wenn ihr diese Rubrik öfters lest, dann wisst ihr, dass ich
eigentlich in Brasilien wohne. Doch jetzt bin ich hier, und ich
habe aus dem Dschungel einen ganzen Koffer voller Klangschnipsel
mitgebracht.
Was haben Klangschnipsel mit "Freier Zeit" zu tun? Na,
zum einen habe ich sie natürlich im Urlaub gesammelt. Aber,
und das ist viel wichtiger ist, ich kann mir die Freiheit nehmen
und sie euch präsentieren. Ich kann euch vorspielen, wie sich
seltsame Tierstimmen im Dschungel, das Singen der Zikaden und das
Musizieren der Ureinwohner anhören. Ich nenne das "Freie
Meinungsäußerung" und ich bin froh, dass dies in
Deutschland ein Grundrecht ist.
Deshalb habe ich meinem Freund Curry,
der diesmal Gast bei Rossipotti
ist, vorgeschlagen: wir machen einen Piratensender-Workshop! Jeder
soll seinen eigenen Sender haben und senden, wozu er Lust hat. Wir
machen "Freies Radio"!
Aber Curry hat gar kein Radio.
Er läuft die ganze Zeit mit seinem kleinen mp3-Player herum
und hört Hörspiele, Musik und Reportagen, die er sich
aus dem Internet herunter geladen hat. Curry
hat mich fast überzeugt, dass heutzutage das Radio nur noch
eins von vielen Abspielstationen ist und das eigentliche Übertragungsmedium
das Internet ist.
Also machen wir stattdessen einen Internet-Radio-Workshop. Dieses
Internet-Radioformat heißt übrigens PodCast.
Pod in Anlehnung an den beliebten mp3-Player den Curry
mit sich herum trägt, und dem englischen Wort Cast,
in der Bedeutung von sich präsentieren. Wir präsentieren
also mp3-Dateien.
Das Schöne an PodCast ist, dass jeder, der einen Computer
hat und ein bisschen was von Technik versteht (oder jemanden kennt),
ein PodCast-Radio betreiben kann. Zum Beispiel Curry
betreibt ein Radio namens PodPlot.
Wir müssen also nicht mehr warten, bis das interessante Radio-Programm
zu uns kommt, sondern wir machen einfach selbst interessantes Radio.
Was brauchen wir dazu?
ein Aufnahmegerät,
einen Computer mit Schnittprogramm und
eine Internet-Plattform, auf die wir unsere Töne stellen
können.
Das Aufnahmegerät
Für
meine Dschungel-Aufnahmen habe ich einfach einen kleinen mp3-Player
mitgenommen. Das muss überhaupt kein teures Markengerät
sein, sondern ein billiger aus dem Supermarkt tut es auch. Mein
mp3-Player hat ein eingebautes Mikrophon, mit dem ich aufnehmen
kann. Noch schöner ist es natürlich, wenn man daran ein
zusätzliches Mikrophon anschließen kann, das man dort
hinhalten kann, wo gerade gesprochen, gezwitschert oder gesungen
wird.
Computer mit Schnittprogramm
Die aufgenommenen Töne müssen dann vom mp3-Player auf
den Computer überspielt werden. Dazu gibt es ein USB-Kabel,
das ich einfach in meinen Rechner einstecke und die Daten wie von
einer Diskette auf den Computer rüberziehe. Um die stundenlangen
Tonaufnahmen zu kürzen und weiter zu verarbeiten, habe ich
auf meinem Computer das kostenlose Audio-Schnittprogramm Audacity
installiert. Mit dem Programm kann man die Tondateien grafisch darstellen,
abschneiden, ein- und ausblenden und so weiter.
Ihr solltet darauf achten, dass die einzelnen PodCast-Beiträge
nicht länger als 10 Minuten bzw. wenige Mega-Byte lang sind,
sonst dauert es zu lange, sie zu laden. Wenn ihr fertig mit schneiden
seid, dann speichert eure Tonstücke als platzsparende mp3-Dateien
ab.
Internet-Plattform
Juans Dschungel PodCast
Brasilianischer Urwald 1:
Hier hören wir das Grundrauschen des brasilianischen Dschungels
zusammen mit einer Dschungeldrossel.
Brasilianischer Urwald 2:
Weitere Tierstimmen aus dem brasilianischen Dschungel.
Brasilianischer Urwald 3:
In der Ferne spielt ein Flötenspieler zum Klang der Zikaden.
Jetzt müssen die mp3-Dateien nur noch veröffentlicht
werden, damit sie jeder hören kann. Ich habe es mir ganz einfach
gemacht und habe meine Soundschnipsel hier (rechts) bei Rossipotti
ins Netz gestellt.
Als einfache Möglichkeit für euch ist mir bei der Suche
im Internet der PodCast-Dienst Podster
aufgefallen. Er bietet zur Zeit (Stand: August 2006) noch ein kostenloses
Starter-Paket an, bei dem ihr umsonst und ohne nervende Werbeeinblendung
ein paar Stunden mp3-Dateien ablegen könnt. Lasst euch beim
Anmelden von einem Erwachsenen helfen, alle nötigen Daten einzutragen.
Schon nach 10 Minuten könnt ihr dann anfangen, die produzierten
mp3-Dateien zu dem PodCast-Dienst hochzuladen. Die Tonstückchen
brauchen noch einen passenden Titel und einen kleinen Text, der
den Inhalt beschreibt und fertig. Jetzt kann Curry
vorbeisurfen, die Dateien abholen und sie auf seinen mp3-Player
übertragen. Natürlich kann man sie auch direkt am Computer
anhören.
Ich habe meine Urwaldgeräusche testhalber auch mal auf Podster
übertragen. Wenn ihr sehen wollt, wie das aussieht, schaut
mal hier vorbei: http://podplot.podspot.de.
Aber, mal ehrlich, dieses ganze ins Internet hoch- und runterladen,
auf den Computer überspielen und wieder auf den mp3-Player
zurückschieben ist doch viel weniger konfortabel als das gute
alte Radio. Für alle, die noch ein Radio zuhause haben, mache
ich jetzt doch noch den kurzen Piratensender-Crashkurs.
Was brauchen wir? Einen Schaltplan,
ein paar Bauteile und einen Lötkolben. Im nachfolgenden Filmchen
sehen wir, wie der Sender zusammengelötet wird. Vorsicht, nicht
die Finger verbrennen!
Jetzt muss nur noch der mp3-Player oder direkt das Mikrophon am
Eingang des Piratensenders angeschlossen werden und die Radioshow
kann beginnen. Viel Spaß dabei!