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Kulturtasche

Das Grauen überfällt einen meistens nur kurz.
Ein Schauder jagt einem über den Rücken, die Realität kippt für einen Moment aus den scheinbar festen Fugen oder die veränderte Wahrnehmung lässt einen plötzlich in einen tiefen Abgrund blicken. Doch schon im nächsten Moment ist der Schwindel erregende Moment verdrängt und die Bereitschaft groß, das Beste aus seiner Situation zu machen.

Auch mir ging es so, als die Krake ihre schleimigen Arme um mich legte und mich gierig schlürfend verschlang: Nach wenigen, horrorhaften Minuten war alles vorbei! Und ich lag - von der Krake wieder ausgeschieden - inmitten eines rießigen, ekelerregenden Haufens. Neben mir lag das Interview, das ich für euch zum Thema Faszination des Bösen gehalten habe, jetzt leider nur noch als brauner, unansehnlicher Klumpen Papier! Ich erkannte sofort, dass meine Aufgabe damit als kultivierte Tasche bei Rossipotti vorbei war. Und so fing ich keine zwei Minuten später damit an, mich als abgesondertes Etwas so gut wie möglich auf dem Haufen einzurichten.

Das wäre also eigentlich das Ende meiner Geschichte bei Rossipotti gewesen. Doch dann kam Helma vorbei! Sie nahm mich mit nach Hause, wusch und polierte mich und bot mir an, für meine Rubrik bei Rossipotti einen Aufsatz über das Gruseln im Allgemeinen und gruselige, magische Lampen im Besonderen zu schreiben.
Ich nahm das Angebot dankbar an. Und so kann ich euch jetzt stolz den spannenden Artikel von Helma mit dem Titel Schwarze Schatten oder doch nur die Gardine im Nachtwind? präsentieren!

 © Rossipotti No. 25, März 2012