Am besten beginne ich mit dem Kinderbuch Mein glückliches Leben von Rose Lagercrantz mit Bildern von Eva Eriksson. |
Warum?
Das Mädchen Dunne zählt gleich viele Dinge auf, die glücklich machen: ein Frosch in der Hand, die ersten Schwimmzüge, der erste Schultag ...
... der erste Fisch im Maul. - Erinnerst du dich noch daran, als ich dich damals gefangen habe?
Grmpf.
Und wie ich dich dann wieder frei gelassen habe, weil ich es nicht übers Herz gebracht habe, meinen allerersten Fisch zu fressen?
Von wegen frei gelassen! In den Eimer gesteckt hast du mich und mit nach Hause genommen.
Trotzdem hattest du riesiges Glück! Ohne mich hättest du jetzt keinen Schimmer von Literatur!
Dafür hätte ich wie ein echter Fisch gelebt. Im Wasser, mit meiner Familie!
Ach was. Nach mir wären andere gekommen, die dich gefangen und dann sicher gefressen hätten. - Was ist jetzt mit dieser glücklichen Dunne?
Eines Tages zieht ihre beste Freundin weg, und es fällt ihr sehr schwer, weiter glücklich zu sein.
Erinnerst du dich noch an Esmeralda? Ich habe schon seit vier Jahren nichts mehr von ihr gehört.
Du solltest ihr eine elektronische Mitteilung oder einen Brief schreiben.
Wie denn? Sie ist doch in den brasilianischen Dschungel abgetaucht.
Dunnes Freundin zum Glück nicht. Sie schreiben sich regelmäßig, und Dunne fährt in den Ferien zu ihrer Freundin.
Und das reicht, um glücklich zu werden?
Dunne auf jeden Fall. Aber sie hat auch ein besonderes Talent, sich an kleinen Dingen zu erfreuen.
Eine Glückspilzin also. Wie schön!
Nächstes Buch, bitte!
Ich und meine Schwester Klara. Es ist zwar schon einige Jahre alt, kann Kinder heute aber trotzdem noch glücklich machen. Leicht und witzig. |
Du hast die ganzen Daten vergessen: Das Buch ist von Dimiter Inkiow, Teil einer Buchreihe und geeignet für Kinder zwischen 5 und 8 Jahren.
Ich hatte bereits 138 Zeichen für meine Mitteilung verbraucht! Und dafür habe ich schon wirklich viel gesagt.
Viel? Das kommt auf den Geschmack an. Für viel müsstest du sagen, dass es sensibler und intelligenter ist als andere Bücher dieser Sorte.
Und das kommt nicht auf den Geschmack an?
Wolltest du nicht noch ein Buch vorstellen?
Jeremy James von David Henry Wilson. Das Kinderbuch wurde mir von einem Kind empfohlen. Es ist lustig, liest sich locker. Macht froh. |
Das Buch hat mich irgendwie an Alfons Zitterbacke erinnert.
Beide Bücher leben von den unterschiedlichen Sichtweisen von Erwachsenen und Kindern, und der Komik, die dadurch entsteht.
Deine Meldung war eindeutig zu lang. Mindestens 160 Zeichen!
Deshalb habe ich sie auch in zwei Teile geteilt.
Das gilt nicht.
Mit 140 Zeichen kann man nicht differenziert Bücher vorstellen!
Du selbst hast doch diese Regel aufgestellt.
Nicht ich, sondern Twitter! Schreib weiter! Nächstes Buch!
Fiete von Ahoiii ist auch empfehlenswert. Einfach gestrickt, sehr überschaubar, dadurch entlastend und glückspendend. |
Das ist kein Buch, sondern eine App, die man nur mit Computer oder Handys anschauen kann!
Hauptsache, das Medium macht glücklich, oder? Außerdem glaube ich, dass es Fiete auch bald als Buch geben wird.
Dann stelle ich die neue CD Bitte, Mammi, hol mich ab! von Café Unterzucker vor. Da sind viele tolle Lieder darauf. |
Der Titel der CD hört sich irgendwie albern an.
Na und? Die Lieder sind auf jeden Fall frech, witzig, lebenslustig, frei.
Man sollte den guten alten Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler nicht vergessen. Wenn man ihn liest, hat man das Gefühl, alles wird gut. |
Stimmt. Eine gestohlene Kaffeemühle, die wieder gefunden wird, Bratwurst mit Sauerkraut von der Großmutter und die Welt ist in Ordnung.
Auch die Mumin-Bücher von Tove Jansson spenden Glück. Selbst an traurigen, gefährlichen oder aussichtslos erscheinenden Stellen fühlt man sich... |
...geborgen und weiß, dass es das Universum gut mit einem meint.
Meiner Meinung nach macht vor allem die Muminmutter glücklich.
Warum?
Sie vertraut jedem und darauf, dass alles gut wird. Sie verzeiht alles und nimmt sich selbst nicht wichtig.
Ja, so eine Mutter bräuchte jeder!
Ganz anders die Mutter in Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen. Die gibt ihre Tochter einfach bei Pflegeeltern ab. |
Trotzdem findet auch dieses Mädchen ihr Glück. Langsam zwar, aber immerhin. Es braucht also keine Muminmutter, um glücklich zu werden.
Kindern, die noch nie ein Streichholz selber anzünden oder auf eine Mauer klettern durften, empfehle ich das Buch BÄNG! |
Geht es auch genauer?
Nicht, wenn man keine längeren Texte schreiben darf!
Spiel nicht den beleidigten Fisch! Worum geht es in BÄNG?
Um „60 gefährliche Dinge, die mutig machen“. Neben dem Anzünden von Streichhölzern solche abenteuerlichen Dinge wie Spaghetti kochen.
Gibt es dieses Buch wirklich?
Die Frage ist eher, ob es solche Kinder und Eltern gibt, die das Buch brauchen?
Ich hoffe nicht! Kennst du auch glücklich machende Bücher für mutigere Kinder?
Meine Tochter findet Ronja Räubertochter von Lindgren toll. Ihrer Meinung nach verzaubert es die Welt und macht dadurch glücklich. |
Du hast zwar keine Tochter, aber sie hat trotzdem einen guten Geschmack!
Finde ich auch!
A propos Astrid Lindgren. Eigentlich machen alle ihre Bücher glücklich. Sie vermitteln ein sinnvolles Weltbild und stiften dadurch Glück.
Die Bücher von Janosch machen mich auch glücklich. Man spürt das Brüchige des Glücks, dadurch wird es gerade so kostbar. |
Ja, ja, die älteren Autoren wussten einfach noch, was Glück ist. Sie haben mehr Unglück erfahren. Das war ihr Glück.
Die Glücksbücher von heute sind dagegen meistens oberflächlich, kitschig.
Kennst du das Buch Wo kann ich das Glück suchen??
Meinst du die Geschichtensammlung von Heinz Janisch, die von Linda Wolfsgruber illustriert wurde?
Ja. Wie gefällt sie dir?
Der Jungbrunnen-Verlag war zu geizig, mir ein Rezensionsexemplar zu schicken. Hat wohl noch nie davon gehört, dass Teilen glücklich macht.
Vergeben macht übrigens auch glücklich.
Ach ja? Gut, dann vergebe ich hiermit offiziell Frau Stacher-Gfall vom Verlag Jungbrunnen, dass sie geizig ist.
Und du, mach mit einem anderen Buch weiter.
Vergebung spielt auch in Rosalinas Buch vom Glück von der Autorin Antonie Schneider und der Illustratorin Angelika Kaufmann eine Rolle. |
Ist es ein christliches Buch?
Eigentlich nicht. Vergebung ist doch eigentlich auch ein allgemein menschliches Motiv.
Was passiert in dem Buch?
Rosalina reist mit ihrer Mutter in ein Bergdorf zu einem altertümlichen Hotel, das die Mutter noch aus Kindertagen kennt.
Und Rosalina vergibt am Ende des Buchs ihrer Mutter, dass sie nicht an einen spannenderen Ort gefahren sind?
Ha, ha! Nein, sie vergibt einem bedrohlich wirkenden Zauberer, der im Hotel arbeitet, indem sie ihm etwas gibt, anstatt vor ihm zu fliehen.
Geht es auch genauer?
Sie gibt ihm das Buch vom Glück.
Was ist das für ein Buch?
Das wird nicht weiter erklärt. Aber es ist auf jeden Fall geheimnisvoll und bringt Rosalina dazu, über Literatur zu sich selbst zu
finden.
Literatur als Rettung?! Das gefällt mir! Rettet das Buch neben Rosalina auch den Leser?
Vielleicht. Es entwickelt jedenfalls eine besondere Atmosphäre und ist poetisch geschrieben.
Was fällt dir sonst noch ein?
Das Bilderbuch Fritz Ferkel. Das jugendliche Schwein Fritz findet sein Glück im Sammeln und Aufsetzen von Hüten. Einfach super! |
Ein wirklich gutes Buch!
Geschrieben wurde die Geschichte von Martine Oborne und bebildert von Axel Scheffler, dem Grüffelomaler.
Ich mag vor allem, dass die, auf den ersten Blick, sinnlose Hüte-Leidenschaft von Fritz Ferkel bei genauer Betrachtung sehr sinnvoll ist.
Die Bilder von Axel Scheffler sind auch sehr passend.
Axel Scheffler hat auch die deutsche Beschriftung für das Buch Zeichnen für verkannte Künstler von Quentin Blake und John Cassidy gemacht. |
Sehr guter Tipp! Das beste Kritzelbuch, das ich kenne. Hier lernt man wirklich, kreativ zu sein und besser zu zeichnen.
Alle anderen Kritzelbücher sind ein Witz dagegen. Da wollen sich meist nur die Illustratoren mit ihren lahmen Einfällen wichtig machen.
Es kann eben nicht jeder Quentin Blake sein!
Trotzdem passt bei den anderen Kritzelbüchern Anspruch und Wirklichkeit nicht zusammen.
!!!
Wir sollten noch ein paar Bücher für ältere Kinder vorstellen.
Das wird schwierig. Je älter man wird, umso mehr misstraut man dem Glück. Ältere Kinder kann man nicht so leicht glücklich machen.
Umso wichtiger sind dann aber auch Bücher, die einem den alten Optimismus wieder geben.
Die Bücher, die mir für ältere Kinder einfallen, versuchen eher dieses problematische Wissen zu beschreiben als glücklich zu machen.
Wie wär’s dann mit der Lego-Bibel von Brendan Powell Smith? Die ist nicht idyllisch und kann in jedem Alter gelesen werden. |
Aber dafür macht sie auch nicht glücklich! Wenn ich an all die Rachefeldzüge von Gott gegen die Menschen denke ...
Immerhin versöhnt sich Gott immer wieder mit seinen Schäfchen. Darin liegt doch auch Glück. Außerdem ...
Was, außerdem?
Außerdem ist es beglückend, die biblischen Geschichten in diesem Lego-Nachbau nochmals völlig neu zu lesen.
Früher war die Welt irgendwie besser.
??? Welches Früher meinst du ???
Früher vor hundertfünfzig Jahren. Da hätte man zwölfjährigen Kindern Tom Sawyer und Huckleberry Finn vorschlagen können. Aber heute sind diese Kinder schon zu alt dafür. |
Seitdem müssen aber längst andere gute Bücher geschrieben worden sein. Die fallen dir im Moment sicher nur nicht ein.
Die Fantasy-, Vampir-, und Zickenromane von heute machen sicher nicht glücklich. Genauso wenig wie die ganzen Dystopien und Problembücher.
Die Bücher heute müssten einerseits visionärer, idealistischer, andererseits aber politisch realer sein, um glücklich zu machen.
Sie müssten den Glauben unterstützen, durch Handeln Dinge verändern zu können. Und sie sollten die Kinder nicht anleiten, sich wegzubeamen.
Richtig! Glück entsteht sicher auch durch die Bewältigung von Aufgaben und in der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Wie einig wir uns heute sind ... Gruselig!
Da draußen wird es schon genügend Leute geben, die unsere Meinung in Frage stellen.
Ein Buch fällt mir noch ein: Ellika Tomson und ihre Entdeckungen im blauen Haus von Åsa Lind. Allerdings wieder eher für jüngere Kinder. |
Macht Ellika Tomson genauso glücklich wie Åsa Linds Zackarina
Mich schon. Äußerlich passiert nicht viel. Ellika spaziert eigentlich die ganze Zeit nur mit ihrem Notizbuch durch ihr blaues Wohnhaus.
Ist Ellika mit dem Notizbuch befreundet, wie Zackarina mit dem Sandwolf?
Könnte man so sagen. In jedem Kapitel macht Ellika eine Entdeckung, die sie in ihr Notizbuch schreibt.
Was entdeckt Ellika denn so?
Zum Beispiel eine neue Möglichkeit, die Treppe rauf- und runterzugehen. Mit geschlossenen Augen.
Oder?
Dass ein Käfer lieber tot als eingesperrt ist. Und dass es bei manchen Menschen einfach ist, „tschüs“ zu sagen, und bei manchen nicht.
Eine wirklich gute Entdeckung! Und vor allem auch so
treffend!
Einfach „tschüs“ zu sagen, ist es beispielsweise bei Twitter.
Schwierig dagegen bei dir und allen anderen wirklichen Freunden!
Und deshalb wage ich jetzt einen extra langen, un-twittrigen Satz, obwohl die 140
Zeichen längst überschritten sind: „Tschüß, bis zum nächsten Mal, lasst es euch mit
anregenden, aufregenden oder auch anstrengenden Büchern, Apps, CDs und was es
sonst noch so alles gibt, gut gehen, schaltet aber auch öfters mal alle Apparate aus,
geht nach draußen und wagt mit euren Freunden das echte Leben!“