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Etwas anderes
Märchen im Internet
Hallo Kinder,
sicher habt ihr schon vom world wide web gehört. Ich
bin Juan aus Brasilien und ich kann dort über's Netz die gleichen
Geschichten lesen wie ihr.
Einmal vor langer, langer Zeit, als es noch keine Computer gab
und die Nächte lang und dunkel waren, hat man sich alle Geschichten
noch mündlich erzählt. Zu dieser Zeit hätten wir
uns niemals kennengelernt. Ich hätte mich mit meinen Freunden
vielleicht über Naia unterhalten, die sich in den silbernen
Mond verliebte, und ihr hättet überlegt, wie man Dornröschen
erlösen kann.
Doch diese Zeit ist längst vorbei. Heutzutage werden über das Internet
die tollsten und oft auch absurdesten Geschichten veröffentlicht
und sie verbreiten sich rasend schnell per Email, Internet-Foren
und Chat-Rooms.
In meinem Email-Postfach landen in regelmäßigen Abständen Geschichten
wie diese:
"Die 81-jährige Stella
Liebeck erhielt 4,5 Millionen US-Dollar zugesprochen, weil sie sich
bei McDonalds einen Becher Kaffee über den Leib schüttete. Das Gericht
begründete dies damit, dass sie nicht auf die Tatsache hingewiesen
worden sei, dass der Kaffee heiß ist."
Fast nichts daran ist wahr, aber egal. Andere Geschichten betreffen
den Computer selbst, wie die nachfolgende Meldung:
"Wenn sie eine Email mit
dem Titel "GET MORE MONEY!!!" erhalten, öffnen sie diese unter keinen
Umständen! Sie wird alle Daten löschen, die sich auf Ihrer Festplatte
befinden. Dies ist ein neues, gefährliches Virus, und noch nicht
sehr viele Leute wissen darüber Bescheid."
Seid beruhigt! Solch einen Virus gibt es nicht. Diese Sorte von
Internet-Geschichten hat sogar einen eigenen Namen bekommen: Hoax
(englisch) oder einfach Hokuspokus.
Bevor
ich euch zu einer echten Märchensammlung führe, möchte ich euch
noch einen aktuellen Bilder-Hokuspokus vorstellen. Sicher habt ihr
von der schrecklichen Flutwelle in Asien gehört. Spaßvögel haben
aus diesem Anlass ein Foto per Email herumgeschickt, das angeblich
die Thailändische Stadt Phuket City zeigt, kurz bevor die Welle
zuschlägt.
Wer genau hinschaut, erkennt, dass es sich dabei um eine billige
Fälschung handelt. Die Flutwelle ist per Computer hinein montiert.
Nicht einmal die gezeigte Stadt ist Phuket City. Vielmehr handelt
es sich auf dem Bild um die Skyline von Antofagasta in Chile (Südamerika).
Im Internet tummeln sich aber nicht nur solche Geschichten, die
einem einen schalen Geschmack hinterlassen, nein auch richtige Märchen
gibt es hier zuhauf. Das hängt sicher damit zusammen, dass
von den meisten Märchen keine Autoren bekannt sind oder diese
längst gestorben sind. Deshalb muss niemand um Erlaubnis gefragt
werden, ob man die Geschichten veröffentlichen darf.
Die Suchmaschine für Kinder Milkmoon
hat sich die Mühe gemacht, viele Märchen aus aller Welt
zu sammeln und sie in einer Märchensuchmaschine bereit zu stellen.
Die nachfolgende Weltkarte führt zu den nach Herkunft sortierten
Märchenseiten bei Milkmoon und bieten einen guten Startpunkt
um in die weite Internet-Märchenwelt einzutauchen:
Doch passt auf, dass ihr auf Grund der unüberschaubaren Vielfalt
nicht in die Irrgärten des Internet geratet und erst wieder
100 Jahre später auftaucht!
Es grüßt euch Juan aus Brasilien.
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