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Rossipottis 11 Uhr Termin

 

die vier heiligen drei könige

von arne rautenberg

 

kaspar

melchi

orbal

thasar

 

 

Dieses erstaunliche Gedicht hat Arne Rautenberg Rossipotti netterweise ausgeliehen. Vielen Dank! © arne rautenberg

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Rudis Wunschzettel

von Wartan Bekeredjian

Jakob blieb vor dem Schaufenster stehen. Mit großen Augen bestaunte er die vielen Spielsachen, die in der Auslage waren. Welche wohl für ihn unter dem Weihnachtsbaum lagen?
"Nun komm!", rief seine Mutter. "Wenn wir nicht pünktlich bei Oma sind, dann verpassen wir noch den Weihnachtsmann."
Jakob riss sich nur schwer von dem Schaufenster los und schlurfte hinter seiner Mutter her. In seinen Augenwinkeln sah er ein Stück Papier, das durch den Wind angetrieben, mit ihm Schritt hielt. Er bückte sich danach und hob es auf. Es war zusammengeknüllt. Das Papier knisterte, als er es in seiner Handfläche glatt strich. Mit einem dünnen Stift war eine Liste aufgeschrieben; eine sehr kurze Liste, wie Jakob fand.

"Lieber Weihnachtsmann,
ich habe versucht dieses Jahr ganz artig zu sein. Falls ich ein (oder auch zwei) Geschenke verdient habe, dann wünsche ich mir
1. einen neuen Ball
2. neue Buntstifte (Papier habe ich noch welches)
Wo das Kinderheim St. Stephanus ist, weißt du ja.
Vielen Dank
Rudi"

Das war aber bescheiden, dachte Jakob. Ein Ball und ein paar Buntstifte? Seine Wunschliste war bedeutend länger. Alleine drei Computerspiele hatte er sich gewünscht. Zwei neue Comics und ein paar Turnschuhe. Etwas Geld für das Konto wäre auch nicht schlecht. Aber dafür würde die Oma schon sorgen.
"Jetzt komm endlich", schimpfte die Mutter. Jakob steckte den Zettel in seine Hosentasche, bevor sie seine Hand ergriff und ihn hinter sich her schleifte.
Eigentlich freute sich Jakob auf Weihnachten. Aber warum musste er jedes Jahr diesen kratzigen Pullover anziehen und sich die ganze Familie bei der Oma treffen? Gerade auf seine Cousine Tanja hätte er an diesem Abend gerne verzichtet, mit ihr vertrug er sich nämlich gar nicht. Die war immer so zickig, dass er sich zusammenreißen musste. Streit unter dem Weihnachtsbaum hatte es einmal gegeben. Danach hatten sie nicht alle Geschenke auspacken dürfen. Lieber würde er den ganzen Abend grinsen.
Omas Klingel klirrte immer herrlich schrill. Das mochte Jakob und er klingelte öfter, als seiner Mutter lieb war. "Musst du immer mit der Klingel spielen, da dröhnen einem ja die Ohren!"
"Na mein Junge, schon aufgeregt?", begrüßte sein Vater ihn, als er die Tür öffnete. Jakobs Vater war schon bei Oma, er hatte den Truthahn besorgt und half der Oma beim Tischdecken.
"Ja, bin mal gespannt, was es so gibt."
"Du wirst überrascht sein." Sein Vater lächelte verschmitzt. Das war immer ein gutes Zeichen. Jakobs Herz machte einen Freudensprung.
Im Flur hängte Jakob seine Jacke an der Garderobe auf. Seine Fäuste steckte er in die Hosentaschen, dann schlenderte er an seinen Eltern vorbei ins Wohnzimmer. Da stand der schön geschmückte Weihnachtsbaum. Das weiße Licht glitzerte in den goldenen und silbernen Kugeln. Und unter dem Weihnachtsbaum lagen auf mehrere Stapel geschichtet Weihnachtsgeschenke. 'Welche wohl für mich sind?'
Da fühlte er Papier in seiner Hosentasche. Rudis Wunschzettel! Den hatte er völlig vergessen. Er kramte es hervor und las es erneut durch. Ein Ball und ein paar Buntstifte. Das war ja wirklich nichts. Ob Rudi jemanden hatte, der ihm diese Wünsche erfüllte?
Wie alt Rudi wohl war? Was, wenn der noch so klein war, dass er an den Weihnachtsmann glaubte? Wie schwer würde Rudi enttäuscht sein, wenn er nichts bekäme? Sein Wunschzettel lag ja schließlich irgendwo auf der Straße. Wer wusste überhaupt noch davon?
Jakob ging in die Küche und umarmte seine Oma. Auch Tanja war schon da, mit Tante Elli und Onkel Richard. Sie saßen alle am Küchentisch. Jeder hatte eine Tasse in der Hand.
"Möchtest du auch was trinken?", fragte Tante Elli.
"Eine Cola." Jakob wusste, dass das seiner Mutter nicht gefiel. Ihre Augen blitzten kurz auf. Aber zu Weihnachten war das schon okay.
"Papa, weißt du, wo das Kinderheim St. Stephanus ist?", fragte Jakob, als er sein Glas in der Hand hielt und neben Tanja stand.
"Was willst du denn im Kinderheim?", giftete ihn Tanja an.
"Ach, was geht dich das an? Dich habe ich nicht gefragt!"
Jakobs Vater grübelte einen Moment. "Ich glaube, das ist ganz in der Nähe vom Krankenhaus. Wie kommst du darauf?"
"Nur so!", antwortete Jakob. Damit war das Thema erledigt.

Jakob schälte sorgfältig mit den Fingern die Haut vom Truthahn ab. Die war knusprig braun und das beste Stück wollte er sich für den Schluss aufheben. Ob Rudi heute auch ein Stück Truthahn essen würde? Seitdem Jakob das zweite Mal auf den Zettel geschaut hatte, musste er immer wieder an Rudi denken. Wäre es nicht möglich, ihm ein Stück Truthahn vorbeizubringen. Wer weiß, wie sehr er sich darüber freuen würde? Andererseits, auch im Kinderheim würden sie sicher Weihnachten feiern. Wenn kein Truthahn, dann vielleicht eine Gans?
Aber was war mit dem Ball und den Buntstiften? Rudis Wunschzettel war ja verloren gegangen, und Weihnachten ohne Geschenke, das war blöd. Er wollte nachher auch noch seine Geschenke auspacken.
"Oma, hast du hier noch eine Packung Buntstifte?", fragte Jakob, als sie gerade ein Stück Truthahn in den Mund geschoben hatte. Verwundert guckte die Oma über den Tisch.
"Was willst du denn jetzt mit Buntstiften?", fragte Jakobs Mutter.
"Einen Ball müsstest du noch im Keller haben. Den habe ich kaum benutzt. Der dürfte noch gut sein." Jakob hatte einen Plan gefasst.
"Buntstifte und ein Ball?" Auch der Vater konnte seine Verwunderung nicht zurückhalten. Jakob griff in seine Hosentasche und holte den Zettel hervor. Reihum wanderte dieser von Person zu Person. Am Ende schmunzelte seine Mutter. "Das ist mein Junge!", sagte sie voller Stolz. "Dann fahren wir doch gleich alle gemeinsam ins Kinderheim, vielleicht können wir auch ein Stück vom Truthahn einpacken!", sagte sie zufrieden.
Jakobs Augen leuchteten. Das wäre mal ein ganz anderes Weihnachten. So wie sie noch nie Weihnachten gefeiert hatten. Er sprang auf und rannte in den Keller. Den Ball hatte er im Nu gefunden. Der war wirklich noch gut und hatte kaum Gebrauchsspuren. Die Oma hatte noch eine Packung unbenutzter Buntstifte und einen Malblock. Da würde sich Rudi sicher freuen. Aber dann hielt Jakob inne. Rudi würde doch sicher nicht alleine sein. Was konnte man noch den anderen Kindern mitbringen?
Kaum war er im Wohnzimmer, meldete Jakob seine Sorgen an. "Ach was", sagte die Oma, "die Buntstifte können sich doch alle Kinder teilen und auch mit dem Ball können alle gemeinsam spielen. Außerdem habe ich noch eine Menge Süßigkeiten. Die nehmen wir alle mit. Die Kinder werden sich freuen."
Gemeinsam räumten sie den Tisch ab, packten eine kleine Kiste mit Süßigkeiten, legten den Ball, die Buntstifte und den Malblock rein.
Beim Einsteigen ins Auto flüsterte Tanja Jakob zu: "Alle Achtung, das hätte ich von dir nicht gedacht. Ich fand dich immer blöd."
"Siehst du." Mehr sagte Jakob nicht.

Das Kinderheim hatten sie schnell gefunden. Schon von weitem sah Jakob, dass dort noch Licht brannte. Er freute sich darauf, Rudi zu treffen. Und auch die anderen Kinder. Sein Herz hämmerte wie wild gegen seinen Brustkorb. Sein Nacken war nass vor Schweiß. Ihm war plötzlich viel zu warm. Was, wenn die Heimleiter sie einfach zurückschicken würden. Gar nicht gemeinsam mit ihnen Weihnachten feiern wollten?
Seine Mutter läutete an der Tür. Die Klingel war angenehm, drei unterschiedlich hohe Töne erklangen nacheinander. Jakob schielte hinüber zu Tanja. Sie stupste ihn an die Schulter. Irgendwie war sie heute netter als sonst, dachte Jakob. Vielleicht war sie auch nicht so blöd.
Hinter der Tür hörten sie Schritte, ein Schlüssel drehte sich im Schloss und ein älterer Herr machte auf. Seine Stirn legte sich fragend in Falten, als er die kleine Truppe sah.
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?", fragte er. Seine Stimme war leise und zitterte leicht. Jakobs Vater atmete einmal tief durch und erzählte von dem Wunschzettel. "Wohnt hier ein Rudi?", fragte er dann schließlich.
Der Mann lächelte verschmitzt. "Der liebe Rudi. Natürlich wohnt der hier. Kommt alle rein."

Als Jakob mit seiner Familie wieder zu Hause war, war Heiligabend längst vorbei. Ihre eigenen Geschenke wollten sie erst zum Frühstück auspacken. Zu sehr hingen sie mit ihren Gedanken dem gerade erlebten hinterher. Rudis glänzende Augen, als er den Block und die Buntstifte sah. Die anderen Kinder hatten gleich mit dem Ball gespielt und eine Lampe umgeworfen. Die Süßigkeiten waren nach kurzer Zeit komplett aufgegessen. Auch Jakob hatte etwas abbekommen. Er war sich sicher, dass das sein schönster Heiligabend gewesen war.

Diese weihnachtliche Geschichte hat Wartan Bekeredjian mit Rossipotti geteilt. Vielen Dank für das schöne Geschenk! © Wartan Bekeredjian.

 

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Der Schnupfen

von Christian Morgenstern

Ein Schnupfen hockt auf der Terasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse

- und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.

Paul Schrimm erwidert prompt: Pitschü!
und hat ihn drauf bis Montag früh.

 

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Das dicke Kleid

von Jürg Schubiger

Da es in Lappland sehr kalt ist, trägt man dort dicke Kleider. Ein Lappländer ließ sich einmal das dickste Kleid der Welt herstellen. Dieses Kleid sah aus wie ein Mantel, es war aber fast so weit wie ein Haus, und die Taschen waren so groß wie Zimmer. Man konnte Esswaren darin verstauen, die für viele Wochen ausreichten. Vor dem Bauch war ein Ofen angebracht, den man von innen her heizte.
Einmal sah der Mann, der den Mantel trug, eine schöne junge Lappländerin. Er liebt die Frau auf der Stelle und nahm sie in seinen Mantel hinein. Die Lappländerin, die ihn ebenfalls liebte, schenkte dem Mann zwei Mädchen. Nun lebte eine ganze Familie im Kleid des Lappländers. Sogar Hunde und Katzen fanden sich im Saum des Kleides ein und liefen darin herum. Das war ein Haushalt, der auch im härtesten Winter warm genug hatte.

 

Die Geschichte hat der Beltz & Gelberg Rossipotti freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Das freut uns sehr! Vielen Dank! Die Geschichte findet ihr in dem tollen Band:
Jürg Schubiger: Als die Welt noch jung war. Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. Beltz & Gelberg. Weinheim/Basel 1995. © Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel.

 

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zehn walrosse

von arne rautenberg


zehn walrosse sahen auf eisige weiten

und ließen sich vom reimen leiten

das erste wollte im smoking schreiten

das zweite auf einem pottwal reiten

das dritte wollte am fallschirm gleiten

das vierte mit neptuns dreizack streiten

das fünfte wollt´ in der sauna arbeiten

das sechste ein lila röcklein ausbreiten

das siebte wollt´ tanzen in rosigen zeiten

das achte nurmehr nixen begleiten

das neunte ein pinguin-picknick bereiten

dem zehnten fehlten gemeinsamkeiten

 

Danke auch für dieses winterliche Gedicht! © arne rautenberg
Mehr betörende Gedichte von arne rautenberg findet ihr übrigens in der Lyrik-Ausgabe von Rossipotti.

 © Rossipotti No. 19, Dez. 2008