Die Siegergeschichten zu Adelchi Riccardo Mantovanis Illustration "Der rote Mantel"

Dieses Mal vergibt Rossipotti ausnahmsweise zwei erste Preise:

  • Den ersten Preis für die jüngeren Kinder (6-10) bekommt Sophie Hengge.
  • Den ersten Preis für die älteren Kinder (10-15) bekommt Ricarda Brieke.

Herzlichen Glückwunsch, Sophie und Ricarda!

Zuerst die Geschichte von Sophie Hengge:

Die Frau aus dem Schloss
Eines Tages, am frühen Morgen saß eine junge Frau auf einem Kilometerstein. Sie sah sehr traurig aus, sie hatte einen roten Mantel an. Jeder, der an ihr vorbeiging, ließ sie in Ruhe. Denn rot ist eine teure Farbe. Niemand traute sich zu ihr. Doch dann kam ein junger Mann, er sah sehr gut aus. Er hatte blonde Haare, ein nettes Gesicht, eine blaue Hose und einen grünen Pulli. Die Frau war überrascht, denn er lief zu ihr. Er fragte sie: "Sie sehen sehr traurig aus, ist etwas?" Die Frau antwortete: " Sie haben Recht, ich bin sehr traurig." Der Mann sagte: "Kommen Sie, gehen wir zu mir nach Hause, dann könne sie mir alles erzählen." Sie gingen zu dem Mann. Als sie dort waren, sagte der Mann: "Sie können zu mir Franz sagen." "Okay Franz, du kannst mich auch Isabella nennen." Franz und Isabella setzten sich an einen Kaminofen. Isabella fing an, die Geschichte zu erzählen: "Ich bin eigentlich eine Prinzessin. Aber ich bin abgehauen. Ich wurde von einem Prinzen als Braut gewählt. Die Hochzeit sollte morgen sein. Der Prinz hat mir alles gegeben, was ich wollte, doch dann hat er mir alles weggenommen, außer diesem Mantel. Ich denke, dass der Prinz mich als Eigentum wollte." Plötzlich platzte Franz heraus: "Willst du deinen Mantel ausziehen?" Isabella: "Gerne." Franz nahm ihn und hängte ihn die Garderobe. Franz wollte es sich mit Isabella gemütlich machen. Isabella erzählte weiter: "Er hat mir ein kleines Knechtzimmer und mir nur Essensreste gegeben. Ich hielt es nicht mehr aus und rannte weg." Nun fragte Franz: "Möchtest du bei mir wohnen, ich liebe dich." "Ich nehme das Angebot gerne an, ich liebe dich auch. Wir könnten ja den roten Mantel verkaufen und Geld damit verdienen." "Gute Idee", sagte Franz.

* * *

Über Ricardas Geschichte haben wir uns besonders gefreut, denn Ricarda (inzwischen 13 Jahre) macht fast seit Anfang an bei Rossipotti mit. Und so wissen wir, dass ihre Geschichten immer besser und besser werden.

Und hier ist die Geschichte von Ricarda Brieke:

Bleigrau
Ich saß auf dem Stein und blickte auf den See hinab.
Im trüben Wasser spiegelten sich die Wolken. Ich war durchgefrohren, meine Zehen spürte ich nicht mehr. Bleigrau war der See, bleigrau waren die Wolken, bleischwer war mein Herz. Wimmernd richtete ich mich auf. Weinen konnte ich nicht mehr. Ich wartete. Nicht seit Stunden, nein. Seit Tagen wartete ich auf ihn, der mir versprochen hatte, zu kommen. Aufgehört hatte ich, die Tage zu zählen, da ich wusste, das mich das Ergebnis nur noch trauriger machen würde. Ein Geräusch. Ich schreckte auf. Da war es wieder. Ein Miauen. Langgezogen, fast mitfühlend klang es in der nebligen Stille. Einen Moment später strich eine graue Katze um meine Beine. Grau. Bleigrau, wie alles, an diesem düsteren Tag. 'Na', flüsterte ich. Katzen hatte ich schon immer geliebt. Sie waren schnell und bewegten sich so geschmeidig. Die Katze sprang auf meinen Schoß. 'Komisch', dachte ich. Katzen sind normalerweise doch sehr scheu. Verwundert streichelte ich das Fell des Tieres. Die Katze schmiegte sich an mich und schnurrte. 'Vielleicht spürt sie, dass ich Trost brauche', überlegte ich. Die Katze blickte mich aus grauen Augen an. Ich lächelte. Zum ersten Mal wieder seit Wochen. Und dann war da ein anderes Geräusch. Ein Auto, das sich den Berg hinaufquälte. Als das Auto in Sicht kam, sprang die Katze auf und setzte sich an den Rand der Straße. Fast so, als wollte sie mich beschützen. Als ich ihn sah, begann mein Herz heftig zu schlagen. Er war es. Er, auf den ich so lange gewartete hatte. Ich konnte es nicht glauben. So oft hatte ich diesen Moment herbeigesehnt. Nun war er da. Er kurbelte das Fenster herunter. 'Steig ein', sagte er. Ich hörte meine Stimme wie aus weiter Ferne. 'Nein', sagte ich. 'Es ist zu spät.'

Für eure schönen Geschichten bekommt ihr jeweils ein Rossipotti-T-Shirt in eurer Größe und der Farbe eurer Wahl.

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