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Das geheime Buch
Herrn Maiteufels wundersame
Reise in die Wirklichkeit
von
Annette Kautt
Fortsetzung Teil 9
Alle, die mehr als das aktuelle Kapitel lesen möchten,
gehen zurück zur letzten
Rossipotti-Ausgabe.
Was zuletzt geschah:
Herr Maiteufel und Larifari
sind immer noch in der Kanalisation und suchen einen Ausgang in
die Stadt. Zum Glück kann sich Herr Maiteufel, je länger
er nicht mehr im Garten ist, umso besser wieder an all jene Dinge
erinnern, die jenseits des Gartens lagen: An den Finder, an Mara
und nicht zuletzt an seine Vision, eine Maschine für sich zu
bauen, mit der er beliebig oft Waldfrühlingsgefühle erleben
kann. Und so weiß er auch endlich wieder, dass er in seine
Heimatstadt gereist war, weil hier die Streckenverhältnisse
genau gleich wie die seines Konstruktionsplans für die Maschine
sind. Er hofft deshalb, in der Stadt einen Hinweis darauf zu finden,
warum seine Maschine immer noch nicht funktioniert. Umgekehrt glaubt
er, durch seinen Konstruktionsplan auch einen Hinweis darauf zu
finden, wie sie aus dem Untergrund wieder ans Tageslicht kommen
können.
Während sich Herr Maiteufel und Larifari darüber Gedanken
machen, ist über der Kanalisation alles wie gehabt: Die Stadtbewohner
sind auf der Suche nach dem verschwundenen Läufer und den ganzen
Tag damit beschäftigt, die erfinderischen Hindernisse in Schach
zu halten ...
Sechzehntes Kapitel, das Larifari und Herrn Maiteufel vielleicht hinters Licht führt
Während Herr Maiteufel Larifari von seiner Maschine und der
Reise in die Stadt berichtete, war es ihm, als erlebe er alles noch
einmal. Mit jedem Detail, an das er sich wieder erinnerte - seltsamerweise
oft erst durch das Erzählen -, wurde das Bild seiner Vergangenheit
vollständiger und konnte er alles, was geschehen war, besser
einander zuordnen und begreifen. Als er am Schluss seines Berichts
angekommen war und er wieder das dunkle Gemäuer unter der Erde
wahrnahm, fühlte er sich deshalb so erleichtert wie schon lange
nicht mehr.
Larifari dagegen hatte Herrn Maiteufel erst zweifelnd, doch dann
mit immer größerer Aufmerksamkeit zugehört. Vor
allem, als Herr Maiteufel bei der Kaffeeklatschrunde in der Bohnengasse
angelangt war und er von dem verschwundenen Läufer und dem
Finder erzählt hatte, spitzte Larifari seine Ohren und saugte
jedes Wort von Herrn Maiteufel auf. Am Ende stieß er einen
zufriedenen Seufzer aus und streckte sich auf seiner Decke aus.
Herr Maiteufel war ihm durch seine Erzählung näher gekommen.
Sie schienen doch nicht aus zwei völlig verschiedenen Welten
zu kommen. Und vielleicht hatte Herr Maiteufel tatsächlich
Recht, und sie konnten durch eines der Ventile ins Freie gelangen?
Auf jeden Fall war ihre Situation nicht ganz so hoffnungslos, wie
er bisher geglaubt hatte.
Zuversichtlich und satt streckten sich die beiden auf ihren Decken
aus und schliefen ein.
Zwei Stunden später waren sie wieder wach und packten mit steifen Gliedern ihre Lebensmittel zusammen.
"Wohin gehen wir jetzt?" fragte Larifari.
"Zum nächsten Ventil natürlich ", meinte Herr Maiteufel.
"Und wo ist das?" fragte Larifari skeptisch. Nach dem
letzten, fehlgeschlagenen Versuch wollte er nicht zu optimistisch
sein.
"Ich dachte, wir könnten das der obersten Besprenkelungsanlage öffnen, das zweihundert Meter nördlich unter der obersten Schule liegt."
"Ich habe es geahnt!" stieß Larifari aus. "Da
kommen wir auch nicht weiter! Nach den neuen Plänen ist die
Stadt dort schon zu Ende! Vor ungefähr zehn Jahren hatten wir
einen Grenzstreit mit der Nachbargemeinde. Sie bewiesen anhand uralter,
meiner Meinung nach gefälschter Dokumente, dass ihnen das Land
ab der Umgehungsstraße gehöre. Das Gericht gab ihnen
absurderweise Recht. Seither lassen sie es sich nicht nehmen, von
uns eine pauschale Straßennutzungsgebühr zu verlangen,
die sie jedes Jahr ein wenig erhöhen. Das war ein riesiger
Skandal zu jener Zeit. Unser damaliger Läufer ..."
Herr Maiteufel hörte nur mit halbem Ohr zu. Angestrengt überlegte
er, wo bei der Maschine überall Ventile waren. Es gab allein
drei bei der Besprenkelungsanlage. Doch zwei davon schieden durch
die Tiefgarage, und das dritte nun durch die neue Stadtgrenze aus!
Dann gab es noch jeweils ein Ventil bei den beiden Blattanfeuchtbehältern.
Ihm fiel ein, dass der Gang, der zu dem tortenähnlichen Raum
führte, nass gewesen war. Ein Ventil des Blattanfeuchtbehälters
schien also nicht ganz dicht zu sein. Aber Herr Maiteufel bezweifelte
sehr, dass diese beiden Ventile groß genug für sie zum
Hindurchklettern waren. Das gleiche Problem sah er bei dem Ventil
für das Auffangbecken für Schmutzwasser.
Herr Maiteufel seufzte.
Larifari sah ihn besorgt an. "Stimmt etwas nicht? Erinnern Sie sich nicht mehr, wo die anderen Ventile waren?"
"Das schon", antwortete Herr Maiteufel gedehnt, "aber
sie scheinen mir alle zu klein zum Hindurchklettern zu sein. Die
Ventile der Besprenkelungsanlage dagegen wären gerade groß
genug gewesen. Außerdem fließt dort weniger Wasser und
der Wasserdruck ist niedrig. Aber jetzt bleiben uns leider nur noch
die Spezialventile beim großen Wasserspeicher und den beiden
vorgeschalteten Reinigungsanlagen der Maschine. Dort sind die Wassermengen
allerdings dermaßen gewaltig, dass sie einen sicher mit sich
reißen, wenn man es öffnet ...
Larifari schluckte. Mit heiserer Stimme fragte er: "Und wo befinden sich diese Spezialventile hier unten?"
Herr Maiteufel sah Larifari nachdenklich an. Dann sagte er: "Es gibt im ganzen drei solcher Ventile. Eins liegt vor dem Finanzamt, das andere hinter dem Rathaus und das dritte neben dem Museum."
"Ich denke, das Ventil unter dem Rathaus können wir vergessen. Tiefgarage, wenn Sie verstehen, was ich meine."
"Schon wieder eine Tiefgarage?" fragte Herr Maiteufel.
Larifari zuckte die Schultern. "Einer der Läufer hatte eben eine ausgesprochene Vorliebe für Tiefgaragen. Sie kennen ja die Stadtverordnung."
"Dann bleiben uns also nur noch das Ventil neben dem Museum
und das vor dem Finanzamt. Weniger gefährlich wäre wahrscheinlich
das beim Finanzamt. Es ist ein Doppelventil. Das geklärte Wasser
geht dort teilweise in das danebenliegende Klärbecken, teilweise
wird es in den Gesamtkreislauf zurückgelassen. Wenn wir es
schaffen würden, nur das eine Ventil zu öffnen, könnten
wir vielleicht den Wassermassen widerstehen."
"Und warum sollten wir das nicht schaffen können?"
"Ich sagte Ihnen ja bereits, dass es sich bei diesen Ventilen
um Spezialventile handelt", erklärte Herr Maiteufel. "Sie
haben nicht mehr die Form einer Schraube, die man nach oben drehen
muss, damit sich die Leitung öffnet, sondern die einer Kugel,
die in der Mitte ein Loch hat. Will man die Leitung öffnen,
muss man die Kugel soweit drehen, bis das Wasser durch das Loch
strömen kann. Da das Ventil beim Finanzamt zwei Ausgänge
oder Löcher hat, muss man sehr präzise drehen, um nur
einen Wasserstrahl hindurchzulassen. Dreht man ein bisschen zu weit,
können beide Wasserströme durch die Löcher fließen
und wir haben wieder die gleiche Situation wie beim anderen Ventil."
"Ich denke, wir sollten es dennoch versuchen", sagte Larifari.
"Es würde mir sehr schwer fallen, nun, da wir so nahe
dran sind, aufzugeben. Schließlich ist es doch unsere letzte
Chance?"
"Ob dies unsere letzte Chance ist, weiß ich nicht. Aber mir fällt nichts anderes mehr ein."
"Denken Sie, wir sollten es versuchen?" fragte Larifari
gespannt.
Herr Maiteufel überlegte. Dann nickte er entschlossen.
Larifari holte tief Luft. "Also, gehen wir."
Schweigend gingen sie den Gang wieder zurück, sahen in dem Raum, in dem sie vorhin gegessen und geschlafen hatten, nochmals nach, ob sie auch nichts vergessen hatten, und gingen dann, immer geradeaus, weiter.
Irgendwann bogen sie nach links ab, auf der Höhe des Hotel
Sissibus' nach rechts, und dann wieder geradeaus ...
Nach ungefähr zwei Stunden standen sie in einer größeren
Halle, die das Finanzamt sein musste.
Herr Maiteufel und Larifari getrauten sich kaum zu atmen.
"Sehen Sie den Gang, der dort hinten aus dem Raum führt?"
fragte Herr Maiteufel mit leiser, erregter Stimme. Mit seiner Taschenlampe
leuchtet er in die Richtung.
Larifari nickte.
"Dort muss das Ventil sein!" sagte Herr Maiteufel.
Larifari zog scharf die Luft ein.
Sie gingen quer durch den Raum und bogen in den Gang ein. Herr Maiteufel
suchte mit seiner Taschenlampe die Wand nach dem Ventil ab. Dann
richtete er seinen Lampenstrahl auf die Decke. Nach einer Weile
verfing sich der Lichtstrahl tatsächlich in einem schwarz glänzenden,
runden Kugelsegment! Das Schwarz der Kugel grinste ihnen unheimlich
entgegen.
"Wenn sie so glänzt, kann sie immerhin nicht völlig
verrostet sein", meinte Herr Maiteufel.
Er bat Larifari, eine Spitzbubenleiter zu machen und stemmte sich
nach oben. Mit den Fingerknöcheln klopfte er die Kugel ab und
versuchte, sie mit den Händen ein wenig zu verschieben. Das
Ventil machte ein leisese Schleifgeräusch.
"Ich denke, dass wir sie nach links drehen müssen. Sie
scheint noch gut zu funktionieren", sagte Herr Maiteufel. "Sehr
schön! So lässt sie sich präzise einrichten."
"Zuerst müssen wir uns aber überlegen, was wir machen,
wenn das Ventil geöffnet ist", meinte Larifari.
Herr Maiteufel nickte und ließ sich wieder auf den Boden hinab.
"Wir müssen uns vor allem überlegen, wie wir uns
in Sicherheit bringen, wenn das Wasser kommt", sagte Herr Maiteufel.
"Hoffentlich hat sich oben nicht soviel Wasser gesammelt."
"Noch dazu alles Abwasser", ekelte sich Larifari. "In
gewisser Weise graut mir davor, in das neue Kanalisationssystem
zu steigen. Können Sie sich vorstellen, wie viele Ratten da
sein werden? Und dann der ganze Schmutz!"
Herr Maiteufel gab sich unbeeindruckt, obwohl auch er sich etwas
Schöneres vorstellen konnte, als in einem Meer von Abwasser
zu schwimmen. Aber vielleicht hatte sich über dem Ventil noch
gar nicht soviel Wasser angesammelt und sie mussten nur bis zu den
Knien in diesem Wasser stehen? Gerne hätte er jetzt seine Gummistiefel
hiergehabt, aber die hatte er ja im Hotel gelassen.
"Wenn wir in der neuen Kanalisation sind, müssen wir nicht
mehr im Wasser gehen. Da können wir wie hier auf dem Fußweg
gehen", sagte Herr Maiteufel zu Larifari.
Larifari verzog dennoch sein Gesicht.
"Haben Sie eine Idee, was wir jetzt tun sollen?" fragte
Herr Maiteufel.
"Könnten wir uns nicht hier in den Raum, das Finanzamt
sozusagen, retten, sobald das Wasser aus dem Ventil nach unten stürzt?"
schlug Larifari vor. "Bevor der Raum mit Wasser vollgelaufen
ist, können wir uns dann durch das Ventil nach oben retten.
Eigentlich ist es für uns nur gefährlich, wenn wir gerade
das Ventil öffnen und das Wasser von oben herabstürzt.
Am besten binden wir uns ein Seil um den Bauch und befestigen dessen
Ende irgendwo hier im Finanzamt. Wenn wir dann das Ventil geöffnet
haben, ziehen wir uns mit dem Seil in Sicherheit. Wenn von oben
kein Wasser mehr kommt steigen wir in das neue System."
"Ja, ich denke, genau so müssen wir es machen!" sagte
Herr Maiteufel. "Die größte Gefahr sehe ich allerdings
darin, durch das Ventil zu klettern, ohne es zu verwackeln! Wir
müssen äußerst vorsichtig vorgehn."
"Wie breit ist denn die Öffnung oder das Rohr, durch das
wir kriechen müssen?" fragte Larifari.
"Ich weiß es nicht genau", meinte Herr Maiteufel.
"Ich hoffe, dass es überhaupt so breit ist, dass wir hindurchpassen,
ohne uns an das Ventil drücken zu müssen. Außerdem
glaube ich kaum, dass wir, wenn wir uns aufeinander stellen, überhaupt
groß genug sein werden, dass sich einer von uns mit den Händen
am oberen Rand des Ventils hinauf ziehen kann."
"Hätten wir doch nur eine Leiter mitgenommen", klagte
Larifari.
"Vielleicht wäre dann das Ventil auf dem Boden gewesen,
und wir hätten viel eher ein Schlauchboot gebraucht",
sagte Herr Maiteufel plötzlich gereizt. "Wir müssen
uns jetzt eben etwas anderes überlegen."
"Nur was? Haben Sie eine Idee?"
Herr Maiteufel schüttelte den Kopf. "Ich schlage vor,
dass wir zuerst einmal das Ventil öffnen. Wenn wir sehen, wie
breit die Öffnung ist, können wir uns immer noch überlegen,
wie wir hindurchkommen."
Larifari war mit Herrn Maiteufels Vorschlag einverstanden. Es war
besser etwas zu tun, als sich mit irgendwelchen Plänen herum
zu schlagen.
Sie gingen in den Raum, der das Finanzamt oder ein Klärbecken
abbildete, zurück und stellten ihre Rucksäcke in eine
Ecke, von der sie annahmen, dass es dort eine Weile trocken bleiben
würde. Danach banden sie sich ein Seilende um ihre Taillen.
Das andere Ende befestigten sie mit einem Doppelknoten an einem
Haken, der an einer Wand des Raumes herausragte.
Dann waren sie bereit.
Sie gingen wieder in den Gang zurück bis zu der Stelle, wo
das kugelrunde Spezialventil von der Decke glotzte.
Herr Maiteufels Hand fuhr in die Hosentasche und berührte den
Stein aus Parbleus Garten. Mit dem Finger strich er über die
Mulde des Steins. Dann umschloss er ihn mit der ganzen Hand.
"Sind Sie soweit?" fragte Larifari Herrn Maiteufel.
"Ja", sagte Herr Maiteufel mit fester Stimme.
Er atmete noch mal tief durch und sagte dann: "Sie dürfen
sich auf keinen Fall bewegen, wenn ich jetzt auf Ihren Schultern
versuche, die Kugel an die richtige Stelle zu bewegen."
Larifari nickte. Er kniete sich hin, damit Herr Maiteufel auf seine
Schultern sitzen konnte.
Mit einem Ruck stellte sich Larifari auf.
"Geht's?" fragte Herr Maiteufel.
"Mmm."
"Gut!" sagte Herr Maiteufel. "Dann fange ich jetzt
an."
Mit zittrigen Händen näherte er sich der Kugel. Er hatte
im Kopf ausgerechnet, wie weit er sie verschieben musste, wie weit
er sie höchstens verschieben durfte.
Als er das Kühle, Glatte der Kugel spürte, fühlte
er sich etwas sicherer. Mit angehaltenem Atem versuchte er die Kugel
ein wenig nach links zu drehen.
Nichts geschah.
Herr Maiteufel fasste das Ventil etwas kraftvoller an. Er stemmte
sich von Larifari ab gegen die Kugel. Angestrengt, doch äußerst
behutsam drückte er das Ventil nach links.
Die Kugel gab nach.
Herr Maiteufel hörte Larifari leise stöhnen.
Vorsichtig schob er die Kugel noch ein Stückchen weiter.
Und noch ein Stück.
Jetzt gleich musste nach Herrn Maiteufels Berechnung die Öffnung
erscheinen.
Angespannt schob er die Kugel nur millimeterweise weiter.
Da!
Ein dünner Wasserstrahl!
Herr Maiteufel schob weiter.
Der Wasserstrahl wurde breiter und breiter. Bald klatschte ein ganzer
Wasserfall auf sie hinunter und riss Herrn Maiteufel von Larifaris
Schultern. Das Wasser fiel tosend auf sie.
Als Larifari sich selbst in Sicherheit gebracht hatte, bemerkte
er, dass Herr Maiteufel noch immer auf dem Boden unter dem Ventil
lag. Er schien bewusstlos zu sein. Aufgeregt watete Larifari zu
Herrn Maiteufel und schleifte ihn mühsam zu der trockenen Stelle
neben die Rucksäcke.
Vorsichtig schlug er ihm auf die Wange. Und da, endlich, schlug
Herr Maiteufel die Augen auf!
Über sich sah er Larifari mit besorgten Augen.
"Sie haben mich vielleicht erschreckt! Waren Sie wirklich bewusstlos?"
"Ich weiß nicht", sagte Herr Maiteufel mit zittriger
Stimme, "mir war plötzlich schwarz vor Augen."
"Vielleicht ist es besser, wir ruhen uns erst mal aus und klettern
morgen durch das Ventil." Larifari klang nicht sehr überzeugt.
Mühsam richtete sich Herr Maiteufel auf und sagte: "Nein.
Das kommt gar nicht in Frage. Hier läuft bald alles mit Wasser
zuläuft. - Sobald von oben nichts mehr nachkommt, gehen wir."
Während er sich von seinem Sturz erholte, entwirrte Larifari
das nasse Seil. Danach ging er sich die Ventilöffnung ansehen.
Das Wasser im Gang ging Larifari bereits bis zu den Knöcheln.
Doch in der Nähe des Ventils spritzte es noch so sehr, dass
er ungefähr drei Meter davon entfernt stehen bleiben musste.
Von hier aus war die Größe der Ventilöffnung nur
schwer abzuschätzen. Sie mochte zwischen fünfzig und achtzig
Zentimeter breit sein. Larifari ging zu Herrn Maiteufel zurück.
"Und? Haben Sie etwas erkennen können?" fragte Herr
Maiteufel.
"Wir werden hindurchsteigen können, ohne das Ventil zu
verschieben", meinte Larifari. "Die Frage ist nur, wie
klettern wir überhaupt hindurch?"
"Mir ist vorhin eine Idee gekommen!" sagte Herr Maiteufel.
"Wie wäre es, wenn wir die Rohrzange auseinanderklappen
und sie an ein Seilende knoten, und sie dann durch das Ventil über
die Öffnung werfen? Wenn sie sich tatsächlich über
die Öffnung legt, dürfte es nicht so schwer für uns
sein, uns am Seil hochzuziehen."
"Sehr gut!" meinte Larifari. "Was denken Sie, wie
lange das Wasser noch fließt?"
Herr Maiteufel zuckte mit den Schultern und sagte, dass da nur Warten
helfe.
Nach einer weiteren Stunde war es dann soweit: Es kam kein Wasser
mehr von oben.
Schnell setzten sie ihre Rucksäcke auf, nahmen das Seil, an
das Larifari in der Zwischenzeit die Rohrzange geknotet hatte, und
gingen zum Ventil.
Weil Herr Maiteufel sich immer noch etwas schwach fühlte, sollte
Larifari zuerst nach oben klettern.
Mit großer Kraftanstrengung und wackligen Beinen wartete Herr
Maiteufel darauf, dass Larifari endlich von seinen Schultern aus
durch das Ventil klettern würde.
Im Moment tastete Larifari aber immer noch mit den Händen die
Öffnung des Ventils ab. Sie war tatsächlich ungefähr
sechzig Zentimeter breit. Da sie beide schlank waren, würden
sie gut hindurchpassen. Außerdem war die Rohrzange groß
genug, um die Öffnung oben abzudecken.
Larifaris Kopf ragte ein gutes Stück in das Ventil hinein.
Mit ausgestreckten Armen reichte er wohl über einen Meter in
das Rohr hinein. Dennoch konnte er mit seinen Händen nicht
den oberen Rand ertasten.
Herr Maiteufel stöhnte. Lange würde er Larifari nicht
mehr tragen können.
"Sie können mir jetzt das Seil mit der Rohrzange geben",
rief Larifari.
"Denken Sie daran, die Kugel nicht zu bewegen!" erinnerte
Herr Maiteufel Larifari.
Vorsichtig führte Larifari das Seil mit der Zange durch das
Rohr. Als er seine Hand auf der Höhe seines Kopfes hatte, schleuderte
er mit aller Kraft die Rohrzange nach oben.
"Kring", machte es.
"Es scheint geklappt zu haben", sagte Larifari mit erregter
Stimme. "Ich ziehe mich jetzt langsam an dem Seil hoch! Sobald
ich oben bin, ziehe ich Sie herauf."
Herr Maiteufel spürte, wie der Druck auf seinen Schultern endlich
nachließ. Er hörte das Stöhnen Larifaris. Er schien
die Innenwand des Rohrs fast nicht zu berühren.
Wieder machte es "Kring".
Dann ein schleifendes, metallisches Geräusch.
"Larifari?" rief Herr Maiteufel nach oben. "Larifari?!"
Herrn Maiteufels Herz klopfte stark.
"Hier. Ich bin hier", rief Larifari von oben. Er lachte.
"Es war ein Kinderspiel. Sie können sich jetzt auch nach
oben ziehen. Wenn Sie nicht mehr können, helfe ich Ihnen."
Herr Maiteufel band sich das Seilende um den Bauch, damit er, wenn
er sich mit den Händen nicht mehr halten konnte, nicht zu tief
stürzte. Dann kletterte er langsam nach oben.
Das Seil riss ihn an den Händen und er fühlte sich immer
noch zu schwach für solche Aktionen. Gerade als er bei der
Kugel angekommen war, hatte er keine Kraft mehr. Mit einem kurzen
Aufschrei ließ er sich in das Seil fallen.
Larifari spürte den Ruck und versuchte, Herrn Maiteufel nach
oben zu ziehen. Er stöhnte und fluchte dabei. Konnte sich Herr
Maiteufel nicht ein bisschen mehr anstrengen? Musste er sich wie
ein Mehlsack in das Seil hängen? Er selbst war doch auch kein
Muskelprotz!
Doch dann, endlich, sah er Herrn Maiteufels Kopf aus dem Rohr schauen.
Mit einer letzten Kraftanstrengung zog er ihn aus dem Ventil.
"Endlich! Wir haben es geschafft!" japste Larifari und
schlug Herrn Maiteufel auf die Schulter.
Herr Maiteufel sagte nichts. Ihm war schlecht und seit dem Sturz
vorhin hatte er Kopfweh.
"Was ist mit Ihnen?!" stieß ihn Larifari an. "Freuen
Sie sich denn gar nicht?!"
"Doch", meinte Herr Maiteufel und lächelte gezwungen.
"Allerdings sind wir noch nicht ganz draußen. Außerdem
wird auch hier bald neues Wasser nachfließen. Bevor wir uns
nicht in der normalen Kanalisation befinden, wo das Wasser in geordneten
Bahnen fließt und wir am Rand gehen können, fühle
ich mich nicht besonders sicher."
"Also, worauf warten wir?" sagte Larifari. "Machen
wir uns auf den Weg! Wahrscheinlich sehen wir schon bei der nächsten
Wegbiegung eine Treppe, die uns ans Tageslicht führt."
Pfeifend ging Larifari voraus.
Siebzehntes Kapitel, in dem Kaprize beinahe von den Hindernissen gefangen wird
Es war bereits sieben Uhr abends. Die Hitze, die mittags zentnerschwer
über der Stadt gehangen hatte, war nun etwas erträglicher
geworden.
Kaprize stand vornübergebeugt vor der dritten Dole und überlegte,
wie sie ihre Murmel spielen musste, damit sie in das Loch fiel.
Dann warf sie die Kugel in die gewählte Richtung und beobachtete,
wie sie erst schnell, dann immer langsamer vorwärts rollte.
Getroffen.
Kaprize ging zu der Dole und sammelte die drei Murmeln ein.
Sie seufzte. Eigentlich war ihr das Spiel inzwischen beinahe langweilig
geworden. Sie hatte mit ihrer Mannschaft sicher schon sieben Mal
gewonnen. Und je öfters sie gegen die anderen Mannschaften
antrat, umso mehr waren sie alle gleich stark.
Gerne würde sie wieder einmal mit den Jaquelines spielen. Aber
sie hatten ja immer Wichtigeres zu tun. Zuerst mussten sie unbedingt
auf den Kreuzköpfen Ausschau nach dem Läufer halten. Dann,
als Karla wieder von ihrer Ballonreise zurück war, durften
sie das Haus nicht mehr verlassen und niemanden mehr hineinlassen
(selbst Kaprize nicht!). Und jetzt, nachdem sich Karla wieder beruhigt
hatte, beteiligten sie sich sogar an der Umzingelung der Hindernisse!
Während sie, Kaprize, sich mit Babyspielen wie dem Murmelwettkampf
beschäftigen musste, hatten Karla und die anderen nichts dagegen,
dass die Jaquelines dabei halfen, die Hindernisse zu irritieren.
Das war gemein! Dabei waren die Jaquelines nur höchstens ein
Jahr älter als sie.
Und dann sah Kaprize auch Arturo und Mara fast gar nicht mehr. Früher
hätte sie um diese Uhrzeit längst zu Hause sein müssen.
Jetzt fiel es Mara und Arturo vielleicht erst um zehn Uhr auf, wenn
sie noch nicht zu Hause war.
Beinahe wünschte sich Kaprize, dass eines der Hindernisse sie
schnappen und verstecken würde. Aber wo sollte hier auch schon
ein Hindernis sein? Die Straßen lagen völlig menschenleer
da. So leer, dass sich Kaprize kaum vorstellen konnte, dass in den
anderen Teilen der Stadt Hunderte von Hindernissen die Stadt unsicher
machten.
Kaprize seufzte abermals und setzte sich auf die Dole.
Sie war warm.
Kaprize legte sich auf den Rücken und schaute in den Himmel.
Er war blau und etwas dunstig.
Ganz weit oben konnte Kaprize die auseinanderfließenden Spuren
eines Flugzeugs entdecken. Vielleicht war es aber auch nur ein Wolkenstreifen.
Kaprize horchte.
Was war das für ein Geräusch?!
So ein Geräusch hatte sie hier noch nie zuvor gehört.
Es hörte sich beinahe an wie rauschendes Wasser.
Kaprize setzte sich auf und schaute sich um. Aber sie sah nichts,
was das Geräusch verursachen könnte.
Das Geräusch schien auch von unten zu kommen. Sie legte ihr
Ohr an die Dole. Richtig, dort unten schien tatsächlich Wasser
zu fließen!
Aber wieso denn? Hier war doch bisher nie Wasser geflossen! Das
hätte sie doch in den letzten Tagen gemerkt, oder?
Da fielen Kaprize plötzlich die Hindernisse ein!
Hatte Arturo nicht gesagt, die Hindernisse wären überall?
Warum also nicht auch hier, unter diesem Kanaldeckel?
Kaprize schauerte. Sie stellte sich vor, wie die Hindernisse die
Stadtbewohner von unten beobachteten. Wie sie plötzlich diese
Dole öffneten und sie nach unten zogen.
Kaprizes Herz klopfte.
Sie fürchtete sich zu bewegen. Die Hindernisse könnten
sonst vielleicht auf sie aufmerksam werden.
Andererseits musste sie den anderen unbedingt mitteilen, was sie
entdeckt hatte! Dass sie herausgefunden hatte, dass die Hindernisse
sich in der Kanalisation versteckten.
Langsam rutschte Kaprize von der Dole hinunter. Erst mit einer Hand
dann mit dem rechten Bein, dem Po und mit dem linken Bein.
Als sie nur noch Teer unter sich spürte, stand sie schnell
auf und rannte los.
Wo waren Mara und Arturo heute positioniert?
Wahrscheinlich in der Nähe des Tortenstücks.
Kaprize lief so schnell sie konnte.
Immer wieder dachte sie, dass sie das Versteck der Hindernisse entdeckt
hatte.
Als sie Seitenstechen bekam, hielt sie einen Moment an. Dann rannte
sie weiter. Nach einer halben Stunde hatte sie Mara und Arturo endlich
gefunden.
Karla und Ottokar standen auch da. Die Vier bildeten einen Kreis
und schauten konzentriert in dessen Mitte. Kaprize hatte keine Zeit,
sich darüber zu wundern.
Japsend, nach Luft schnappend stieß sie hervor: "Unter
der Dole ... Wasser ... die Hindernisse ... sie haben sich versteckt
... ich habe sie entdeckt ..."
Die anderen erstarrten bei ihren Worten. Kaprize sah schlimm aus.
Die Hindernisse schienen sich etwas Furchtbares ausgedacht zu haben.
Als Kaprize sich ein wenig beruhigt hatte, fragte Mara: "Alles
noch mal von vorn: Was war das mit dem Wasser? Wo hast du die Hindernisse
entdeckt? Und wie konntest du ihnen entkommen?"
"Ich habe doch heute wieder beim den Dolen Murmeln gespielt",
sagte Kaprize hektisch. "Als ich mich einmal ausgeruht habe,
habe ich plötzlich so ein Rauschen gehört, wie von Wasser.
Ich habe dann herausbekommen, dass das Rauschen von unten kam. Also
muss es unter der Dole fließen! Davor habe ich dort nämlich
noch nie so ein Rauschen gehört. Da Arturo gesagt hat, dass
die Hindernisse überall sein könnten, habe ich gedacht,
dass sie uns von dort aus beobachten und sich verstecken!"
"Meine Tochter!" sagte Mara stolz.
"Und was machen wir jetzt?" fragte Karla.
"Am besten wir gehen hin und sehen nach", schlug Arturo
vor.
"Sind Sie verrückt?" schnauzte ihn Ottokar an. "Vielleicht
ziehen uns die Hindernisse dort auf der Stelle in die Versenkung!
Schließlich haben sie sicher beobachtet, dass Kaprize uns
über ihr Versteck informiert hat."
Er sah sich ängstlich um und sagte leise: "Wir sollten
uns jetzt möglichst nur noch einige Schritte von den Kanaldeckeln
entfernt unterhalten, damit uns die Hindernisse nicht auch noch
abhorchen können."
Die anderen nickten bedeutungsvoll und rückten ein paar Meter
von der nächsten Dole weg.
"Was sollen wir denn nun machen?" fragte Arturo ratlos.
Alle überlegten angestrengt.
"Zubetonieren!" stieß Ottokar nach einer Weile aus.
"Wir betonieren die Kanaldeckel einfach zu, dann geben die
Hindernisse Ruhe!"
Selbstgefällig schaute er die anderen an.
"Das hilft doch nichts", gab Mara zu Bedenken. "Da
steigen sie einfach bei einem anderen Kanaldeckel nach oben."
"Dann müssen wir eben alle Kanaldeckel der Stadt zubetonieren!"
"Ich weiß nicht", meinte Karla. "Wir können
doch nicht einfach alle zumachen. Da müssen doch die Kanalarbeiter
hin und wieder hinunter. Außerdem muss auch der Regen irgendwohin
abfließen können. So lösen wir womöglich eine
Überschwemmung aus."
Ottokar richtete seinen Blick demonstrativ zum Himmel. "Ich
sehe kein Wölkchen am Himmel. Kein einziges. Und so wird es
auch die nächsten Tage bleiben. Die Kanalarbeiter werden froh
sein, wenn sie ein paar Wochen Urlaub haben. Denn länger müssen
wir die Kanaldeckel ohnehin nicht zuhalten. Nach einigen Wochen
machen wir die Deckel wieder auf, und dann wird es ein leichtes
sein, die geschwächten Hindernisse zu überwältigen."
Arturo nickte. "Schließlich haben sie sich selbst in
die Lage gebracht."
"Sie haben nicht nur sich selbst in die Lage gebracht, sondern
sie verhindern nun schon seit Jahren unsere Fortentwicklung",
meinte Ottokar aufgebracht.
Die anderen nickten. Ottokar hatte Recht. Sie durften jetzt keine
Rücksicht auf die Hindernisse nehmen. Sie hatten sich die Suppe
eingebrockt, dann mussten sie sie auch wieder auslöffeln.
Gleich wollten sich Ottokar, Arturo und die anderen ans Werk machen.
Kaprize sollte den Jaquelines, Malte, Emili und dem Finder Bescheid
sagen, damit sie beim Zubetonieren helfen konnten: Je schneller
alle Kanaldeckel geschlossen sein würden, umso weniger hatten
die Hindernisse eine Chance, irgendwo zu entwischen!
So schnell sie konnte, lief Kaprize davon.
Nachdem sie Malte, Emili und die Jaquelines über die Neuigkeiten
informiert hatte, rannte sie zum Finder. Er suchte heute wieder
einmal im Grauen Viertel nach dem Läufer.
Der Finder winkte ihr aus einiger Entfernung zu und rief: "Hallo,
Kaprize. Schön, dass du mir ein wenig Gesellschaft leisten
willst."
Kaprize hatte einen roten Kopf und keuchte. "Schnell, du musst
dich beeilen! Komm sofort mit zum Finanzamt. Die anderen sind schon
dort und betonieren die Deckel zu, damit die Hindernisse nicht aus
dem Kanal nach oben steigen können."
"Seit wann verstecken sich denn die Hindernisse in der Kanalisation?"
fragte der Finder erstaunt.
"Seit vorhin", antwortete Kaprize ungeduldig, "ich
habe sie vor ungefähr zwei Stunden unter mir gehört. Komm
jetzt schnell!"
Doch der Finder sah Kaprize nur gespannt an: "Hast du sie nur
gehört, oder auch gesehen?"
"Nur gehört."
"Und haben sie dir etwas gesagt, oder hast du von den Geräuschen
irgend etwas genauer deuten können?"
Kaprize schaute den Finder etwas verlegen an. "Eigentlich habe
ich nur Wasser rauschen hören. Dort war es aber sonst immer
ganz still. Da bin ich mir sicher!"
"Und deshalb betonieren jetzt die anderen die Kanaldeckel zu?"
Kaprize nickte.
Der Finder seufzte: "Als ob sie nichts Besseres zu tun hätten.
Wahrscheinlich handelt es sich nur um einen ganz gewöhnlichen
Rohrbruch. Da ist Zubetonieren natürlich genau das Falsche.
Komm, Kaprize, das schauen wir uns mal genauer an."
Der Finder legte den Arm um Kaprizes Schultern und machte sich mit
ihr auf den Weg zum Finanzamt.
Die anderen waren gerade dabei, die vierte Dole zu verschließen,
als der Finder und Kaprize beim Finanzamt ankamen.
Während Arturo den Beton ständig rührte, damit er
nicht abbinden konnte, trugen die anderen kleine Eimer Beton zu
den Dolen, um sie darüber auszuleeren. Die Jaquelines hatten
die Aufgabe, den Beton anschließend glattzustreichen. Durch
diese Arbeitsteilung kamen sie rasch voran.
Der Finder ging zu Arturo. "Seid ihr sicher, dass das Sinn
macht?"
Arturo sah ihn erstaunt an: "Hat dir Kaprize nicht erzählt,
dass sich die Hindernisse dort unten verstecken?"
"Sie hat mir nur erzählt, dass dort unten Wasser rauscht."
Mara war zu ihnen getreten: "Was gibt es denn?"
"Ich denke, dass ihr euch die Arbeit sparen könnt. Wahrscheinlich
ist hier nur ein Rohr geplatzt", meinte der Finder.
"Genau so habe ich mir das vorgestellt!" bellte Mara.
"Es hätte ja auch gar nicht anders sein können: Wir
helfen dir bei der Suche nach dem Läufer, und du hast etwas
dagegen auszusetzen!"
"Warum seid ihr euch denn so sicher, dass die Hindernisse dort
unten mit Wasser rauschen?"
"Wer sollte denn sonst mit Wasser rauschen?" fuhr ihn
Mara an. "Ein Rohrbruch ist das auf jeden Fall nicht. Kaprize
hat gesagt, dass sie hier zuvor noch nie Wasser rauschen hören
hat. Das hätte sie aber müssen, wenn hier unten die ganz
normale Kanalisation verlaufen würde. Wenn das aber nicht die
ganz normale Kanalisation ist, kann dort auch kein ganz normales
Rohr platzen!"
"Und warum fließt dann trotzdem Wasser?"
"Was weiß ich", sagte Mara ungeduldig. "Woher
soll ich denn wissen, mit welchen Methoden die Hindernisse arbeiten?
Vielleicht transportieren sie das Wasser vom Fluss mühsam dorthin?"
Nachdenklich rieb sich der Finder am Kinn. Was sollten die Hindernisse
denn mit dieser Aktion bezwecken? Andererseits stimmte es, dass
in der alten Kanalisation schon lange keine Rohre mehr lagen. Wie
aber konnte man ohne die Hindernisse erklären, dass hier plötzlich
Wasser floss?
"Könntet ihr nicht lieber arbeiten als tratschen?!"
riefen Karla und Emili Mara und dem Finder zu.
Mara drückte dem Finder einen vollen Eimer in die Hand und
forderte ihn auf, ihnen zu helfen.
"Wie viele wollt ihr denn zumachen?" fragte der Finder.
"Alle!"
"Alle? Aber wieso denn das? Glaubt ihr denn wirklich, dass
sich die Hindernisse im gesamten Kanalisationssystem aufhalten?"
Mara nickte entschlossen. "Wir sind sicher, dass sie uns von
dort unten schon eine ganze Weile beobachtet haben. Wahrscheinlich
ist es dir deshalb bisher auch noch nicht gelungen, den Läufer
zu finden: Die Hindernisse haben ihn einfach in der Kanalisation
versteckt."
Darauf getraute sich der Finder nichts zu erwidern.
Mit einem Eimer Beton trottete er zu der Dole, die von den anderen
gerade verschlossen wurde.
Es war schon die achte.
Wenn sie in dem Tempo weitermachten, würden sie noch vor Morgengrauen
alle Kanaldeckel der Stadt verschlossen haben.
Ende
Teil 9
Die Fortsetzung der Geschichte könnt
ihr im
Rossipotti
No. 16
lesen!
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