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Etwas anderes
Digitale Welten
Hallo Kinder!
Besteht die Welt nur aus gut und böse, schwarz und weiß?
Natürlich nicht! Denn es gibt auf der Welt noch jede Menge Zwischentöne,
Farben und Situationen, die sich nicht so leicht in richtig und
falsch einordnen lassen.
Trotzdem behaupte ich aber, dass mit den beiden
Informationen ja
und nein
schon eine ganze Menge angestellt werden kann. Ich rede jetzt nicht von
dem Ratespiel, bei dem der Befragte immer nur mit Nicken oder
Kopfschütteln antworten darf und nachher doch die ganze Wahrheit ans
Licht kommt. Ich rede von der Kiste vor der du in diesem Augenblick
sitzt, von dem Computer, der diesen Text auf den Bildschirm zaubert.
Der Computer kennt nur ja und nein.
Oder noch beschränkter: er kennt nur 1
und 0.
Es
ist ein Digital-Computer, der keinerlei Zwischentöne zulässt und nur
erkennt, ob in seinen elektronischen Schaltkeisen Strom da ist
oder ob kein Strom da ist. Trotzdem schafft es der Computer,
komplizierte Rechnungen durchzuführen, Texte und Bilder darzustellen
und Wetterprognosen abzugeben.
Wie er das macht, möchte ich euch jetzt
vorstellen.
Das duale Zahlensystem
Wir
Menschen haben es uns heutzutage angewöhnt, bis 10 zu zählen und ab der
10 eine weitere (Dezimal-) Stelle hinzuzufügen: von 0 bis 9 benötigen
wir nur eine Ziffer, von 10 bis 99 benötigen wir zwei
Ziffern, von 100 bis 999 drei
Ziffern und so weiter. Immer, wenn alle Ziffern mit Neunen gefüllt
sind, benötigen wir eine weitere Ziffer auf der linken Seite.
Warum
wir gerade die 10 gewählt haben, hat damit zu tun, dass wir 10 Finger
haben. Wir haben jeden Finger mit einer Zahl 0, 1, 2, 3 bis 9
beschriftet und möchten alles mit den Fingern darstellen können. Dieses
Zahlensystem heißt deshalb Dezimalsystem oder auf
deutsch Zehnersystem.
Der
Computer hat dagegen keine Finger sondern nur seine Stromkabel, die
entweder 0 oder 1 anzeigen
können. Beginnt der Computer deshalb zu
zählen, benötigt er deshalb wesentlich mehr Ziffern:
0 |
= 0 dezimal |
1 |
= 1 dezimal |
10 |
= 2 dezimal |
11 |
= 3 dezimal |
100 |
= 4 dezimal |
101 |
= 5 dezimal |
110 |
= 6 dezimal |
111 |
= 7 dezimal |
Immer,
wenn alle vorhandenen Ziffern mit 1 ausgefüllt
sind, muss links eine
neue (Dual-) Stelle eingefügt werden. Das Computer Zahlensystem heißt Dualsystem
oder auf deutsch Zweiersystem. Man kann auch Binärsystem
dazu sagen.
Die
Dezimalzahlen, die uns geläufig sind, lassen sich leicht in Dualzahlen
umrechnen. Die jeweiligen Stellen der Zahl haben folgende Werte:
Dezimaler Wert |
128 |
64 |
32 |
16 |
8 |
4 |
2 |
1 |
Dualzahl |
1 |
1 |
1 |
1 |
1 |
1 |
1 |
1 |
Die
oben angegebene achtstellige Dualzahl 11111111
hat also einen
dezimalen Wert von 128+64+32+16+8+4+2+1=255. Will sich der Computer
daher die Zahl 255 merken, so benötigt er acht Stellen. Diese acht
Stellen heißen beim Computer übrigens Byte.
Ungefähr 1000 Bytes sind 1 Kilobyte und ungefähr 1
Million Bytes sind 1 Megabyte.
Mit den Dualzahlen kann der Computer genauso rechnen, wie wir mit den
Zehnerzahlen:
1 + 1 = 10,
11 * 11 = 1001,
110 / 10 = 11 und so weiter.
Durch die duale Codierung kann der Computer eine
Zahl im
Arbeitsspeicher als Spannungszustände, auf der Festplatte als
magnetische Pole oder auf einer CD-ROM als eingebrannte Löcher
darstellen. Will er sie über eine Telefonleitung übertragen, so sendet
er beispielsweise einen tiefen Piepston für die 0
und einen hohen Piepston für die 1.
Jetzt bist Du dran! Gib in das Formular hier Dezimalzahlen ein und
lasse dir die zugehörige Dualzahl berechnen:
Codierung von Buchstaben
Wenn ein Computer nur Zahlen kennen würde, wäre er
nicht viel mehr Wert, als ein Taschenrechner. Aber mit einem einfachen
Trick kann der Computer Zahlen in Buchstaben umwandeln: er verwendet
eine Code-Tabelle, in der er jeder Zahl einen speziellen Buchstaben
zuordnet. Mein Computer verwendet beispielsweise diese Tabelle:
A
|
=
|
65
|
Q
|
>=
|
81
|
a
|
=
|
97
|
q
|
=
|
113
|
B
|
=
|
66
|
R
|
=
|
82
|
b
|
=
|
98
|
r
|
=
|
114
|
C
|
=
|
67
|
S
|
=
|
83
|
c
|
=
|
99
|
s
|
=
|
115
|
D
|
=
|
68
|
T
|
=
|
84
|
d
|
=
|
100
|
t
|
=
|
116
|
E
|
=
|
69
|
U
|
=
|
85
|
e
|
=
|
101
|
u
|
=
|
117
|
F
|
=
|
70
|
V
|
=
|
86
|
f
|
=
|
102
|
v
|
=
|
118
|
G
|
=
|
71
|
W
|
=
|
87
|
g
|
=
|
103
|
w
|
=
|
119
|
H
|
=
|
72
|
X
|
=
|
88
|
h
|
=
|
104
|
x
|
=
|
120
|
I
|
=
|
73
|
Y
|
=
|
89
|
i
|
=
|
105
|
y
|
=
|
121
|
J
|
=
|
74
|
Z
|
=
|
90
|
j
|
=
|
106
|
z
|
=
|
122
|
K
|
=
|
75
|
[
|
=
|
91
|
k
|
=
|
107
|
{
|
=
|
123
|
L
|
=
|
76
|
\
|
=
|
92
|
l
|
=
|
108
|
|
|
=
|
124
|
M
|
=
|
77
|
]
|
=
|
93
|
m
|
=
|
109
|
}
|
=
|
125
|
N
|
=
|
78
|
^
|
=
|
94
|
n
|
=
|
110
|
~
|
=
|
126
|
O
|
=
|
79
|
_
|
=
|
95
|
o
|
=
|
111
|
|
=
|
127
|
P
|
=
|
80
|
`
|
=
|
96
|
p
|
=
|
112
|
€
|
=
|
128
|
Will der Computer jetzt meinen Namen JUAN
darstellen,
dann nimmt er für das J die Zahl
74, für das U die 85, für das A
die 65 und schließlich für das N die 78. Natürlich
benutzt der Computer dazu keine Dezimalzahlen sondern die Dualzahlen
von oben. Im Speicher steht deshalb schließlich: 01001010
01010101
01000001 01001110.
Bildschirmdarstellung
Doch wie kommt mein Name jetzt auf den Bildschirm?
Auch hierfür hat der Computer eine Übersetzungstabelle. Nehmen wir das A.
Statt die Zahl 65 an den Bildschirm zu schicken, sieht der Computer
nach, wie das A dargestellt werden soll. Das könnte
zum Beispiel so aussehen:
Buchstabe |
|
Zahlen- Code |
|
Pixel-Matrix |
|
Bildschirm-
Darstellung |
A |
65 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
0 |
0 |
1 |
0 |
1 |
0 |
0 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
0 |
0 |
1 |
0 |
1 |
0 |
0 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
0 |
1 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
0 |
1 |
1 |
1 |
1 |
1 |
0 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Anhand des Zahlen-Codes des Buchstabens schaut der
Computer in der Pixel-Matrix-Tabelle nach und sendet eine Ziffernfolge
von 0-en und 1-en an den
Bildschirm. Die Pixel auf dem Display leuchten dann auf und zeigen dann
(wer hätte das gedacht?) ein A an, das wir mit dem
menschlichen Auge entziffern können.
Ähnlich funktioniert das auch mit Bildern. Jedes Bild wird als
Ziffernfolge abgespeichert und erscheint uns dann erst bei der
Bildschirmdarstellung als wahrnehmbares Gebilde. So zum Beispiel:
Wenn du weiter vom Bildschirm weg gehst, wirst
hier oben hoffentlich ein bekanntes Krokodil erkennen.
Diese Bildschirmdarstellung ist noch eine Stufe komplexer als der
Buchstabe von oben: Jedem Pixel, also jedem Bildpunkt, ist zusätzlich
ein Farbwert von 0 bis 255 zugeordnet, der einer Bildschirmfarbe
entspricht. Dadurch erscheint das Bild farbig und hat hellere und
dunklere Stellen.
Wir sehen also, dass der Computer mit den beiden
Werten 1 und 0 beziehungsweise wahr
oder falsch erstaunlich
komplizierte Dinge tun kann. Obwohl die Digitale Welt nur diese beiden
Werte kennt, ergibt die Kombination von vielen, vielen Einsern
und Nullern eine verblüffende Vielfalt.
Soviel für diesmal, es grüßt euch aus dem brasilianischen Urwald Juan
|