ein Weltallfahrstuhl. Es dauerte einige Minuten und soweit ich mich erinnern kann, habe ich auch die Türen gezählt, an denen wir vorbei kamen. Ich schätze, dass wir ungefähr vierzehn Stockwerke runter gefahren sind. Endlich waren wir im Erdgeschoss. Die Eisentür wurde mit einem lauten Knall geöffnet und wir gingen nun, mit schnellem Schritt, einen langen Gang entlang. Wir wurden an vielen, morschen Holztüren vorbeigeführt. Ich habe mir damals gedacht, dass das die Kerkertüren waren. In den manchmal morschen und manchmal nicht- morschen Türen waren kleine Gitterfenster. Wir bekamen den letzten Kerkerraum, der am Ende des Ganges rechts lag.
Das Alien nahm einen Schlüssel aus purem Silber und schloss die Tür auf. Wir wurden hineingestoßen und standen in einer Luxussuite. Wie im Hotel war er dort. In dem relativ großen Raum standen drei Betten, ein Kamin, vor dem ein gemütliches Sofa stand, ein Tisch mit drei Stühlen, ein Bücherregal, ein Schreibtisch und im Badezimmer war eine große Badewanne, eine Dusche und eine Porzellantoilette. Ein großer Spiegel hing über dem Waschbecken. Also alles im allem: Großartig! Ich fand das Ganze ziemlich merkwürdig, weil wir ja angeblich in einem Kerker waren.
Nun fragst du dich bestimmt, für wen das dritte Bett ist. Dazu komme ich gleich, doch vorher muss ich noch einen wichtigen Teil meiner Geschichte erzählen. Die Tür wurde zugeknallt. Dennis und ich standen allein im Raum. Ich legte erst Mal meinen Rucksack ab. Dennis ging gelassen zum Sofa und machte es sich bequem. Ich fragte ihn leise: "Dennis? Wieso nennt dich eigentlich jeder Schüler Schwarzer Teufel?"
Dennis sah mich überrascht und traurig zugleich an und deutete mit einer Handbewegung an, dass ich mich zu ihm setzten sollte. Tat ich auch! Ich ging gespannt zum Sofa und setzte mich ans andere Ende. Er seufzte leise. In sah ihm an, dass sich in seinem Kopf gerade viele emotionale Erinnerungen abspielten. Er weinte zwar nicht, aber seine Augen schimmerten ganz, ganz leicht.
Um diesem Blick zu entfliehen, stand ich auf und zündete den Kamin an. Ich schürte das Feuer, sodass es größer wurde. Unser Zimmer war zwar luxuriös, aber es gab hier keine Heizung. Deshalb war es auch recht kühl. Ich blieb eine Weile vor dem Feuer stehen, mit den Gedanken an das Kommende. Dann setzte ich mich schnell wieder aufs Sofa um nun endlich Dennis Geschichte zuhören.
Dennis sagte: "Wieso ich von jedem Schüler Schwarzer Teufel genannt werde, ist eine lange Geschichte. Also, du weißt ja, dass ich nicht in Deutschland geboren worden bin. Ich komme aus Rumänien, alias Transsilvanien. Auf meiner Schule, der Südschule, gab es viele Gruppen, Gangs und Cliquen. Eine dieser Gruppen trug den Namen: Transsilvanische Teufel. Oder auch T.T., wenn du das willst. Unsre Clique bestand aus genau dreizehn Mitgliedern. Dreizehn ist eine Pechzahl. Unser Anführer hieß Nate Devil. Seine Eltern kommen aus den USA und haben ihm daher einen amerikanischen Namen gegeben. Jedenfalls war ich der Stellvertreter von Nate. Und das Unglück war am Freitag. Freitag, der dreizehnte. In der ersten Pause stieg Nate, über eine Leiter, auf das Schuldach. Dazu muss ich dir sagen, dass Nate extrem abergläubisch war. Damit meine ich, dass er an Zeichen, schwarze Katzen, Hexen und Vampire und an all den ganzen anderen Mist geglaubt hat. Er rief vom Schuldach herunter: ‚Ich, Nate Devil, wurde vom Teufel, von Luzifer persönlich gerufen. Eines seiner seltenen Zeichen sagte mir, dass ich unter seiner Herrschaft in Ewigkeit und Wohlstand leben werde. Nur dafür muss ich mein Leben beenden und zu ihm herabfahren.' Herabfahren! Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich musste mit ihm auf das Dach gehen. Ich musste, weil ich merkte, was er vorhatte und wollte ihn davon abhalten.
Zum Schluss schrie er noch: ‚Heil Luzifer!'
Als er vom Dach sprang, wollte ich ihn noch festhalten, doch es war bereits zu spät und ich fiel ebenfalls hinab in die Tiefe. Diesen Moment werde ich niemals vergessen, als ich fast zwanzig Meter tief stürzte. Ich hörte grausame Schreie von den Mädchen und je tiefer ich fiel, desto lauter und hysterischer wurden sie. Mir kam es verdammt lang vor, mindestens eine Minute, obwohl es in Wirklichkeit nur fünf Sekunden dauerte. Gott sei Dank landete ich im Schulteich. Aber nur knapp, denn ich wäre fast daneben geklatscht. Unter Wasser schwamm ich mit letzter Kraft nach oben. An der Oberfläche sah ich Mitschüler ins Wasser waten, um mir zu helfen. Dankbar ließ ich mich aus dem Teich schleppen. Die Schreie wurden zwar leiser, aber ich schätze, dass das daran liegt, dass mir für einen kurzen Moment fast die Lichter ausgegangen wären.
Bis auf einen kleinen Schock und einem heftigen Bauchklatscher war aber alles in Ordnung. Ganz im Gegensatz zu Nate. Er lag neben dem Teich. Als ich klatschnass zu Nate gekrochen bin, kamen auch endlich die Lehrer an. Doch sie taten, wie immer, nichts. Ich lag vollkommen matt neben Nate und dachte mir, dass er tot war. Nate blutete sehr und langsam bildete sich um seinen Kopf eine dunkelrote Blutpfütze. Doch da röchelte Nate mit allerletzter Kraft: ‚Dennis! Du wirst nun der Chef der Transsilvanischen Teufel. Hier, nimm diesen Ring, als Zeichen deiner Macht. Du, du bist ich, ich bin du. Du bist nun der Schwarze Teufel!'
Dann machte Nate seine Augen für immer zu. Er war tot. Alle starrten mich an. Ich fühlte, wie sich ihre entsetzten Blicke in meinen Rücken bohrten. Doch ich sah nur den Ring in meiner Hand. Alle dachten, dass ich Nate vom Dach geschuppt hatte, weil ich ja direkt hinter ihm stand. Die Presse stürmte unseren Schulhof und umringte mich und Nate. Dann gingen auch bei mir alle Lichter aus.
Die Beerdigung folgte am Dienstag. Ich war nicht da, weil ich Nate in einer schönen Erinnerung behalten wollte. Ich wollte ihn nicht so leblos im Sarg liegen sehen. Ich wollte ihn so behalten, wie ich ihn am Donnerstagmorgen gesehen hatte: Lebendig.
Einen Monat nach Nates Beerdigung zogen meine Familie und ich nach Deutschland, um Rumänien zu vergessen und um ein neues Leben anzufangen. Doch daraus wurde nichts. Die Medien waren mir zuvorgekommen und hatten bereits alles über diese schlimme Geschichte berichtet. Auch von dem, was Nate als letztes zu mir gesagt hat. Schon am ersten Tag wurde ich von jedem der Schüler Schwarzer Teufel genannt. Aber weil ich eben deswegen anders war, als die anderen Schüler, nahmen mich Jack und Mona in ihre Gruppe auf. Mona trat dann später aus und ihre Schwester Jenny nahm ihre Position ein.
Jedenfalls nannte mich von da an jeder Schwarzer Teufel."
Und nun kommen wir zu dem dritten Bett, das in unserem Raum stand. Dieses Bett gehörte einem Raumfahrer. Du weißt schon, der Mensch, der mich eben abgeführt hat. Der wohnte auch hier in dem Zimmer. Als Dennis seine dramatische Geschichte, die ich echt traurig und faszinierend zugleich fand, erzählt hatte, schlug die Tür auf und der Mensch kam nervös in unsere Suite gestürmt.
"Dennis, Sabrina! Kommt schnell, ich helfe euch, zu entkommen. Ihr werdet sonst in ein paar Minuten sterben, also schnell jetzt!" rief er.
Ich glaubte ihm und forderte: "Klasse, Danke! Komm, Dennis. Schnell weg von hier!"
Ich sprang begeistert vom Sofa, ergriff meinen Rucksack und setzte ihn auf. Doch töricht, wie dieser Junge eben war, maulte er nur:
"Ich werde garantiert nicht mitkommen!"
Dennis ging total locker zu einem der Betten und schmiss sich darauf. Er sagte: "Ich traue dem Typen da nicht. Basta!"
"Dennis, du doofer Idiot! Echt, jetzt kommt da extra dieser Mann um uns zuhelfen und was machst du? Du sagst einfach Nein und damit ist die Sache gegessen oder was! Du kommst jetzt sofort mit, oder", schrie ich wütend und enttäuscht.
Der Mensch nahm mich am Arm und meinte: "Komm jetzt, Sabrina! Wir haben keine Zeit mehr. Ach, und Dennis? Viel Glück!"
"Darauf kann ich gern verzichten!" sprach Dennis gleichgültig.
Dann rannten wir weg. Auf halben Weg blieben wir abrupt stehen und der Mann nahm von seinem Gürtel eine kleine Flasche.
"Ich bin S.T. Seeler, Agent 01. Aber nenn mich einfach Seeler."
Seeler schüttete den Inhalt der Flasche über unseren Köpfen aus. Dann wurden wir unsichtbar. Als hätte er es geahnt, kam nun Alienkönig Blue mit acht weiteren Aliens. Diese trugen eine riesige Säge. Das Sägeblatt war blutverklebt, sodass von der silbernen Grundfarbe nicht mehr übrig war. Seeler und ich hielten den Atem an und pressten uns an die Wand. Die Aliens hatten uns nicht bemerkt. Als sie in sicherer Entfernung waren, liefen wir weiter. Wir rannten zu der Steinplattform und fuhren nach oben. Ich konnte nur noch sehen, wie Blue in unsere Suite, am Ende des Ganges, trat.
Sie hatten Dennis! Nach exakt sieben Minuten und siebenundzwanzig Sekunden waren wir ganz oben in der höchsten Etage. Wir rannten durch einen langen Gang, bogen um eine Ecke ab und - standen vor einer Armee von Aliens!
Das waren mindestens hundert Außerirdische, die mit Laserpistolen bewaffnet waren und nun begannen auf uns zu schießen.
Im letzten Moment liefen Seeler und ich zurück. Dabei schrie er mir zu: "Ich sage dir jetzt was. Blue will die Erde zerstören! Er ist krank. Pass jetzt gut auf: Du musst gleich nach rechts abbiegen, dann müsste irgendwann eine Abzweigung kommen, die nimmst du nicht! Du musst die zweite nehmen. Wenn du das getan hast, solltest du geradeaus laufen, bis du zu der dritten Abzweigung dieses Ganges kommst, die nächste solltest du nehmen! Dann rennst du geradeaus. Dann links, noch mal links und dann wieder rechts. Bei der dritten Abzweigung musst du nach links und dann müsste irgendwann eine Halle kommen, verstanden?"
Ich rief völlig verwirrt: "Eh, ja! Alles klar!"
Wir bogen um eine Ecke ab und noch mehr Aliens standen vor uns, Mist! Nun waren wir umzingelt. Hinter uns kamen die Aliens näher, die Pistolen auf uns gerichtet. Er nahm etwas und steckte es in meine Hosentasche und Seeler flüsterte: "Ich werfe dich gleich hoch und schmeiße dich dann hinter die Aliens. Nimm dann den beschriebenen Weg, flüchte von hier und flieg nach Hause!" Mit diesen Worten packte er mich und warf mich hoch. Er schmiss sich auf den Rücken und reckte die Füße hoch. An seinem Gürtel drückte er einen Knopf, sodass aus seinen Schuhen Sprungfedern ausgefahren wurden. Auf denen landete ich und wurde über die Aliens katapultiert. Seeler schrie laut: "Blauer Knopf!" Ich flog über die Aliens und landete sehr unsanft auf der Seite.
Dann schossen die Aliens auf ihn! Er war tot. Ich rappelte mich mühsam auf und rannte etwas zitternd weg. Das Problem war allerdings, dass die Aliens mir folgten. Tja, und dann kam es sogar noch schlimmer!
Als ich dann so vor den Aliens wegrannte, bog ich immer und immer wieder um eine Ecke ab, aber ich konnte sie einfach nicht abhängen. Da schossen einige. Einer erwischte mich am Arm, ein anderer am Fuß. Ich klatschte fast hin, doch ich konnte mich zum Glück noch fangen. Ich bog erneut um eine Ecke ab.
"Scheiße!" rief ich.
Ich war in eine Sackgasse gerannt. Die Aliens kamen auch schon an und drängten mich an die Wand. Ich zitterte so sehr, das kannst du dir nicht vorstellen. Ich starb ja förmlich an Angst. Mein Herz pochte laut, sehr laut! Ich hatte Angst, dass es gleich in ein paar Sekunden platzen, explodieren, aussetzen oder stehen bleiben könnte. Dann setzten die Aliens zum Schuss an. Ich kniff die Augen zu. Jetzt hatte mein letztes Stündchen geschlagen. Die verdammte Alienarmee hatte auch noch Spaß daran, mich zu quälen, weil sie sich auch noch Zeit nahmen. Sie warteten noch mindestens zehn Sekunden um mich auf die Folter zuspannen. Warum sie das gemacht haben weiß ich nicht, aber eins kann ich dazu sagen: Äußerst bescheuert.
Dann, endlich, hörte ich, wie ein Alien bis drei zählte. Ich begann nicht mehr richtig zu atmen. Es glich eher einer hysterischen und panischen Schnappatmung. Bei zwei hörte mein Herz auf, zu schlagen und ich atmete nicht mehr. Ich hielt stattdessen die Luft an.
Da brach neben mir die Wand ein! Ein vier Meter hoher, blauer Bulldozer brach ins Geschehen ein. Aus dem Steuerhaus schoss gelber Laser. Dieser brannte die erste Reihe der Armee nieder. Die zweite Reihe reagierte schnell und schoss ihren lilafarbenen Laser ab. Ein unglaubliches Gemetzel entstand. Ich krümmte mich in einer Ecke zusammen und hoffte, dass ich verschont bleiben würde. Ich hielt mir die Ohren zu und stellte mich darauf ein, plötzlich einen Schmerz irgendwo zuspüren. Nach einiger Zeit war alles still und von den grässlichen Aliens war nur noch grüner, stinkender Schleim übrig. Langsam versickerte der Schleim im Boden und die Pistolen blieben allein zurück. Ich stand auf, gespannt auf meine Rettung, die hoffentlich gleich aus dem Steuerhaus springen würde.
Und der, der da raussprang war - Dennis!
Mit ein bisschen Ruß im Gesicht und einer Laserpistole kam er auf mich zu. Ich schrie voller Freude: "Dennis! Du lebst ja. Oh, ich bin so froh." Ich eilte zu ihm und umarmte ihn sehr fest.
Dankbar und verblüfft fragte ich meinen Retter: "Wie hast du das wieder angestellt?"
Da antwortete Dennis: "Ich passe in Technik und Physik eben gut auf. Und ich bin ein absolutes Multitalent!"
"Übertreib es nicht!" meinte ich genervt.
Immer wenn man Jungs ein Kompliment macht, müssen sie gleich übertreiben. Warum? Dennis nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Wir rannten um ein paar Ecken. "Was ist mit Seeler?" fragte Dennis.
Ich glaube, dass er schon ahnte was passiert ist.
"Er hat es nicht geschafft!" sagte ich traurig.
Dennis sagte nichts.
Wir liefen gemeinsam durch ein paar Gänge, bogen um einige Ecken ab und standen schließlich in einer riesigen Halle. Ich sag dir lieber nicht wie groß diese Halle war, weil du es sowieso nicht glauben würdest. Als ich mich gerade staunend umsah, zog mich Dennis an eine Wand.
Er zischte: "Sei still!"
Ich hielt meinen Mund. Da sah ich voller Entsetzen, wie Blue und alle, wirklich alle, Aliens dieser Station durch die Tür kamen. Wie bei der Armee liefen sie herein und trugen Pistolen und sonstige Waffen mit sich. Dennis und ich hatten großes Glück gehabt, weil die Aliens uns nicht gesehen hatten. Blue ging zur größten Maschine, die in der Halle stand. Ungefähr fünfhundert andere Aliens folgten ihm. Die anderen eilten zu kleineren Raumschiffen und stiegen jeweils zu zweit oder zu dritt ein. Dann starteten sie. Drei oder vier Raumschiffe blieben übrig. Dann verschoben sich die Wände der Halle. Die Lücken setzten das große Weltall frei. Blue startete und flog weg, alle anderen hinter ihm her.
Der Sauerstoff entwich, und Dennis und ich rannten, so schnell wir konnten, zu einem Raumschiff. Ich war dabei, meinen Atem zu sparen und Dennis zog an der Tür. Sie klemmte. Dann war der Sauerstoff weg. Wir hoben vom Boden ab. Ich zog ebenfalls an der Tür, vergeblich. Dennis lief jetzt leicht rot an. Doch dann erinnerte ich mich an die Worte meines Vaters: "Wenn du mal in Not bist, dann musst du mit diesem Dennis zusammenarbeiten! In einer Notsituation musst du ihm und vor allem dir selbst vertrauen. Dann ist selbst die größte Gefahr ein Kinderspiel."
Ich fing an, zu suchen. Ich zeigte Dennis einen Hebel neben der Tür. Allein bekam Dennis den Hebel nicht heruntergedrückt. Ich half ihm und wir drückten ihn gemeinsam herunter. Endlich schoss die Tür auf und wir beeilten uns, rein zukommen. Als sich die Tür wieder schloss, war aber immer noch keine Luft da. Dennis lief nun lila an und er schüttelte sich leicht. Ich erblickte einen gelben Knopf mit einem Zeichen darauf. Auf gut Glück drückte ich ihn.
Luft! Vollkommen außer Atem knallten Dennis und ich auf den Boden.
"Da haben wir ja mal was richtig gemacht!" keuchte Dennis lächelnd.
Ich nickte erschöpft, stand etwas unsicher auf und bewegte mich zum Steuersitz. Vorher legte ich meinen Rucksack auf einen Sessel, der etwas weiter hinten im Raumschiff stand. Dennis ging ebenfalls zu einem der Steuersitze. Während Dennis konzentriert das Raumschiff einschaltete und ein paar Passwörter knacken musste, lehnte ich mich kurz zurück und schloss die Augen. Ich hatte fast zwei Tage nicht geschlafen und musste mich körperlich sehr anstrengen. Das macht müde. Meine Wunden schmerzten und ich hatte Hunger. Da tippte mich Dennis an der Schulter an und meinte, dass alles klar zum Starten sei. Ich schnallte mich an und startete. Wieder drehte sich mir der Magen um, doch als wir dann im Weltall waren ging es wieder. Ich seufzte tief, weil ich lebend aus dieser Hölle herausgekommen war. Ich freute mich auf die Erde. Doch vorher mussten Dennis und ich erst Mal die Reise zur Erde antreten.
Wir waren bereits zehn Minuten unterwegs. Es war alles ruhig. Ich konnte die Erde schon sehen, da meinte Dennis: "Neptun, vierzig Meter voraus."
"Was soll das denn heißen? Der Neptun liegt doch zurzeit auf der anderen Seite der Erde!" fragte ich verwirrt.
Dennis antwortete: "Nein! Nicht der Neptun. Ich meine das Raumschiff. Es ist ein Raumschiff, das die Maschine von Blue bewacht. Die sind zwar relativ gefährlich, aber die sind ja erst vierzig Meter voraus. Ich habe Hunger, ich esse kurz was, okay?"
Dennis stand auf und lief zu meinem Rucksack. Plötzlich tauchte diese Neptunrakete auf. Pechschwarz und mit zwei Aliens im Cockpit. Als sie uns erblickten, schossen sie mit grünem Laser. Ich wich dem Schuss nach links aus, sodass Dennis gegen die rechte Wand geknallt wurde.
Er schrie: "Drück den roten Knopf!"
Ich musste nach links und sofort nach rechts ausweichen. Dennis wurde von einer Ecke in die Nächste geschleudert. "Ich sagte, den roten Knopf!" brüllte Dennis gequält.
Aber weil ich mit ausweichen beschäftigt war, blieb keine Zeit, um rote Knöpfe zusuchen. Dennis krabbelte mühevoll nach vorne nach vorne. Ich wich nach vorne aus und er wurde zurück an die Wand geklatscht. "Aua!" schrie er und rief gleich danach: "Roter Knopf! Bitte!"
Ich merkte die Erschöpfung in seiner Stimme und wollte diesen dummen Knopf suchen, aber weil ich unerwartet bremsen musste, wurde er nach vorne an die Frontscheibe geschleudert und klatschte anschließend auf den Boden. "Welchen Knopf denn?!" rief ich.
"Den!" schrie Dennis und schlug mit der Faust auf einen roten Knopf.
Das gegnerische Raumschiff mit samt seinen hässlichen Insassen explodierte mit einem lauten Knall. Die Neptun war erledigt.
"Ich bin total müde. Dennis? Ich bin voll erschöpft und da du ja gerade so aufgeladen bist, kannst du ja kurz fliegen oder?" sagte ich mit einem Schuss Spott in meiner Stimme und setzte Dennis auf meinen Sitz.
Er konnte nur seufzen, weil ich bereits in meinem kleinen Zimmer verschwunden war und mich dankbar auf ein Bett legte.
Fast zwei Stunden später wurde ich von Dennis geweckt: "Komm schnell, wir sind bald da!"
Dieser kurze Schlaf hat schon ein kleines Wunder bewirkt, denn ich fühlte mich fitt und motiviert. Diese Motivation wurde allerdings zunichte gemacht, als ich mich auf meinen Platz setzte und weiter fliegen wollte. Ich wollte gerade das Lenkrad etwas nach links drehen: erstes Problem: Es klemmte. Ich versuchte es nach rechts zudrehen, nichts ging und wir waren nur noch einige Meter von der Erde entfernt.
"Dennis!" rief ich panisch.
Er schrie wutschnaubend und genervt: "Verdammter Mist! Ich hasse Raumschiffe und Aliens!"
Er stampfte zu meinem Rucksack, öffnete ihn und holte eine Dose Öl heraus. "Ha!" rief Dennis triumphierend.
Er rannte zu mir. Ich stand auf und Dennis übernahm meinen Sitz.
Zweites Problem: Die Dose ging nicht auf.
"Taschenmesser!" sagte er und ich lief zum Rucksack, holte ihn und suchte ein Messer.
Gefunden! Ich überreichte es Dennis und er öffnete vorsichtig die Dose. "Oh, Dennis! Nur noch achtzig Meter!" drängelte ich.
"Immer mit der Ruhe." meinte Dennis.
Endlich löste er den Deckel, schmierte das Lenkrad mit Öl ein. Zufrieden gab er mir da das Taschenmesser und machte die Dose wieder zu.
Drittes Problem: Die Dose ging nicht mehr zu. Er drückte und kloppte darauf rum, doch sie ging einfach nicht mehr zu.
Daraufhin schrie Dennis einige Wörter, die ich hier lieber nicht nennen möchte, geschweige denn erklären möchte!
In seiner Not riss er mir den Rucksack aus der Hand und suchte selbst nach irgendetwas, womit er den Deckel vorübergehend verschließen könnte. Zu seinem Glück fand er etwas: Einen Streifen Schinken. Er verschnürte das ganze zu einem Paket. Bitte kein Kommentar dazu! Er steckte die Dose in den Rucksack, warf in hinter den Sitz und bot mir wieder meinen Platz an. Ich nickte und setzte mich grinsend. Dennis überprüfte, wie lange wir noch fliegen würden: "Okay, noch dreißig Sekunden!"
Ich atmete noch einmal tief durch und sagte anschließend:
"Los, Dennis. Wir haben eine Welt zuretten!"
Als Dennis und ich nach einer holprigen Landung wieder festen Boden unter den Füßen hatten, übernahm ich das Kommando und sagte:
"Komm schnell mit. Ich laufe kurz zu meinem Haus. Das ist nur sechs Blocks weiter!"
Schleunigst rasten wir los. Auf unserem Weg sah ich, wie der schöne Antiquitätenladen von dieser alten Frau, mit den drei schwarzen Katzen vollkommen zerstört wurde. Überall sah man Haustrümmerhaufen und leider auch einige Leichen. Unter ihnen meine Nachbarin Sofie. Sie war ungefähr in meinem Alter, aber wir hatten uns nie richtig kennen gelernt. An meinem Haus angekommen, klopfte ich hoffnungsvoll an.
Während ich gespannt darauf wartete, dass mir jemand öffnete, betrachtete ich unser Haus. Das Dach war vollkommen verbrannt, die Fensterscheiben zersplittert. Der Garten sah so aus, als ob hier noch nie Blumen gepflanzt waren.
"Sabrina!" mein Vater öffnete mir.
Ich fiel ihm in die Arme.
"Wer ist denn da?" rief meine Mutter ängstlich aus dem Dunkeln.
Mein Vater antwortete glücklich: "Es ist Sabrina!"
"Mama!" rief ich.
Dennis räusperte sich. Er wollte mir damit zu verstehen geben, dass wir nun wirklich Besseres zutun hatten. Ich meinte daraufhin: "Ach ja! Papa, ich brauche Hilfe!"
Als ich im groben und ganzen die ganze Geschichte erzählt hatte, hoffte ich auf die erfinderischen Ideen meines Vaters. Zu meinem Vater muss ich erwähnen, dass er Erfinder ist. Ja, ich weiß. Kleine Jungs träumen immer davon Roboter zu erfinden, die dann ihre Hausaufgaben machen oder für sie kochen oder ihren Müttern beim Aufräumen helfen.
Mein Vater hat sich allerdings auf das Bauen von Flugmaschinen spezialisiert. Darum hoffte ich, dass er irgendeine Maschine gebaut hat, womit wir Blue besiegen könnten. Warum wir nicht das Raumschiff, mit dem wir eben geflogen sind, benutzten? Ganz einfach, ich hatte ja erzählt, dass unsere Landung holprig war. Tja, leider war sie so holprig, dass dabei einiges Schrott gegangen ist. Darum! Jedenfalls antwortete mein Vater: "Ja, da hätte ich was. Kommt mal mit!"
Wir liefen zu seiner Arbeit. Das Labor war riesig! Auch wenn wir von dem Weg dorthin schon unser Leben riskiert hatten, wollten wir nun auch die Belohnung dafür. In unserem Falle die Flugmaschine von meinem Vater, die er uns nun zeigte: "Also, passt mal auf. Das hier ist die F- Force 2000. Sie ist hoch entwickelt und auf dem neuesten Stand der Technik. Allerdings kann sie vorerst mit nichts schießen, außer vielleicht Bomben. Aber um Alienlaser abzuschießen bräuchten wir erst Mal Laser!"
Dennis rannte wieder nach draußen. Kurz danach kam er zurück und hatte eine kleine Laserpistole in der Hand.
"So etwas?" fragte er.
Mein Vater rief begeistert: "Ja, genau! Moment ..."
Er baute den Laser in die F- Force 2000 ein und erklärte uns kurz und knapp, wie wir sie steuern konnten.
Dann, endlich, konnten wir starten. Dennis und ich flogen zu Blues Maschine. Da war sie! Wer kann die auch schon übersehen? Sie war gerade dabei, die Schule zu zerstören. Überall, egal wo man hinsah, waren Aliens, die gerade irgendwas zerstörten. Wir flogen näher an die Kampfmaschine heran. Ich schoss eine Bombe ab. Nichts passierte. Die Maschine sah sehr doll gepanzert aus, so konnte keine einzige Bombe der Maschine etwas anhaben. Ich sah ein, dass wir nichts tun konnten. Dann fasste ich einen gefährlichen Entschluss: "Ich muss jetzt da rein!"
"Nein, bist du bescheuert? Die murksen dich ab!" schrie Dennis entsetzt. Ich entgegnete: "Besser ich, als die ganze Welt, oder? Flieg schon!"
Dennis seufzte und flog nähe an das Raumschiff heran. Ich war inzwischen auf das Dach unserer F- Force 2000 geklettert. Ich erblickte die große Eingangstür in der Maschine. In regelmäßigen Abständen ging sie auf und eine Hand voll Aliens kamen heraus, um die Stadt erneut zu zerstören. Als die Klappe einmal aufging sprang ich. Ich flog wie ein Vogel. Es war ein komisches Gefühl so hoch in der Luft zu sein. Ich hoffe, du bist dir im Klaren, dass Blues Maschine schwebt! Ich landete auf der Metallklappe und rollte ins Raumschiff. Gerade schloss sich die Klappe wieder. Ich stand schnell auf und sah mich um. Niemand war da. Doch! Ich hörte die Stimmen von ein paar Aliens. Ich suchte verzweifelt nach einem Versteck. Ich fand einen kleinen Luftschacht. Ich quetschte mich hinein und verschloss ihn wieder. Ich hörte, wie die Aliens am Luftschacht vorbei gingen. Ich hörte zufällig, wie aus einer Richtung des Luftschachtes Stimmen drangen. Ich folgte ihnen. Die Stimmen wurden lauter. Mist! Falsch abgebogen. Also wieder zurück. Dann drang Licht durch den Schacht. Es kam durch ein Gitter. Ich versuchte leise hinzukriechen. Ich blickte durch das Gitter. Volltreffer! Die Kommandobrücke. Blue redete aufgebracht mit einem seiner Untertanen. Ich überlegte, wie ich Blue aus der Kommandozentrale weglocken könnte. Dann fiel mir etwas ein. Ich rief mit verstellter Stimme: "Der König wird in den anderen Teil des Raumschiffes gebeten, danke!"
Blue drehte sich sofort um und verließ den Raum. Das Alien folgte ihm. Nun musste es schnell gehen! Ich trat gegen das Gitter. Es ging kaputt und ich kroch aus dem Luftschacht. Als ich aufgestanden war, machte ich mich sofort an die Arbeit. Ich suchte nach irgendeinem Knopf oder Hebel oder Schalter oder nach irgendwas! Ich fand nichts, was einem Zerstörungshebel oder Schalter ähnlich sein könnte. Dann dachte ich scharf nach: "Hey! Hatte Seeler nicht irgendwie so was gesagt wie: ‚Blauer Knopf!'
Ja, hat er."
Ich schaute mich um. Aha, da war einer. Aber ich konnte ihn nicht herunter drücken. Dazu musste ich erst ein Passwort eingeben. Ich dachte wieder scharf nach, da fiel mir ein, dass mir Seeler doch was zugesteckt hatte. Ich suchte in meiner Hosentasche. Ja! Ich fand einen kleinen Zettel und öffnete ihn. Darauf stand folgendes:
"Du musst ein Passwort eingeben. Das Passwort lautet Mars"
Den Schluss konnte ich nicht mehr lesen, weil ein Stück vom Zettel abgerissen war. Ich zerriss den Zettel.
Ich dachte nach, ob ich irgendein Wort mit Mars kannte. Marsmännchen, Marsangriff, Marsangriff, Marsattacke. Marsattacke!
Ich gab Marsattacke ein.
"Das Passwort ist falsch. Bitte geben sie das richtige Passwort ein", sagte eine Stimme.
Ich stampfte mit meinem Fuß auf den Boden. Es klappte aber auch gar nichts! Dann hörte ich Stimmen. Blue!
Ich strengte mein Gehirn an und presste meine Erinnerungen zu einem Wort zusammen: Marsattack. Kannst du dich noch erinnern, als ich durch diese Halle geführt wurde? Da hing doch an der Wand so ein Wappen, wo MarsattackŽ drunter stand. Ich tippte das Wort MarsattackŽ auf der Tastatur ein und: "Das Passwort ist richtig. Betätigen sie nun den Knopf."
Ich wollte gerade den Knopf drücken, da wurde ich an den Schultern gepackt und an die Wand geschleudert. Verblüfft schüttelte ich mich und sah Blue. Er eilte auf mich zu und gab mir eine Ohrfeige.
"Du bist so tot, Mädchen!" brüllte er.
Er packte mich an den Haaren und hob mich hoch. Meine Beine zappelten in der Luft. Ich schrie und schrie vor lauter Schmerzen. Ich schlug auf Blue ein, doch das machte ihm wenig aus. Er warf mich an die gegenüberliegende Wand. Meine Knochen taten weh, ich hatte mir sicherlich etwas gebrochen. Nun lief Blue zu mir herüber, riss mich erneut an den Haaren hoch und fragte: "Wie konntest du das tun? Ich habe dich doch gewarnt!"
Er fuhr, wie eine Katze, die gerade eine arme, kleine Maus zerreißen will, seine langen, schwarzen Krallen aus. Dann holte er aus und ratschte mir damit quer über den Bauch. Ich schrie wie am Spieß und viele Tränen rollten wir über die verstaubten Wangen. Ich wehrte mich verzweifelt, indem ich Blue in seine eisblauen, kalten Augen pickte. Mit seiner linken Hand fasste er sich an sein blutendes Auge, mit der rechten hielt er mich immer noch fest. Ich biss ihm in die Hand und riss an seiner Haut. Blue ließ mich fallen. Ich knallte auf den Boden. Nun kam ich richtig in Fahrt. Ich trat ihn so feste wie ich nur konnte und boxte ihm in seinen mageren Bauch. Blue fiel zu Boden. Ich brach einen Hebel ab und stach ihn damit. Er krümmte sich auf dem Boden zusammen, ich nahm das Gitter von den Luftschächten und stülpte es ihm über den Kopf. Blue regte sich nicht mehr. Ich rannte zum Knopf und schlug darauf.
"Das Raumschiff wird in einer Minute gesprengt. Bitte verlassen sie schleunigst die Rakete. Ich wiederhole: Bitte verlassen sie schleunigst die Rakete!"
Ich atmete tief ein. Ich hatte es geschafft. Na ja, noch nicht ganz. Ich wollte mich gerade umdrehen, um der Anweisung der Durchsage zufolgen, da stand Blue wieder vor mir. Er sah echt mitgenommen aus, sein Pech! Er nahm mich am Arm und warf mich aus dem Fenster. Ich wusste gar nicht wie mir geschah. Ich fiel. Und fiel und fiel und fiel. Plötzlich landete ich auf einem harten Metallboden. Besser gesagt auf einem Dach. Dennis hatte mich anscheinend gesehen und war unter mich geflogen. Ich wusste nicht genau was gerade geschah. Alle Geräusche erreichten mich nur noch schwach und die Bilder vor mir verschwommen. Alle Gefühle waren taub. Das einzige was ich fühlte waren meine verdammten Schmerzen.
Dennis landete vorsichtig auf einer halbwegs grünen Wiese. Unsere Armee hatte alle Fußtruppen der Aliens ausgelöscht. Dennis kletterte auf das Dach und schüttete mir etwas Wasser über mein Gesicht und über die Wunden. Dann erst sah ich wieder alles klar vor mir. Das Chaos, die zerstörten Häuser, die Menschen, Blues Maschine. Ich hörte auch wieder besser. Ich hörte die Sirenen der Polizeiautos und Krankenwagen, ich hörte die Schreie der Menschen und Dennis Stimme: "Sabrina! Du lebst ja. Oh Gott, was haben sie mit dir gemacht? Sabrina? Hörst du mich?"
Ich nickte schwach. Dann setzte ich mich mühsam auf und rutschte vom Dach. Als ich hochkam, taten mir alle Knochen weh. Dennis rutschte ebenfalls herunter und zeigte mir Blues Raumschiff. Meine Wunden taten entsetzlich weh, aber das war in dem Moment egal. Vollkommen erschöpft lächelte ich Dennis an, er lächelte zurück. Zusammen konnten wir uns ansehen, wie das elende Raumschiff von Alienkönig Blue endlich vernichtet wurde.
So. Das war meine Geschichte. Hat sie dir wenigstens ein bisschen gefallen? Wenn nicht ist das auch nicht schlimm. Ich hatte recht, oder? Du musst zugeben, dass meine Geschichte an einigen Teilen sehr, sehr seltsam ist. Aber es ist wahr, was ich erzählt habe. Auch wenn du dir nicht recht vorstellen kannst, dass es tatsächlich Aliens gibt, dann solltest du das erst Mal für dich behalten. Denn wer weiß, vielleicht gewinnst du ja auch mal einen Wettbewerb, der dich dann ins Weltall schickt. Und wo du dann mit Aliens konfrontiert wirst. Vielleicht, vielleicht auch nicht, wirst du mal irgendwo hinreisen, irgendwo, wo es anders ist.
Zorn und die Aliens
Vorgeschichte
Vor 12 Jahren landete ein Ufo. Es kamen 200 Aliens raus, sie wollten den Planet Erde angreifen. Nur einer kann diesen Planet retten und zwar Zorn und sein Freund Lertor, weil keiner ihnen glaubt. Lertor hat viel mit Chemie zu tun. Zorn guckt sich immer viele Abenteuerfilme an. Zorn ist 12 Jahre alt, Lertor ist auch 12 Jahre alt.
1. Kapitel: Der große Schreck
Zorn wacht auf, sieht zu seinem Fenster und bekommt einen Schreck. Das Fenster war voll grünem und blauem Schleim. Er weckt Lertor auf und sagt: 'ALIENS!' 'Was denn, was denn?' fragt Lertor. 'ALIENS!' sagt Zorn noch einmal und zeigt auf das Fenster. Lertor schreit 'waaaaas?', Zorn fragt 'was machen wir jetzt?' 'Die Polizei anrufen?' fragt Lertor, 'das werden die uns eh nicht glauben' antwortet Zorn. 'Dann müssen wir den Fall alleine lösen' sagt Lertor. Also untersucht Lertor den Schleim in seinem Chemielaboratorium und stellt fest: 'Du hast recht gehabt, der Schleim stammt von Aliens!'.
2. Kapitel: Die Aliens werden gesucht
Zorn und Lertor gehen raus und suchen die Aliens. Sie folgen der Schleimspur bis zum Spielplatz. Lertor und Zorn gucken sich den Spielplatz genau an. Nach 2 Stunden ruft Zorns Mutter: 'Mittagszeit!'. Beim Essen sagt Zorn zu Lertor: 'Heute Nacht schleichen wir uns raus.' Bis es soweit ist, setzt Lertor sich in sein Bett und langweilt sich, Zorn guckt sich Abenteuerfilme an. Nach 1 Stunde zagt Zorn: 'Die Chemieserie fängt bald an.' Sofort rennt Lertor ins Wohnzimmer und hört: 'Heute zeigen wir euch, wie ihr mit Natrolyum X durch eine Tür kommt. Man braucht Wasserstoff A, Toxin XVA und Xolykom. Ihr müsst das in dieser Reihenfolge zusammenkippen und 10 Sekunden rühren.' Zorn sagt: 'Wollen wir das zusammen mixen? Damit kommen wir vielleicht ins Ufo.' Sie fangen gleich im Chemielaboratorium damit an. Leider haben sie kein Xolykom. Lertor sagt: 'Wir müssen mit meinem Bruder Lernot tauschen. Hoffentlich macht er das.' Sofort fragen sie ihn. Er sagt: 'Ihr bekommt das Xolykom nur, wenn ich auch mit darf!' Und los gehts. Sie mixen das Zeug zusammen, schleichen sich aus der Wohnung raus und suchen das Raumschiff.
3. Kapitel: Auf zum Raumschiff
Zorn, Lertor und sein Bruder Lernot suchen schon eine halbe Stunde. Plötzlich sieht Zorn das Raumschiff versteckt in einer riesigen Hecke. Lertor benutzt das Zeug um die Tür zu öffnen, Lertor sagt: 'Sesam öffne Dich!' und mit einem lauten Krachen öffnet sich die Tür und Lertor lacht.Sie sehen einen langen dunklen Gang und gehen hinein.
4. Kapitel: Zorn und Lertor in Gefahr
Auf einmal kommt ein Alien an und keucht. Lernot konnte entkommen, Zorn und Lertor wurden gefangen genommen und in den Alienkerker geschmissen. Zu Essen gibt es nur eklige Alienkotze, schimmligen Schleim und haarige Spinnen. Lernot sagt: 'Wie soll ich das nur meiner Mutter erklären? Ich hab es, ich lausche erstmal.' Plötzlich hört er wie seine Mutter zu seinem Vater sagt: 'Der Halloweenstreich war echt gut, sie sind voll drauf reingefallen.' Lernot dachte: 'So ist das also.' Er stürzte zur Tür rein und sagte: 'Was ist mit Lertor und Zorn passiert?' Die Mutter antworte: 'Onkel Sterbaster und Tante Wieri haben sich als Aliens verkleidet und sie aus Spass gefangen genommen. Das Raumschiff war nur aus Pappe.' Lernot fragt: 'und wer waren die Anderen?' 'Welche Anderen?' fragt die Mutter. 'Oje, dann sind Lertor und Zorn von echten Aliens gefangen genommen worden und Onkel und Tante haben andere Jugendliche geschnappt. Wir müssen Zorn und Lertor helfen!' Schnell zeigt Lernot den Eltern das Raumschiff. Auf einmal springt Tante Wieri hervor und fragt Lernot: 'Wie bist du frei gekommen?' 'Zorn und Lertor sind von echten Aliens gefangen genommen worden. Ihr habt andere Jugendliche erwischt!'
5. Kapitel: Zorn und Lertors Rettung
Lernot, Mutter, Vater, Onkel und Tante trainierten 2 Stunden lang Karate und andere Kampfsportarten, um für die Aliens bereit zu sein. Dann gingen sie zum Raumschiff. Lernot zeigte ihnen den Weg. Zum Glück hatte er auf der Flucht vor den Aliens das Natrolyum X mitgenommen und öffnet jetzt wieder die Tür vom Raumschiff damit. Sie gingen in den Raum und sahen Aliens. Tante Wieri und Lernot lenkten die Aliens ab. Die Mutter befreite Lertor und Zorn und der Vater machte die Aliens K.o.. Als alle draußen waren, sagten Lernot und Zorn: 'Danke, dass ihr uns gerettet habt! Wir haben riesigen Hunger!!!!!'
6. Kapitel: Die Aliens wieder auf dem Mars
Die Aliens fliegen wieder auf dem Mars zurück und alle aus der Familie feierten ein großes Fest. Zorn und Lertor gründeten noch einen Club, den sie den SnoubClub nannten.
Sonja
Teil I
Wenn Sonja im Wald auf Jagd geht, schummelt sie meist ein bisschen. Überall im Wald hat sie kleine Fallen gebaut, in denen die Tiere auch nicht zu schaden kommen. Eine Schnur mit einem Glöckchen dran, benachrichtigt sie dann. So auch heute. (Ich muss vieleicht hinzufügen, dass Sonja eine Hexe ist.) Mit schnellen Schritten ist Sonja bei dem Tier angekommen. Es ist ein junger Rehbock. Sie nimmt ein paar von den Haaren des Tieres und 'klont' das Tier. Den echten Rehbock lässt sie laufen. Der Rehbock der neben ihr steht ist nicht echt. Er kann zwar laufen und Geräusche machen, ist aber taub und blind und kann keinen Schmerz empfinden. Er schmeckt aber besonders aromatisch. Und heute ist das wichtig, denn heute wird das neue Jahr begrüßt. Der letzte Tag im Jahr 1203.
Fortsetzung folgt.