Kulturtasche
Wer bin ich?
Auf jeden Fall nicht ich!
Denn ich war eigentlich nichts weiter als eine grüne Tasche
aus feinem Leder, die von Rossipotti
viel zu selten gewachst wurde.
Das neue "ich" ist dagegen ein merkwürdiges, rundes Tier
mit langer Zunge und großen Kulleraugen. Es kennt sich mit neuen
Ländern und Gegenständen aus, die mir bisher höchstens
in Träumen erschienen sind.
Als dieses neue "ich" sich zu Rossipotti
schleppte und ihm seinen Zustand erklärte, meinte er nur, dass "ich"
die Dupliziät der Wahrnehmung aus den Augen verloren hätte.
Dass "ich" also nicht mehr zwischen Erfindung und Wirklichkeit
unterscheiden könnte.
"Unvorstellbar!" sagte ich. "Und was kann man dagegen tun?"
"Abwarten, bis der Zustand von alleine vorbei geht", meinte
Rossipotti. "Oder so tun, als
ob es das phantastische Wesen gar nicht gäbe."
Leichter gesagt, als getan. Denn das Wesen mit der langen Zunge fühlt
sich im Moment wesentlich echter an als die grüne Tasche! Deshalb
entscheide "ich", tatsächlich lieber abzuwarten, bis "ich"
wieder ich bin. In der Zwischenzeit versuche "ich" das runde
Wesen zu begleiten und im Interview
zu begreifen, woher es so plötzlich gekommen ist.
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