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Abenteuer mit der Flupppuppe

Vorwärts

Betrug

Als die Flupppuppe den Felsvorsprung der Höhle ansteuerte, bemerkte Betrüger-Schorschi drei fremde Personen, die sich an seinem Ballonkorb zu schaffen machten. Der Torwart war nicht zu sehen.

„Was sind das für Leute?“, fragte Betrüger-Schorschi beunruhigt.

Es gefiel ihm nicht, dass jemand seine Sachen durchwühlte.

„Das blasse Mädchen ist Emily und der schwarzhaarige Mann mit dem Nussknackergesicht Dr. Slump“, erklärte die Flupppuppe. Sie setzte zur Landung an und sagte: „Ich habe allerdings keine Ahnung, wer der kleine Mann mit dem roten Hut und dem roten Mantel ist.“

Sie machte eine letzte Drehung, forderte Betrüger-Schorschi auf, abzuspringen und schwuppte dann mit ihren langen Beinen direkt neben den Ballonkorb.

Dem Mann mit dem Nussknackergesicht, Dr. Slump, fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als die Flupppuppe plötzlich neben ihm stand. Sein Mund klappte nach unten und seine Knie fingen an zu zittern.

„Wurde auch langsam Zeit, dass du kommst, Flupppuppe“, sagte das blasse Mädchen. „Langweilige Versammlung hier.“

Emily war ein ungefähr dreizehnjähriges Mädchen mit langen schwarzen Haaren, einem kurzen schwarzen Kleid, schwarzen Strümpfen und viel zu großen weißen Schuhen. Betrüger-Schorschi wusste nicht, was er von ihr halten sollte.

Dr. Slump hatte sich wieder berappelt, zeigte auf Betrüger-Schorschi und fragte die Flupppuppe: „Was macht der Typ hier? Warum darf der auf deinem Rücken fliegen und ich nicht?“

„Das ist Betrüger-Schorschi“, sagte die Flupppuppe. „Wo hast du deine Familie gelassen?“

Dr. Slump machte ein zerknirschtes Gesicht und sagte: „Meine Tochter Arale ist weg. Keine Ahnung wohin. Deshalb bin ich hier. Wollte den Torwart fragen, ob er sie gesehen hat.“

„Gestatten?“, sagte der kleine Mann mit rotem Trenchcoat und rotem Hut unvermittelt: „Rossi! Vorne mit einem ‚R’!“

„Ist noch Schokolade übrig?“, rief der Torwart fröhlich und streckte seinen Kopf hinter dem Felsvorsprung vor.

Als er Betrüger-Schorschi sah, zuckte er zurück, kletterte dann aber doch zu ihnen.

„Schön, dass Sie wieder da sind“, sagte er. „Und so gesund! Wir haben in der Zwischenzeit ein bisschen von Ihrer Schokolade gegessen.“

„Sozusagen alles“, sagte Dr. Slump.

Emily lächelte schmal: „Die Nüsse waren auch nicht schlecht.“

„Und die Gurken haben mich an zu Hause erinnert“, sagte der Mann, der sich als Rossi vorgestellt hatte.

„Wie kommen Sie dazu, meinen Proviant aufzuessen?“, sagte Betrüger-Schorschi wütend. „Ich hasse es, wenn man sich an meinen Sachen vergreift!“

Emily feixte. Endlich war etwas los!

„Wir hatten großen Hunger“, verteidigte sich der Torwart. „Wie Sie wissen, isst das Baby uns alles weg!“

„Das Baby ist an allem schuld“, nickte Dr. Slump. „Arale ist sicher nur von zu Hause abgehauen, weil sie das Baby sehen wollte!“

„Ich brauche die Schokolade aber“, sagte Betrüger-Schorschi.

„Für was denn?“, fragte der Torwart. „Was ist wichtiger, als sie ein paar ausgehungerten Menschen zu geben?“

Betrüger-Schorschi überlegte. Es stimmte. Die vier dünnen Leute hatten die Schokolade sicher nötiger als er. Aber es störte ihn trotzdem gewaltig, dass sie die Schokolade genommen hatten, ohne ihn zu fragen.

Deshalb behauptete er aus dem Bauch heraus: „Ich brauche sie für das Baby. Ich habe sie dem Baby versprochen!“

Er versuchte, nicht in die Richtung der Flupppuppe zu sehen, weil er sich nicht ihrem spöttischen Blick aussetzen wollte.

„Haben Sie dem Baby wirklich die Schokolade versprochen?“, fragte der Torwart. Er war blass geworden.

„Ja, das habe ich!“, sagte Betrüger-Schorschi und tat sehr aufgeregt. „Und was man verspricht, sollte man bekanntlich auch halten. Wahrscheinlich wird das Baby jetzt sehr, sehr wütend werden, wenn es seine Schokolade nicht bekommt!“

Dr. Slump und der Torwart zitterten.

„Was ist denn, wenn das Baby wütend wird?“, fragte Herr Rossi interessiert.

„Dann gibt es ein Erdbeben“, tat Betrüger-Schorschi sich als Kenner hervor. „Mindestens!“

„Ein Jammer, dass ich mein Pfeifchen verloren habe“, sagte Rossi. „Ich glaube, es wäre an der Zeit, hier zu verschwinden!“

Emily schaute Betrüger-Schorschi scheel an. Diesem Typ machte es offensichtlich Spaß, den anderen Angst einzujagen. Vielleicht sollte sie sich an ihn halten? Das war sicher spannender, als mit Dr. Slump nach dem schwachsinnigen Automatenmädchen Arale zu suchen oder Rossis Gejammer über seine verschwundene Pfeife anzuhören.

Betrüger-Schorschi seinerseits verschwendete keinen Gedanken an Emily. Er legte seine ganze Kraft vielmehr da rein, die anderen zu beeindrucken: Je mehr Angst alle vor dem Baby hatten, umso Aufsehen erregender war dessen Vertreibung, die er in die Wege leiten wollte! Und je Aufsehen erregender die Vertreibung sein würde, umso mehr Respekt würden die Bewohner vor ihm haben. Ein Baby, das seine versprochene Schokolade nicht bekam, wurde sicher sehr wütend werden. Und ein wütendes Baby machte mehr Angst als ein friedliches.

Dass er dem Baby gar keine Schokolade, sondern Brei versprochen hatte, spielte dabei keine Rolle. Denn natürlich hatte er nie vorgehabt, dem Baby tatsächlich Brei zu kochen. Er war doch kein Babysitter! Er hatte dem Baby das Versprechen nur gegeben, weil es ihn sonst nie losgelassen hätte.

Außerdem wäre es glatter Wahnsinn, das maßlos fette Baby weiter zu füttern. Das Baby musste nicht gemästet, sondern ausgehungert werden! Eine Diät tat Not, keine Fütterung.

Und plötzlich fiel Betrüger-Schorschi auf, dass es ihm vor diesem Hintergrund nur Recht sein konnte, dass die anderen seine Schokolade aufgegessen hatten. So konnte er sie viel eher von seinem Plan mit der Diät überzeugen. Denn wo keine Schokolade war, konnte auch keine verteilt werden. Und falls sein Plan wider Erwarten misslang, konnte er ihnen sogar die Schuld dafür geben!

Betrüger-Schorschi grinste: Er liebte es, wenn das Risiko nur auf der Seite der anderen lag.

„Nachdem ihr alle Schokolade aufgegessen habt, müssen wir uns jetzt leider etwas anderes überlegen!“, sagte er. „Doch zum Glück ist mir gerade etwas Glänzendes eingefallen!“

Emily horchte auf.

„Schokoladendiät!“, sagte Betrüger-Schorschi.

„Wie das?“, wimmerte der Torwart. „Wir haben doch gar keine Schokolade mehr.“

„Brauchen wir auch nicht“, beschwichtigte Betrüger-Schorschi den Torwart. „Denn diese Diät ist keine Diät mit Schokolade, sondern von Schokolade!“

„Perfekt!“, sagte Emily, „bevor es verhungert, wird es euch den Kopf abreißen!“

„Nicht noch einen Kopf weniger!“, jammerte Dr. Slump. „Mir reicht es schon, dass Arale ihren Kopf verloren hat!“

„Das Baby braucht Schokolade“, sagte der Torwart unbeirrbar. „Das war schon immer so!“

„Dann wird es jetzt eben anders!“, sagte Betrüger-Schorschi.

„Sie können nicht einfach zu uns kommen und die Welt auf den Kopf stellen“, sagte der Torwart. „Sie kennen sich hier viel zu wenig aus. Wenn das Baby keine Schokolade mehr bekommt, zerschmettert es uns mit Felsbrocken!“

„Wir müssen das Baby entkräften“, sagte Betrüger-Schorschi unbeirrt. „Das Baby wird nur am Anfang etwas toben!“

„Sie sind ja verrückt!“, sagte der Torwart. „Das ist kein Plan, sondern Blödsinn! Bis das Baby entkräftet ist, hat es auf Meilen um sich herum alles kurz und klein geschlagen! Ich dachte, Sie wollten uns helfen, nicht töten!“

„Wenn ein Baby Hunger hat, muss man ihm zu essen geben“, pflichtete Dr. Slump dem Torwart bei und dachte an sein kleines Turbo-Baby, das er zu Hause gelassen hatte.

„Haben Sie dem Baby nicht Schokolade versprochen?“, mischte sich Rossi ein. „Was man verspricht, sollte man halten!“

„Ach richtig“, sagte Betrüger-Schorschi glattzüngig. „Dann geben Sie mir am besten gleich meine Schokolade wieder! Ich werde sie ihm sofort bringen!“

„Mein Replikator ist leider kaputt“, sagte Dr. Slump zerknirscht. „Sonst hätte ich die Schokolade verdoppelt, bevor wir sie gegessen haben!“

„Hunger kommt von hungern“, stellte Emily fest. „Wenn das Baby Hunger hat, sollten wir es also hungern lassen.“

Betrüger-Schorschi sah anerkennend in ihre Richtung. Vielleicht steckte in dem blassen Mädchen mehr, als er auf den ersten Blick gedacht hatte?

„Wohin ist es mit den Ärzten gekommen, wenn sie ihre Patienten verhungern lassen?“, jammerte der Torwart.

„Im Moment ist nicht das Baby mein Patient“, sagte Betrüger-Schorschi großspurig. „Sondern Sie alle hier! Das Baby ist die Krankheit, von dem die Bevölkerung des Blauen Gebirges befreit werden muss.“

Der Torwart schüttelte sich angeekelt.

Dr. Slump ließ den Kopf hängen und sagte: „Wenn ich mich nicht ständig um Arale kümmern müsste, könnte ich einen Slumpomator bauen und das Baby klein schrumpfen.“

„Au ja!“, sagte Emily. „Dann würde es prima auf meinen Operationstisch passen. Ein Baby würde meine Sammlung von zusammengenähten Monstern eindeutig aufwerten.“

„Wenn ich meine Pfeife hätte“, sagte Herr Rossi, „wäre das Problem sofort gelöst. Ein Pfiff und das Baby wäre im Irgendwo!“

„Und wenn ich die Sache in die Hand nehme“, sagte Betrüger-Schorschi zuversichtlich, „wird es bald kein Baby mehr geben! Meine Schokoladendiät hat hundertprozentigen Erfolg!“

Der Torwart, Dr. Slump und Herr Rossi sahen sich betroffen an. Sicher, das Baby war eine Gefahr für die Bevölkerung. Es aß alles weg, zerstörte ihre Häuser mit Felsbrocken und hatte vielleicht auch noch Arale auf dem Gewissen. Aber es war immerhin ein Baby!

„Wer die Wahl hat, hat die Qual“, sagte die Flupppuppe gelassen und flog eine Runde über ihren Köpfen.

Dr. Slump warf ihr einen begehrlichen Blick zu.

„Ich bin für die Diät“, sagte Emily mit einem schiefen Grinsen.

„Wir sollten unser Glück auf jeden Fall versuchen!“, sagte Herr Rossi.

„Es scheint so, als ob uns nichts anderes übrig bleiben würde“, sagte der Torwart geknickt.

„Bleibt die Puppe so lange hier?“, fragte Dr. Slump und für einen kurzen Moment fiel ihm die Zunge aus dem Mund.

„Finger weg von der Puppe!“, herrschte ihn Betrüger-Schorschi an. „Ich befreie euch von dem Baby!“

Dr. Slump ging ihm auf die Nerven. Wofür hielt der sich? Für ein Genie, der kurz mal so die Puppe abstauben konnte? Von wegen! Er, Betrüger-Schorschi, würde allen zeigen, was für ein toller Kerl er war! Und wenn er das Blaue Gebirge vom Baby befreit hatte, waren ihm sicher nicht nur der Torwart und seine Freunde ergeben, sondern sicher auch die sagenhafte Flupppuppe! Bestimmt würde sie ihm dann helfen, die Diamanten außer Landes zu schaffen und mit ihm seinen Reichtum und Ruhm teilen!