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Kulturtasche
Interview mit Kat Menschik, Illustratorin
Liebe Kat, du hast in Berlin und Paris Kommunikationsdesign
studiert. Einfacher kann man auch sagen, dass du eine ausgebildete
Illustratorin bist. Wie bist du auf die Idee gekommen? Hast
du schon als Kind gerne gemalt? Was gefällt dir am Zeichnen?
Ja, ich habe schon als Kind gezeichnet. Allerdings bin ich
eher zufällig zum Illustrieren gekommen. Ich war mit
einigen anderen Austauschstudenten in Paris. Dort begannen
wir, ein monatliches Comicfanzine namens SPUNK herauszugeben.
Das war 1995 und seitdem habe ich nicht mehr aufgehört
zu zeichnen. Zeichnen macht Spaß!
Du hast einen eigenwilligen Stil, den man sofort erkennt:
Schwarze Tuschezeichnungen mit verspielten Mustern werden
am Computer mit knalliger Farbe ausgefüllt. Verdankst
du deine Mal-Technik dem Computer?
Nein,
es ist eher umgekehrt. Meine Zeichentechnik besteht darin,
die gemalten Konturen mit Farbe flächig auszufüllen.
Das habe ich früher mit Siebdrucktechnik gemacht. Heute
zeichne ich mit Feder und Tusche auf Papier, scanne die Zeichnung
ein und fülle dann die freien weissen Flächen am
Computer mit Farbe aus.
Gute Illustratoren haben einen erkennbaren, eigenen Stil.
Wie hast du dir deinen Stil entwickelt?
Wie entwickelt man einen Stil? In meinem Fall vielleicht,
indem ich mich auf bestimmte Arbeitsmittel festgelegt habe,
mir über die Jahre eine eigene Vorgehensweise angeeignet
habe und einfach immer am "üben" bin. Irgendwann
erkennt man dann sicher die Besonderheiten desjenigen und
nennt es Stil...
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Vita
Kat Menschik wurde 1968
geboren, studierte an der Hochschule der Künste und an
der école des beaux arts in Paris Kommunikationsdesign.
1996 gründete sie mit Freunden den Comic-Verlag MILLIONEN.
Heute arbeitet sie als freie Illustratorin in Berlin. Ihre
Tocher Sascha ist 4 Jahre alt.
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Hast du bestimmte Vorbilder?
Ganz konkrete Vorbilder habe ich nicht. Wichtig ist nur: neugierig
sein und beobachten und sich die Dinge um einen herum anschauen.
Du
warst von 1996-2000 Mit-Verlegerin des Comic-Verlags "Millionen".
Diese Comics waren keine Kinder-Comics in der Richtung von Pokemons,
Simpsons oder Batman, sondern kunstvolle Bilderhefte für Erwachsene.
Trotzdem waren es für euch Comics. Wo hört der Comic auf
und fängt die Illustration an?
Der Unterschied war, dass wir unsere Editionen dreifarbig im Siebdruck
produziert haben. Das machte sie besonders und kunstvoll. Außerdem
haben hervorragende Zeichner und Grafiker illustriert und sich Geschichten
zu bestimmten Themen ausgedacht. Comic und Illustrationen können
sich vermischen. Aber vielleicht hört der Comic an der Stelle
auf, an der er das Serielle verliert und anstelle einer Bilderreihe
nur noch Einzelillustrationen stehen, die keinen filmartigen Handlungsablauf
mehr haben. Wenn man Zeichnungen einsetzt, um beispielsweise Zeitungstexte
zu illustrieren, korrespondiert die Zeichnung mit dem sie umgebenden
Text. Der Comic wiederum erzählt eine eigenständige Geschichte.
Vor zwei Jahren hast du das Nixenerkennungsbuch "Die
Nixen von Estland" von Enn Vetemaa für Erwachsene neu
illustriert. Außerdem illustrierst du seit einigen Jahren
verschiedene Zeitungen für ein erwachsenes Publikum. Mit Peter
Geißlers Roman "Hast du Angst vor Gespenstern" hast
du erstmals ein Kinderbuch illustriert. Macht es dir mehr Spaß
für Kinder oder für Erwachsene zu zeichnen? Und wo liegt
der Unterschied?
Es ist genauso spannend, Kinderbücher wie Illustrationen
für Erwachsene zu machen. Die Zeichnungen unterscheiden sich
ein wenig, weil ich auf kindliche oder eben erwachsene Inhalte eingehe.
Meine Kinderillustrationen sind, glaube ich, etwas plakativer und
weniger "durchmustert" als andere Illustrationen.
Wie bist du zum Kinderbuch gekommen?
Zum Kinderbuch bin ich dank meiner Tochter, die jetzt vier Jahre
alt ist, gekommen. Ich habe für sie gezeichnet, die Bilder
dann irgendwann mal angeboten und seitdem arbeite ich für Kinderbuchverlage.
Letztes
Jahr hast du die Figuren aus Molly Moon entworfen. Wenn man das
Buch liest, ist man erstaunt, wie frech und poppig deine Figurenportäts
im Vergleich zum etwas altmodischen Text sind. Schreibst du durch
deine Bilder Texte ganz bewusst neu?
Nein, ich versuche, auf Beschreibungen der Figuren einzugehen
und zeichne sie dann so, wie ich sie mir vorstelle. Ich finde aber
auch den Text nicht besonders altmodisch.
Reizt es dich, ein gesamtes Buch alleine zu gestalten, also
sowohl den Text zu schreiben als auch die Illustrationen zu machen?
Nein, ich muss kein Buch ganz allein machen, weil ich mich für
keine besonders gute Erzählerin halte. Ich finde, das können
andere besser. Deshalb arbeite ich gern als "Dienstleisterin"
und gestalte gern Bücher gemeinsam mit den Autoren.
Welche
Comic-Figur hat dir als Kind am besten gefallen? Und welcher
würdest du heute am liebsten begegnen?
Ich bin gar nicht mit Comics aufgewachsen. Das liegt vielleicht
an meiner ostdeutschen Herkunft. Aber ich habe immer gern gelesen
und mir die Figuren vorgestellt. Davon gibt es sehr viele! Aber:
Pippi Langstrumpf war schon eine Heldin meiner Kindheit.
Na, dann wünschen wir dir, dass deine Figuren,
die Helden heutiger Kinder werden. Vielen Dank für das Gespräch!
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